- Schmiechen (Schelklingen)
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Schmiechen ist ein Stadtteil von Schelklingen im Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Schmiechen liegt im Schmiechtal, einem Tal am Südrand der Schwäbischen Alb auf 545 m NHN zwischen Schelklingen (2 km) und Allmendingen (5 km) bzw. Ehingen a.D. (10 km).
Geschichte
Schmiechen wurde um die Jahre 1220/30 erstmals urkundlich als Schmiechain erwähnt. Der Ort entstand aber früher, und zwar zeigte sich bei den archäologischen Ausgrabungen bei der Erweiterung der Pfarrkirche 1990, dass bereits im 7. Jahrhundert eine Kapelle vorhanden gewesen sein muss.
Schmiechen hatte im Mittelalter seinen eigenen Ortsadel, genannt Fleck von Schmiechen. Eine weitere Familie nannte sich Griff von Schmiechen und eine dritte Kälbelin. Im 15. Jahrhundert verschwindet der Ortsadel aus der Ortsgeschichte.
Ein Herrensitz oder eine Burg im Dorf Schmiechen konnte bislang nicht nachgewiesen werden, doch befand sich möglicherweise an der Stelle der Pfarrkirche oder im Bereich des Friedhofs eine Burg, wovon die Pfarrkirche anfangs vielleicht nur ein Teil war (Burgkapelle). Nach der topografischen Lage müsste es sich um eine Wasserburg gehandelt haben.
Das Dorf wurde durch sukzessive Erwerbungen seit dem 13. Jahrhundert Teil der Klosterherrschaft Urspring. Mit der Säkularisation des Klosters Urspring 1806 kam auch Schmiechen an das Herzogtum Württemberg.
Wappen
Das Gemeindewappen zeigt den Steinbock der Adelsfamilie Fleck von Schmiechen.
Religionen
Die katholischen Einwohner von Schmiechen waren schon früh in die römisch-katholische Kirchengemeinde St. Vitus Schmiechen eingepfarrt, die evangelischen Einwohner nach Weiler (Blaubeuren).
Eingemeindungen
Die Gemeinde Schmiechen war bis 1806 Teil der Klosterherrschaft Urspring. 1807 wurde der Ort Teil des Oberamts Urspring des Kreises Ehingen, seit 1809 gehörte es zum Oberamt Blaubeuren und seit 1938 zum Landkreis Ehingen. Seit der Gemeindereform im Jahr 1974 ist Schmiechen eine Teilgemeinde der Stadt Schelklingen im Alb-Donau-Kreis.
Teilorte von Schmiechen
- Der Hof Muschenwang gehörte von ca. 1825 bis 1834 zu Schmiechen und wurde 1834 nach Hausen o.U. eingemeindet.
- Vohenbronnen: ein Hofgut, mehrere Kilometer von Schmiechen entfernt an der Straße Schelklingen-Ringingen, welches dem Steinbruch des Zementwerks Schelklingen Vohenbronnen weichen musste.
Einwohnerentwicklung
Im späten 15. Jahrhundert hatte Schmiechen etwa 200–250 Einwohner, errechnet anhand der Zahl der Lehensgüter. Am 31. Dezember 2008 betrug die Einwohnerzahl Schmiechens 1.023 Personen.
Politik
Schultheißen und Ortsvorsteher
Ortsvorsteher
Der Ortsvorsteher wird von der Stadt Schelklingen auf Vorschlag des Ortschaftsrates ernannt. Derzeit (September 2009) ist Wolfgang Bucher Ortsvorsteher.
Bildung und Sport
Der Ort verfügt über den Kindergarten St. Antoniushaus und über eine Grundschule. Die sportliche Infrastruktur besteht aus einer Sportanlage (Fußball) und einer Tennisanlage. Für Hallensport steht die Mehrzweckhalle zur Verfügung.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Schmiechen war ursprünglich ein fast reines Bauerndorf mit nur wenigen Handwerkern unter der Herrschaft des Klosters Urspring. Neben Bauernhöfen und Sölden bestand das Dorf anfangs aus nur einer Gastwirtschaft (Gasthaus zur Sonne), einer Mahlmühle, einer Schmiede, einem Schulhaus, der Pfarrkirche St. Vitus mit Friedhof und dem Pfarrhaus daneben.
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich Ansätze einer Industrialisierung, wie z.B. die Gründung einer Zündholzfabrik. Der einzige große Industriebetrieb, welcher im 19. Jahrhundert entstand, ist die Spinnerei Held. Diese Firma besteht noch heute.
