Schottischer Clan

Schottischer Clan
Karte der schottischen Clans

Das englische Wort Clan stammt aus dem gälischen clann und heißt übersetzt „Kinder”, „Abkömmlinge”, „Stamm” oder „Familie”. Clan bezeichnete ursprünglich eine Gruppe von Familien, die eine eng umrissene geographische Einheit bewohnten (z. B. einen Glen oder eine Insel) und die sich auf einen gemeinsamen genealogischen Ursprung beriefen. Sie alle erkannten den Clan-Chief als ihren Herrn und Richter an. Im Gegenzug war der Chief verpflichtet, die Interessen seiner Gefolgsleute auch mit der Waffe zu verteidigen. Heute wacht der Lord Lyon King of Arms über die Rechte der Clan-Chiefs, der Clans und Familien.

Inhaltsverzeichnis

Innere Struktur eines schottischen Clans

Chief

Das Oberhaupt eines Clans ist der Chief. Dieses Amt, verbunden mit den Titeln wurde an den ältesten männlichen Nachkommen weitergegeben. Der Chief war oberster Richter bei Streitigkeiten innerhalb des Clans und dessen oberster Heerführer. Er verteilte das Land, das ursprünglich dem Clan insgesamt gehörte, aber mit dem Aufkommen des königlichen Feudalsystems als Land des Chiefs gesehen wurde, und war für die ärmsten Mitglieder des Clans verantwortlich.

Heute ist der Titel eines Chiefs ein vom schottischen Gesetz und vom Lord Lyon King of Arms gehütetes Rechtsgut. Der Chief ist der Inhaber der Rechte, wie Tartan, Badge, etc. Ihm steht es zum Beispiel frei, das Tragen eines Tartans zu regeln. Als Zeichen seiner Würde trägt der Clan-chief drei Federn an seinem Bonnet.

Chieftain

Der Chieftain ist das Oberhaupt einer bedeutenden Familie innerhalb eines Clans. Früher legte er Streitigkeiten innerhalb seiner Familie bei und war für den Dienst seiner Familie gegenüber dem Clan-chief verantwortlich. Er führte die Krieger seiner Familie in Kämpfen an. Der Chieftain des ältesten Familienverbandes innerhalb des Clans befehligte die rechte Flanke im Krieg. Heute sind viele Chieftains, wie die Chiefs ihres Clans, Inhaber der Rechte an Wappen, Tartan, Badge, etc. Als Zeichen seiner Würde trägt der Chieftain zwei Federn am Bonnet.

Barde

Jeder Chief und jeder bedeutendere Chieftain hatte an seinem Hof einen Barden, der in Friedenszeiten Erzähler und Unterhalter für den Chief war. Er verfasste Gedichte zu besonderen Anlässen, wie z. B. Hochzeiten, Geburten, etc. In Kriegszeiten stimmte er den Clan auf den Kampf ein, in dem er unter anderem die ruhmvolle Geschichte des jeweiligen Clans vortrug.

Piper

Wie der Barde, so war auch das Amt des Piper zweigeteilt. In Friedenszeiten für die Unterhaltung bei Festen verantwortlich und in Kriegszeiten Sammelpunkt für die eigenen Truppen. Oftmals hatte eine Person das Amt des Barden und das des Pipers gleichzeitig inne.

Struktur der schottischen Clans

Unterschieden wird zwischen drei Kategorien von Clans:

  • Zur wichtigsten Gruppe gehören Clans wie die Stewart of Appin, Campbells, die MacDonalds, die MacLeods, die Gordons und vielleicht noch Clan Chattan und die MacKenzies, die über große Gebiete herrschten. Sie alle zerschlugen kleinere Clans oder übernahmen diese und deren Land mit Macht, durch Einheirat oder geschicktes politisches Agieren. Darüber hinaus hatten sie oft auch auf nationaler Ebene großen politischen Einfluss.
  • Die zweite Kategorie mit etwas weniger Einfluss waren die McGregors, Frasers, Gunns, MacPhersons, MacLachlans, und MacLeans. Dazu gehörten ebenfalls kleine Familiengruppen wie der Kennedy Clan.
  • Schließlich gab es Clans, die Titel oder Namen hatten wie beispielsweise „Clan der Nacht” (die Morrisons von Mull), „Clan der Briten” (die Galbraith Familie von Gigha) oder der „Clan der Kinder Raigns” (die Rankins).

