- Oberamt Blaubeuren
-
Das Oberamt Blaubeuren war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #6), der 1934 in Kreis Blaubeuren umbenannt und 1938 aufgelöst wurde, wobei seine Gemeinden den Landkreisen Ehingen und Ulm zufielen. Allgemeine Bemerkungen zu württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im 14. Jahrhundert erzeugte der Niedergang der Grafen von Helfenstein ein Machtvakuum in deren Stammland, dem zwischen Blau und oberer Fils gelegenen Teil der Schwäbischen Alb. Dies nutzte die aufstrebende Reichsstadt Ulm zur territorialen Expansion, während Württemberg sein Gebiet zunächst nicht über Münsingen und Laichingen hinaus vergrößern konnte. Erst 1447 gelang der Erwerb von Stadt und Herrschaft Blaubeuren, die als Amt Blaubeuren in den Verwaltungsaufbau eingefügt wurden. Mit diesem Besitz verbunden war auch die Vogtei über das wohlhabende Benediktinerkloster. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster in eine evangelische Klosterschule umgewandelt, sein Besitz fortan als Klosteramt verwaltet.
Von den Umwälzungen der napoleonischen Zeit profitierte im Ulmer Raum zunächst Bayern, dem der Reichsdeputationshauptschluss 1803 das reichsstädtische Territorium zuteilte. Württemberg erhielt 1805 durch den Preßburger Frieden Schelklingen und Urspring, im folgenden Jahr mit der Rheinbundakte die deutschordische Herrschaft Arnegg. 1807 wurden Stadt- und Klosteroberamt Blaubeuren zum neuen Oberamt Blaubeuren verschmolzen, 1808 ein Teil des kurzlebigen Oberamts Urspring eingegliedert. 1810 trat Bayern per Staatsvertrag einen Großteil der 1803 erworbenen Gebiete an Württemberg ab, was dem Oberamt Blaubeuren erheblichen Gebietszuwachs im Norden und Osten einbrachte. Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Donaukreis zugeordneten Bezirks waren nach der Neuordnung die Oberämter Geislingen, Münsingen, Ehingen und Ulm.
Nach der Auflösung des Kreises Blaubeuren 1938 kamen fast alle Städte und Gemeinden zum Kreis Ulm, nur die Stadt Schelklingen und die Gemeinden Schmiechen und Hausen ob Urspring gingen an den Kreis Ehingen.
Ehemalige Herrschaften
1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:
- Herzogtum Württemberg
- Weltliches Oberamt („Stadtoberamt“) Blaubeuren: Stadt Blaubeuren, Asch, Beiningen, Berghülen mit Treffensbuch, Bühlenhausen, Gerhausen, Pappelau, Sonderbuch, Suppingen sowie die württembergischen Anteile von Markbronn, Dietingen und Wippingen;
- Klosteroberamt Blaubeuren: das ehemalige Kloster Blaubeuren, Erstetten, Lautern, Machtolsheim, Seißen, Weiler sowie der württembergische Anteil von Ringingen.
- Vorderösterreich
Neben der Stadt Schelklingen stand auch das Kloster Urspring mit den Dörfern Hausen und Schmiechen unter österreichischer Landeshoheit. - Reichsstadt Ulm, „Untere Herrschaft“
- Amt Bermaringen: Bermaringen, Scharenstetten, Radelstetten, Temmenhausen;
- Amt Nellingen: Nellingen, Merklingen.
- Deutscher Orden
- Kommende Altshausen: Herrschaft Arnegg mit Eggingen (2/3), Ermingen und Anteilen von Markbronn, Dietingen und Wippingen.
- Kommende Ulm: Bollingen mit Böttingen, Anteile von Weidach und Wippingen.
- Kloster Elchingen, Pflegamt Tomerdingen: Tomerdingen, Dornstadt.
- Kloster Söflingen: Eggingen (1/3), Schaffelkingen, Anteil von Wippingen.
- Kloster Kaisheim: Aichen.
- Reichsritterschaft
Beim Ritterkanton Donau der schwäbischen Ritterschaft war die Herrschaft Herrlingen-Klingenstein der Freiherren von Bernhausen immatrikuliert.
