Hermülheim

Hermülheim

Hermülheim ist ein Stadtteil von Hürth im Rhein-Erft-Kreis bei Köln. Es hat 15.379 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2010). Es bildet mit dem ab 1965 erschlossenen Baugebiet Hürth-Mitte das Zentrum der Stadt Hürth

Blick auf Hermülheim

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wegen der günstigen Boden- und Wasserverhältnisse am Ausgang des Hürther Tales ist davon auszugehen, dass die Gemarkung Hermülheim schon in vorchristlicher Zeit bewohnt war.

Matronenstein aus Hermülheim

Erst die Römer brachten der Region wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen. So wiesen Bodenfunde eine frühe bis in die heutige Zeit reichende Besiedlung nach. Ein römisch-fränkisches Gräberfeld im heutigen Zentrum Hermülheims hinter der AOK, jenseits der Luxemburger Straße, die als Römerstraße Trier–Köln unmittelbar am alten Siedlungskern vorbeiführt, belegt älteste Siedlungen. Am Rande der Braunkohlengruben jenseits der Bonnstraße fand man um 1910 herum sieben Matronensteine, die wohl als Steinkisten für Urnengräber Verwendung gefunden hatten, aber wegen ihrer einheitlichen Weihe an die Audrinehischen Matronen auf ein ehemals dort in der Nähe der Eifelwasserleitung befindliches Heiligtum hindeuten, nach dessen Aufgabe die Steine wiederverwertet wurden. Die verschiedenen römischen Wasserleitungen südwestlich Hermülheims, Hürther, Burbacher und Gleueler Leitung, die im späteren Burgpark zusammenliefen, deren Bündelung in einen Kanal nach Köln und dessen spätere Aufstockung durch die Eifelwasserleitung als Aquädukt , waren damals eine technische Meisterleistung. Sicher wird im Raum Hermülheim auch eine römische Siedlung gelegen haben. Sicher nachgewiesen ist eine villa rustica im nahen Hürther Tälchen. Auf der Kumme heißt deshalb eine kleine Straße Römerhof.

Hermülheim wird erstmals 943 urkundlich erwähnt (der Abt von Prüm überließ den Eheleuten Ramengarius und Adalgarda ein Gut in Molinen (Mühlen)). Weitere Namen im Laufe der Zeit waren Mulenheim, Richemülheim, Richzaemülheim und Rizemolheim. Der Name rührt von einem Mühlenstandort ausgangs des Hürther Tälchens nach einem Sumpfgebiet, dem Faulbroich, her, auf dem heute eine Autowerkstatt steht.

Die letzte Umbenennung zu Her(ren)mülheim entstand 1256, als der Deutsche Ritterorden in der ehemaligen Burg von Hermülheim ansiedelte. Seit der Zeit hieß die Mühle auch Herrenmühle, eine der 16 Mühlen im Raum Hürth; eine Straße trägt heute noch den Namen. Das Zentrum von Hermülheim lag am Duffesbach zwischen Herrenmühle und Burg, nur wenig erweitert im Dreieck mit der Luxemburger Straße um den Scheteling herum. Für Hermülheim begann so eine mehr als 500-jährige Herrschaft des Deutschen Ordens, die erst mit dem Einzug der französischen Revolutionstruppen im Herbst des Jahres 1794 endete. Unter französischer Herrschaft gehörte Hermülheim zum Kanton Brühl.

