Gleuel

Gleuel
Correns-Muehle Innenhof

Gleuel ist ein Stadtteil von Hürth im Rhein-Erft-Kreis mit 6389 Einwohnern (Stand: 31. Oktober 2008).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 4. Juni 898 schenkte der König des lotharingischen Teilreiches, Zwentibold, einen Salhof in Gleuel (Gloulo) mit 12 anderen Höfen und der Kirche, ebenso Güter in Selstena (Sielsdorf) an das Stift Essen.[1] [2][3]Unter Beachtung heutiger Maße umfasste die Schenkung insgesamt ungefähr 1.000 Morgen Land.

In späterer Zeit gehörte es wie auch die übrigen Landsitze und Burgen der Herrschaft Gleuel zum Domstift zu Köln, das diese Ländereien weiter zu Lehen gab. Unter französischer Herrschaft gehörte Gleuel zum Kanton Brühl.

Burg Gleuel

Haupteingang zur Burg
Wasserburg Gleuel

Die ältesten bekannten Besitzer der Burg Gleuel führten ihren Namen nach dem Ort. 1260 finden wir Gerard von Gluele, der gegen den Erzbischof Konrad von Hochstaden kämpfte. Der letzte adlige Besitzer, Balthasar Kaspar von Cölln gab im Rahmen eines Erbkaufvertrages (1726) das Burggut zurück an das Domkapitel.

In der Säkularisation (1802) wurde die Burg deshalb wie aller Kirchenbesitz von den Franzosen enteignet. Der spätere preußische Bürgermeister der Bürgermeisterei Hürth, Heinrich Felten (1817 bis 1845), kaufte die Burg. Der nächste Besitzer war dann Rittergutsbesitzer Berk (1907). Zuletzt übernahm sie Mitte der 1970er Jahre der Architekt U. Ahlert, der dort ein Planungsbüro betreibt.

Das heutige Hauptgebäude der Burg wurde im Jahre 1632 von Johann von Cölln erbaut. Sein Wappen ist an der Decke des ehemaligen Rittersaales zu finden.[4] Das Torhaus und die Nebengebäude wurde in den 1980er Jahren zu einer Altersresidenz um- beziehungsweise neu gebaut und erweitert. Die Burg wird seit vielen Jahren vom jetzigen Besitzer im Sommer für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Der Burgpark, der vom den Burggraben speisenden Gleueler Bach durchflossen wird, ist frei zugänglich.

Die Correns-Mühle

Die Correns-Mühle, Ernst-Reuter-Str. 91, deren Mühlrad einst auch vom Gleueler Bach angetrieben wurde, welcher bei Berrenrath entspringt (An den 7 Sprüngen), und durch Gleuel und Sielsdorf bis zum südlichen Randkanal fließt, wird erstmals 1773 erwähnt. Die Stilllegung der Mühle erfolgte 1954. Von den ehemals zahlreichen Mühlen an den Villebächen in Hürth ist die früher auch Keips- oder Mittlere Mühle genannte Anlage dank aufwendiger Investitionen des jetzigen Besitzers die einzige einigermaßen gut erhaltene. Das Wasserrad fehlt.

Bergmannssiedlung

(→ Braunkohle in Hürth mit Hinweis auf die alte Grube Gotteshülfe)

Denkmalwürdig für die bauliche Entwicklung der damals jungen Industriegemeinde im Rheinischen Braunkohlerevier ist die in den 1920er Jahren zwischen Gleuel und dem Hofgut Zieskoven für circa 200 Familien erbaute Bergmannssiedlung um die Bergmann- und Barbara-Straße. Die einfachst und einheitlich gebauten Reihenhäuser mit kleinem Garten und einem Schuppen für die Bergmannskuh, die Kaninchen oder die Tauben hinter dem Haus haben nur eine Raumhöhe von 2,20 Metern und ein traufständisches Giebeldach mit kleiner Dachgaube, das direkt über dem Erdgeschoss beginnt. Die Häuser blieben im Eigentum der Grubenbetriebe und waren an den Arbeitsvertrag gebunden. Heute, nach dem Niedergang des Braunkohlebergbaus in Hürth, sind die Häuser zum größten Teil an die Mieter verkauft und von diesen nach neuzeitlichen Gesichtspunkten ausgebaut und modernisiert. So sind die rechtwinklig an die Häuser anliegenden Schuppen längst zu Wohnräumen oder Badezimmern umgewandelt und die Dachgeschosse oft großzügig ausgebaut. Die Siedlung ist beispielhaft für viele ähnlich strukturierte Berrgbausiedlungen am Hang oder am Rand des Vorgebirges. Die angestrebte Unterschutzstellung der Siedlung oder einzelner noch originaler Häuser hätte somit überörtliche Bedeutung. [5]

