- Heinrich Löffelhardt
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Heinrich Löffelhardt (* 24. Dezember 1901 in Heilbronn; † 22. Mai 1979 in Stuttgart), in verschiedenen Quellen auch Heinz Löffelhardt, war ein deutscher Designer, der mit seinen Entwürfen maßgebend das Industriedesign der 50er und 60er Jahre das 20. Jahrhunderts in Deutschland mitgeprägt hat. Herausragend bleiben dabei seine Formen in Porzellan und Glas, die u. a. von den Porzellanfabriken Arzberg und Schönwald hergestellt wurden und teilweise noch heute in Produktion sind.
Zu seinen bekanntesten Entwürfen zählen die Form "Arzberg 2000", die u. a. im Bundeskanzleramt eingesetzt wird, oder auch ein Entwurf von Apothekerflaschen in Glas in Zusammenarbeit mit Wilhelm Wagenfeld, die von Willi Moegle in zeitlosen Fotografien für die Nachwelt festgehalten wurden.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Nach dem Abitur 1920 kam Löffelhardt als Lehrling zur Silberwarenfabrik P. Bruckmann. Peter Bruckmann ermöglichte Löffelhardt dann das Studium der Bildhauerei bei Georg Kolbe in Berlin von 1924 bis 1928. Erste Arbeiten in Porzellan kamen 1935 von der Firma Thomas unter der Bezeichnung "Barb" in den Handel. Nach verschiedenen weiteren Arbeiten verpflichtete ihn Wilhelm Wagenfeld 1937 als Mitarbeiter der Lausitzer Glaswerke in Weißwasser.
Durch den Krieg unterbrochen konnte er 1949 durch Wilhelm Wagenfeld zunächst im Rat für Formgebung seine Arbeit fortsetzen. 1952 wurde er dann schließlich zum künstlerischen Leiter der Porzellanfabriken Arzberg und Schönwald bestellt. Er knüpfte bei diesen Firmen an die erfolgreiche Formgestaltung von Dr. Hermann Gretsch an, dessen eingeführten Stil er weiterentwickelte.
Arbeiten für die Porzellanfabrik Arzberg
Im Gegensatz zu Gretsch, dessen Entwürfe eher in sich ruhend wirken, findet Löffelhardt bald eine eigene, elegante und geschwungen wirkende Formensprache, ohne dabei ins "Verschnörkelte" zu verfallen. Beispiele für diese Formen sind die schon erwähnte "Arzberg 2000" (1954) oder "Arzberg 2025" (1957).
Während sich bei der Bevölkerung der "Nierentisch" als Synonym für die organisch geschwungene Form des Wirtschaftswunders durchsetzt, gelingt Löffelhardt bereits 1957 die "Form 2050", die streng geometrisch aus Elementen von Kreis bzw. Zylinder zusammengesetzt ist. Da diese neue Strenge ihrer Zeit voraus war, wagte man erst 1960 die Markteinführung dieser Form.
Ebenfalls 1960 kam der Stapel-Schalensatz "Arzberg 1100" auf den Markt, der mit seinen präzisen, rechteckigen Formvorgaben besondere technische Forderungen an die Produktionsabteilung stellte. Die Idee, mit nur wenigen Teilen durch unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten immer wieder neue Einsatzmöglichkeiten zu schaffen, war damals neu und hat sich bis heute bei modernen Servicen erhalten, wurde aber von Löffelhardt bei der Form 1100 am radikalsten umgesetzt (der gesamte Schalensatz besteht aus nur 6 unterschiedlichen Elementen).
Die späten Werke ab ca. Mitte der 60er für die Fabrik Arzberg zeigen dann ein Spiel mit geometrischen Grundformen wie Kugel, Zylinder und Kegelstumpf (besonders deutlich in Arzberg 2300 / 2375, 1967/68). Sie wirken sehr viel strenger als seine frühen Arbeiten.
Bei seinem letzten Entwurf, "Arzberg 2007 Residence" (1969), kehrt Löffelhardt zurück zur organischen Form von "Arzberg 2000" und unterstreicht diese mit einer leichten Kannelierung aller Teile.