Geographie der Clans

Generell sind die Clans mit dem Hochland und den Inseln verbunden und nur zu einem geringeren Teil in den Randgebieten wie zum Beispiel den Borders und Galloway heimisch. Im Zentralbereich Schottlands und im größten Teil des Flachlands sind solche Verwandtschaftsgruppen schon sehr früh durch das Feudalsystem verdrängt worden. Allerdings gab es auch einige Clans in anderen Regionen.

Mit Margaret, der Frau Malcolm Canmores, und besonders ihrem Sohn David hielt das Feudalrecht, das das genaue Gegenteil des Clanwesens bildet, Einzug in das keltische Schottland. Ursprünglich gehörte das Land der Clangemeinschaft und wurde vom Chief verwaltet; nach dem Lehnsrecht wurde aber das ganze Land königliches Eigentum.

Die Loyalität der Clanangehörigen gehörte traditionell ihrem Chief; sie sahen sich keinesfalls als direkte Untergebene des Königs. Die Entschlossenheit einer Reihe von Königen, dieses Clanwesen durch das Lehnswesen zu ersetzen, trieb einen Keil zwischen das keltische Hochland und das angelsächsische Tiefland, der bis zur Wende von Culloden, die das Ende der Jakobitenaufstände markierte, steckenblieb.

Geschichte und Niedergang der schottischen Clans

Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Clans wurde vor allem durch die Unabhängigkeitskriege (1296-1314) erzeugt. Die 21 Clans, die sich damals um Robert the Bruce auf dem Schlachtfeld von Bannockburn versammelten, hatten ein gemeinsames Ziel: die Freiheit des schottischen Volkes von jeglicher Fremdherrschaft. Doch die Gewinner durften sich auch der großzügigen Verteilung von Ländereien und Titeln sicher sein; die Besiegten wurden vertrieben.

Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts hatten sich die meisten Clans etabliert. Die Clanchiefs hausten z. T. recht fürstlich auf ansehnlichen Trutzburgen. Wie Feudalherren verpachteten sie Ländereien an ihre Untergebenen. Einem Clan anzugehören, hieß nicht nur, in ein soziales Netz eingebunden zu sein, sondern beinhaltete auch die Pflicht zum Kriegsdienst für den Herrn.

Dieses Sozialgefüge offenbarte seine Schwachpunkte, als die Clans ihre eigenen Verwaltungsstrukturen zu bilden begannen. Kleinere Familien suchten durch Bündnisse und Gegenbündnisse beim mächtigen Nachbarn Schutz. Es kam aus den verschiedensten Gründen zu Auseinandersetzungen von kleineren Fehden bis zu blutigen Schlachten – ja regelrechten Clankriegen, die manchmal Jahrzehnte anhielten.

Als Schottland und England längst unter einer Krone vereint und die Lowlands befriedet waren, verschanzten sich die Clans immer noch im unwegsamen Bollwerk des Hochlandes. Mit Blick auf die Geographie des schottischen Hochlands, ist es kein Wunder, dass die Könige es sehr schwierig fanden, ihre Autorität über die Menschen auszuüben, die in den entfernten und unzugänglichen Bergen lebten. Die Hochlandlinie erstreckt sich diagonal vom Clyde bis nach Stonehaven an der Nordsee, südlich von Aberdeen. Nördlich davon fühlten sich die Clans an die jeweiligen Gebiete gebunden, die sie als Familienland beanspruchten. Die tiefen Täler und weiten Hochlandgebiete wurden von Clans, wie den Campbells in Argyll, den Camerons in Lochaber, den Robertsons in Rannoch, den Mackays in Sutherland bevölkert und die Inseln im Westen waren die Domäne der MacDonalds in Islay, der Macleans in Mull, Tiree und Coll, während Skye zwischen den MacDonalds, MacLeods und Mackinnons aufgeteilt war.

Trotz des kargen Bodens waren alle Clans nahezu autark und lebten von den Kleinrindern, die in den Bergen weideten. Auf den Inseln und an der Küste fischten die Clanmitglieder und exportierten den Fangüberschuss ins Tiefland. In den Tälern hatten sie ihre Gerste zum Whiskybrauen (hauptsächlich zur Erbauung des Chiefs und seiner nächsten Untergebenen) und Hafer als Grundnahrungsmittel. Es war ein karges Leben für die Clanangehörigen. Weil das Vieh geschützt werden musste, entwickelten diese keltischen Bergmenschen Ausdauer und sammelten kriegerische Erfahrung. Bei passenden Gelegenheiten waren dann die Tiefländer wie auch die Engländer von ihrer Angriffswut gleichermaßen entsetzt.