Charakteristisch für das im Übergangsbereich zwischen württembergischem und österreichischem Einfluss, fernab der Machtzentren, gelegene Gebiet waren die vielen Kondominien. In Orten wie Markbronn-Dietingen, Wippingen und Weidach gelang es keinem der Grundherren, aus seinen Rechten die unbestrittene Landeshoheit abzuleiten; Dorfordnungen regelten die gemeinsame Herrschaft. Ein Extrembeispiel war Ringingen, das sich im Widerstreit der (zeitweise über zehn) Grundherren im Spätmittelalter zum Freiflecken entwickelte und diesen Status, ungeachtet der von Württemberg beanspruchten Landeshoheit, bis Anfang des 19. Jahrhunderts bewahren konnte.
Gemeinden
Einwohnerzahlen 1830
Folgende 32 Schultheißereien bzw. Gemeinden waren dem Oberamt Blaubeuren unterstellt:
Nr. frühere Gemeinde Einwohnerzahl 1830 heutige Gemeinde evangel. kathol. 1 Blaubeuren 1810 3 Blaubeuren 2 Arneck1 – 386 Blaustein 3 Asch 604 – Blaubeuren 4 Beiningen 157 – Blaubeuren 5 Berghülen 683 – Berghülen 6 Bermaringen 716 – Blaustein 7 Billenhausen2 191 – Berghülen 8 Bollingen – 370 Dornstadt 9 Dornstatt3 – 467 Dornstadt 10 Eckingen4 – 256 Ulm 11 Ermingen – 272 Ulm 12 Gerhausen 555 – Blaubeuren 13 Hausen ob Urspring – 301 Schelklingen 14 Herrlingen – 457 Blaustein 15 Klingenstein – 298 Blaustein 16 Machtolsheim 634 – Laichingen 17 Markbronn 181 84 Blaustein 18 Merklingen 663 – Merklingen 19 Nellingen 853 – Nellingen 20 Pappelau 467 – Blaubeuren 21 Radelstetten 113 – Lonsee 22 Ringingen 2 632 Erbach 23 Scharenstetten 439 – Dornstadt 24 Schelklingen 17 1055 Schelklingen 25 Schmiechen 7 310 Schelklingen 26 Seißen 581 – Blaubeuren 27 Sunderbuch5 209 – Blaubeuren 28 Suppingen 412 – Laichingen 29 Themmenhausen6 311 – Dornstadt 30 Tomerdingen – 740 Dornstadt 31 Weiler 242 – Blaubeuren 32 Wippingen 296 85 Blaustein Summe 10,195 5,738 heutige Schreibweise:
Arnegg,
Bühlenhausen,
Dornstadt,
Eggingen,
Sonderbuch,
Temmenhausen
Änderungen im Gemeindebestand seit 1813
Um 1830 wurde Radelstetten von Scharenstetten getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben. Ebenfalls um 1830 wurde Erstetten von Ringingen nach Pappelau umgemeindet.
1834 wurde Sotzenhausen, das bis etwa 1825 zu Schmiechen und dann zu Schelklingen gehört hatte, nach Pappelau umgemeindet. Im selben Jahr wurde Muschenwang von Schmiechen nach Hausen ob Urspring umgemeindet.
1933 wurde Gleißenburg von Pappelau nach Blaubeuren umgemeindet.
1934 wurde Gerhausen (mit Altental) nach Blaubeuren eingemeindet.
Amtsvorsteher
- 1788–1811: Friedrich Ludwig von Kauffmann (1765–1843)
- 1811–1838: Karl Heinrich Drescher (1783–?)
- 1838–1845: Christian Friedrich Schaible (1791–1845)
- 1846–1856: Philipp Gottlieb Osiander (1803–1876)
- 1856–1875: Ludwig Muff (1806–1882)
- 1876–1883: Carl von Huzel (1841–1904)
- 1883–1888: Gotthold Kuhn (1846–?)
- 1888–1892: Karl Seitz (1856–?)
- 1892–1901: Otto Vogt (1854–?)
