Sechs Nationen

Sechs Nationen
Irokesen
Flagge der Irokesenkonföderation
Gesamtpopulation

ca. 75.000

Gegenden mit größeren Populationen
USA
(New YorkWisconsinOklahoma)
30.000
Kanada
(QuébecOntario)
45.000
Synonyme

Haudenosaunee

Sprache

Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Seneca, Tuscarora, Englisch, Französisch

Religion

Langhaus Religion, Christentum, Andere

Die fünf Nationen der Irokesen, circa 1650.

Die Irokesen (auch bekannt als Five Nations bzw. Six Nations, in Deutsch auch Fünf/Sechs Nationen) sind ein Völkerbund aus zuerst fünf und später sechs sprachverwandten Völkern nordamerikanischer Ureinwohner. Sie selbst nennen sich Haudenosaunee, zu Deutsch Völker des Langhauses. Heute leben die meisten der etwa 75.000 Irokesen in Ontario und im Staat New York. Andere Irokesen leben in Wisconsin, Québec und Oklahoma. Nur eine kleine Minderheit spricht noch eine der Irokesischen Sprachen, darunter ungefähr 2.000 Mohawksprecher, die größtenteils im Reservat Kahnawake bei Montreal leben.

Inhaltsverzeichnis

Name

Das Wort „Irokesen“ (engl./fr. Iroquois) wird vermutlich von hiro kone („ich habe gesagt“ in einer der irokesischen Sprachen) gewandelt. Am Ende jeder Rede würden sie „hiro kone“ sagen. Andere glauben, dass das Wort Irokesen auf eine französische Abart eines Schimpfnamens zurückführt, der „Schwarze Schlangen“ bedeutet. Wegen der Rivalitäten im Pelzhandel waren die Irokesen Feinde der Wyandot und der Algonquin, die mit den Franzosen verbündet waren.

Das auch verwendete Wort Haudenosaunee bedeutet „Menschen, die ein langes Haus bauen“ und es wird erzählt, dass der Große Friedensstifter den Namen zur Zeit des Zusammenschlusses der Völker des Bundes einführte. Es impliziert, dass die Nationen des Bundes wie Familien in denselben Langhäusern zusammenleben sollen. Die Seneca waren die Wächter der westlichen Tür des symbolischen Stammeslanghauses, dementsprechend die Mohawk die Wächter der östlichen Tür. Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich vom Südufer des Sankt-Lorenz-Strom bis zum Hudson und westlich über den Eriesee hinaus.

Geschichte

Irokesen 1914 in Buffalo, New York

Überlieferungen zufolge sind die Irokesen aus dem unteren Mississippi entlang des Ohio eingewandert. Erstmals sind die Irokesen um das Jahr 1000 nachweisbar.

Der Irokesenbund (auch: Irokesenliga) war ein Völkerbund aus den sechs Nationen der Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Onodowohgah (Seneca) und Tuscarora. In der englischen Literatur werden sie als Iroquois proper ("eigentliche Irokesen") bezeichnet. Die Bezeichnung "Five Nations" stammt aus der Zeit, als der Bund aus fünf Völkern bestand.

Zwischen 1350 und 1600 waren die Stämme der Irokesen untereinander verfeindet, wurden aber im 16. Jahrhundert, vermutlich um 1570, durch den Propheten Deganawidah und Häuptling Hiawatha vereint. Diese benutzten eine politisch vorteilhafte Verfassung, das Große Gesetz des Friedens, um die Stämme zu vereinen. Die Onondaga sträubten sich lange gegen den Beitritt zur Irokesenliga und rangen ihr dabei bedeutende Privilegien ab. Der Rat der Liga, bestehend aus 50 Häuptlingen, war Vorbild für das amerikanische Regierungssystem.

1623 wurde der niederländische Handelsposten Fort Orange auf dem Territorium der Mohawk gegründet. Im 17. Jahrhundert vernichtete der Bund im Zuge der Biberkriege die Wyandot, Tionontati und Erie. Die Tuscarora stießen erst 1722 zu den Fünf Nationen (danach 'Sechs Nationen), nachdem sie von europäischen Siedlern aus North Carolina vertrieben worden waren.

Im Französisch-Indianischen Krieg (1756-1763) zwischen Briten und Franzosen standen die Irokesen auf Seiten der Briten. Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg spalteten sich die Irokesen in Oneida und Tuscarora (die sich auf die Seite der Amerikaner stellten) und den restlichen Bund (der für die Briten kämpfte). Eine amerikanische Strafexpedition zerstörte 1779 eine wichtige Siedlung der Irokesen und brach ihren Widerstand.

Im zweiten Vertrag von Fort Stanwix löste sich die Liga 1784 auf. Die Onondaga, Seneca und Tuscarora blieben in New York, während die Mohawk und Cayuga nach Kanada gingen. Die Oneida ließen sich in Wisconsin nieder.

Noch im Zweiten Weltkrieg sahen sich die Irokesen als eigenes Volk, das dann auch alleine dem Dritten Reich den Krieg erklärte, aber nicht mit den USA kooperieren wollte.

