- Sintrax
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Sintrax ist eine Kurzbezeichnung für die bis in die 1960er-Jahre produzierte Sintrax-Kaffeemaschine, ein haushaltstaugliches Laborgerät aus hitzebeständigem Borosilikatglas, das den technischen Vorgang der Kaffeezubereitung transparent macht. Der Arbeitsweise nach ist die Sintrax den Vakuumbereitern zuzuordnen, eine Typus der schon im 19. Jahrhundert Tradition hat. Die eigentliche technische Neuerung war das feuerfeste Glas.
Die Sintrax wurde erstmals 1926 von den Jenaer Glaswerken Schott & Gen. vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Eine zeitgenössische Kaffeemaschine nach dem Sintrax-Prinzip
Das abgebildete Modell der Firma Bodum ist keine Sintrax. Es hat nichts mit SCHOTT & GEN., JENA zu tun und mit der Sintrax nur die Arbeitsweise gemein.
Designgeschichte
Obwohl es sich bei dem Gerät selbst um ein heute fast vergessenes Haushaltsgerät handelt, haben zahlreiche namhafte Designer über Jahrzehnte hinweg neue Entwürfe der Sintrax für Jenaer Glas (späterer Produktionsstandort: Mainz) vorgelegt.
Entgegen einer oft genannten Darstellung wurde das erste Gerät nicht vom Bauhauslehrer Gerhard Marcks entwickelt, sondern war ein Werksentwurf eines heute unbekannten Entwicklers. Es wurde 1926 auf der Leipziger Messe vorgestellt[1], auf einer Werbepostkarte abgebildet, und der Name Sintrax – eine Wortschöpfung aus den Begriffen Sintern und Extrahieren – im gleichen Jahr als Marke vom Reichspatentamt eingetragen.
Der „Giebichensteiner“ Gerhard Marcks (bis 1925 war er Meister am Weimarer Bauhaus) gestaltete dann 1926 im Auftrag von Erich Schott eine neue Form für das Jenaer Glaswerk, die schon Anfang 1927 in Produktion ging. Sein Entwurf wurde erstmals 1928 in der Zeitschrift „Die Form“ des Deutschen Werkbundes abgebildet und als „vollständig neu durchgearbeitet“ beworben [2].
Von Wilhelm Wagenfeld erhielt die Sintrax 1932 einen neuen Griff, der den von Erich Schott bemängelten Eindruck der „Kopflastigkeit“ deutlich minderte. Statt des bogenartig (wie ein umgekehrtes U) geschwungenen Henkels kennzeichnete die Sintrax nun ein schlichter, waagerecht abstehender Holzstiel, der von anderen Wagenfeld-Entwürfen bekannt ist. In verschiedenen Größen hergestellt (mit Fassungsvermögen ab 1/4 Liter), dürfte dies die Sintrax sein, die heute am zweit-häufigsten zu finden ist. Die 'Wagenfeld-Sintrax' wurde bis 1939 hergestellt und nach dem Zweiten Weltkrieg in Jena von 1951 bis 1954.
1948 entwarf der langjährige Leiter der Zwieseler Glasfachschule, Prof. Bruno Mauder, im Auftrag Erich Schotts eine neue Sintrax. Es war eine seiner letzten Arbeiten. Seine Sintrax wurde in Mainz mit wenigen Modifizierungen bis 1963 gefertigt, eine ähnliche Variante in Jena bis 1966.
Die 'Sintrax 52' wurde als vorletztes Modell im Mainzer Werk gleich in 5 Größen produziert. Entgegen den anderen Sintrax-Versionen, für die namhafte Entwerfer benannt werden können, ist dies ein Werksentwurf. Die Gefäßkörper fielen weniger ballonförmig aus als bei der 'Mauder-Sintrax' und auch der geknickte Kunststoff-Griff war deutlich schlichter.
Von 1964 bis 1968 produzierte Schott in Mainz das letzte Modell, das Heinrich Löffelhardt gestaltete und das erstmals nur in einer Größe angeboten wurde. Die 'Löffelhardt-Sintrax' war ihren Vorgängern in Zubereitungszeit und Handhabung überlegen. Mittlerweile bedrängte die Konkurrenz mit elektrischen Kaffee-Automaten den Markt und dies war auch letztendlich der Grund für die kurze Produktionszeit (ironischerweise ist anzumerken, dass deren Glasgefäße nicht selten von der Schott AG gefertigt wurden). Diese letzte Sintrax darf der geschlossenen Gesamtform und der ausgewogenen Zubehörteile wegen als konsequenteste bezeichnet werden; zugleich ist sie die am wenigsten bekannte. Ein Nachfolgemodell legte der Hersteller nicht mehr auf.
Literatur
- Oliver Nagler: Kaffee für den glasgedeckten Tisch - Labortaugliches Spezialglas im Haushalt am Beispiel der „Sintrax 52“ Kaffeemaschine. In: Kulturgut - aus der Forschung des Germanischen Nationalmuseums, Hf. 18 (3/2008), S. 16-20. GNM Kulturgut III 2008 (pdf)
Einzelnachweise
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