- Schütting (Bremen)
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Der Schütting ist das am Marktplatz der Freien Hansestadt Bremen gelegene Gebäude der Bremer Kaufmannschaft, ehemals Gilde- und Kosthaus der Kaufleute und seit 1849 der Sitz der Handelskammer Bremen. Seit 1973 steht es unter Denkmalschutz.[1]
Inhaltsverzeichnis
Baugeschichte
An Stelle eines 1444 erworbenen Hauses ließen die Bremer Kaufleute von 1537 bis 1538 einen Neubau im Stile der strengen, feingliedrigen Renaissance-Bauten Flanderns errichten. Der Treppengiebel an der Westseite und der 1565 durch einen bremischen Steinmetzen geschaffene Ostgiebel sind noch erhalten. Das profilierte Gesims an der Marktseite wurde 1594 durch einen prächtigen Schiffsgiebel ergänzt. Im 18. Jahrhundert wurde die Marktfront mehrfach verändert, 1818 der ursprünglich an der linken Gebäudefront befindliche Eingang durch ein Portal in der Mitte ersetzt und bei einer erneuten Verschönerung der Vorderfront zwischen 1895 und 1899 erhielt das Prunkportal mit seiner zweiläufigen Freitreppe die plattdeutsche Inschrift: buten un binnen – wagen un winnen (draußen und drinnen – abwägen und gewinnen). Dieser Spruch, das Motto der Bremer Kaufleute, wird dem Bremer Schriftsteller und Bürgermeister Otto Gildemeister (1823–1902) zugeschrieben.
Das Gebäude mit seinen prächtigen Innenräumen und der kostbaren Ausstattung brannte am 6. Oktober 1944 bis auf die Umfassungsmauern nieder. Beim 1956 abgeschlossenen Wiederaufbau wurde die Außenfront in alter Form unter Verzicht auf die marktseitigen Dachgauben wiederhergestellt, während die Innenräume neu gestaltet wurden. Bereits 1951 konnte die Handelskammer wieder ihren Betrieb im Erdgeschoss des Schütting aufnehmen. In den nächsten 5 Jahren erfolgte in einem 2. Bauabschnitt der Wiederaufbau der Räume im 1. Stockwerk.[2] 2009 wurden Fassade und Kupferdach restauriert und die Dachgauben wieder hergestellt. Das Unternehmen Johann Osmers wurde dafür vom Landesamt für Denkmalpflege im Jahr 2010 ausgezeichnet.[3]
Der Name Schütting
Das erste Haus der Kaufmannschaft war ein Bürgerhaus in der Langenstraße / Ecke Hakenstraße, das 1425 gekauft und 1444 wieder verkauft wurde. Mit dem Kauf des Gebäudes an der Südseite des Marktes wird 1444 erstmals der Name „Schütting“ erwähnt, für den mehrere Deutungen vorliegen:
- Im norwegischen Bergen bezeichnet Scoting ein Haus der Kaufleute, das im Winter Schutz und Wärme gewährt, im Niederdeutschen entspräche das dem Begriff schütten, inschütten = „schützen“.
- Mit dem Bau des Rathauses (1405) wurde das nach Süden abfallende Gelände bis zur Balge eingeebnet (niederd. schüttinge = „Abdämmung, Staudamm“). Die später zugeschüttete Balge, ein kleiner Seitenarm der Weser, verlief an der Rückseite des Schütting, und südlich der Balge, zwischen Bredenstraße und Wachtstraße, befand sich ein Verbindungsweg, der schon 1477 „strate achter dem Schuttinge“ genannt wurde. Der Straßenname bezieht sich aber wohl auf das schon bestehende Haus Schütting.
- Eine profanere Deutung steht für ein Haus, in dem das Geld für die Gilde „zusammengeschüttet“ wurde.
- Eine weitere Deutung könnte aus den Wort Schossen für das Aufbringen von Steuern abgeleitet werden.
Auch in Oldenburg (Oldenburg) wurde 1605 ein städtischer Schütting errichtet. Noch heute gibt es dort die „Schüttingstraße“.
Lage und Nutzung
Der Schütting liegt an der Südseite des Marktplatzes, direkt gegenüber dem Bremer Rathaus und dem Roland. An der Ostseite führt die Böttcherstraße vorbei, etwas weiter liegt die Baumwollbörse.
Seit 1451 gab es mit der Ordinantie vom 10. Januar 1451 eine Regelung des Umgangs der Bremer Kaufleute miteinander. Dies gilt als die Geburtsstunde der Bremer Handelskammer, die bis zum Jahre 1849 als „Collegium Seniorum“ bezeichnet wurde. Seither hat die Handelskammer die Vertretung der Kaufmannschaft übernommen.
Die erste Kaffeestube im deutschsprachigem Raum entstand 1673 in Bremen, wo genau ist nicht belegt. Es könnte im Schütting oder einem der umliegenden Häuser am Markt gewesen sein. Ab 1679 gab es nachweisbar eine Kaffeestube an der Marktseite des Schütting.[4]
Der Schütting ist noch heute das Haus der Bremer Kaufmannschaft und Sitz der Handelskammer Bremen. Im Untergeschoss hat der traditionsreiche Club zu Bremen seine Räume, er ist hervorgegangen aus der Gesellschaft Museum.
Siehe auch
- Liste der Präsidenten der Bremer Handelskammer
- Januargesellschaft
- Complimentarius, ein Salutierautomat, der vom 17. bis zum 19. Jahrhundert im Schütting stand und als Sehenswürdigkeit galt.
- Branntweinschale, aus der sich die Bremer Kaufleute 1689 stärkten.
Literatur
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
- Lydia Niehoff: 550 Jahre – Tradition der Unabhängigkeit, Chronik der Handelskammer Bremen. Schünemann Verlag, Bremen 2001, ISBN 3-7961-1827-5.
- Peter Hahn: 450 Jahre Haus Schütting, Sitz der Handelskammer Bremen. Die Baugeschichte. Hrsg.: Handelskammer Bremen, Schünemann Verlag, Bremen 1988, ISBN 3-7961-1797-X.
- H. A. Schumacher: Zur Geschichte des Schüttings. In: Bremisches Jahrbuch, Band 5, Bremen 1870, S. 192-214.
Weblinks
Commons: Schütting – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienAnmerkungen
- ↑ Denkmaldatenbank des LfD
- ↑ Lydia Niehoff: 550 Jahre Tradition der Unabhängigkeit, Schünemann Verlag, Bremen 2001, S. 200
- ↑ Denkmalpflegepreis
- ↑ Lydia Niehoff: 550 Jahre Tradition der Unabhängigkeit, Schünemann Verlag Bremen 2001, S. 92
53.0755555555568.8066666666667Koordinaten: 53° 4′ 32″ N, 8° 48′ 24″ OKategorien:- Wirtschaft (Bremen)
- Baudenkmal (Bremen)
- Geschichte Bremens
- Renaissancebauwerk in Bremen
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