Relief, altes Rathaus
Sankt Severin
Sankt Severin, Pforte

Entwicklung

Die Entwicklung Hermülheims in der Zeit der Industrialisierung ist nicht zu trennen von der Entwicklung der Industrie, die sich auf die Braunkohle in Hürth stützte. Brikettfabriken standen am Rande des Vorgebirges an der Grenze zu (Alt-)Hürth (Theresia) und zu Kendenich (Ribbertwerke). Beide nutzten auch die Tonvorkommen. In Hermülheim siedelten sich auch erste Werke an, die die Braunkohlenindustrie mit Maschinen und Gerät versorgten. In Hermülheim befand sich seit dem Bau des Bürgermeisteramtes 1888 an der Luxemburger Straße der Verwaltungssitz der 1800 zur Franzosenzeit gegründeten Bürgermeisterei sowie auch der 1930 gegründeten Großgemeinde Hürth (seit 1978 Stadt). Vorher wechselte er mit dem Wohnsitz des Bürgermeisters. Ein eigentliches Zentrum fehlte jedoch noch lange. Von den Orten der Bürgermeisterei hatten 1831 Hermülheim 488 Einwohner, Hürth 881.[1] Der Bau des zu Hermülheim gehörenden Wohngebiets Hürth-Mitte, mit dem 1964/65 gemäß Beschluss des Gemeinderats aus dem Jahr 1960 begonnen wurde, hatte deshalb die Errichtung eines "Stadtkerns" etwa in der geographischen Mitte von Hürth zum Ziel. Begünstigt wurde die Entscheidung sicher auch durch die damals stetig steigende Einwohnerzahl. Auch ein Kirchenzentrum war in den Planungen vorgesehen und konnte 1978 auch verwirklicht werden. Dabei ersetzten die evangelische Martin-Luther-King-Kirche und die katholische Kirche St. Joseph die vorher in Knapsack abgerissenen Kirchen Dankeskirche und St. Josef. Sportanlagen, Schulzentrum (zuerst 1966 das Ernst-Mach-Gymnasium) und Freizeit- und Familienbad schließen sich an. 1969 wurde der Grundstein des Bundessprachenamtes an der Horbeller Straße gelegt, das sich zu einem der größten Arbeitgeber Hürths entwickelt hat. Eine erste Fertigstellung erfuhr Hürth-Mitte 1985 mit der Errichtung eines neuen Rat- und Bürgerhauses (Das ehemalige Rathaus ist jetzt Generalkonsulat der Türkei und hat mit seinem Einzugsgebiet Nordrhein-Westfalen erhebliche überörtliche Bedeutung). Dort befinden sich auch das Einkaufszentrum Hürth Park (1. Bauabschnitt 1977 eingeweiht) sowie das erste Multiplex-Kinocenter Deutschlands (1990). Gegenüber liegt das Ramada-Hotel Hürth-Köln (1993), das größte Hotel im ganzen Rhein-Erft-Kreis, und der zentrale Omnibusbahnhof (ZOB). Ausgehend von der Theresienhöhe entstand 2009/2010 der "Hürther Bogen", eine vollständig neue Wohnstraße bis hin zur Luxemburger Straße. Diese ergänzt nach dem Umbau und der Erweiterung des Einkaufszentrums die städtische West-Ost-Achse von Hürth-Mitte.

Kirchen

Der ehemals kleine Ort Hermülheim hatte neben dem Burghof jenseits des Burggrabens eine kleine Kapelle, die auch schon dem Heiligen Severin gewidmet war. Nach dem Erwerb der Burg durch den Deutschen Ritterorden wurde eine kleine Kirche erbaut, die im Bereich der heutigen Severinusstraße lag. Sie wurde zwischen 1264 und 1299 vom Ordensritter und Bischof von Kurland, Edmund von Werth konsekriert. Sie war aber nicht immer selbständig, sondern zwischen 1807 und 1833 zeitweise Hürth verbunden. Mit der Industrialisierung war eine größere Kirche nötig. 1888/89 wurde die Kirche abgerissen. Evangelische gab es lange nicht in Hermülheim, Juden im Wesentlichen auch nur in (Alt-)Hürth. Heutige andere Konfessionen sind im Artikel zur Stadt aufgeführt.

Katholische Gemeinde

1886 wurde ein neugotischer Bau, der vom Domwerkmeister des Erzbistums Köln, Franz Schmitz, geplant wurde, errichtet.[2] Auch diese Kirche genügte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr den Ansprüchen. Sie wurde 1966 durch Karl Band um eine große Halle erweitert. Die Weihe der erweiterten Kirche St. Severin erfolgte durch Weihbischof Augustinus Frotz im April 1968. Nachdem zunächst St. Severin mit St. Josef in Hürth-Mitte und der inzwischen profanierten Kirche St. Ursula in Kalscheuren zusammengelegt wurde, sind die drei Gemeinden heute mit St. Mariä Geburt in Efferen zum Pfarrverband Efferen/Hermülheim fusioniert.

Die jüngste Kirche in Hermülheim, dem Heiligen Joseph gewidmet und 1976 als Ersatz für die ehemaligen Knapsacker Kirche St. Josef eingeweiht, gehört heute ebenfalls zum Pfarrververband Efferen/Hermülheim.