Aus der zentralen Taverne des Dorfes, dem Gasthaus zur Sonne entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine größere Brauerei, welche in den 1970er Jahren abgebrochen wurde (Besitzer seit etwa 1820: Familie Burgmaier). Im 19. Jahrhundert wurde eine zweite Gaststätte, das Gasthaus zum Hirsch eröffnet.
Verkehr
Schmiechen liegt an der Bundesstraße 492 zwischen Schelklingen nach Ehingen a.D.. Aus Richtung Mehrstetten trifft in Schmiechen die Kreisstraße 7407 (Schmiechtalstraße) ein.
Schmiechen hat seit 1868 einen Anschluss an die Bahnstrecke Ulm – Freiburg i.Br. mit eigener Haltestelle und Bahnhof. Der beschrankte Bahnübergang der B 492 über die Bahnstrecke wurde 2007/2008 beseitigt und die Bahnlinie untertunnelt.
Schmiechen hat seit 1901 Anschluss an die Bahnstrecke Schelklingen – Reutlingen (Schwäbische Albbahn). Diese wird allerdings nur noch zu Ausflugsfahrten und zum Schülertransport benutzt.
Kulinarische Spezialitäten
Schmiechen besitzt mehrere Gaststätten, welche u.a. schwäbische Gerichte anbieten: das Gasthaus zum Hirsch, das Gasthaus Schwabenstüble und das Gasthaus zur Sonne.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Die mittelalterliche Pfarrkirche St. Vitus mit dem ummauerten Friedhof
- Heiligenstatue und Kreuzweg beim Friedhof
Natur
- Der Schmiechener See: einzigartiges Naturdenkmal in Baden-Württemberg
- Die Schmiech und das Schmiechtal: ein romantisches Flusstal mit Fahrradwegen, Wandermöglichkeiten, den Fallenstöcken für die Wiesenwässerung und dem Forellenwasser Schmiech
Persönlichkeiten
- Franz Xaver Reihing (* Rottenburg am Neckar 17. November 1804, † Schmiechen 2. Juni 1888): Pfarrer, Kirchenmusiker und Chronist
Literatur
- Bollow, Robert: Leben und Werk des Schmiechener Pfarrers Franz Xaver Reihing, Kirchenmusiker und Chronist 1804–1888. Schelklingen: Stadtarchiv, 1985 (Schelklinger Hefte, Nr. 9).
- Bollow, Robert: Die Ortsgeistlichen von St. Vitus, Schmiechen. Schelklingen: Stadtarchiv, 1991 (Schelklinger Hefte, Nr. 17).
- Kirchengemeinde St. Vitus Schmiechen (Hrsg.): Festschrift zum Abschluss der Erweiterung und Sanierung der Pfarrkirche St. Vitus, Oktober 1997. Schmiechen: Kirchengemeinde St. Vitus Schmiechen, 1997. 66 S.
- Landesarchivdirektion Baden-Württemberg (Hrsg.): Der Alb-Donau-Kreis. 2 Bde. Sigmaringen: Thorbecke, 1999, hier Bd. 2, S. 921–925. ISBN 3-7995-1351-5.
- Memminger, Johann Daniel Georg von: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Stuttgart und Tübingen: J.G. Cotta’sche Buchhandlung, 1830 (Reprint Horst Bissinger Verlag, Magstadt, ISBN 3-7644-0007-2) (Volltext auf Wikisource).
- Reichardt, Lutz: Ortsnamenbuch des Alb-Donau-Kreises und des Stadtkreises Ulm. Stuttgart: W. Kohlhammer, 1986, S. 263f. (Schmiechen) und S. 314 (Vohenbrunnen).
- Schmidt, Erhard: Ergebnisse der bauarchäologischen Untersuchungen zur Frühgeschichte der Pfarrkirche St. Vitus in Schelklingen-Schmiechen, Alb-Donau-Kreis. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg. 1990, S. 288–292.
Weblinks
Wikisource: Schmiechen in der Beschreibung des Oberamts Blaubeuren von 1830 – Quellen und Volltexte48.3470939.709384Koordinaten: 48° 20′ 50″ N, 9° 42′ 34″ OKategorien:- Ort im Alb-Donau-Kreis
- Schelklingen
- Ehemalige Gemeinde (Alb-Donau-Kreis)
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