- Sloop John B
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Sloop John B ist ein Millionenseller der Beach Boys aus dem Jahr 1966, der auf einen karibischen Folksong aus 1917 zurückgeht.
Inhaltsverzeichnis
Entstehungsgeschichte
Sowohl Text als auch Titel haben sich im Verlauf der Jahre mehrfach verändert. John B. Sails wird als Folksong in dem 1917 veröffentlichten Roman Pieces of Eight von Richard Le Gallienne zitiert.[1] Die Zitatstelle lässt allerdings offen, ob der Song eigens für den Roman geschaffen wurde oder bereits vorher existiert hat. Letzteres ist anzunehmen, da Le Gallienne den Liedtext zuvor mit einer weiteren Strophe im Magazin Harper’s präsentierte.[2] Danach wurde er 1927 in der Folk-Sammlung von Carl Sandburg berücksichtigt.[3]
Die erste Plattenaufnahme stammt als Außenaufnahme („Field recording“) von Musikforscher Alan Lomax, als dieser im Juli 1935 die Cleveland Simmons Group mit Histe Up The John B. Sails in Old Bight Cat Island (Bahamas) aufnahm. Nach dieser Aufnahme geriet der Folksong für einige Zeit in Vergessenheit. Ein weiteres Mal ist das Musikstück in Alan Lomax' Buch Folksongs of North America 1944 verzeichnet (Seite 530 als # 280).
Sloop ist im englischen Sprachgebrauch eine nicht klassifizierte militärische Schaluppe von höchstens 16 Fuß Länge (4,88 m), als Handelsschiffversion Slup genannt. In der Karibik wurden diese einmastigen Schiffe mit gewöhnlich zwei Mann Besatzung zum Gütertransport zwischen den Inseln eingesetzt. Der Schiffsname „John B“ stand für Kapitän John Bethel, einem der ersten walisisch stämmigen Siedler auf Eleuthera/Bahamas. Der Originaltext des tragisch-komischen Songs handelt von einem mit 2 Passagieren besetzten Schiff, die betrunken in Streit geraten und einen Hafen herbeisehnten. Die besungene Schaluppe sank um 1900 in der Nähe von Governor’s Harbour, der Verwaltungshauptstadt von Eleuthera. Das Wrack wurde 1926 vor Nassau (Bahamas) entdeckt und hatte wohl Sandburg veranlasst, das Lied in seine Sammlung aufzunehmen.
Frühe Coverversionen
Titel und Text des als Shanty zu qualifizierenden Songs machten eine Reihe von Morphologien durch, nachdem die Folkgruppe The Weavers den Song unter dem Titel (The Wreck of the) John B am 3. November 1950 (Decca #27332) aufgenommen hatte. Lee Hays von den Weavers hatte den urheberrechtsfreien Public Domain-Song adaptiert, sodass fortan Carl Sandburg und Lee Hays häufig als Komponisten auftauchten.
Erste Coverversion war ersichtlich die Single vom karibischen Gitarristen und Calypsosänger Alphonso „Blind Blake“ mit seinem Royal Victoria Hotel Calypso Orchestra, der sie als John B. Sail 1952 aufgriff (Art Records #2) und lediglich den Refrain adaptierte, Stan Wilson nahm ihn am 10. August 1955 für die LP Ballads and Calypsos auf (Verve MGV #2019), Terry Gilkyson & the Easy Riders folgten unter dem Titel Send For de Captain (LP Marianne and Other Songs, Columbia #C-990; März 1957).
Das Kingston Trio berücksichtigte ihn als Wreck of the John B auf seiner Debüt-LP The Kingston Trio (Titel aufgenommen am 5. Februar 1958; veröffentlicht am 2. Juni 1958; Capitol #996) und blieb bei den calypso-ähnlichen Wurzeln des Originals. Johnny Cash änderte den Titel zu I Want to Go Home (aufgenommen am 12. März 1959, veröffentlicht im September 1959 auf der LP Songs of Our Soil; Columbia CS-8148). Jimmie Rodgers wiederum kehrte zu einer früheren Titelversion The Wreck of the John B zurück (LP At Home With Jimmie Rodgers, Juni 1960; Roulette #4260), Lonnie Donegan adaptierte ihn als I Wanna Go Home (aufgenommen im Februar 1960, veröffentlicht im Mai 1960; Pye #7N 15267), die Tokens brachten ihn unter dem Titel Wreck of the John B heraus (LP The Lion Sleeps Tonight, Dezember 1961; RCA Victor #2514), die Brothers Four titulierten mit John B Sails (LP The Big Folk Hits, Oktober 1963; Columbia #2033), Jerry Butler verkürzte auf John B (LP Folk Songs, März 1963; Vee Jay #1057), die britischen Them verfremdeten zu Go On Home Baby (LP The Angry Young Them, Juni 1965; Decca LK #4700) oder Barry McGuire griff wieder auf Sloop John B zurück (LP Eve of Destruction; September 1965; Dunhill #50003).
