Gütesiegel

Gütesiegel
Zeichen für Geprüfte Sicherheit (GS-Zeichen)
Eierkarton mit Bio-Siegel

Als GütesiegelGütezeichen oder Qualitätssiegel werden grafische oder schriftliche Markierungen an Produkten bezeichnet, die eine qualitative Aussage geben sollen und oft einen besonderen Bekanntheitsgrad haben.

Häufig werden sie auch als „Prüfzeichen“ oder „Prüfsiegel“ bezeichnet. Die sprachliche Unterscheidung ist nicht festgelegt, eine Abgrenzungsmöglichkeit ergibt sich daraus, dass Güte- oder Qualitätszeichen eine besondere Gebrauchsqualität oder Komfort repräsentieren sollen, während Prüfzeichen eher auf die geprüfte Einhaltung von sicherheitsrelevanten Eigenschaften hinweisen. Teilweise ergeben sich auch Überschneidungen beider Zielrichtungen.

Inhaltsverzeichnis

Ausführung

Die als Zeichen verwendeten Markierungen sind überwiegend in einer individuell festgelegten Weise grafisch und stilistisch gestaltete Symbole bzw. Ikone und werden mit diesem Design einheitlich verwendet. Dies sichert einen hohen Wiedererkennungswert und eine Abgrenzung gegenüber konkurrierenden oder andersartigen Zeichen. Die Zeichenmarkierung kann direkt auf dem Produkt angebracht sein oder auch auf dem begleitenden Informations- und Urkundenmaterial, letzteres ist besonders bei Dienstleistungen der Fall.

Aussagewert

Der Zweck dieser meist privatwirtschaftlich getragenen „Siegel“ bzw. „Zeichen“ soll sein, einerseits dem Verbraucher positive Hinweise über die Qualität oder Beschaffenheitsmerkmale eines Produktes zu liefern und andererseits den Hersteller eines Produktes als besonders vertrauenswürdigen Anbieter herauszustellen.

Das Logo oder Bildzeichen selbst enthält an sich keine qualitative Aussage. Inwieweit und mit welcher Spezifizierung ein Prüf- oder Gütesiegel tatsächlich eine besondere Produkt-Qualität repräsentiert, ergibt sich meist nur aus den zugrunde liegenden Bestimmungen, Regeln oder sonstigen zeichenbezogenen Darlegungen. Auf der Web-Seite der VERBRAUCHER INITIATIVE e.V. werden vier Bewertungskategorien genannt, die für die Beurteilung von „Gütezeichen“ maßgeblich sein können:

  • Anspruch: nach welchen Kriterien wird beurteilt?
  • Unabhängigkeit: sind anerkannte und unabhängige Institute bei der Festlegung der Kriterien beteiligt?
  • Überprüfbarkeit: erfolgt eine Kontrolle durch anerkannte und unabhängige Institute?
  • Transparenz: werden alle Kriterien und Bewertungsmaßstäbe offengelegt?

Gütesiegel haben manchmal einen ähnlichen Stellenwert wie Normen oder Richtlinien, können dabei aber stärker an den Werbe- und Image-Interessen der Produkt-Anbieter oder ihrer „Gütegemeinschaft“ orientiert sein. Dennoch können sich besonders vertrauenswürdige Zeichensysteme zu einem Standard mit besonderer Wertschätzung entwickeln. Eines der bekanntesten Gütesiegel ist das Zertifikatszeichen Geprüfte Sicherheit, das von verschiedenen technischen Prüf- und Zertifizierungsstellen gegen entsprechende Gebühren und bei Erfüllung der von der Prüfstelle bestimmten Kriterien vergeben wird.

