- Babylonisches Weltbild
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Das Babylonische Weltbild entstand etwa 1500 v. Chr. und ist neben dem chinesischen I Ging und ägyptischen Kosmogonien eine der ältesten überlieferten Versuche, Gestalt und Ursprung der Welt zu erklären und darzustellen. Es gibt keine kanonisierte Form der Weltvorstellung der Babylonier. Vielmehr müssen die kosmologischen Vorstellungen der Babylonier aus verschiedenen Textstellen, etwa dem Weltschöpfungsepos Enuma Elisch, rekonstruiert werden. Zudem darf angenommen werden, dass die kosmologischen Vorstellungen der Babylonier, soweit sie nicht dem Enuma Elisch folgen, sich im Wesentlichen aus den mythischen Versepen der Sumerer speisten (etwa dem Gilgamesch-Epos).
Das babylonische Weltbild beschreibt die Erde, die von den Weltmeeren umgeben ist, als Mittelpunkt des damaligen Weltbildes. Der Weltberg im Zentrum ist hohl und in diesem Hohlraum befindet sich die Unterwelt. Umhüllt ist das ganze von einer Himmelskugel, samt aller Gestirne, die von Götterhand gehalten wird.
Strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen ägyptischer (s. a.: Achtheit von Hermupolis), sumerischer (s. a.: Enlil), babylonischer (s. a.: Marduk) und dann auch alttestamentlicher Genesis-Dichtung, sind zumeist die Vorstellungen:
- dass die Götter oder Gott der materiellen Schöpfung vorausgeht,
- dass die Trennung oder Schöpfung von Himmel und Erde, der von Land und Meer vorausgeht,
- dass das Land oder ein Berg sich aus dem Wasser, einem Urozean oder Urschlamm erhebt.
Daraus ergibt sich nur hier die Vorstellung, dass die Landscheibe der bekannten Welt von einem Ozean umgeben sei und sich daher die betreffende Kultur im Mittelpunkt der Welt befinde (Nabel der Erde). Der Zikkurat von Etemenanki – also der "Turm von Babel", könnte eine religiös-mythische Funktion in diesem Sinne gehabt haben. Zu den ältesten erhaltenen Weltkarten gehört ein vermutlich aus Sippar stammder Stein aus spätmesopotamischer Zeit, der auf 700-500 v. Chr. datiert wird und sich heute im British Museum befindet (Kat.-Nr. 92687).[1] Er zeigt eine von Wasser umgebene kreisförmige Erdscheibe, durch die Euphrat und Tigris fließen. Dabei handelt es sich weniger um eine Abbildung genauer topographischer Verhältnisse als um eine Darstellung der mythologischen Sicht der Babylonier. Die allgemeine Vorstellung des von Meer umgebenen Landes erhielt sich bis in die griechische Zeit (etwa Anaximander von Milet, Hekataios von Milet) und hat in der frühen Kartographie ihren Niederschlag gefunden.
An der babylonischen Kosmosvorstellung wurde gegen 300 v. Chr. durch Eratosthenes, der zu dieser Zeit erstmalig den Umfang der Erde durch präzise Beobachtungen zu errechnen versuchte, gezweifelt. Wenige Jahrhunderte später wurde das babylonische Weltbild endgültig verworfen, da um das Jahr 150 der griechische Astronom Ptolemäus die Beobachtungen des Hipparch zum geozentrischen oder auch ptolemäischen Weltbild ausbaute.
Später wurde dieses durch das heliozentrische Weltbild, dessen Entwickler Johannes Kepler, Nikolaus Kopernikus und Tycho Brahe waren, ersetzt.
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