Evangelische Gemeinde

→ Hauptartikel zur Gemeindegeschichte Martin Luther King-Kirche

Die Evangelische Matthäus-Gemeinde Hürth hatte in den 1950er Jahren ein Gemeindezentrum an der Kreuzung Hans-Böckler-Straße/Kölnstraße mit Kindergarten, Kirchsaal und Pfarrwohnung errichtet. Der Kirchsaal war auf Zuwachs geplant im Hinblick auf ein erwartetes Wachsen durch Wohngebiete in Richtung Kalscheuren. Da dies nicht realisiert wurde, sondern Zuwachs im neuen Stadtzentrum Mitte erfolgte, wurde dort ein neues Kirchenzentrum geplant, die Martin Luther King-Kirche, die 1979 eingeweiht werden konnte. Das alte Gemeindezentrum wurde verkauft und wird abgerissen. Der Kindergarten wird in der Nähe neu erbaut.

Politik

Ratsmitglieder für Hermülheim und Kalscheuren sind Evelyn Butz, Klaus Lennartz und Rudolf Karolus, Margit Reisewitz (alle SPD), Georg Fabian, Dirk Breuer, Hans-Josef Lang, Manfred Laufenberg (alle CDU), sowie Peter Anders und Saleh Mati (beide FDP). Ortsvorsteher ist David Boventer (SPD).

Die neue Sana-Klinik
Türkisches Generalkonsulat
Lazarus Hilfswerk, ehemals Bahnhof (Denkmal)

Zentrale Einrichtungen, Infrastruktur

Die junge Großgemeinde leistete sich mitten im 2. Weltkrieg 1940 in Hermülheim mit der ersten weiterführenden Mittelschule des Kölner Umlandes, der heutigen Realschule, eine erste damalige zentrale Einrichtung. Heute gibt es dazu zwei Gymnasien. An weiteren zentralen Einrichtungen befinden sich in Hermülheim mit der privaten Saana-Klinik das Krankenhaus der Stadt, das als kommunales Krankenhaus bereits in den Kriegsjahren 1914/15 errichtet wurde, und 1951/53 schon um 80 Betten auf 140 Betten vergrößert werden konnte. Schon zur Fertigstellung lagen neue Pläne vor, einen weiteren Ausbau des Hauses zu einem modernen Allgemein-Krankenhaus und einer nochmaligen Aufstockung der Bettenkapazität um weitere 150 Betten vorzunehmen. Zwei weitere überörtlich orientierte Spezialkliniken befinden sich in der Nachbarschaft zum Schul- und Sportzentrum in Hürth Mitte. Die Medizinische Versorgung in Hürth ist heute als gut bis sehr gut zu bezeichnen. Die Verwaltung der Allgemeinen Ortskrankenkasse für den Rhein-Erft-Kreis befindet sich in der Ortsmitte an der Luxemburger Straße, genau so wie die Zentrale des Lazarus Hilfswerks.

(siehe Hauptartikel: Kliniken in Hürth)

Das Einkaufszentrum Hürth Park dient dem Stadtteil, der ganzen Stadt durch seine gute Verkehrsanbindung und dem Umland durch das große Angebot von freien Parkmöglichkeiten. Es wird ergänzt durch ein UCI-Kinozentrum mit 14 Sälen und ein Ärztehaus. Die Luxemburger Straße dient traditionell zum Einkauf für den täglichen Bedarf und bietet eine Reihe einfacher gastronomischer Betriebe.

Verkehr

Hermuelheim, HGK-Bahnhof
HGK-Trasse Richtung Alt-Hürth/Knapsack

In Hermülheim kreuzen sich die Bundesstraße 265, die Luxemburger Straße, mit der Landstraße 92 und der L 183, die als Bonnstraße am Vorgebirge entlangführt. Die Parallelstraße zur Luxemburger Straße, die Krankenhausstraße, ist zwar verkehrsberuhigt mit 30 km/h Höchstgeschwindigkeit, hat aber als Teil der Nord-Süd-Achse Alt-Hürth-Hermülheim-Efferen viel Innerstädtischen Verkehr und zusätzlich Zielverkehr Richtung Köln zu verkraften. Die Kreisstraße 2n (K 2n) führt als Umgehungsstraße westlich an Hermülheim vorbei.