12. Jahrhundert

Die erste herausragende Persönlichkeit, die in der Geschichte der Clans genannt wurde, war Somerled, der Urahn des Clans Donald. Er war der Anführer im Widerstand gegen die Norweger, die die westlichen Inseln, die Orkney und Shetlandinseln kontrollierten. Somerled war ein außergewöhnlicher Krieger von piktisch-norwegischer Abstammung. Nach einer fürchterlichen Seeschlacht im Jahr 1156 gewann er das Königreich Man. Damit kontrollierte er die westlichen Inseln von Bute im Clyde bis Ardnamurchan.

Im Gegenzug für Somerleds Treueversprechen erkannte König Malcolm IV. seine Herrschaft dort an. In diesem Zusammenhang gab es aber erstmals ein bedeutendes Missverständnis. Während Malcolm meinte, Somerled erhielte seine Ländereien als Lehen von der Krone, betrachtete dieser sich als Eroberer und autonomer Machthaber.

Aus seiner politisch abenteuerlichen Ehe mit Ranghildis, der Tochter des norwegischen Königs der Insel Man, hinterließ Somerled drei Kinder, von denen zwei seine Linie fortsetzten. Dougall, der die MacDougalls von Argyll und Lorn gründete und Reginald, dessen Sohn den Namen Donald trug, die MacDonalds von Islay. Diese Nachkommen Somerleds – die MacDonalds – wurden die „Herren der Inseln” (Lords of the Isles).

13. Jahrhundert

Die Clans arbeiteten nicht zusammen. Selbst nach dem Ende der norwegischen Besetzung im Jahre 1266 kämpften sie im Hochland gegeneinander, und die Krone verzweifelte schier daran, sich ihre Loyalität zu sichern und das Hochland zu befrieden.

Ein herausragendes Beispiel waren die MacDougalls von Lorne und MacDonalds von Islay. Sie widersetzten sich König Robert the Bruce. Der von Roberts Begleiter Roger de Kirkpatrick ermordete John Comyn war mit ihnen verwandt gewesen.

Doch trotzdem folgte der Clan Donald dem Bruder des Chiefs – Angus Og – und kämpfte in der Schlacht von Bannockburn an der rechten Seite von Bruce. Diese Geste von Fahnentreue stärkte die Position der MacDonalds und bewahrte die illoyalen Mitglieder des Clans vor Strafmaßnahmen.

Aufsplitterungen und Zerwürfnisse, von denen es zahllose Beispiele und Berichte gibt, waren innerhalb der Clangruppierungen die Regel. Die einzige Zeit, in der eine wirklich beträchtliche Anzahl von Clans zusammenwirkte, war während der Unterstützung der Stewart-Dynastie im 18. Jahrhundert.

Die große Ausnahme bildete in dieser Zeit des Bürgerkriegs – Tiefland gegen große Teile des Hochlands – der Clan Campbell, der sich auf die Seite der Hannoveraner schlug. Die katholischen Clans waren immer überzeugt davon, dass der Stewart Monarch der Chief der Chiefs sei, obwohl die Stewarts den anderen Clans gegenüber nie besonders freundlich eingestellt gewesen waren. Wenn sie sich jemals überhaupt für sie interessiert hatten, dann nur, wenn es darum ging, das Hochland den Normen des Tieflandes anzupassen.

15. und 16. Jahrhundert

James IV. schaffte es schließlich, das normannische Feudalkonzept des Tieflands endgültig auch im Hochland durchzusetzen. Er bestätigte vielen Chiefs ihre Landansprüche durch ein königliches Übertragungspergament – die so genannte Schafsfellurkunde.

Damit unterstrich er, dass diese Vasallenclans ihre Ländereien direkt durch die Krone erhielten. James gab auch Campbell von Argyll einen Dreijahresvertrag über mehrere Ländereien, die zuvor von den Lords of the Isles beherrscht worden waren. Klug unterstützten die Campbells jedermann, der ihnen Vorteile verschaffte. Darüber hinaus fingen sie an, die angrenzenden Ländereien ebenfalls zu dominieren.