- 1901–1919: Friedrich Bürner (1861–1926)
- 1919–1928: Karl Rilling (1869–1928)
- 1928–1933: Franz Bertsch (1868–1951)
- 1933–1938: Artur Fiederer (1881–1946)
Literatur
- Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1830. Reprint Bissinger, Magstadt, ISBN 3-7644-0007-2.
- Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.
Weblinks
Wikisource: Beschreibung des Oberamts Blaubeuren von 1830 – Quellen und Volltexte- Bestand F 156 des Staatsarchivs Ludwigsburg (Akten des Oberamts Blaubeuren)
Oberämter in Württemberg von 1811 bis 1934Aalen | Alpeck | Backnang | Balingen | Besigheim | Biberach | Blaubeuren | Böblingen | Brackenheim | Calw | Cannstatt | Crailsheim | Ehingen | Ellwangen | Eßlingen | Freudenstadt | Gaildorf | Geislingen | Gerabronn | Gmünd | Göppingen | Hall | Heidenheim | Heilbronn | Herrenberg | Horb | Kirchheim | Künzelsau | Laupheim | Leonberg | Leutkirch | Lorch | Ludwigsburg | Marbach | Maulbronn | Mergentheim | Münsingen | Nagold | Neckarsulm | Neresheim | Neuenbürg | Nürtingen | Oberndorf | Öhringen | Ravensburg | Reutlingen | Riedlingen | Rottenburg | Rottweil | Saulgau | Schorndorf | Spaichingen | Stuttgart-Amt | Stuttgart-Stadt | Sulz | Tettnang | Tübingen | Tuttlingen | Ulm | Urach | Vaihingen | Waiblingen | Waldsee | Wangen | Weinsberg | Welzheim | Wiblingen
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Oberamt Ulm — Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1835, Oberamt Ulm hervorgehoben Das Oberamt Ulm war ein württembergischer Verwaltungsbezirk, der 1934 in Kreis Ulm umbenannt wurde. Die Kreisreform 1938 löste das zur kreisfreien Stadt erklärte Ulm aus … Deutsch Wikipedia
Blaubeuren — Wappen Deutschlandkarte … Deutsch Wikipedia
Oberamt Esslingen — Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926 Das Oberamt Eßlingen war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #13), der 1934 in Kreis Eßlingen umbenannt und 1938 um einige Gemeinden der Kreise Stuttgart Amt, Kirchheim … Deutsch Wikipedia
Oberamt Lorch — Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926 Briefsiegel des Oberamts Welzheim Das Oberamt Welzheim (von 1810 bis 1819 Oberamt Lorch) war ein wü … Deutsch Wikipedia
Oberamt Wiblingen — Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926 Das Oberamt Laupheim war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #27), der 1842 durch Umbenennung des 1808 formierten Oberamtes Wiblingen entstand, 1934 in Kreis Laupheim… … Deutsch Wikipedia
Oberamt Ehingen — Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926 Das Oberamt Ehingen war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #11), der 1934 in Kreis Ehingen umbenannt und 1938, vor allem um Gemeinden der aufgelösten Kreise Blaubeuren… … Deutsch Wikipedia
Oberamt (Württemberg) — Ehemaliges Oberamtsgebäude von 1908 in Besigheim Oberamt war die althergebrachte Bezeichnung einer württembergischen Verwaltungseinheit, die bis 1934 Bestand hatte. 1934 wurden die Oberämter mit der Württembergischen Kreisordnung in Kreise… … Deutsch Wikipedia
Oberamt Weinsberg — Lage des Oberamts Weinsberg in Württemberg um 1835 Das Oberamt Weinsberg war ein württembergisches Oberamt, das von 1755 bis 1926 bestand. Die Oberamtsstadt mit dem Sitz der Oberamtsverwaltung war Weinsberg. Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
Oberamt Münsingen — Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926 Das Oberamt Münsingen war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #34), der 1934 in Kreis Münsingen umbenannt und 1938 zum Landkreis Münsingen vergrößert wurde. Allgemeine… … Deutsch Wikipedia
Oberamt Geislingen — Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926 Das Oberamt Geislingen war ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #16), der 1934 in Kreis Geislingen umbenannt und 1938 aufgelöst wurde. Dabei wurde der größte Teil des… … Deutsch Wikipedia
- Herzogtum Württemberg