Siedlung „Am Kanal“

Siedlung „Am Kanal“
Häuserzeile
Torhaus zur Kösterstraße
Wirtschaftsweg in den Hausgärten

Die Siedlung „Am Kanal“ ist eine Bergarbeitersiedlung in Lünen am Datteln-Hamm-Kanal in der Nähe des Preußenhafens.

Die von Rudolph Winzer 1921 bis 1922 erbaute Zentralsiedlung war in mehrfacher Hinsicht besonders wichtig für den Siedlungsbau im Ruhrgebiet.

Zum einen war sie eines der ersten Projekte in dem die Finanzierung der Werkssiedlung nicht mehr ausschließlich durch den Arbeitgeber realisiert wurde. Die 1920 gegründete gemeinnützige „Bergmannssiedlung Dortmund GmbH“ als Treuhandstelle im rheinisch-westfälischen Steinkohlenbezirk baute Wohnungen mit staatlichen Zuschüssen. Dadurch konnte die Kopplung von Arbeits- und Mietverträgen aufgehoben und die Abhängigkeit der Arbeiter von den Bergwerksgesellschaften verringert werden. Ungewöhnlich war auch, dass einige der Wohnungen an Bergleute verkauft und nicht vermietet wurden.

Die Siedlung war ursprünglich als Zentralsiedlung beiderseits des Kanals geplant. In ihr sollten Bergleute aus den umliegenden Zechen Victoria, Preussen und Gneisenau eine gemeinsame Kleinstadt bewohnen und alle öffentliche Einrichtungen, wie Kinderbetreuung, Schule, Lebensmittel- und Einzelhandel, Gemeinschaftshaus und Kirche vorfinden. Die damalige Lage an der Verbindungsstraße zwischen Lünen-Süd und der Lünener Innenstadt im Norden war sehr isoliert, der Ort als geschlossene Anlage geplant.

Kleine Vorgärten und ausgedehnte Nutzgärten hinter den Häusern, einheitliche Gestaltung der Hausfassaden und der Grundrisse bei gleichzeitiger liebevoller Ausprägung von Baudetails, die Anlage von Plätzen und Wirtschaftswegen zeigen die Ausrichtung der Planung auf eine Gartenstadt. Der Ausbau mit über 700 Wohneinheiten machte die Stadt in der Stadt auch zu einem der größten Siedlungsvorhaben der damaligen Zeit. Auffälliger Bestandteil ist das Torhaus am Haupteingang der Kösterstraße. Es zeigt ein Relief mit fünf Bergarbeitern während typischer Untertage-Tätigkeiten.

Realisiert wurde nur die Bebauung auf der Nordseite des Kanals, der Rest konnte durch Inflation, Ruhrbesetzung und Rezession nicht wirtschaftlich durchgeführt werden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Siedlung durch Bombenabwürfe und die Sprengung der nahe gelegenen Brücke beschädigt, anschließend wieder aufgebaut.

1975 beabsichtigte der damalige Eigentümer - die Treuhandgesellschaft - in den rückwärtigen Gärten Neubauten zu errichten, was auf Widerstand der Bewohner stieß. Mit der ad hoc gegründeten Siedler-Interessengemeinschaft „Bergmannssiedlung am Kanal“ und Unterstützung von Lokalpolitikern gelang es, die Neubaupläne zu verhindern. Die Treuhandgesellschaft privatisierte allerdings die Häuser, die zum größten Teil an die ehemaligen Mieter gingen. Die Siedlergemeinschaft wurde 1978 ein eingetragener Verein, baute 1980 ein Haus zum Gemeinschaftshaus aus und ist bis heute unter anderem mit Kanalfesten aktiv.

Weblinks

 Commons: Siedlung „Am Kanal“ – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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