Kirchen

Sankt Dionysius

Sankt Dionysius

In der Gleueler Kirche Sankt Dionysius werden als Schutzpatrone der heilige Dionysius Areopagita und der heilige Sebastian verehrt.

Das Gründungsjahr der Pfarrei ist nicht bekannt. Insbesondere der Pfarrpatron Dionysius jedoch lässt sie als eine der ersten Kirchen in der Gemeinde ansehen. Dieser Heilige wurde schon in fränkischer Zeit hoch verehrt.

Dass die Kirche in der Urkunde in Verbindung mit dem Salhof genannt wird, beweist, dass es sich um eine Stiftung des Salhofbesitzers, also um eine Eigenkirche handelt. Der liber valoris erwähnt die Pfarrkirche um 1274, desgleichen eine Urkunde vom Jahre 1297. Zu der Pfarrei gehörten von alters her Aldenrath mit der Burg, ein Teil des Dorfes Burbach, das Kloster Marienborn zu Burbach – gestiftet von der Witwe des Hartmann von Geyr im Jahre 1233 – bis zu seiner Auflösung im Jahre 1802 und Berrenrath, das im Jahre 1850 selbständige Pfarrei wurde. Weiter waren in die Gleueler Kirche eingepfarrt die Rittersitze in Horbell und Bell, dann Sielsdorf, Ursfeld und Zieskoven. Gleuel war im Mittelalter jahrhundertelang bis zum Einmarsch der französischen Truppen selbst Wallfahrtsort. Große Bedeutung für den Ort hat auch die Wallfahrt der Bewohner nach Walberberg zur Verehrung der heiligen Walburga.

Die erste Gleueler Kirche wurde zu Beginn des 12. Jahrhunderts durch einen Neubau in romanischem Stil ersetzt, der jedoch im Laufe der folgenden Jahrhunderte manche Veränderungen erfuhr. Unter der Kirche befand sich eine Begräbnisstätte für die verstorbenen Pfarrer, für die Besitzer der Burgen und Herrensitze sowie für die verstorbenen Äbtissinnen des Klosters Burbach. Die jetzige, nach Plänen des Regierungsbaumeisters Busch erbaute dreischiffige neugotische Kirche wurde 1893 von Philipp Kardinal Krementz konsekriert.

Sankt Barbara

Profanierte Kirche St. Barbara

Am 2./3. Mai 1959 konsekrierte Weihbischof Wilhelm Cleven in der Bergmannssiedlung die neue Sankt Barbara-Kirche, die der Schutzpatronin der Bergleute, der heiligen Barbara, geweiht war. Die Kirche wurde am 29. Mai 2005 profaniert und soll nach Planungen der Kirchengemeinde Gleuel bald abgerissen werden.

Martin-Luther-Kirche

Martin-Luther-Kirche

Wie die katholische Kirche St. Barbara wurde auch die evangelische Martin-Luther-Kirche aufgrund des starken Zuzugs auch von Evangelischen Mitte der 1950er Jahre geplant. Die Bauplanung erfolgte noch durch die evangelische Gemeinde Frechen, zu der Gleuel bis 1957 gehörte. Der Grundstein wurde am 10. März 1956 gelegt, der Frechener Architekt Friedel Steeg leitete den Bau, der am Sonntag, 10. März 1957 durch den Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Heinrich Held eingeweiht und der neu gegründeten Evangelischen Gemeinde Hürth, unter dem damals einzigen Pfarrer der Gemeinde, Karl Keller, Hürth-Knapsack, übergeben wurde. Die Kirche war durch Spenden der Industrie, Zuschüssen der Öffentlichen Hand und einer Spende amerikanischer Christen finanziert worden.

