Schloss Türnich

Schloss Türnich
Schloss Türnich

Schloss Türnich ist ein barockes Schloss im Stadtteil Türnich der Stadt Kerpen im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen und steht im Besitz von Graf Godehard von und zu Hoensbroech.

Die Geschichte des Schlosses lässt sich bis in das Jahr 898 zurückverfolgen. Die heutige Form des spätbarocken Herrenhauses ließ Freiherr Carl Ludwig von Rolshausen Mitte des 18. Jahrhunderts bauen. Der Entwurf stammt vermutlich vom Kölner Hofbaumeister Michael Leveilly.

Die Grundrisse ähnelt stark dem von Jagdschloss Falkenlust in Brühl, das François de Cuvilliés für den Kölner Kurfürsten Clemens August I. von Bayern erbaute. Ebenso besteht eine Vergleichbarkeit zu Schloss Jägerhof in Düsseldorf Pempelfort.

Das Schloss ist seit 1974 aufgrund der Grundwassersenkung durch den Braunkohleabbau der Rheinbraun AG in schlechtem baulichen Zustand und droht auseinanderzubrechen. Es ist derzeit unbewohnbar. Eine vollständige Wiederherstellung wird von der Besitzerfamilie angestrebt.

Innenansicht der Schlosskapelle

An die Nordostecke des Herrenhauses schließt sich in Ostrichtung eine einschiffige Kapelle von 1895 mit runder Apsis an. Die Kapelle wurde von dem Architekten Heinrich Krings erbaut und ist der heiligen Elisabeth von Thüringen geweiht. Das Innere ist neuromanisch mit Marmorverkleidung und Wandgemälden reich ausgestattet. Die Ausmalung erfolgte durch den Nazarener Franz Guillery sowie Eduard Gebhardt und Ernst Deger. Die Skulpturen wurden von Wilhelm Albermann geschaffen. Nach einem Brand im Januar 1991[1] konnte die Kapelle mit ihrer Ausstattung weitgehend wiederhergestellt werden. Einige Teiles des Altaraufsatzes und dessen goldene Umrandung mit ihren sechs Kristallkugeln konnten nicht restauriert werden und wurden auch nicht rekonstruiert. Ebenso entstanden an der Sakristei und den Malereien in der Kapelle bleibende Schäden.

Der kleine private Barockgarten sucht im Rheinland seinesgleichen. Der öffentlich zugängliche Schlosspark enthält eine Vielzahl verschiedener, teils exotischer Bäume und Sträucher. Prunkstück ist eine prachtvolle Lindenallee. Darüber hinaus ist der Park mit zahlreichen Steinen des Künstlers Marko Pogačnik ausgestattet, welcher dieser nach geomantischen Gesichtspunkten geschaffen hat.

Graf Godehard von und zu Hoensbroech hat einen biologischen Obstgarten nach den Regeln des Demeter-Verbandes angelegt.

Ein Schlosscafé befindet sich im Raum einer Präsenzbibliothek in der Vorburg. Diese enthält u. a. verschiedene Universal- und fachspezifische Lexika, einige Gesamtausgaben klassischer deutscher Literatur, heute nicht mehr erhältliche theologische Gesamtausgaben sowie umfangreiche Belletristik. Der Bestand reicht zurück bis in das Jahr 1590.

Literatur

  • Heinz Firmenich, Helmut Rossen: Schloss Türnich. Gesellschaft für Buchdruckerei, Neuss 1975 (Rheinische Kunststätten. Nr. 175).
  • Gemeinde Türnich: Türnich im Wandel der Zeit. Türnich 1974, S. 175–179, 228.
  • Harald Herzog: Rheinische Schloßbauten im 19. Jahrhundert. Bonn 1981, ISBN 3-7927-0585-0, S. 29 ff, 164–172.
  • Sabine Heuser-Hauck: Der Architekt Heinrich Krings (1875–1925). Dissertation an der Philosophischen Fakultät Bonn, Bonn 2005, S. 180–184 (PDF; 23,5 MB).
  • Norbert Hierl-Deronco: Es ist eine Lust zu bauen. Von Bauherren, Bauleuten und vom Bauen im Barock in Kurbayern-Franken-Rheinland. Eigenverlag, Krailling 2001, ISBN 3-929884-08-9.
  • Hermann Hinz: Archäologische Funde und Denkmäler des Rheinlandes, Band 2. Kreis Bergheim, Düsseldorf 1969, S. 344–345.
  • Frank Kretzschmar (Bearb.): Kirchen Klöster und Kapellen im Erftkreis. Rheinland-Verlag, Köln [1984], ISBN 3-7927-0821-3, S. 134–137 (Erftkreisveröffentlichung. Nr. 94).
  • Henriette Meynen: Wasserburgen Schösser und Landsitze im Erftkreis. Köln 1979, ISBN 3-7927-0521-4, S. 104–109.
  • Annaliese Ohm: Die Denkmäler des Rheinlandes. Königshoven-Türnich. Rheinland-Verlag, Düsseldorf 1971, ISBN 3-508-00186-5, S. 97–99, 103–104.

Weblinks

 Commons: Schloss Türnich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Albert Verbeek: Gesamtkunstwerke im sakralen Bereich. In: Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Band 1. Düsseldorf 1980, S. 51.
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