Um ihren Landbesitz zu vergrößern, nutzten sie in Argyll und im Nordwesten jede sich bietende Möglichkeit – das Schicksal der MacGregors ist dafür ein beredtes Beispiele.

17. und 18. Jahrhundert

Die MacGregors (ein späterer Abkömmling wurde bekannt als Rob Roy, dessen Name sich wahrscheinlich aus dem Schottisch-gälischen "Raibert Ruaidh", Robert der Rote, ableitet) besaßen sowohl in Argyll als auch in Perthshire Land nach dem alten Clanprinzip. Ohne dokumentarischen Eigentumsbeweis und ohne diese Schafsfellurkunde konnten sie sich lediglich auf die Tradition berufen. Unter der Beschlagnahmung von immer mehr MacGregor-Land verzweifelte dieser Clan nach und nach – und um überhaupt noch leben zu können, wurden die MacGregors zu Viehdieben.

Nach 1603 waren die Campbells entschlossen, ihnen endgültig den Garaus zu machen. Der Earl of Argyll, Chief des Clan Campbell, schürte einen Streit zwischen den MacGregors und den Colquhouns von Luss am Loch Lomond. Dieser Streit endete, wie viele andere auch, in einer fürchterlichen Schlacht, die im Glen Truim stattfand. Zwar siegten die MacGregors trotz gewaltiger Übermacht der Gegner, doch es war ein Pyrrhussieg. Die Schlacht war so blutig und fürchterlich, dass James VI., gerade auch zu James I. von England gekrönt, ein Gesetz durch sein Privy Council herausgeben ließ, das die MacGregors zu Vogelfreien machte und ihren Namen auslöschen sollte.

Danach war dieser Clan über 139 Jahre lang ein Clan der Gesetzlosen (zwischendurch wurde die Anordnung zeitweise aufgehoben). Trotzdem bekannten sich 1775 – 30 Jahre nach der Schlacht von Culloden – immerhin noch 826 Menschen zur Mitgliedschaft im Clan MacGregor und stellten dadurch die bemerkenswerte traditionelle Gefühlsbindung, die das alte Clanprinzip schuf, unter Beweis.

James war es leid, immer nur von Blutfehden und Streitereien zu hören. So beauftragte er schließlich Lord Ochiltree, unter allen Umständen Gesetz und Ordnung auf den Inseln zu schaffen. Dieser Mann wurde durch Andrew Knox, den Bischof der Inseln in seiner schwierigen Aufgabe unterstützt.

Die Chiefs der MacLean of Duart, Donald Gorm of Sleat (Skye), Clanranald, MacLeod und Maclean of Ardgour hatten es aber offensichtlich nicht sehr eilig damit und zusammen dinierten sie zunächst erst einmal auf Duart Castle (Mull), bevor sie der Einladung zur Predigt durch Bischof Knox auf das Flaggschiff Lord Ochiltrees folgten. Einmal an Bord, lichtete das Schiff nämlich den Anker und brachte sie nach Edinburgh, wo sie eingekerkert und erst freigelassen wurden, als sie sich dazu bereit erklärten, Bishop Knox bei der Reform der Inseln zu unterstützen.

Großbritannien wandte sich am Ende des 17. Jahrhunderts allmählich einer neuen kommerziell blühenden Ära zu, in der kein Platz mehr für Clans war. Das war jedenfalls der Standpunkt von William III., der seine Macht durch die Schlacht am Boyne gefestigt hatte.

Er entschied, dass mit den Hochländern etwas Drastischeres geschehen müsse, da diese offensichtlich immer noch auf der Seite der Stuart-Dynastie standen. Der Schotte Sir John Dalrymple, Earl of Stair, Unterstaatssekretär für Schottland, plante eine Lösung des Hochlandproblems. Er wurde in seinen Bestrebungen von William unterstützt und fand in John Campbell, dem Earl of Breadalbane, einen willigen Helfer.

Zunächst bekam Campbell vom König £ 12.000. Damit sollte er die Loyalität der Clanchiefs kaufen. Dieser von König William III. für Schottland eingesetzte und entsprechend verantwortliche Staatssekretär ließ jedoch in einem vertraulichen Gespräch gegenüber Campbell verlauten, die Clans Donnel und Lochiel sollten ausgerottet werden.

