- Tidenhub
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Der Tidenhub (ndd. Tide, tiet = Zeit) ist der Unterschied zwischen dem Scheitelpegel einer Flut (Hochwasser, HW) und dem untersten Pegelstand einer Ebbe (Niedrigwasser, NW). Es ist das arithmetische Mittel von Tidenstieg (TS) und Tidenfall (TF). Als Referenzniveau für HW und NW ist in den letzten Jahren neben Normalnull (NN) das Seekartennull (SKN) getreten.
Da die Gezeiten von der Stellung des Mondes und der Sonne zur Erde abhängen, ändert sich die Tidenkurve in einer von den Mondphasen abhängigen Periode. Der Zeitabstand zweier aufeinander folgender Hochwasser beträgt etwa 12 h 15 min, so dass sich die Zeiten von Hochwasser und Niedrigwasser von Tag zu Tag verschieben. Auch der Tidenhub ändert sich. Dabei nennt man das Maximum Springtide, das Minimum Nipptide.
Außer den Gezeiten beeinflussen Windrichtung und Windstärke den realen mittleren Wasserstand und damit auch Hochwasserhöhe (HWH) und Niedrigwasserhöhe (NWH). Besonders bedrohlich ist, wenn eine Sturmflut mit einer Springtide zusammenfällt.
Beträchtlichen Einfluss auf die Gezeiten hat die Geomorphologie der Meere und ihrer Küsten. So beträgt der Tidenhub in der westlichen Ostsee nur zirka 30 cm, an der deutschen Nordseeküste um 2 bis 3 Meter. In den Ästuaren der tidebeeinflussten Flüsse, z. B. Elbe und Weser, beträgt der Tidenhub aufgrund der Trichterwirkung bis über 4 Meter. Flutwelle wie Ebbetal wandern flussaufwärts, bis sie an der Tidengrenze auslaufen. Da die Tide der Unterelbe bis zur Tidengrenze etwa 6 Stunden braucht, ist z. B. in Geesthacht Flut, wenn in Cuxhaven Ebbe ist, und umgekehrt. Auch auf dem Festland gibt es einen Tidenhub, der im Bereich von einigen Dezimetern liegt.[1]
Höher als in den deutschen Küstengewässern ist der Tidenhub unter anderem bei Saint-Malo in Frankreich oder in der Severn-Mündung und im Bristolkanal zwischen Wales und England, er kann dort 12 Meter (in Sudbrook) erreichen. Besonders hohe Tidenhübe gibt es auch an der Ostküste Nordamerikas: der wahrscheinlich größte Tidenhub der Erde findet sich an der Bay of Fundy in Kanada, zwischen den kanadischen Provinzen New Brunswick und Nova Scotia. Dort drängt sich die Tide des Atlantischen Ozeans in eine Bucht und bewirkt einen Tidenhub von bis zu 15 Metern; einen ähnlich hohen Wert erreicht der Südwesten der Ungava Bay in der kanadischen Arktis. Der maximale Wert für den Pazifischen Ozean wird im Penschinabusen des Ochotskischen Meeres mit knapp 13 Metern erreicht.
Der Tidenhub kann in Gezeitenkraftwerken zur Stromerzeugung genutzt werden. Dies geschieht beispielsweise seit über 40 Jahren im Gezeitenkraftwerk Rance in der Bretagne in Frankreich.
Ausbaumaßnahmen in Tideflüssen können zu einer Erhöhung des Tidenhubes führen. Eindeichung und der Bau von Sperrwerken verstärkt die Trichterwirkung. Ausbaggerung und Flussbegradigung führen zur Beschleunigung der Strömungen. Der örtliche Gipfel des Tidenhubs verschiebt sich flussaufwärts. Da die Strömungsbeschleunigung außer der Pendelbewegung des Tidestroms auch die Gesamtbewegung des Flusswassers in Richtung Meer betrifft, ist in der Regel die Absenkung des Niedrigwassers ausgeprägter als die Anhebung des Hochwassers. Die Ausbaumaßnahmen der Unterelbe in den letzten 50 Jahren haben zu einer Erhöhung des mittleren Tidenhubes beim Pegel St. Pauli von 1,50 Meter im Jahr 1840 auf über 3,60 Meter (2003) geführt.
Watt nennt man den Bereich einer Küste, der durch den Tidenhub zweimal täglich bei Hochwasser überflutet wird und bei Niedrigwasser wieder „trocken“ fällt. Hier hat sich ein besonderes Biotopsystem gebildet.
Siehe auch
Einzelnachweise
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