Der Bahnhof Hürth-Hermülheim der Stadtbahnlinie 18, der ehemaligen Vorgebirgsbahn, ist wichtiger Übergangspunkt zum Stadtbus innerhalb der Stadt Hürth und mit Buslinien der Regionalverkehr Köln oder der Rhein-Erft-Verkehrsbetriebe nach Brühl, Frechen und der Kreisstadt Bergheim und der Linie nach Erftstadt verbunden. Der Bahnhof Hürth-Hermülheim gehört der HGK und nicht den KVB, im Endeffekt also den Stadtwerken Köln, da sowohl die HGK als auch die KVB Tochtergesellschaften derselben sind. Allerdings müssen die KVB, SWB & SSB für ihre Fahrten über die ehemalige Vorgebirgsbahn Trassengebühren an die HGK entrichten. Auf der abzweigenden Trasse Kendenich/Hermülheim zum Chemiepark Knapsack wird nur Güterverkehr abgewickelt. Es ist aber auch ein Abzweig zum neuen Stadtzentrum für Personenverkehr in Planung. Der innerörtliche Personennahverkehr wird durch die Stadtbusse des Stadtverkehr Hürth (SVH) über den Zentralen Busbahnhof am Einkaufszentrum Hürth Park abgewickelt. Weitere Linien verbinden mit Köln, Brühl Frechen/Bergheim und Liblar/Lechenich. Ein Anrufsammeltaxisystem ergänzt dies an Sonn- und Feiertagen in den Zeiten und Gebieten, in denen keine Busse verkehren.

Die beiden Strecken der Deutschen Bahn (DB), die Eifelstrecke und die Linke Rheinstrecke sind im benachbarten Kalscheuren mit dem Stadtbus oder dem PKW erreichbar.

Schulen / Sport

Sehenswürdigkeiten

Liste der Baudenkmäler in Hürth

  • Römische Wasserleitung, Aufschluss an der Friedrich-Ebert-Realschule, Krankenhausstr. 91
  • Ehemaliger Kleinbahnhof in der Nähe der Kreuzung Luxemburger Straße/Hans-Böckler-Straße Am alten Bahnhof
  • Burgpark

Einzelnachweise

  1. Clemens Klug: Hürth wie es war, wie es wurde, Köln o.J. (1962), S. 159 (nach Übersicht der Gebiete-Einteilung des Regierungsbezirks Köln am Schlusse des Jahres 1831, gedr. bei Peter Schmitz)
  2. Nach Klug, a.a.O., S. 80f

Literatur/Quellen

Siehe Artikel Hürth

Weblinks

 Commons: Hürth-Hermülheim – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
50.8816666666676.8825

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hermülheim — Vista de Hermülheim. Hermülheim es un barrio de Hürth situado en Rhein Erft Kreis en el estado federal de Renania del Norte Westfalia, cerca Colonia. Cuenta con una población de 14.423 habitantes (datos del 31 de octubre de 2008). Historia… …   Wikipedia Español

  • Liste der Baudenkmäler in Hermülheim — Die Liste der Baudenkmäler in Hermülheim enthält die denkmalgeschützten Bauwerke auf dem Gebiet von Hürth Hermülheim in Nordrhein Westfalen (Stand: Dezember 2010[1]). Diese Baudenkmäler sin …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Hermülheim — p1p3 Burg Hermülheim Entstehungszeit: um 1166 Burgentyp: Niederungsburg, Ortslage Erhaltungszustand: Torbau, Mauerreste …   Deutsch Wikipedia

  • SpVgg Hürth-Hermülheim — Der FC Hürth e.V. ist ein Fußball und Breitensportverein in Hürth, der am 17. Juni 2007[1] durch Verschmelzung der Spielvereinigung 1919 Hürth Hermülheim e. V. mit dem BC Berrenrath 1926 e.V. entstand. Inhaltsverzeichnis 1 Vereinsgeschichte 2… …   Deutsch Wikipedia

  • Hürth-Hermülheim — Pequeña localidad de Renania del Norte Westfalia en Kerpen cerca de Colonia. Es el lugar donde nació Michael Schumacher …   Enciclopedia Universal

  • Mairie Efferen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hürth — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Dankeskirche (Hürth) — Dankeskirche in Knapsack Die Dankeskirche war eine evangelische Kirche im Hürther Stadtteil Knapsack und stand in der Kirchstraße. Sie wurde in den Jahren 1950 bis 1951 als Ersatz für die 1921 gebaute und 1943 ausgebrannte Holzkirche am Ort… …   Deutsch Wikipedia

  • Alt-Hürth — ist ein Stadtteil der Stadt Hürth im Rhein Erft Kreis. Alt Hürth hat etwa 7.000 Einwohner (Stand: Mitte 2011). Der Ort war bereits vor der Industrialisierung ein bedeutender Kirchort, sogar mit Vicarie, und mit (1880) 1166 Einwohnern etwa so groß …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bodendenkmäler in Hürth — Die folgende Liste enthält die offiziellen Bodendenkmäler auf dem Gebiet der Stadt Hürth, Rhein Erft Kreis, Nordrhein Westfalen (Stand: Ende 2010).[1] Bei den in Klammern angegebenen Zahlen handelt es sich um die durch den Landschaftsverband… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”