So wurde entschieden, dass alle Chiefs bis zum 1. Januar 1692 einen Treueid auf den König ablegen müssten. Denjenigen, die sich widersetzten, würde „mit Feuer und Schwert und allen möglichen Arten von Feindlichkeiten begegnet werden”. Das Datum war offensichtlich sehr sorgfältig gewählt worden, denn der harte Hochlandwinter würde die Hochländer teilweise lähmen. Ein Punkt, der von Stair sehr wohl kalkuliert worden war:

„Der Winter ist die einzige Saison, in der wir sicher sein können, dass die Clanmitglieder nicht mit ihren Frauen, Kindern und Rindern in die Berge entfliehen können. Dies ist die richtige Zeit, sie in der langen, dunklen Nacht zu vernichten”.

Die meisten Clanchiefs leisteten diesen Eid sofort. Lediglich der mächtige MacDonnel of Glengarry und der alte MacIan MacDonald of Glencoe hatten dies bis zum 1. Januar nicht getan. MacIan hatte nach langen Überlegungen versucht, seinen Treueid am 31. Dezember in Fort William abzulegen. Da aber der Magistrat nicht anwesend war, war er gezwungen, durch den Schnee nach Inveraray zu ziehen. In diesem schlimmen Winter kam MacIan aber erst am 2. Januar in Inveraray an. Da aber auch dort nur ein Stellvertreter des Kommandanten war, erreichte sein Eid Edinburgh erst am 6. Januar.

Endlich hatte Wilhelm damit seinen Sündenbock. Dalrymple schrieb an den Kommandanten in Fort William:

„Wenn MacIan von Glencoe und sein Stamm sich von den Übrigen so verschieden verhalte, haben wir eine klare Rechtfertigung öffentlicher Justiz, dass dieser diebische Clan mit Stumpf und Stiel ausgerottet wird”.

120 Mann vom Regiment des Earl of Argyll wurden unter dem Kommando von Hauptmann Robert Campbell of Glenlyon nach Glen Coe in Marsch gesetzt, um dort in den Hütten Quartier zu beziehen. Die Soldaten wurden mit der üblichen Gastfreundschaft des Hochlands empfangen. Über 15 Tage lang teilten die MacDonalds die karge Speise und Trank mit ihnen. Hauptmann Campbell spielte sogar Karten mit dem alten MacIan MacDonald und dessen Söhnen.

Doch am 12. Februar 1693 erhielt der Hauptmann den Befehl:

„Ihnen wird hiermit befohlen, über die Rebellen, die MacDonalds von Glencoe, herzufallen und alle unter 70 dem Schwert zuzuführen. Besonders haben Sie dafür zu sorgen, dass der alte Fuchs und seine Söhne unter keinen Umständen Ihren Händen entfliehen können”.

Das Morden sollte um fünf Uhr am folgenden Morgen beginnen. Am Vorabend soll Hauptmann Campbell sogar wie in den Tagen zuvor Karten mit den Söhnen MacDonalds gespielt und nebenbei erwähnte haben, wie sehr er sich schon auf das Abendessen des folgenden Tages zusammen mit dem Chief freue. Als sich nach langer und stürmischer Nacht der Morgen näherte, begannen die Soldaten mit ihrer grausamen Aufgabe. Das Ergebnis war, dass mehr als 30 MacDonalds ermordet wurden. Viele Mitglieder des Clans, die es geschafft hatten, sich in den immer noch tobenden Schneesturm zu retten, erfroren darin. Etliche überlebten aber und machten das Gemetzel ruchbar. Es war nicht nur ein vollkommen sinnloses Verbrechen, sondern auch eine totale und bewusste Verhöhnung der jahrhundertealten Hochlandtradition, die selbst dem ärgsten Feind Gastfreundschaft gewährte.

Jakobitenaufstände

Wilhelm mag seine Macht und Entschlossenheit bewiesen haben, erzielte aber das genaue Gegenteil des Beabsichtigten. Nach Glencoe wirkten die Stewarts verheißungsvoller denn je. Kurz nach der parlamentarischen Vereinigung Schottlands und Englands war es klar für die Clans, dass sie nur einen Status als Minderheitengruppe in „North Britain”, wie Schottland nun meistens auf englischer Seite genannt wurde, hatten. Sie richteten ihre Hoffnungen mehr und mehr auf „den König jenseits des Wassers”, James, und nach dessen Tod auf seinen Sohn Francis Edward den „Old Pretender”.

