- Serben in der Schweiz
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Die Serben in der Schweiz bilden den Teil der serbischen Diaspora in der Schweiz. Gemäss dem Bericht des Bundesamtes für Migration (BFM) leben 196.078 Personen mit serbischer Staatsangehörigkeit in der Schweiz und machen so 2,54 % der Gesamtbevölkerung der Schweiz aus.[1] Da es aber genaue Zahlen zu ethnischen Serben in der Schweiz generell nicht gibt - auch in den Volkszählungen wird nur nach Staatsangehörigkeit und Muttersprache gefragt, nicht nach ethnischer Zugehörigkeit, ist die genaue Anzahl der ethnischen Serben in der Schweiz unbekannt. Die ersten Serben kamen im Mittelalter als Geschäftsleute in die Schweiz. In grösserer Zahl wanderten Serben in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren als sogenannte Gastarbeiter ein.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die erste Migration der Serben in die Schweiz beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts. Vor und während des Ersten Weltkriegs studierten einige Serben an der Universität Zürich, darunter auch solche, die später in der Heimat wichtige Ämter bekleidet haben. Zürich galt als wichtiges Bildungszentrum für junge Serben. Von 1863–1914 studierten insgesamt 160 serbische Studenten in Zürich, darunter auch zahlreiche Frauen[2]. Dies war eine Folge der damaligen guten wirtschaftlichen, kulturellen, diplomatischen und politischen Beziehungen zwischen der Schweiz und Serbien.
Die zweite Migrationswelle der Serben erfolgte nach dem Staatsstreich durch Alexander I.. Am 6. Januar 1929 suspendierte er die Verfassung von 1921, löste das Parlament auf und proklamierte die Königsdiktatur. In der Zwischenkriegszeit flohen viele Serben, wie auch Kroaten und Slowenen, welche unterdrückt wurden oder sich in einer wirtschaftlich aussichtslosen Situation befanden, in den Westen.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gingen zahlreiche Serben grösstenteils aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Lebensverhältnisse als Gastarbeiter nach Westeuropa (vor allem nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz), Nordamerika oder Australien. Die Serben waren überproportional stark an der jugoslawischen Gastarbeiter-Migration in der Schweiz beteiligt. Nach Anwerbevereinbarungen schloss die Schweiz 1961 ein entsprechendes Abkommen mit Jugoslawien. Hinzu kamen auch einige Emigranten, die Jugoslawien aus politischen Gründen verliessen. Diese Migration ermöglichte dem damaligen kommunistischen Jugoslawien eine Senkung der Arbeitslosigkeit und schuf gleichzeitig durch die Überweisungen der Emigranten an ihre Familien enorme Deviseneinnahmen. Zunächst war nicht vorgesehen, dass die Arbeiter dauerhaft in der Schweiz bleiben. Inzwischen sind Frauen und Kinder nachgezogen, teilweise leben Serben hier schon in der dritten oder vierten Generation.
Die letzte Auswanderungswelle kam mit dem Zerfall Jugoslawiens (1991–1995), als Serben das Land wegen der neu aufgebrochenen ethnischen Konflikte, dem Bürgerkrieg, aber auch aufgrund der katastrophalen wirtschaftlichen Situation verliessen.
Verhältnis des ehemaligen Jugoslawien zu den Serben in der Schweiz
Jugoslawien löste durch die Erlaubnis zur Auswanderung auf «humane» Weise gleichzeitig zwei Probleme: Den «Export» überflüssiger Arbeitskräfte, deren Beschäftigung im Selbstverwaltungssozialismus äusserst problematisch gewesen wäre und sicherte sich zugleich eine enorme Deviseneinnahmequelle.
Jugoslawien profitierte von den Zuwendungen an ihre Familienangehörigen, deren Spareinlagen in jugoslawischen Banken und Investitionen (vor allem beim Bau von Wohnhäusern). Etwa vierzig Prozent der gesamten Deviseneinnahmen Jugoslawiens aus Warenausfuhren strömten im Jahr 1975 auf diese Weise ins Land.
