- Standort
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Der Standort im geografischen Sinn ist die eigene Position auf der Erde oder in einem geeigneten geometrischen Bezugssystem. Semantisch gleichbedeutend sind auch Bezeichnungen wie Standpunkt, eigene Position oder Topozentrum (von griech. Topos), zu denen weitere Termini verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen kommen. Die Bestimmung des Standortes wird oft als Ortung oder Ortsbestimmung bezeichnet.
Die Angabe eines Standorts kann auf ganz verschiedene Arten erfolgen, beispielsweise
- durch geografische Koordinaten oder mit GPS bestimmten WGS84-Koordinaten,
- durch Festlegung relativ zu einem anderen Punkt - etwa 50 Meter südlich des Rathauses,
- durch Angabe von Richtung(en) und Höhe - westlich des Gipfels XY auf ca. 2340m Seehöhe,
- in einem lokalen Koordinatensystem - definiert durch Referenzpunkt und Orientierung,
- mittels Wegstrecken oder Kilometrierung - beim Stromkilometer 123,4,
- durch Angabe einer Straßenkreuzung,
- durch eine Grundstücks- oder Hausnummer.
Inhaltsverzeichnis
Ortsangabe bei Beobachtungen und Messungen
Der Wert einer Beobachtung oder Messung auf einem Standort im Freien hängt meist auch von der Verlässlichkeit der Ortsangabe ab. Für Beobachtungen in freier Natur - etwa bei Vogelbeobachtung - ist meist eine Ortsangabe auf etwa 100m angemessen, wie sie mit Landkarte leicht möglich ist.
Bei höheren Ansprüchen - etwa für geologische Aufnahmen oder Antennen-Standorte - können in der Karte Entfernungen abgezirkelt werden, Richtungen zu Landmarken gepeilt oder kartometrische Messungen vorgenommen werden. In der Geodäsie wird der Instrumentenstandpunkt des Theodoliten durch Winkel- und Entfernungsmessungen zu Vermessungspunkten bestimmt, in der Navigation durch laufende Kursbestimmung (Koppeln), durch Funkfeuer oder mit GPS. Geeignete Hilfsmittel können auch magnetische Messungen, Satellitenbilder oder die Fotogrammetrie sein.
Genaue Positionen werden üblicherweise in einem Koordinatensystem angegeben, das sich auf einen definierten Referenzpunkt oder Nullpunkt bezieht. Die wichtigsten dieser Systeme beruhen auf aufwendigen Messungen, sind aber dadurch ein absoluter, dauerhafter Bezugsrahmen.
Absolute Ortsangaben
In diesem Sinn können folgende Koordinatensysteme als absolut gelten:
- Geografische Koordinaten (Breiten- und Längengrad), bezogen auf das Referenzellipsoid der Landesvermessung oder (vereinfachend) eine mittlere Erdkugel. Sie können einer Reihe von Ortsbestimmungen entstammen oder aus einer Landkarte abgegriffen werden,
- meist als geografische Breite und Länge; jedoch erfordert eine
- vollständige Ortsangabe auch eine Höhe;
- sogenannte GPS-Koordinaten in einem geozentrischen Weltsystem. Neben dem WGS84-System sind auch UTM-Koordinaten weit verbreitet
- in der Technik Landeskoordinaten in Meter, meist als Gauß-Krüger-Koordinaten x,y (Hochwert/Rechtswert). Sie werden aus einem Vermessungsnetz abgeleitet und sind das System geodätischer Messpunkte und der Grenzpunkte aller Grundstücke;
- räumliche oder Kartesische Koordinaten (X,Y,Z), die sich
- in den Geowissenschaften auf den Erdmittelpunkt beziehen,
- in Astronomie und Raumfahrt auf das Baryzentrum des Sonnensystems.
Relative Ortsangaben
Im Alltag und bei unvorbereitet abzugebenden Standortsmeldungen sind jedoch meist relative Ortsangaben wichtiger. Häufig sind sie
- bezogen auf eine Straße oder ein Objekt,
- Adresse (Hausnummer, Objekt)
- Abstand von einer Straßenkreuzung
- Richtung und Entfernung von einem markanten Gebäude
- bezogen auf Verkehrswege oder Gewässer,
- Kilometrierung (Kilometerstein, Flusskilometer)
- Abstand von einem markanten Objekt
- Richtungsbezug (in der Verlängerung von A nach B), oder als Richtungsangabe auf der Uhr ("in Richtung 9 Uhr" = Westen)
- in freier Natur bezüglich Gelände-Details wie Gipfel, Berghang, Waldrand.
Umrechnung relativer Positionen
Für dringende Ortsangaben (Unfall, Gefahr im Verzug) wichtig ist vor allem die Eindeutigkeit der eigenen Standortmeldung, aber auch die Erreichbarkeit im Verkehrsnetz. Für die Auswertung weniger dringender Angaben, beiospielsweise bei Messungen, können die meisten relativen Ortsangaben in absolute umgerechnet werden, etwa
- mittels einer Landkarte oder eines Stadtplans,
- mit Google Earth,
- aus dem Kataster oder einem Bauplan.
Zur Genauigkeit von Ortsangaben
Während bei Meldungen von Geschehnissen oder Unfällen die Eindeutigkeit der Ortsangabe große Bedeutung hat, muss bei Messungen die Genauigkeit der Positionsangabe annähernd der Messgenauigkeit entsprechen.
Einige Beispiele aus Astronomie und Technik mögen dies veranschaulichen
- Astronomische Winkelmessungen auf ±1" → Ortsangabe auf mindestens ±30m (entspricht 1" vom Erdmittelpunkt aus).
- Ein heller Meteor (Feuerkugel), Richtung auf 5° erfasst (im Sternbild XY) → Ortsangabe auf mindestens 5 km (ein verglühender Meteor ist 50-100 km entfernt).
- Terrestrische Ziele je nach Entfernung: Messgenauigkeit (in Grad) x Entfernung / 57,3
- etwa so: ein Ereignis in 10 km, Richtung geschätzt auf 10° → 1,7 km (1 km Ortsangabe reicht).
- Einmessung von Grenzpunkten in einem Almgebiet: Metergenauigkeit genügen, wenn der Katasterplan nur 1:2880 oder 1:5000 hat.
- Einmessung eines Kanals: bei gefordertem Höhenbezug zur Gemeinde mm bis cm.
- Rasch bewegte Ziele benötigen auch eine entsprechende Zeitangabe.
Literatur und Weblinks
- Heribert Kahmen: Vermessungskunde, 19. Auflage, Verlag De Gruyter.
- Axel Bark: Segelführerschein, 9.Auflage, Bielefeld 1982.
- Brockhaus (6-bändig), Wiesbaden 1959-61 .
- Begriffe der Astronomischen, Physikalischen und Mathematischen Geodäsie
- Sphärische Astronomie und Standort
Einzelnachweise
Kategorien:- Geographischer Begriff
- Geowissenschaft
- Beobachtende Astronomie
- Alltagskultur
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