1714 kam Georg I. auf den Thron des vereinigten Königreiches. Er war unattraktiv, intellektuell schlecht ausgestattet, und über sein neues Königreich hatte er so gut wie keine Kenntnisse. Die Jakobiten glaubten, nun sei die ideale Gelegenheit für die Wiedereinsetzung der Stewarts gekommen.

Nach dem Jakobitenaufstand von 1715 erschloss General Wade, der Generalkommandeur von Schottland, das Hochland mit einem Netz von Straßen und Brücken, von denen einige noch heute erhalten sind. Er reorganisierte die sechs von Clanmitgliedschaft unabhängigen Hochland-Kompanien und überließ ihnen die Kontrolle des Hochlandes. Diese „Black Watch”, wie die Regimenter genannt wurden, trugen das auch heute noch beliebte dunkelblaue und grüne Muster in ihrem Kilt.

1724 schätzte Wade, dass rund 22 000 Mann im Hochland Waffen tragen könnten. Davon wären sicherlich mehr als die Hälfte bereit, wieder eine Stewartrebellion zu unterstützen. Nach diesen Zahlen kann die Hochlandbevölkerung zu jener Zeit sehr gut auf ca. 150 000 beziffert werden. Die Regierung befürchtete aber nicht so sehr die Anzahl der Oppositionellen, sondern vielmehr die Durchschlagskraft, die diese Clanmänner im Kampf entwickeln konnten. Am gefürchtetsten war ein Präventivschlag der Hochländer. Dieser stützte sich allein darauf, dass Schwung und Ansturm, gepaart mit der absoluten Rücksichtslosigkeit sowohl sich selbst aber auch dem Gegner gegenüber, den Feind in Angst lähmten. Mit dem Kleinschild am linken Arm, einem Dolch in der linken Faust und dem kurzen Breitschwert in der Rechten konnten die Hochländer weit in die gegnerischen Truppen vordringen und sich dann kämpfend unter der Führung ihres Chiefs in kleine Einheiten aufteilen. Diese Technik war später – ganz besonders während des ‘45-er Aufstands – sehr gefürchtet, so sehr, dass sie von Bonnie Prince Charlie als eine Art 'Geheimwaffe' immer wieder eingesetzt wurde.

Der Zeitpunkt zum Umsturz schien gut gewählt – die britische Regierung war in finanziellen Nöten und hatte nur eine Armee von gerade einmal 3.000 Mann, hauptsächlich Rekruten, unter General John Cope.

So landete der Prinz am 2. August 1745, 30 Jahre nach der Niederlage seines Vaters, von Frankreich kommend, auf Eriskay, einer Insel der Äußeren Hebriden.

Auf seiner Reise hatte er fast alles Material verloren, nur noch sieben Getreue bei sich und keinerlei Waffen oder Unterstützung mehr. Er kam in ein Land, von dem er kaum etwas wusste und das er nicht kannte. Zu Beginn sträubten sich die schottischen Jakobiten, Bonnie Prince Charlie zu unterstützen. Wegen des „Königs jenseits des Wassers”, wie sein Großvater romantisch genannt worden war, hatten die Clans in der Vergangenheit sehr zu leiden gehabt. Die MacDonalds of Clanranald, MacDonalds of Sleat und MacLeods of Dunvegan – alle lehnten es ab, sich für den Prinz zu erheben. Trotzdem und im naiven und vollen Vertrauen auf die Rechtmäßigkeit seines Thronanspruchs gewann Charles den schlauen Cameron of Lochiel an seine Seite. Am 19. August 1745 hisste er vor rund 1200 Clanmännern seine Standarte in Glenfinnan. Fortan bildeten die Hochlandclans seine Hauptunterstützung.

Nach 1745

Nach dem letzten Jakobitenaufstand von 1745/46 und der Schlacht von Culloden waren die Hochländer vernichtet, und ihr Mut wurde mit dem neuen Entwaffnungsgesetz endgültig gebrochen. Zusätzlich zur Niederlage wurde die Hochlandkultur, das Sozialgefüge und das Clanwesen mit Gesetzesmitteln zerschlagen. Das schottische Tiefland war über die Auslöschung des Hochlandwiderstands erleichtert.

