Trockenfallen

Trockenfallen

Als Trockenfallen wird eine in der Natur vorkommende Erscheinung bezeichnet, bei der sich Wasser vom Land zeitweise oder auf Dauer zurückzieht. Der Fachbegriff kommt in der Nautik und in der Geologie vor.

Inhaltsverzeichnis

Trockenfallen in der Nautik

In der Nautik bezeichnet zwei Vorgänge als Trockenfallen:

Trockenfallen von Flächen

Als Trockenfallen bezeichnet man in der Nautik zum einen das Phänomen, dass Sandbänke und flache Meeresböden vor der Küste bei Niedrigwasser für eine gewisse Zeit über dem momentanen Meeresspiegel liegen.

Trockenfallende Gebiete sind auf Seekarten grünlich getönt, die Zahl der Tiefenangabe ist unterstrichen und gibt an, wie hoch die entsprechende Stelle bei Niedrigwasser über dem temporären Wasserspiegel liegt. Das Seekartennull (Höhenbezug von Seekarten) zeigt an Gezeitenküsten meist den niedrigst möglichen Gezeitenwasserstand, sodass die Tiefenlinien auf die Gefahren des Auflaufens hinweisen.

Für die Flora und Fauna bilden die trockenfallenden Gebiete ein spezielles Habitat, das Wattenmeer ist dafür ein gutes Beispiel.

Gefahren

Bei trockengefallenen Flächen besteht die Gefahr, dass Menschen, die diese Flächen betreten haben, beim Auflaufen des Wassers der Weg abgeschnitten wird, da Höhenunterschiede auf großen trockengefallenen Gebieten nicht zu erkennen sind. Das zurückkommende Wasser erzeugt starke Strömungen, die das Schwimmen unmöglich machen. Außerdem kann es sich als sehr schwierig erweisen, auf trockengefallenen Flächen zu laufen. Besonders im Watt kann eine Person unerwartet einsinken, weil solche Stellen im Watt nicht erkennbar sind. Daher sollten trockenfallende Flächen und Sandbänke immer nur zusammen mit einem staatlich geprüften Wattführer betreten werden.

Trockenfallen von Wasserfahrzeugen

Die Bay of Fundy bei Hoch- und bei Niedrigwasser

Zum anderen bezeichnet das Trockenfallen, wenn ein Wasserfahrzeug bei ablaufendem Wasser auf eine flache Stelle auffährt oder an einer flachen Stelle ankert, sodass das Fahrzeug bei Niedrigwasser komplett trocken auf dem Meeresgrund liegt. An Küsten mit starkem Tidenhub fallen teilweise ganze Häfen trocken, sodass Schiffe, die im Hafen verbleiben wollen, für das Trockenfallen ausgelegt sein müssen.

Absichtliches Trockenfallen wird u. a. für Reparaturen oder die Erneuerung des Anstrichs durchgeführt. Boote mit geringem Tiefgang, Katamarane und Plattbodenschiffe und Kimmkieler machen dabei nur selten Probleme. Manchmal wird die Technik auch in der Hydrografie bei flach gebauten Vermessungsschiffen angewandt.

Trockenfallen zum Spaß: Trockengefallene Segelyacht des Typs Leisure 17 am Alten Anleger von Spiekeroog

Manche Nordsee-Skipper machen sich einen Sport daraus, das Trockenfallen absichtlich herbeizuführen, oder tun es für einige erholsame Stunden im trocken gefallenen Watt. Boote mit geringem Tiefgang und geeignetem Kiel (z. B. Kimmkiel, Schwert oder Kielschwert) oder mit flachem Boden (z. B. Plattbodenschiff) bleiben beim Trockenfallen aufrecht stehen und ermöglichen ein ganz normales Leben an Bord.

Gefahren

Fällt ein Schiff nach einer Springflut trocken, muss es bis zur nächsten Springflut warten, da die normale Tide nicht hoch genug aufläuft, um das Schiff wieder aufschwimmen zu lassen.

Lässt sich ein Schiff bei gutem Wetter trockenfallen und wird beim Zurückkommen des Wassers von sehr welligem Wasser überrascht, kann es passieren, dass das Schiff im Prozess des Aufschwimmens durch Wellen mehrere, teils starke Schläge auf den Grund erleidet. Dies kann bei sehr starken Wellen zur Beschädigung des Bootes führen.

Es kann jedoch auch vorkommen, dass ein Schiff bei ablaufendem Wasser versehentlich aufläuft und erst mit der nächsten Tide wieder frei kommt. Beim Zurückkommen des Wassers sollte auf jeden Fall ein Anker in Richtung des zurückkommenden Wassers ausgebracht werden, um zu vermeiden, dass das Schiff durch Strömung oder Wind beim Aufschwimmen in noch flachere Gebiete gedrückt wird.

Trockenfallen in der Geologie

Im geologischen Sektor können etwa durch tektonische Verschiebungen oder hierdurch ausgelöste Erdbeben Küstengebiete oder ganze Landstriche trockenfallen. So geht ein Wissenschaftler von der Universität Utrecht davon aus, dass das gesamte Mittelmeer vor etwa 5 Millionen Jahren durch Verdunstung austrocknete. Der Zufluss von Wassermassen aus dem Atlantik unterblieb, weil sich die Landmasse unter der Straße von Gibraltar über den Meeresspiegel erhoben hatte. Dieser Zustand bildete sich nach etwa 170.000 Jahren zurück.[1]

Das Erdbeben vor Kreta 365 hat beispielsweise das Hafenbecken der antiken Stadt Phalasarna um mehrere Meter über den Meeresspiegel angehoben. Trockengefallen sind zudem im Jahr 1848 zeitweise für einige Stunden die Niagarafälle. Hier war jedoch das Ausbleiben der Wassermassen durch einen Eisstau im Winter flussaufwärts die Ursache.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Springer-Verlag, Heidelberg: Scinexx vom 12. Februar 2009 - Steigende Erdkruste ließ Mittelmeer trockenfallen, abgefragt am 20. Juli 2010

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