Wilhelm Wagenfeld

Wilhelm Wagenfeld

Wilhelm Wagenfeld (* 15. April 1900 in Bremen; † 28. Mai 1990 in Stuttgart) war ein deutscher Produktdesigner. Der Bauhaus-Schüler zählt zu den Pionieren des Industriedesigns.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Sog. "Wagenfeld-Leuchte" WG 24, 1924
Leuchte WV 343 für Lindner Leuchten, 1955

Wagenfeld machte eine Lehre in der Bremer Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld und besuchte die Hanauer Zeichenakademie, bevor er 1923 als Silberschmied-Geselle am Bauhaus in Weimar aufgenommen wurde. In den dortigen Werkstätten entstand 1924 unter seinem Lehrer László Moholy-Nagy der Entwurf für die Lampe WG24. Die zeitlose Tischleuchte mit der halbkugelförmigen Glasglocke, auch als „Wagenfeld- oder Bauhaus-Leuchte“ bekannt geworden, entwarf er zusammen mit Karl J. Jucker. Sie ist bis heute einer der bekanntesten Wagenfeld-Entwürfe.

Nach der Verlegung des Bauhauses nach Dessau im Jahre 1925 blieb Wagenfeld in Weimar und trat 1926 als Assistent in die Metallwerkstatt der neu gegründeten Bauhochschule Weimar ein, 1928 übernahm er die Leitung der Metallwerkstatt.[1] Nachdem die Staatliche Bauhochschule Weimar bereits 1930 wieder geschlossen wurde, wurde Wagenfeld freier Mitarbeiter beim Jenaer Glaswerk Schott & Gen. In dieser Zeit entstanden so bekannte Entwürfe wie das Teeservice aus feuerfestem Glas, die zu Klassikern wurden und bis heute produziert werden.

1931 bis 1935 hatte er eine Professur an der Staatlichen Kunsthochschule Grunewaldstraße in Berlin inne. Danach übernahm er die künstlerische Leitung der Vereinigten Lausitzer Glaswerke (VLG) in Weißwasser. Durch die Zusammenarbeit mit Charles Crodel fanden die Arbeiten für die Vereinigten Lausitzer Glaswerke Zugang zu Museen und Ausstellungen. Crodel entwickelte dazu teilweise patentierte Dekorationsverfahren für die Massenproduktion.[2]

Im Zweiten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und musste aufgrund seiner Weigerung, der NSDAP beizutreten, an die Ostfront. Nach der Rückkehr aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft hatte er für kurze Zeit eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste Berlin inne.

1954 ging er nach Stuttgart und machte sich dort selbständig. Er gründete die „Werkstatt Wagenfeld“, die er bis 1978 betrieb. Seine Auftraggeber waren namhafte Hersteller von Gebrauchsgütern wie beispielsweise WMF, Johannes Buchsteiner, Braun oder Rosenthal. Im Jahr 1964 wurden Arbeiten von ihm auf der documenta III in Kassel in der Abteilung Industrial Design gezeigt.

Werk und Rezeption

Das Wilhelm-Wagenfeld-Haus in Bremen. Sitz, Ausstellungs- und Veranstaltungsplattform des Design Zentrums Bremen, der Wilhelm-Wagenfeld-Stiftung und der Gesellschaft für Produktgestaltung

Wagenfelds Design zeichnet sich durch zeitbeständige Gestaltung und zeitgemäße Funktionalität aus und war seinerzeit stilprägend. Einige seiner über 600 Entwürfe, vorwiegend in Glas und Metall, werden als sogenannter Design-Klassiker bis heute produziert. Viele Werke befinden sich in den Sammlungen namhafter Museen.

Der Nachlass wird durch eine Stiftung im Wilhelm-Wagenfeld-Haus in Bremen bewahrt und ausgestellt, nachdem er ihn seiner Geburtsstadt 1988 angeboten hatte.

Im Zuge des Verbotes von Glühbirnen geringer Energieeffizienz wird in Bezug auf die "WG24" unter anderem befürchtet: „Wenn man dort eine Energiesparlampe hineinschraubt, ist sie zwar durch einen Glasschirm verdeckt, aber es ergeben sich schreckliche Schatten, und die Leuchte verliert ihre wertige Aussagekraft. Der beabsichtigte ästhetische Ausdruck ist nicht mehr gegeben.“[3]

Wilhelm-Wagenfeld-Schule in Bremen Berufliche Schule für Gestaltung. Sitz: Delfter Straße 16, 28259 Bremen

Die Wilhelm-Wagenfeld-Schule in Bremen orientiert sich in der gestalterischen Ausbildung der Schüler an den Werken und Leitideen von Wilhelm Wagenfeld.

Bekannte Entwürfe (Auswahl)

  • 1924: Wagenfeld-Leuchte WG24 und WA24
  • 1930: Mehrzweckleuchte WNL 30 für Weimar Bau- und Wohnungskunst GmbH
  • 1931: Kaffeebereiter „Sintrax“ aus Jenaer Glas für Jenaer Glaswerk Schott + Gen.
  • 1931: Teeservice aus Jenaer Glas für Jenaer Glaswerk Schott + Gen. (seit 2006 in Lizenz von Zwiesel Kristallglas)
  • 1933: Eierkochglas Eierkoch aus Jenaer Glas für Jenaer Glaswerk Schott + Gen. (seit 2006 in Lizenz von Zwiesel Kristallglas)
  • 1934: Geschirrserie 639 für die Porzellanmanufaktur Fürstenberg/Weser
  • 1938: Kubus-Geschirr, stapelbare Glasbehälter für VLG Weißwasser.
  • 1950: Besteck POTT 83 für POTT (nach Vorarbeiten von Hermann Gretsch)
  • 1954: Lufthansa-Geschirr aus Melamin, hergestellt bei Johannes Buchsteiner, Gingen/Fils
  • 1956/57: Babybadewanne für Johannes Buchsteiner, Gingen/Fils
  • Aschenbecher für WMF
  • Salz- und Pfefferstreuer „Max und Moritz“, Butterdose, Eierbecher aus Cromargan für WMF
  • Decken-, Wand-, Eck- und Spiegelleuchten für die Firmen Lindner (Bamberg), Brunnquell (Ingolstadt), Putzler (Düren) u.a.

Auszeichnungen (Auswahl)

Zum Gedenken an das Wirken Wagenfelds bei den Vereinigten Lausitzer Gaswerken in der Stadt Weißwasser wurde nach der Wende die frühere Wilhelm-Pieck-Straße in Professor-Wagenfeld-Ring umbenannt.

Sonstiges

Wilhelm Wagenfelds Enkel Malte Wagenfeld ist Professor für Industriedesign am Royal Melbourne Institute of Technology in Melbourne, Australien.[4]

Weblinks

 Commons: Wilhelm Wagenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Wagenfeld an der Staatlichen Bauhochschule Weimar
  2. Quelle war www.geocities.com/CapeCanaveral/Hall/2923/crodel/vlg0kl.jpg; nicht mehr verfügbar.
  3. Das Leid der Lampendesigner – Spiegel Online vom 4. August 2009
  4. [1] Malte Wagenfeld

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