- So weit die Füsse tragen
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So weit die Füße tragen ist ein Roman von Josef Martin Bauer um einen deutschen Kriegsgefangenen, der nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 aus einem ostsibirischen Gefangenenlager flieht und eine abenteuerliche Flucht nach Hause antritt.
Der Roman war Vorlage eines gleichnamigen sechsteiligen Fernsehfilms, eines Kino-Filmdramas (2001) und eines Hörspiels.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Das Buch, dem eine wahre Begebenheit zugrunde liegt, erzählt die Geschichte des deutschen Soldaten Clemens Forell, der im Jahre 1945 in der Lubjanka in einem Massenprozess zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wird. Forell ist einer von 3,5 Millionen deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Die Erzählung beginnt im westsibirischen Omsk. Forell und seine Kameraden befinden sich seit dem 24. Oktober 1945 in einem Güterzug auf einem Gefangenentransport nach Tschita.
Dort kommen von den ca. 3200 Personen nur noch 1950 lebend an, der Rest erfriert oder verhungert. Von dort aus geht es erst mit Hundeschlitten, dann zu Fuß bis in den äußersten Nordosten der Sowjetunion bis nach Kap Deschnjow an der Beringstraße, das sind von Omsk aus ca. 5370 km Luftlinie. Die 1236 Überlebenden des Gewaltmarsches leben und arbeiten in den Stollen eines Bleibergwerkes. Bauer schildert ausführlich die Lebensumstände der Menschen, die kaum das Tageslicht zu Gesicht bekommen. Immer wieder wird von Flucht gesprochen. Als die Amerikaner einen Gefangenen wieder ausliefern, dem die Flucht nach Alaska gelungen ist, bleibt nur noch der fast aussichtslose Weg durch die Weiten Sibiriens, um zu entkommen.
Als sich Clemens Forell 1949 wegen einer schweren Erkrankung im Lazarett befindet, erwachen in ihm neue Fluchtgedanken. Unterstützt von dem krebskranken Lagerarzt Dr. Heinz Stauffer, der ursprünglich selbst fliehen wollte, gelingt ihm im Oktober die Flucht aus dem Lager. Die erste Zeit ist er ganz allein. Eines Nachts wird er von Rentierhirten gefunden. Zunächst ist er misstrauisch, aber nach einiger Zeit fasst er Vertrauen und schließt Freundschaft. Fast ein ganzes Jahr zieht er mit drei geflohenen russischen Strafgefangenen, die aus einem Goldbergwerk im Kolymagebirge geflohen sind, durch Ostsibirien. Zunächst schürfen sie heimlich Gold, weil in diesem Teil Russlands nur Gold und Machorka einen echten Wert haben. Bei Winteranfang verlassen sie die Schürfstelle und ziehen ins Tal, stehlen sechs Rentiere und gelangen zur Station eines Vermessungstrupps. Dort geben sich die vier als Jäger aus, denen ihre Schlitten abhanden gekommen sind. Der Kommandant Lederer, welcher später selbst im Goldbergwerk landet, genehmigt ihnen schriftlich eine neue Ausrüstung, die sie zum Frühjahr von ihren erbeuteten Fellen zu bezahlen haben, obwohl keiner der vier einen Pass besitzt.
Ein verheimlichter ca. 1,2 kg schwerer Goldklumpen (Nugget) führt zu einer tödlichen Auseinandersetzung, bei welcher zwei der Russen sterben und Forell ohne Waffen zurückgelassen wird. Er wird von Wölfen angefallen und von Jakuten gerettet, die ihm mit Nahrung, Kleidung und einem Hund weiterhelfen. Zu diesem Zeitpunkt befindet er sich in der Nähe der Stadt Ajan am Ochotskischen Meer. Er erfährt vom Jakuten Kolka das Schicksal seines letzten Begleiters und dass die Russen ihn suchen, aber eigentlich für tot halten.
Es gelingt ihm, eine Eisenbahnlinie zu erreichen und mit einem Holztransport, der ca. 1600 km zurücklegt, nach Ulan-Ude zu gelangen, wobei er sich als entlassener baltischer Sträfling namens Lemengin ausgibt, der seinen Pass, denn ohne diesen kommt man in Russland nicht weit, in Tschita von einem Vorgesetzten abholen soll. Man steckt ihn allein in einen Zug nach Tschita (Cita), weil man ihn inzwischen für einen Volltrottel hält. Forell wechselt dann aber den Zug und fährt in Gegenrichtung. Von Ulan-Ude aus erreicht er die Grenze zur Mongolei, vermutlich in der Nähe von K'aachta und Suchbaata. Ein Fluchtversuch über diese stark bewachte Grenze misslingt, sein Hund Willem wird dabei erschossen.
