Sened

Sened
Namen von Sened
Sened.png
Bronze-Statuette des Sened (Rückseite; 26. Dynastie). Auf dem Gürtel ist der Kartuschenname des Königs eingraviert.[1]
Eigenname
M23
X1
L2
X1
s n
d
[A 1]
Sened
Snd
Der Gefürchtete [A 2]
Hiero Ca1.svg
M23 s n
d
Hiero Ca2.svg
Nesutsened
(Nesut sened)
Nsw.t snd
Gefürchteter König [A 3]
Königspapyrus Turin (Nr.II, 24)
V10A G54 HASH HASH

[2][A 4]
Sened
Snḏ
Königsliste von Abydos (Sethos I.) (Nr.13)
Hiero Ca1.svg
s n
d
M17
Hiero Ca2.svg
Senedj
Sndj
Der Gefürchtete
Königsliste von Sakkara (Nr.7)
Hiero Ca1.svg
G54
Hiero Ca2.svg
Sened
Snḏ
Griechisch Manetho-Varianten:
Africanus: Sethenes [A 5]
Eusebius: fehlt
Eusebius, AV: fehlt

Sened war ein altägyptischer König (Pharao) der 2. Dynastie (Frühdynastische Zeit), welcher etwa um 2790 v. Chr. regierte.

Sened gehört zu den vieldiskutierten Königen der 2. Dynastie, da sein Name überwiegend als Kartuschenname erscheint und in der Spätzeit besser belegt ist als zu Lebzeiten. Daher gibt es bis heute zahlreiche Identifikationsversuche. Spätere Königslisten nennen ihn als Nachfolger von König Wadjnes, bei den möglichen Nachfolgern von Sened bestehen in den Annalen Unstimmigkeiten und Widersprüche.

Inhaltsverzeichnis

Name und Identität

Kartuschenname des Sened, wie er in der Sakkara-Liste präsentiert wird.[3]

Der Kartuschenname „Sened“ wird in allen bekannten Königslisten stets als fünfter Herrscher der 2. Dynastie präsentiert. Einstimmigkeit herrscht bei allen Königslisten noch hinsichtlich des Vorgängers von Sened, einem König namens „Wadjnes“. Als Nachfolger von Sened hingegen nennen die Königsliste von Sakkara im Grab des Vorlesepriesters Tjuneroy (19. Dynastie) sowie der Turiner Königspapyrus die Könige Neferkare/Aaka, Neferkasokar und Hudjefa, während die Abydos-Liste diese drei Herrscher auslässt und den Namen Djadjai als Gegenstück zum in Sakkara und im Turin-Papyrus genannten Bebeti präsentiert.[4]

Der Horusname des Sened ist nicht bekannt, was zu zahlreichen Gleichsetzungsversuchen mit bereits archäologisch nachgewiesenen Königsnamen in der Ägyptologie führte. Dietrich Wildung und Jean-Pierre Pätznik sind überzeugt, Sened sei mit Seth-Peribsen identisch.[5] Dieser Darlegung widerspricht jedoch der Umstand, dass der Name „Sened“ überwiegend für Unterägypten belegt ist.[6] Einige Namensversionen, beispielsweise aus der 26. Dynastie, die Sened als „gefürchteten König von Unterägypten“ bezeichnen, bestärken diese Vermutung. Seth-Peribsen aber herrschte nur in Oberägypten. Auch die Inschriften auf der Scheintür des hohen Beamten Scheri in Sakkara nennen die Namen „Sened“ und „Peribsen“ ausdrücklich getrennt.[7] Wolfgang Helck beispielsweise setzt Sened hingegen mit dem ebenfalls vieldiskutierten König Sa gleich.

Regierungszeit

Wie lange Sened tatsächlich regierte, ist unbekannt. Die einzigen Quellen zu zeitlichen Angaben sind der Turiner Königspapyrus, der Sened eine Regierungsdauer von über 70 Jahren zuspricht[2] sowie Manetho, der dem Herrscher, den er Sethênes nennt, 41 Jahre bescheinigt[8]. Ägyptologen zweifeln an beiden Angaben und sprechen von einer Regierungsdauer von etwa 26 Jahren.