Zeichen-Träger bzw. Herausgeber

Grundsätzlich kann jeder ein Prüf- oder Gütesiegel kreieren, es gibt dazu keine gesetzlichen Regelungen. Vielfach haben sich Hersteller und Anbieter einer bestimmten Produktart in einer Gütegemeinschaft zusammengeschlossen, um ein produktbezogenes Güte-Zertifikat zu schaffen, wie z.B. das Teppichsiegel oder das Wollsiegel. Es haben sich auch bereichsübergreifende Institutionen etabliert, die sich vorrangig mit der Organisation, Verwaltung und Vergabe von Prüf- oder Gütesiegeln befassen. Einige Organisationen, die Gütesiegel oder qualitative Auszeichnungen vergeben, sind hier aufgeführt:

Andersartige Zertifizierungssysteme

Vielfach werden beispielsweise „Test-Urteile“ in der typischen Bildzeichen-Form wie die von der Stiftung Warentest oder Öko-Test auch als Prüf- und Gütesiegel bezeichnet. Auf Zeichen dieser Art ist meist das individuelle Test-Urteil (z.B. „Sehr gut“) aufgedruckt. Sie enthalten damit eine Einzelprodukt-Wertung und sind im eigentlichen Sinne keine allgemeingültigen „Gütesiegel“, sondern bewertende „Prädikate“.

Die CE-Kennzeichnung und Hinweise auf erfüllte DIN-Normen an Produkten können in gewisser Weise auch als Gütesiegel aufgefasst werden, da auch ihnen Aussagen über bestimmte Produkt-Eigenschaften zugrunde liegen.

Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Betrieb systematisch sicher betreiben bietet das Gütesiegel SmS – „Sicher mit System“ der Berufsgenossenschaften (BG Metall, Steinbruchs-BG).

Zertifizierungen, die als Prüfzeichen bezeichnet werden, sind häufiger behördlichen Regelungen unterworfen als die privatwirtschaftlich organisierten „Gütezeichen“. Beispiele: die Kraftfahrzeug-Prüfplakette oder das VDE-Zeichen.

In der DDR waren die Güteklassen der industriellen und handwerklichen Erzeugnisse durch das Gütezeichen gekennzeichnet.

Einige Gütesiegel entstanden dadurch, indem sie das Gegenteil dessen erreichten, was zunächst intendiert war.

  • Bekannt ist die Geschichte des Made in Germany: Ende des 19. Jahrhunderts versuchte man in Großbritannien, sich mit der Kennzeichnung importierter Ware gegen vermeintlich minderwertige Nachahmungsprodukte zu schützen. Das britische Handelsmarkengesetz vom 23. August 1887 (Merchandise Marks Act 1887) schrieb vor, dass auf Waren unmissverständlich das Herkunftsland anzugeben sei. Dies sollte dem Schutz der britischen Wirtschaft vor importierten Waren vom Kontinent dienen. Einige Bestimmungen wurden im Ersten Weltkrieg verschärft, um es den Briten zu erleichtern, Waren der Kriegsgegner zu erkennen und zu boykottieren.

Da die Qualität der deutschen Waren der Qualität jeweiliger einheimischer Produkte im Ausland häufig überlegen war, wirkte "Made in Germany" oft wie ein Qualitätssiegel. Die negativ gedachte Warenkennzeichnung kehrte sich ins Gegenteil um (Näheres siehe hier).

  • Banned in Boston (in Boston untersagt) nannte man es, wenn ein Buch, Theaterstück oder Film durch eine Bostoner Zensurstelle vom Verkauf oder der Aufführung in Boston ausgeschlossen war. Der Ausdruck und der Aufkleber „Banned in Boston“ wurden zu einer Art Markenzeichen für nicht ganz jugendfreies Kulturschaffen.[1] Teilweise gaben kommerzielle Händler Werke als Banned in Boston aus, obwohl dies gar nicht der Fall war, oder sorgten durch eigene Aktivitäten dafür, dass ihr Werk auf die Liste der verbotenen Werke kam.
  • Analog können Altersbeschränkungen auf Filmen (FSK) oder Altersbeschränkungen für Alkohol und Zigaretten etwas ausüben, was man auch den "Reiz des Verbotenen nennt (siehe Reaktanz (Psychologie)).

Weblinks

Quellen

  1. Banned in Boston: the development of literary censorship in Massachusetts, Verlag University of Illinois., 1956, University of Michigan

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