Sielsdorf

Sielsdorf

Sielsdorf ist mit 376 Einwohnern (Stand: 31. Oktober 2008) der kleinste Ortsteil der Stadt Hürth im Rhein-Erft-Kreis im Südwesten von Köln.

Der Gleueler Bach am Ortsrand, neben dem Hubertushofgelände
Altes Fachwerkhaus

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Sielsdorf liegt in der fruchtbaren Kölner Ackerebene, es wird durch den Gleueler Bach durchflossen, der auch die Gräben des alten Hofgutes des Ortes, des Hubertushofs, füllt.

Geschichte

Sielsdorf wird 898 als Selstena erstmals urkundlich erwähnt (siehe dazu Gleuel). Es gehörte bis in die Neuzeit zur Kirche und Ort Gleuel.

Schon im frühen Mittelalter wird in Urkunden der Jahre 1267 und 1324 eine der vom Gleueler Bach angetriebenen Mühlen im Raum Hürth erwähnt. Wie zur damaligen Zeit üblich, wurden die Mühlen von Pächtern bewirtschaftet. Eigentümer der Sielsdorfer Mühle war das Stift St. Pantaleon (Köln). So werden später im 16. und 17. Jahrhundert im Lagebuch der Gleueler Pfarrei einige der Müller namentlich angeführt. Eine Elisabeth Nissen, Ehefrau des Müllers Hermann Bachem, war höchstwahrscheinlich identisch mit der nach grausamen Folterungen im Jahr 1637 als Hexe in Gleuel verbrannten Person. In der napoleonischen Zeit wurde die Mühle mit ihrem Besitz von 19 Morgen Land im Jahr 1802 säkularisiert.

Es gab in dieser Zeit noch zwei weitere große Hofgüter in der Nachbarschaft der Mühle. Es waren dies der dem Stift St. Aposteln (Köln) gehörige und noch heute bestehende Hubertushof mit damals 200 Morgen Ackerland und der schon im 19. Jahrhundert aufgegebene Reuschhalfenhof mit 170 Morgen Land. Dieser gehörte zum Kölner Domkapitel. Zu diesen Höfen kamen nur wenige Häuser für die Hofbediensteten und Kleinbauern. 1831 hatte Sielsdorf 14 Feuerstellen und gerade mal 67 Einwohner. [1]

Um 1835 beginnt in Sielsdorf die Industriegeschichte der heutigen Stadt Hürth. Die selbsternannten „Fabrikanten“ Peter Jüssen und Jakob Sons erwarben die alte Wassermühle und wandelten die bisherige Mahlmühle zu einer Papierfabrik um, in der sie grobes Packpapier herstellten. Die offenbar nicht florierenden Geschäfte der kleinen Fabrik zwangen allerdings nach wenigen Jahren zur Aufgabe. 1855 wurde dieser Betrieb von Johann Classen-Kappelmann, einem Kölner Unternehmer, erworben. Er installierte einen modernen gasgefeuerten Dampfkessel, ersetzte mit diesem die Wasserkraft und machte somit auf dem Gebiet der Bürgermeisterei Hürth den ersten Schritt ins Industriezeitalter. Heute ist das Fabrikgebäude in eine Wohnanlage umgebaut. In dieser Wohnanlage herrschen heute noch eigene Gesetze. So wurde dort 2004 die Mittagsruhe abgeschafft, was den Kindern des Dorfes paradiesische „Austobmöglichkeiten“ bietet.

Infrastruktur

Sielsdorf ist zwar größer an Einwohnern als Knapsack, dafür ist es als industrie- und gewerbefreier Ort aber ein bevorzugtes Wohngebiet, das nur behutsam ausgebaut wurde. Bis zum Zweiten Weltkrieg war der Ort auf beinahe 200 Einwohner angewachsen.[2] Durch den Ausbau mit wenigen Einfamilienhäusern hat er zum Beginn des 21. Jahrhunderts etwa 370 Einwohner erreicht. Bedeutsam ist der Hubertushof als Gänsehof mit ab Hof Verkauf sowie ein Gasthaus/Restaurant an der Kölner Straße.

Politik

Sielsdorf bildet heute mit Stotzheim einen Stadtbezirk. Ratsmitglieder sind dort Otto Winkelhag (CDU), der auch Ortsvorsteher ist, Hans-Peter Berf (SPD) sowie Hans-Josef Zens (FDP).