Ein Waldarbeiter deutscher Abstammung rät ihm, weiter nach Westen zu gehen und die Flucht über den Iran zu versuchen. Fast ohne Hoffnung geht er weiter. Vor allem durch Diebstahl von Lebensmitteln gelingt ihm das Überleben. Über Abakan gelangt er nach Kasalinsk. Als er beginnt, sich mit einem Leben in der Sowjetunion abzufinden, trifft er auf den armenischen Juden Igor, der bereit ist, ihm zu helfen. Er hat zu einer Gruppe von Schmugglern Kontakt, die illegal Waren und manchmal auch Menschen in den Iran bringen. Er schickt Forell nach Uralsk, wo er Kontakt mit den Schmugglern aufnimmt. Über Alexandrowsk und Grosny, quer durch den Kaukasus, erreicht er endlich die Grenze.
Durch eine Furt in einem Grenzfluss gelangt er auf iranisches Staatsgebiet. Als er einige Tage später Täbris erreicht, stellt er sich den dortigen Behörden. Diese wollen ihm seine Geschichte nicht glauben und halten ihn für einen russischen Spion. Er wird verhaftet. Erst mit Hilfe seines Onkels Erich Baudrexel, der ihn erst nicht wieder erkennt, aber letztendlich doch anhand von alten Familienfotos identifiziert, gelingt ihm die Freilassung. Über Ankara, Istanbul und Rom fliegt er nach München, wo er am 22. Dezember 1952 wieder in der Heimat ankommt, durch die Erlebnisse aber seelisch und körperlich gebrochen ist.
Historischer Hintergrund
Der Roman basiert auf dem Tatsachenbericht eines Offiziers der Wehrmacht, dessen Identität der Autor Josef Martin Bauer vertragsgemäß geheim hielt. Es wird angenommen, dass es sich dabei um Cornelius Rost (* 1922; † 1983 in München) handelt.[1]
Publikation
Der Roman wurde ein Welterfolg, der bis heute in 15 Sprachen übersetzt wurde (darunter Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Niederländisch, Finnisch, Dänisch, Norwegisch, Polnisch, Schwedisch, Tschechisch, Isländisch). Er wurde und blieb der größte Erfolg und berühmteste Roman von Josef Martin Bauer.
Adaptionen
Der Roman war auch Vorlage für ein gleichnamiges Hörspiel. Es wurde 1956 vom WDR in 8 Teilen produziert. Regie führte Franz Zimmermann. Die wichtigsten Sprecher waren:
- Raoul Wolfgang Schnell (Erzähler);
- Alf Marholm (Beschreiber);
- Wolfgang Wahl (Clemens Forell);
- Kurt Lieck (Doktor Heinz Stauffer);
- Walter Richter (Leibrecht);
- Hansjörg Felmy (Heinz Dechant);
- Karl Heinz Bender (Willi Bauknecht);
- Georg Hünseler (Alfons Mattern);
- Heinz Schacht (Danhorn);
- Kurt Beck (Laatmai);
- Heinz Schimmelpfennig (Grigorij);
- Rudolf Therkatz (Anastas);
- Siegfried Siegert (Semjon);
- Kaspar Brüninghaus (Genosse Lederer)
- Hannes Messemer (Kolka);
- Bernd M. Bausch (Direktor einer Waggonfabrik in Ulan-Ude);
- Laczi Hillinger (Leopold Meßmer);
- Alfred Balthoff (Igor);
- Heinz von Cleve (Oberst);
- Wilhelm Pilgram (Erich Baudrexel);
- Hans Pabst (Arzt);
In den 1960er Jahren wurden die Bänder vom WDR irrtümlich gelöscht. Das Produktionsblatt mit Angaben zu den Mitwirkenden entstammt dem Deutschen Rundfunkarchiv in Frankfurt.
1959, vier Jahre nach Erscheinen des Buches, wurde der Stoff von Fritz Umgelter werkgetreu für das Fernsehen in einem Sechsteiler erstmals verfilmt, siehe: So weit die Füße tragen (1959).
Eine zweite Verfilmung aus dem Jahre 2001 von Hardy Martins wich erheblich von der Vorlage des Buches ab, siehe: So weit die Füße tragen (Film).
Einzelnachweise
- ↑ Artikel mit Verweis auf Recherchen des ZDF und der Passauer Neuen Presse, abgerufen am 17. Januar 2009
Literatur
- Josef Martin Bauer: So weit die Füße tragen. München: Ehrenwirth, 1955. ISBN 978-3431027181
Weblinks
- Homepage der Verfilmung von 2001 mit Bernhard Bettermann als Clemens Forell
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