Sened wird zudem als Gegenregent zu den Herrschern Peribsen und Sechemib angesehen. Hintergrund dieser Ansicht ist eine vermutete Reichsteilung nach dem Tod von König Ninetjer. Nach einer mehrjährigen Dürre soll Ninetjer Ägypten in zwei eigenständige Hälften gespalten und unter seinen Erben aufgeteilt haben, um den dürrebedingten, wirtschaftlichen Konflikten entgegenzuwirken.[9]

Unklar bleibt, wann genau Ägypten politisch gespalten wurde, da Sened und sein Vorgänger Wadjnes beide sowohl in den memphitischen als auch in den thinitischen Königslisten aufgeführt sind. Dies impliziert, dass Wadjnes und Sened über ein noch geschlossenes Ägypten regierten. Somit hätte sich Ägypten erst unter Sened in zwei Landeshälften gespalten, von denen die südliche Hälfte bald von Königen wie Peribsen und Sechemib dominiert wurde, während im Norden neben Sened Könige wie Neferkare/Aaka und Neferkasokar herrschten. Beendet wurde die Reichsteilung unter König Chasechemui.[4][10]

Zusätzliche Hinweise auf den Verlauf von Seneds Herrschaft liefert eine Inschrift auf einer Scheintür in der Mastaba des hohen Beamten Scheri in Sakkara (Mariette-Mastaba B3). Dort werden die Namen von Sened und Peribsen nebeneinander genannt. Die Inschrift lässt nach Wolfgang Helck darauf schließen, dass Peribsen noch während der Herrschaft des Sened verstarb und in seinem Totenbezirk ein von Sened gestifteter Opferschrein existierte, der mindestens bis zum Ende der 4. Dynastie unterhalten wurde.[10] Wolfgang Helck weist allerdings darauf hin, dass im äußeren Grabumgang von Peribsens Gefäße des Königs Sechemib gefunden wurden, die nahelegen, dass Letzterer Peribsen bestatten ließ.[4]

Helck ist überzeugt, dass gemäß der Türinschrift des Scheri das politische Verhältnis zwischen Sened und Peribsen ein freundschaftliches gewesen sein muss, was seiner Ansicht nach wiederum die Theorie bekräftigt, wonach die Reichsteilung durch Ninetjer auf rein wirtschaftlichen Problemen fußte.[10]

Spätere Nachweise

Türinschrift des Scheri (Detail) mit dem Kartuschennamen des Sened

Aus der 3. oder 4. Dynastie stammen die Gräber der Priester Scheri und Inkef, die beide den Totendienst um Sened versahen.[11] Aus der frühen 18. Dynastie ist der Sarg einer unbekannten königlichen Dame erhalten, auf dem die Namen mehrerer Könige aufgelistet sind. Die Königsliste beginnt mit Sened, gefolgt von einem zerstörten Namen, anschließend folgen die Namen Antef, Mentuhotep II., Sesostris II., Sesostris III., Sechaenre und Ahmose. Gefunden wurde der Sarg im thebanischen Grab T100.2 bei Dra Abu el-Naga von Luigi Vassalli.[12]

Aus ramessidischer Epoche stammt ein medizinischer Papyrus, der laut Verfasser aus der Zeit des Königs Den (hier „Semti“ genannt) stammen soll und verschiedene Behandlungsmethoden auflistet. Die Nennung von Seneds Namen sollte dabei wohl das Alter und die Zuverlässigkeit bestimmter Therapien untermauern.[13]

Aus der 26. Dynastie stammt eine kleine Bronze-Statuette in Gestalt eines knienden Königs, der einer imaginären Gottheit opfert (siehe Titelbild). Die Figurine trägt die weiße Krone des Südens, in den Händen hält sie ein Weihrauchgefäß. Sie trägt außerdem einen Gurt, auf dessen Rückseite der Kartuschenname des Sened eingraviert ist.[14]

Besondere Funde

Sened (Ägypten)
Gizeh
Gizeh
Sakkara
Sakkara
Fundorte

Aus dem Grabungsgebiet südlich des Djoser-Komplexes in Sakkara stammt ein Lehmziegel mit reliefartig gearbeiteter Inschrift, die den Kartuschenname eines gewissen „Nefersendjra“ nennen soll. Der Ägyptologe und Finder des Ziegels, Peter Munro, will darin eine Namensvariante des Namens „Sened“ erkannt haben.[15] Der Ziegel ist bisher nicht in Zeichnung oder Photo publiziert. Eine weitere Prüfung ist daher unmöglich.