Kultur und Bedeutung der Irokesen

Ihre freiheitliche Verfassung soll derjenigen der Vereinigten Staaten Pate gestanden haben. Auch auf das europäische Denken der Aufklärung hatte sie Einfluss (Johann Gottfried Herder, „Die große Friedensfrau der Irokesen“) und auch bei Friedrich Engels nimmt sie in dessen Schrift „Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats“ eine wichtige Stellung ein (beeinflusst wiederum von Bachofens „Mutterrecht“) .

Traditionell besteht jede Nation aus mehreren Klans, denen jeweils eine gewählte Klanmutter vorsteht. Jeder Klan konnte bis zu drei Abgeordnete in die Ratsversammlung der Irokesen schicken. Die Gesellschaft war demokratisch organisiert, das Individuum genoss erstaunliche Freiheiten. Das Verwandtschaftssystem ist matrilinear, die Lebensweise matrilokal.

Die Irokesen haben eine starke, für Einzelpersonen kaum durchbrechbare geschlechtliche Arbeitsteilung. So sind die Frauen für die Häuser und die Landwirtschaft zuständig, während die Männer der Jagd und anderen Aufgaben nachgehen, die ein Verlassen des Klanlandes erforderlich machen.

Die Irokesen lebten hauptsächlich von Mais. Sie kannten Dutzende verschiedener Maisarten. Dies machte sie unabhängig vom Jagdglück und erlaubte eine relativ sesshafte Lebensweise. Es war aber auch eine ständige Gefahr, denn gelang es den Feinden, die Maisfelder zu zerstören, brach das Wirtschaftssystem der Haudenosaunee zusammen. Neben dem Mais verpflegten sie sich mit Squash-Kürbis, Bohnen und Wildfrüchten, die sie oft zusammen anpflanzten. Der Sinn dahinter war die "Ergänzung" der einzelnen Pflanzensorten: "Der Mais wächst schnell nach oben, die Blätter des Kürbisses bewahren den Boden vor dem Austrocknen, die Bohne kann an der Maisstaude emporranken." Die Jagd vervollständigte die Speisekarte mit Fleisch.

Die Irokesen lebten in mit Palisadenzäunen befestigten Dörfern, die aus bis zu hundert Langhäusern bestanden. Nach etwa zehn bis fünfzehn Jahren, wenn der Boden und der Wald nicht mehr die gewünschten Ernte- und Jagderträge brachten, zogen die Bewohner zu einem neuen Gelände.

Ein besonderes kulturelles Merkmal der Haudenosaunee sind die Medizinbünde.

Irokesen heute

Von den heute etwa 75.000 Irokesen sprechen noch etwa 5% eine der alten Sprachen.

Fahne der Irokesen
Nation Population Sprache Sprecher Anteil
Cayuga 10.000 Goyogo̱hó:nǫ’ 62 0,62%
Mohawk 35.000 Kanien'keha 3.433 9,81%
Oneida 14.000 Onʌyota’a:ka 160 1,14%
Onondaga 1.200 Onǫda’géga’ 17 1,42%
Seneca 15.000 Onödowága 25 0,17%
Tuscarora 1.000 Skarù∙rę’ 12 1,20%
alle Irokesen 76.200 Rotinonhsón:ni (ohne Tsalagi) 3.709 4,86%

Siehe auch

Berühmte Irokesen

  • Graham Greene: Oneida aus Kanada, Schauspieler (Der mit dem Wolf tanzt, Clearcut, u.v.a.)
  • Ely Samuel Parker: Seneca-Häuptling und General der Nordstaaten-Armee im Bürgerkrieg
  • Joseph Brant: Mohawk-Häuptling und Verbündeter der Briten
  • Hiawatha: Mohawk-Häuptling, von den Onondaga vertrieben, gilt als Gründer des Irokesenbunds

Literatur

  • José Antonio Brandào: "Your fyre shall burn no more". Iroquois Policy toward New France and its Native Allies to 1701. Lincoln u.a. 1997.
  • Willam N. Fenton: The Great Law and the Longhouse: a political history of the Iroquois Confederacy. (The civilization of the American Indian series, 223).University of Oklahoma Press, Norman 1998
  • Heinz Lippuner: Demokratie aus indianischer Hand? Unsere Bundesverfassung und das Great Law of Peace der Irokesen-Konföderation. Aus Kleine Schriften des Museumsvereins Schaffhausen 99/5.
  • Eva Lips: Nicht nur in der Prärie. Edition Leipzig, Leipzig 1974
  • Egon Renner, Boris Kruse: Die irokesische Konföderation im 17. Jahrhundert. Gesellschaft, Kriegführung und Politik. In: Magazin für Amerikanistik 1/2004 - 2/2004. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr 2004.
  • Irene Schumacher: Gesellschaftsstruktur und Rolle der Frau. Das Beispiel der Irokesen. (Soziologische Schriften; 10) Duncker & Humblot, Berlin 1972.
  • Dean R. Snow: The Iroquois. Blackwell Publishers, Oxford 1994.
  • Thomas Wagner: Irokesen und Demokratie. Ein Beitrag zur Soziologie interkultureller Kommunikation. Lit-Verlag, Münster 2004

Weblinks


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