Schmale Heide

Schmale Heide
Satellitenaufnahme von der Schmalen Heide mit dem Fährhafen Sassnitz im Norden und dem Ostseebad Binz im Süden

Die Schmale Heide ist eine 9,5 Kilometer lange und etwa zwei Kilometer breite Nehrung zwischen dem Ostseebad Binz und der Ortschaft Neu Mukran bei Sassnitz auf der Insel Rügen. Sie liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Binz und wird im Nordwesten vom Kleinen Jasmunder Bodden und im Osten von der Prorer Wiek begrenzt.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Die Gestaltung der stark gegliederten Küstenlinien Rügens war ein Wechselspiel von Meeresspiegelschwankungen und Landhebungsprozessen nach der letzten Eiszeit (Weichseleiszeit).

Man geht davon aus, dass das Gebiet der heutigen vorpommerschen Ostseeküste nach dem letzten eiszeitlichen Gletschervorstoß (Nordrügen-Ostusedomer Staffel) seit ca. 13.000 Jahren eisfrei, aber weiträumig Festland war. Der Spiegel der Weltmeere lag eiszeitbedingt erheblich niedriger als heute. Vor ca. 9000 Jahren staute sich ein Schmelzwassersee (der Ancylus-Großsee) auf, der einen maximalen Meeresspiegel von 8 m unter NN erreichte. Dieser floss aber nach einem Gesamtzeitraum von ca. 1000 Jahren teilweise rasch in das Weltmeer ab, was zu einer erneuten Festlandphase führte (Ancylus-Regression). Erst vor 8000 Jahren begann – nach einem allgemeinen Anstieg der Weltmeere – der Meeresspiegel im Ostseebecken durch Überflutung der Landbrücke zwischen Dänemark und Skandinavien rasch um 15 m zu steigen (Litorinameer) und erreichte vor 5500 Jahren fast den heutigen Stand.

Feuersteinfelder bei Neu Mukran

Seit dieser Zeit schwankte der Meeresspiegel nur noch um 1–2 m und ein Küstenausgleichsprozess setzte ein, der bis heute anhält. Hierbei werden insbesondere die Kliffküsten Rügens durch Brandung und Meeresströmung abgetragen und die Sedimente als Sand und Geröll zwischen den Inselkernen als Nehrungen und Haken wieder abgelagert.

Die Schmale Heide liegt in einem alten Gletscherzungenbecken zwischen den Inselkernen Jasmund und Granitz. Wie geologische Bohrungen bei Prora in der Mitte der Nehrung belegen, hat hier bereits die Brandung des Ancylus-Großsees eine 11 m hohe Sedimentschicht abgelagert, die später durch das Litorinameer noch einmal um weitere 10 m erhöht wurde. Hierbei lagerte sich ein Strandwall vor dem anderen ab, wodurch die Nehrung der Schmalen Heide ihre heutige Breite von ca. 2 km erreichte. In Zwischenphasen bestand das durch Strömung und Brandung abgelagerte Material – in stärkerem Maße als heute – aus Feuersteinknollen, die aus den Kreidekliffs der Halbinsel Jasmund ausgewaschen wurden. Dies führte zur Entstehung der einzigartigen Feuersteinfelder bei Neu Mukran im Norden der Schmalen Heide, die schon seit 1935 unter Naturschutz stehen.

Naturschutzgebiete

Blick über die Feuersteinfelder

Der Schutzzweck des Naturschutzgebietes „Schmale Heide und Feuersteinfelder“ besteht vor allem in der Erhaltung der ca. 14 offen liegenden Feuersteinwälle auf einer Fläche von 2000 × 200 m. Um die sich hier ausbreitende Vegetation zurückzudrängen, wurden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts Teile der Feuersteinfelder eingezäunt und mit Wild besetzt, welches durch Verbiss der Verbuschung entgegenwirken sollte, nachdem um 1840 die Schmale Heide mit Kiefern aufgeforstet worden war. Von Mitte der 70er Jahre bis Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde dies unter Einsatz von Europäischen Mufflons erneut versucht. Zurzeit sind die Feuersteinfelder in ihrer gesamten Ausdehnung frei zugänglich.

Östlich der Feuersteinfelder ist 1994 ein neues Naturschutzgebiet „Schmale Heide und Feuersteinfelder – Erweiterung“ entstanden, welches dem Schutz des Dünenbereichs in Strandnähe dient, in dem eine teils aus seltenen Pflanzen bestehende Vegetation gedeiht. In diesem Gebiet dürfen zum Schutz der empfindlichen Dünenvegetation die gekennzeichneten Wege nicht verlassen werden.

Einflüsse auf die Landschaft

Die Landschaft der Schmalen Heide ist – im Gegensatz zur Schaabe – seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts durch den Bau des KdF-Bades Prora und eine sich daran anschließende jahrzehntelange militärische Nutzung mit der dazugehörigen Infrastruktur entscheidend geprägt worden. Neben dem ca. 5 km langen Gebäudekomplex entlang der Prorer Wiek, der teilweise als Kaserne diente, wurden auch große Teile der Heidelandschaft und der Prora, einer bewaldeten Hügelkette im südlichen Teil der Schmalen Heide, als militärische Übungsplätze und zur Errichtung von Munitionslagern, Fahrzeughallen und -werkstätten genutzt.

Der seit Anfang der 90er Jahre wieder zugängliche Strand an der Prorer Wiek hat seine Beliebtheit als Badestrand zurückerlangen können.

Literatur

  • Ralf-Otto Niedermeyer, Heinz Kliewe, Wolfgang Jahnke: Die Ostseeküste zwischen Boltenhagen und Ahlbeck – Ein geologischer und geomorphologischer Überblick mit Exkursionshinweisen. 1. Auflage. Hermann Haack/Goegraphisch-Kartographische Anstalt, Gotha 1987 (Geographische Bausteine, Heft 30), ISBN 3-7301-0633-3
54.43650541666713.568801883333

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