Version der Beach Boys
Während der am 12. Juli 1965 beginnenden Aufnahmesession zum Album Pet Sounds schlug Folkliebhaber Alan Jardine seiner Gruppe Beach Boys vor, den Song ebenfalls aufzugreifen; Produzent und Gruppenmitglied Brian Wilson wollte den 3 Akkorde umfassenden Song des Kingston Trios jedoch zunächst nicht aufnehmen.[4] Bereits am 12. Juli 1965 entstand bei Western Recorders die 14 Takes erfordernde Musikspur, sie wurde jedoch für einige Zeit nicht weiterbearbeitet. Als Begleitmusiker spielten unter Toningenieur Chuck Britz Jay Migliori (Klarinette), Steve Douglas und Jim Horn (Flöten), Frank Capp (Glockenspiel), Carol Kaye (Fender-Bass), Lyle Ritz (Kontrabass), Al Casey und Jerry Cole (Gitarren), Al De Lory (Orgel), Jack Nimitz (Baritonsaxophon) und Hal Blaine (Schlagzeug) mit.
Die eigentlichen Arbeiten zum Album begannen erst ab 1. November 1965. Im Dezember 1965 bat Brian Wilson den Sessiongitarristen Billy Strange, den bereits aufgenommenen Gitarrenpart der bestehenden Musikspur zu Sloop John B zu überspielen, was erst am 22. und 29. Dezember 1965 geschah. Da Strange ohne Gitarre anreiste, kaufte ihm Wilson eine elektrische rote 12-saitige Fender Stratocaster-Gitarre mit Verstärker, die er Strange zusammen mit 500 US-Dollar für die Session überließ.
Aus dem Album wurde Sloop John B als Single ausgekoppelt und am 21. März 1966 veröffentlicht. Die Single verkaufte innerhalb von 2 Wochen 500.000 Stück, drang bis auf Rang 3 der US-Pop-Hitparade vor und wurde weltweit mehr als 1 Million Mal verkauft.[5] In neun anderen Staaten, darunter Deutschland, Österreich und die Schweiz, erreichte er gar die Topposition. Sloop John B wurde als 7. Track auf dem Album Pet Sounds platziert, das nach Veröffentlichung am 16. Mai 1966 zunächst schwache Umsätze erzielte; Columbia Records beantragte erst Ende 1999 bei der RIAA den Goldstatus und wies hierfür Verkaufszahlen von 670.000 Exemplaren seit 1984 nach.[6] Es dauerte 34 Jahre bis zum 11. Februar 2000, bis die RIAA dem einflussreichen Album den Goldstatus verlieh – ein Novum in der Musikindustrie.
Weitere Coverversionen
Auch nach den Beach Boys erschienen viele weitere Coverversionen. Coverinfo listet 55 Versionen auf, vermutlich sind es jedoch weit über 200. Das Duo Peter & Alex brachte 1966 zeitnah die deutsche Fassung mit dem Titel Wir wollen nach Haus‘ auf den Markt (Polydor #52674) und war damit erster Vorläufer der vielen deutschen Versionen mit anderen Titeln und Texten. Bruce Low bietet eine solche deutsche Textvariante unter dem Titel Sloop John B an. Zahlreiche englischsprachige Fassungen folgten. Van Morrison, Lonnie Donegan und Chris Barber brachten den Song auf ihrer CD Skiffle Sessions als I Wanna Go Home (aufgenommen live am 20. und 21. Januar 1998 in Belfast, veröffentlicht im Januar 2000) heraus. Zu erwähnen sind ferner Me First and the Gimme Gimmes (März 2001) oder die Simple Minds (Mai 2009).
Einzelnachweise
- ↑ E-Book, Novels.mobi, Kapitel IV, Seite 6:: „Ihr Jungs, könnt Ihr nicht einen Song singen? Wie wär’s mit John B. Sails?“
- ↑ Harper’s Magazine vom Dezember 1916, Coral Islands and Mangrove Trees, S. 82
- ↑ Carl Sandburg, The American Songbag, 1927, S. 22 f.
- ↑ The Pet Sounds Sessions: The Making Of Pet Sounds, Liner Notes, S. 25-26
- ↑ Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 218
- ↑ Rolling Stone-Magazin vom 10. März 2000, Eric Boehlert, Lost Paperwork to Blame for „Pet Sounds“ Meager Sales Numbers
Weblinks
- The Sloop John B in den Kingston-Trio-Liner-Notes
Kategorien:- Popsong
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