Bei der Übersiedlung aus einem nicht-demokratischen politischen System Jugoslawiens in das demokratische System der Schweiz, war es den Serben wie auch den anderen Staatsangehörigen des ehemaligen Vielvölkerstaates Jugoslawien nicht gestattet politisch aktiv zu sein. Gemäss dem damaligen politischen Regime Jugoslawiens hätte dies als «feindliches Wirken» mit Repressionen und rechtlichen Konsequenzen geahndet werden können.
Jegliche Versuche von Kritik am jugoslawischen Realsozialismus oder politischem Engagement ohne Rücksicht auf die faktischen Zielsetzungen wurden von den jugoslawischen Machthabern als feindliche Aktivitäten bezeichnet und entsprechend geahndet.
Statistik
Anzahl und Herkunft
In der Schweiz wurden bis anhin keine Statistiken erhoben, wie viele Personen ethnische Serben sind und woher sie stammen. Auf Basis der Volkszählung im Jahr 2000 gaben 103.350 Personen Serbisch oder Kroatisch als Hauptsprache an[3].
Gemäss dem Bericht des Bundesamtes für Migration (BFM) leben 196’078 Personen mit einer serbischen Staatsangehörigkeit in der Schweiz.[1], wovon umgerechnet 120.000 ethnische Serben sind[2]. Da die Serben auch in den Nachbarländern Bosnien und Herzegowina, Kroatien und Montenegro sehr stark vertreten sind und es ebenfalls eine Auswanderungswelle aus diesen Staaten gab, gibt es unter diesen Auswanderern viele Serben. Die gesamte Zahl der in der Schweiz lebenden Personen serbischer Abstammung wird auf rund 150'000 geschätzt.
Die Serben konzentrieren sich in der deutschsprachigen Schweiz. Wichtige Zentren der serbischen Diaspora in der Schweiz sind Zürich, Basel, Bern, Luzern und St. Gallen.
Die Serben in der Schweiz sind meist serbische, bosnische, kroatische oder Schweizer Staatsangehörige. Personen aus dem Balkan lassen sich überdurchschnittlich häufig einbürgern[4].
Religion
Unter den Serben ist die Mehrheit Anhänger der Serbisch-Orthodoxen Kirche. Man kann davon ausgehen, dass die etwa 132.000 orthodoxen Gläubigen in der Schweiz größtenteils Serben sind und dass es auch serbische Atheisten gibt[5].
Wahlrecht in Serbien
An serbischen Wahlen, sei es Präsidentschfts- oder Parlamentswahlen können die in der Schweiz lebenden Serben teilnehmen. Jedoch muss man sich zuvor bei den offiziellen Vertretungen des Landes als Wähler registrieren, um wählen zu können.
Bekannte Serben in/aus der Schweiz
- Alen Stefanović (* 1991)
- Boris Smiljanić (* 1976)
- Dušan Đurić (* 1984)
- Ivan Ergić (* 1981)
- Ana Ivanović (* 1987)
- Zdravko Kuzmanović (* 1987)
- Mileva Marić (1875–1945)
- Svetozar Marković (1846–1875)
- Marko Perović (* 1984)
- Veroljub Salatić (* 1985)
Weblinks
- Portal der serbischen Diaspora in der Schweiz
- Serbian Unity Congress – Serbs in Switzerland
- Botschaft der Republik Serbien in Bern
- Generalkonsulat der Republik Serbien in Zürich
- Serbisch-Orthodoxe Kirche in der Schweiz
Einzelnachweise
- ↑ a b Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz - Bericht 2008
- ↑ a b Die Serben in der Schweiz
- ↑ Eidgenössiche Volkszählung 2000: Sprachenlandschaft in der Schweiz
- ↑ Bundesamt für Statistik: Ausländerinnen und Ausländer in der Schweiz - Bericht 2008. Neuchâtel 2008, ISBN 978-3-303-01243-7.
- ↑ 2004 210.000 Staatsangehörige aus Serbien Montenegro
Kategorien:- Ethnie in der Schweiz
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