Aus Gizeh stammt eine Steinschale, die wiederverwendet wurde und möglicherweise sogar zeitgenössisch sein könnte. Auf ihr erscheint der eingravierte Name „Nisut-Sened“.

Vermutliche Grabanlage

Toby Wilkinson vermutet Seneds Grab in Sakkara, was er mit der Lage von Scheris Mastaba begründet, da Totenpriester im Alten Ägypten generell nicht weit von ihrem Wirkungsort bestattet wurden. Allerdings vermutet Wilkinson als mögliche letzte Ruhestätte des Sened die Galerien im Westmassiv des Djoser-Komplexes in Sakkara.[16]

Literatur

  • Jürgen von Beckerath: Handbuch der Ägyptischen Königsnamen. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin, ISBN 3-422-00832-2
  • Jürgen von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2310-7
  • Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt. Blackwell-Publishing, 1992, ISBN 0-631-19396-0
  • Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. (Ägyptologische Abhandlungen, Band 45), Otto Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02677-4
  • Werner Kaiser: Zur Nennung von Sened und Peribsen in Saqqara B3. In: Göttinger Miszellen: Beiträge zur ägyptologischen Diskussion Nr.122. Ägyptologisches Seminar der Universität Göttingen, Göttingen 1991, ISSN: 0344-385X, S. 49–55
  • Auguste Mariette: Les mastabas de l´Ancien Empire. Paris 1885, S. 92-94
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3
  • Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Routledge, London/New York 1999, ISBN 0-415-18633-1
  • Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. Teil I (Münchener Ägytologische Studien 17). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1969

Anmerkungen

  1. Der Eigenname, wie er ab der 4. Dynastie mit „Sa Ra“ eingeleitet wird, existiert zu dieser Zeit noch nicht, weswegen die Weiterleitung auf Eigenname (Pharao) im Grunde problematisch ist. Die Formulierung Eigenname basiert auf Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen.
  2. Nach einer Gefäßinschrift aus Gizeh
  3. Nach einer Gravur auf einer Bronzestatuette aus der 26. Dynastie
  4. Im Turiner Papyrus kamen offene, in Hieratisch geschriebene Kartuschen zur Verwendung. Durch die beschädigte Form des Turiner Papyrus ist nicht immer eine vollständige Namensnennung möglich.
  5. Regierungsdauer 41 Jahre.

Einzelnachweise

  1. vergl. Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewusstsein ihrer Nachwelt. S.45, Bildtafel IV..
  2. a b Alan H. Gardiner: The royal canon of Turin. Bildtafel I..
  3. nach: Eduard Meyer: Ägyptische Chronologie. Bildtafel I., Kartusche Nr.7
  4. a b c Hermann Alexander Schlögl: Das Alte Ägypten. S. 77-78 und 415.
  5. Jean-Pierre Pätznik: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung Kairo Nr.54. Deutsches Archäologisches Institut, Orient-Abteilung(Hg.). de Gruyter, Berlin 1999, S. 54.
  6. Toby Wilkinson: Early Dynastic Egypt 1999; Seite 88
  7. Nicolas Grimal: A History of Ancient Egypt. S. 55–56.
  8. William Gillian Waddell: Manetho. S. 37-41.
  9. Barbara Bell: Oldest Records of the Nile Floods, In: Geographical Journal 136. 1970, S. 569–573; vergl. Hans Goedike in: Journal of Egypt Archaeology 42. 1998, S. 50.
  10. a b c Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. S. 105-106; Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewusstsein ihrer Nachwelt. S. 45.
  11. Wolfgang Helck: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo Nr.15. Deutsches Archäologisches Institut, Orient-Abteilung(Hg.). de Gruyter, Berlin 1957, S. 93.
  12. F. Tiradritti: Luigi Vassalli and the archaeological season at Western Thebes (1862-3), In M. Marée (editor): The Second Intermediate Period (Thirteenth-Seventeens Dynasties), Current Research, Future Prospects, Leuven, Paris, Walpole, MA, 2010, S. 334 ISBN 978-90-429-2228-0
  13. Steindorff: Das Grabmal des Chefren. 1999, S. 88.
  14. Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. S. 103-106; siehe auch: Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewusstsein ihrer Nachwelt. S. 45.
  15. erwähnt in: Orientalia; Band 57 (1988); Seite 330
  16. Toby Wilkinson: Early Dynastic Egypt. S.88 - 89.


Vorgänger Amt Nachfolger
Wenegnebti König von Ägypten
2. Dynastie
Sechemib

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