Schottland war in zwei Nationen geteilt: Die eine war kommerziell ausgerichtet und bemühte sich, englische Gepflogenheiten anzunehmen, die andere war landwirtschaftlich orientiert, in weiten Teilen gegen die südlichen Nachbarn eingestellt und machte aus ihrem keltischen Temperament keinen Hehl. Die Clans leben heute nur noch in den historischen Dimensionen. Zum Zeitpunkt ihrer endgültigen Niederlage waren sie aus der Sicht der Tiefländer längst ein wirtschaftlicher und sozialer Anachronismus. Doch für die Menschen des Hochlands bedeutete diese Aufhebung der alten Ordnung den tragischen und unwiederbringlichen Verlust ihrer eigenen Sprache und Kultur.

Militärpfade und Straßen mussten im 18. Jahrhundert von der Regierung erst noch gebaut, Burgen belagert und besetzt werden.

Nach der Schlacht von Culloden flohen viele Clanchiefs und Familien ins Ausland. Die Folgen der daraus resultierenden Umverteilung der Ländereien an Nichthochländer waren das Desinteresse der neuen Herren an dem Sozialgefüge der jeweils lokalen Clans und stattdessen die Durchsetzung eigener Wirtschaftsinteressen; die Verbreitung der Beweidung durch Schafe im großen Stil sowie die daraus resultierende Vertreibung der auf dem Land lebenden Bevölkerung aus großen Teilen des Hochlands in den berüchtigten Clearances.

Das größte Problem lag nunmehr in der Verantwortung der Landherren für die Bevölkerung auf ihrem Land. Das alte Clansystem war gestorben, und selbst dort, wo die Chiefs das Land noch besaßen, konnten sie die gewaltig gewachsene Bevölkerung nicht mehr ernähren. In ersten Landstudien wurden im Jahr 1801 noch 1.608.420 Menschen in Schottland erfasst, doch 1831, nur 30 Jahre später, gab es schon 2.364.386. Das war ein Anstieg um fast 50% in dieser kurzen Zeit. Im Hochland wurde das Land sehr schnell knapp: 200 000 Menschen lebten auf dem nicht sehr ergiebigen Boden des Hochlands und konnten sich nur mehr schlecht als recht davon ernähren. Die verbliebenen alten Clanchiefs und Familienoberhäupter fühlten sich trotzdem noch verantwortlich für die auf ihrem Grund lebenden Menschen und saßen damit in einer Zwickmühle.

Neue Erkenntnisse der Landnutzung und Aufteilung wurden vom Kontinent und aus den Lowlands erworben und in die Situation des Hochlands umgesetzt. Das wenige nutzbare Land konnte nur eine stark ausgedünnte Bevölkerung richtig ernähren. Damit gehörten die einfachen Bewohner des schottischen Hochlands also wieder einmal zu den Verlierern.

Auf den riesigen Weideflächen, die einst erträglich genug waren, Rinder zu mästen und Getreide anzubauen, wurden bald die allesvertilgenden Schafe gehalten, die den Landherren schnelle und bessere Profite brachten.

Die Clanmitglieder wurden oft gewaltsam von ihrem Pachtgrund vertrieben. Hütten, die nicht freiwillig geräumt wurden, steckte der Verwalter in Brand, zum Teil ohne Rücksicht darauf, ob Alte oder Kranke darin waren. Im Verlauf der Vertreibungen, von denen sich das Hochland bis heute noch nicht erholt hat, wurden Hunderttausende vom Land vertrieben und ein Großteil des Hochlands buchstäblich entvölkert.

Einige Kleinbauern bekamen von ihrem Landherrn in den Küstenregionen ein kleines Grundstück als Ausgleich zugeteilt, doch kaum einer der vertriebenen Bauern kannte die See oder konnte mit einem Fischerboot umgehen; viele kamen um. Zehntausende emigrierten auf den Kontinent oder nach Kanada, Amerika, Neuseeland und Australien, oder wurden mit bezahlten Passagen dorthin ausgesiedelt. Zurück blieb die einst zumindest in Teilen fruchtbare Heimat – heute ist sie oft menschenleeres Ödland mit ein paar überwucherten Grundmauern.

Siehe auch

Literatur

  • The History of the Province of Moray. Edinburgh, William Auld, 1775.
  • Ian Grimble. Scottish Clans & Tartans. London, 1984.
  • Hubert Gebele, Die schottischen Clans im 18. Jahrhundert, Vom Wandel und Ende einer Hochlandgesellschaft am Rande Europas, A Personal Passion Play in Scottish History and Bibliography, Regensburg 2003 (umfassende Literaturverweise bis 2003).

Weblinks


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