Kuriosa

Wappen der Ortsgemeinschaft

Sielsdorf liegt an der nach Köln-Lindenthal führenden Kölner Straße (K3), die von vielen Berufspendlern genutzt wird. An dieser wurde vor Jahren am Ortseingang in Fahrtrichtung Köln aus fürsorglichen Gründen eine radargesteuerte Kamera zur Geschwindigkeitsüberwachung, ein so genannter „Starenkasten“, aufgestellt. Durch die Ortsgemeinschaft (seit 1950) wurde ein inoffizielles Wappen durch Friedhelm Konsorski entworfen. Dieses Wappen zeigt im linken Bereich die „Sielsdorfer Gänse“ vom Hubertushof, diagonal den die Ortschaft durchfließenden Gleueler Bach und rechts den aus dem Jahr 1850 stammenden Bildstock „Sielsdorfer Fußfall“. Über dieser Anordnung steht natürlich der Ortsname Sielsdorf. Der im Wort enthaltene Buchstabe „O“ wurde als eine stilisierte Kamera mit darunter befindlichem Radarblitz dargestellt. Dieses Wappen befindet sich am Giebel eines kleinen zu Lagerzwecken dienenden Vereinsgebäudes.

Berühmte Sielsdorfer

In Sielsdorf wohnt seit 1977 der Schriftsteller Tilman Röhrig, Kulturpreisträger der Stadt Hürth.

Literatur, Quellen

  • Max-Josef Midunsky: Aus der Geschichte von Hürth-Sielsdorf. in Festschrift der Ortsgemeinschaft Sielsdorf, 1975, (Stadtarchiv Hürth)
  • Manfred Faust Die Sielsdorfer Mühle, ein überraschendes Kapitel Hürther Insustriegeschichte, in Hürther Heimat, Bd. 76, 1977

Einzelnachweise

  1. Klemens Klug, Hürth, wie es war, wie es wurde Köln o.J. (1962), S. 160
  2. Stand 1948: 192 aus Chronik Sielsdorf

Weblinks

 Commons: Hürth-Sielsdorf – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
50.9019444444446.8505555555556

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Baudenkmäler in Sielsdorf — Die Liste der Baudenkmäler in Sielsdorf enthält die denkmalgeschützten Bauwerke auf dem Gebiet von Hürth Sielsdorf in Nordrhein Westfalen (Stand: Dezember 2010[1]). Diese Baudenkmäler sind …   Deutsch Wikipedia

  • Mairie Efferen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hürth — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hürth — Infobox German Location Art = Stadt Name = Hürth Wappen = Wappen Huerth.jpg lat deg = 50 |lat min = 52| lat sec = 39 lon deg = 6 |lon min = 52| lon sec = 34 Lageplan = Bundesland = Nordrhein Westfalen Regierungsbezirk = Köln Kreis = Rhein Erft… …   Wikipedia

  • Gleuel — Correns Muehle Innenhof Gleuel ist ein Stadtteil von Hürth im Rhein Erft Kreis mit 6389 Einwohnern (Stand: 31. Oktober 2008). Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Stadtverkehr Hürth — Stadtwerke Hürth AöR, Abt. ÖPNV Basisinformationen Unternehmenssitz Hürth Webpräsenz Webpräsenz Bezugsjah …   Deutsch Wikipedia

  • Alstädten-Burbach — ist ein Stadtteil von Hürth im Rhein Erft Kreis. Die historisch betrachtet getrennten Orte Alstädten und Burbach sind in der Neuzeit zu einer Einheit zusammengewachsen und werden nun als ein Ort betrachtet. Alstädten Burbach hat 3682 Einwohner… …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Aldenrath — Aldenrath war ein Weiler und eine Burg auf dem Gebiet der heutigen Stadt Hürth, die dem Braunkohleabbau zum Opfer fielen. Sie gehörten kirchlich und politisch zum Ortsteil Gleuel. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte …   Deutsch Wikipedia

  • Hürth-Kalscheuren — DB Bahnhof, Hürth Kalscheuren Kalscheuren, vereinzelt alte Bausubstanz …   Deutsch Wikipedia

  • Hürth-Knapsack — Knapsack Knapsack ist ein Stadtteil von Hürth und insbesondere ein bedeutendes Industriegebiet. Er ist bekannt durch seine Kraftwerke, die Brikettfabrik Ville, dem letzten von ehemals unzähligen Betrieben zur Kohleveredlung mit eigenen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”