Löffelhardt hat über zwei Jahrzehnte das gesamte Erscheinungsbild der von der Fabrik produzierten Geschirre und Geschenkartikel bestimmt. Heute (2008) ist die "Form 2000" die einzige Form Löffelhardts, die von der Porzellanfabrik Arzberg noch vollständig als Tafel-, Kaffee- und Teeservice produziert wird. Einige seiner zeitlosen Entwürfe werden aber auch weiterhin als ergänzende Einzelteile zu anderen Servicen angeboten.
Arbeiten in Glas
Neben der künstlerischen Leitung für die Fabrik Arzberg entwarf Löffelhardt zahlreiche andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Besonders bekannt sind seine Entwürfe in Glas für die Vereinigten Farbenglaswerke AG Zwiesel, für die er Kelchgläser, Flaschen und Vasen gestaltete.
Bei der Firma Schott & Gen. in Mainz löste Löffelhardt Wilhelm Wagenfeld als Designer ab; das brachte ein Zerwürfnis mit Wilhelm Wagenfeld mit sich, der bis dahin viele Entwürfe für Jenaer Glas gemacht hatte. Für die Ablösung Wagenfelds wird in der Literatur dessen hohe Honorarforderung genannt. Löffelhardt ersetzte Wagenfelds Entwürfe durch ein völlig neues Programm sowohl für den Bereich des geblasenen (Teegeschirr) wie auch des gepressten Glases (Backformen). 1964 schuf er eine neue, die letzte Variante der Sintrax-Kaffeemaschine.
Die Entwürfe mussten oft neuen technischen Gegebenheiten angepasst werden: Die damals neue Automatisierung bei der Glasherstellung stellte den Formgeber vor besondere Aufgaben.
Ebenfalls von Löffelhardt stammen die Entwürfe zu den Formen für "Jena 2000", aus demselben Material, aus dem auch Ceran-Kochfelder hergestellt werden und das selbst stärksten Hitzeschwankungen standhält, also endlich auch für die Automatikplatten von Elektroherden geeignet war. Aus unterschiedlichen Gründen war diesem Kochgeschirr aber kein großer Erfolg beschieden.
Zitate
"Bei Industriedesign spielt die hohe Serie die große Rolle. Um Serien produzieren zu können, muss zunächst eine Form da sein, die so gut ist, dass sie es wert ist, vervielfacht zu werden."
Werke
- 1953: Schönwald Form 398
- 1953: Arzberg Form 1542
- 1954: Arzberg Form 2000
- 1954/55: Jenaer Glas, Backschüsseln 3101 - 3108
- 1955: Jenaer Glas, Teegeschirr
- 1955: Schönwald Form 411
- 1956: Arzberg Form 1960
- 1957: Arzberg Form 2025
- 1958: Schönwald Form 511
- 1958: Arzberg Form 1982
- 1959: Jenaer Glas, Krug mit Klappdeckel
- 1959: Arzberg Salzstreuer und Pfeffermühle 1529
- 1959: Arzberg Teedose 1515
- 1959: Arzberg Form 2050
- 1960: Arzberg Form 1100 (Schalen)
- 1961: Schönwald Form 498
- 1962: Arzberg Form 1551 (Vasen)
- 1963: Arzberg Form 2075
- 1963: Arzberg Form 2085
- 1963: Arzberg Form 1560 (Schalen und Dosen)
- 1964: Schönwald Form 611
- 1964: Arzberg Form 2200
- 1967: Arzberg Form 2300
- 1967: Arzberg Form 2400
- 1968: Arzberg Form 2500
- 1969: Arzberg Form 1524 (Ascher)
- 1968: Arzberg Form 2375
- 1968/69: "JENA 2000", Backschüsseln 3601 - 3622
- 1969: Arzberg Form 2007 "Residence"
Quellen
- Burschel, Carlo (Hg.): Heinrich Löffelhardt. Industrieformen der 1950er bis 1960er Jahre aus Porzellan und Glas. Verlag Hauschild, Bremen, 2004.
Weblinks
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