Verkehr

Gleuel hat eine eigene Ausfahrt an der Bundesautobahn 1, die durch die Landstraße 103 an Gleuel angebunden ist. Auf der anderen Seite von Gleuel führt die L 183 am Fuße des Vorgebirges vorbei. Der Stadtteil wird von den Linien 711 und 717 (wobei letztere aber nur im Schülerverkehr eingesetzt wird) des Stadtverkehr Hürth sowie von den Regionalbussen 710 (Hürth Mitte - Frechen), 960 (Bergheim - Hürth-Hermülheim) und 978 (Hürth-Berrenrath - Köln Hauptbahnhof), alle von der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft eingesetzt, angefahren.

Schulen / Sport / Freizeit

  • Brüder-Grimm-Schule, Gemeinschaftsgrundschule, Schnellermaarstraße 19
  • Sport: Gleueler-Knapsacker SC
  • Otto-Maigler-See, mit Freibad, Ruder- und Windsurfing-Sport, Rundwanderweg (südwestlich von Gleuel)

Politik

Ratsmitglieder sind Carol Fuchs, Manfred Michels und Bert Reinhardt (alle SPD) sowie Johannes Holzem (CDU) und Horst Lambertz (Grüne). Ortsvorsteherin ist Hannelore Pantke-Reinhardt (SPD).[6]

Quellen

Literatur siehe unter Hürth

  1. Abbildung im Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden der Philipps-Universität Marburg (Digitalisat)
  2. Hürther Heimat 12+13/1966 Abdruck der Urkunde aus dem Lichtbildarchiv Marburg
  3. Übersetzung der Urkunde bei archive.nrw.de
  4. Historische Daten nach Clemens Klug: Hürth, wie es war, wie es wurde, Köln o.J. (1962) S.58 f.
  5. Nach Kölner Stadtanzeiger, Ausgabe Rhein-Erft, vom 13. Juli 2007, Seite 35
  6. Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers vom 11. November 2009: „Bürgermeister vereidigt“ (Abgerufen am 19. November 2009, 18:30 MEZ

Weblinks

 Commons: Gleuel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
50.8888888888896.8366666666667

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gleuel — Gleuel, katholisches Pfarrdorf im preußischen Kreis u. Regierungsbezirk Köln, Braunkohlenwerk Gotteshülfe; 1100 Ew …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gleuel — Gleuel, Dorf im preuß. Regbez. und Landkreis Köln, hat eine kath. Kirche und (1900) 2113 Einw …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Liste der Baudenkmäler in Gleuel — Die Liste der Baudenkmäler in Gleuel enthält die denkmalgeschützten Bauwerke auf dem Gebiet von Hürth Gleuel in Nordrhein Westfalen (Stand: Dezember 2010[1]). Diese Baudenkmäler sind in Tei …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Gleuel — p3 Burg Gleuel Hauptflügel Burgentyp: Niederungsburg …   Deutsch Wikipedia

  • Mairie Efferen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hürth — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Alte Kirchhöfe und Grabsteine in Hürth — Alter Kirchhof an Sankt Dionysius, Gleuel In den kleinen Ortschaften der heutigen Stadt Hürth gehörte ein die Kirche umgebender oder sich ihr unmittelbar anschließender Kirchhof mit seinen Grabkreuzen zum Ortsbild. Wie in den meisten ländlichen… …   Deutsch Wikipedia

  • Braunkohle in Hürth — Die Braunkohle in Hürth und die darauf gründende Industrie im Rheinischen Braunkohlerevier war der Anlass für die Bildung der damaligen Großgemeinde Hürth aus der Bürgermeisterei Hürth im Jahre 1930. Sie spielte über hundert Jahre bis zum Abbau… …   Deutsch Wikipedia

  • Martin-Luther-Kirche (Hürth) — Die Martin Luther Kirche ist das Gotteshaus der evangelischen Johanneskirchengemeinde in Gleuel. Sie wurde 1957 auch mit Spenden von US amerikanischen Gläubigen errichtet. Martin Luther Kirche Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Alstädten-Burbach — ist ein Stadtteil von Hürth im Rhein Erft Kreis. Die historisch betrachtet getrennten Orte Alstädten und Burbach sind in der Neuzeit zu einer Einheit zusammengewachsen und werden nun als ein Ort betrachtet. Alstädten Burbach hat 3682 Einwohner… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”