Sopade

Sopade

Sopade (auch: SoPaDe) nannte sich die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) von 1933 bis 1939 im Prager, von 1939 bis 1940 im Pariser und von 1940 bis 1945 im angelsächsischen Exil.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nach der Besetzung der Gewerkschaftshäuser durch die Nationalsozialisten am 2. Mai 1933 beschloss der Parteivorstand, dass sich einige besonders gefährdete Vorstandsmitglieder dem möglichen Zugriff der Nazis sofort entziehen müssten. Otto Wels, Paul Hertz, Friedrich Stampfer, Erich Ollenhauer, Siegmund Crummenerl und andere wurden mit dem Aufbau des Prager Auslandszentrums beauftragt.

Als die Sopade die Zustimmung des in Berlin verbliebenen Parteivorstandes um Paul Löbe zu Hitlers Friedensresolution, die als Sanktionierung der nationalsozialistischen Außenpolitik durch die SPD interpretiert wurde, nicht verhindern konnte, kam es bereits zwei Wochen später, Mitte Mai 1933, zum Bruch zwischen Berlin und Prag. Durch das endgültige Verbot der SPD am 22. Juni 1933 kam es nicht mehr zu einer Spaltung der Inlands- und Auslands-SPD.

Aufgaben

Die neue Führung hatte im Exil zunächst im Wesentlichen vier Aufgaben zu erfüllen.

  1. Die Verwaltung des geretteten Parteivermögens.
  2. Die Erhaltung der organisatorischen Reste der Partei.
  3. Den Wiederaufbau der Bewegung
  4. Die Vertretung der sozialdemokratischen Grundsätze.

Um dies zu ermöglichen, baute die Exilführung ein Netz in ganz Europa auf, dessen Zentrum sich mit gut 25 Mitarbeitern in Prag befand.

Grenzsekretariate

Als erste grundsätzliche Entscheidung wurde beschlossen, so genannte Grenzsekretariate aufzubauen. Diese hatten die Aufgabe, Informationen und politische Empfehlungen zu den illegal arbeitenden Genossen zu bringen. Für diese Aufgabe wurden meist Personen eingesetzt, die etwa als Bezirkssekretäre Erfahrungen in der Parteiorganisation oder sogar spezielle Beziehungen zu dem betreuenden Gebiet hatten. Als Standort wurden zumeist - sofern die jeweiligen Asylbestimmungen des Landes es zuließen - direkt an Deutschland grenzende Gemeinden ausgewählt, von wo aus jeweils eine Region in Deutschland betreut wurde. Insgesamt gab es elf[1] solcher Einrichtungen.

Mit diesem System gelang es der Exilführung zu fast allen Regionen Deutschlands Kontakt zu halten. Dabei bestand ein regelmäßiger Briefkontakt zwischen Parteivorstand und den Grenzsekretariaten, mit dessen Hilfe die Sekretariate immer wieder detaillierte Anweisungen, aber auch finanzielle Mittel und Materialien zum illegalen Transport nach Deutschland erhielten. Zusätzlich wurden auch zahlreiche Schulungen und Ansprachen abgehalten, wo nach Möglichkeit die Mitarbeiter der Grenzsekretariate, Mitglieder der Exilführung und illegal in Deutschland operierende Sozialdemokraten zusammentreffen sollten.

Liste der Grenzsekretäre

Aktivitäten in Deutschland

Zumindest in der Anfangsphase gab es parallel zusätzlich direkten Kontakt einiger Vorstandsmitglieder nach Deutschland. So gab es bis 1934 in Berlin noch eine „illegale Reichsleitung“, sowie zwei - bereits 1933 eingerichtete - getarnte Büros. Zudem unternahmen auch einige Vorstandsmitglieder immer wieder Kurierfahrten nach Deutschland um finanzielle und organisatorische Dinge zu regeln. Je länger die Herrschaft Hitlers allerdings andauerte, desto gefährlicher wurde dieser direkte Kontakt, so dass er Mitte der 30er Jahre endgültig aufgegeben wurde.

Deutschland-Berichte

Unter Mitarbeit von Rudolf Hilferding gab die Sopade zudem Deutschland-Berichte heraus, die über ein geheimes Berichterstattersystem über die Situation im nationalsozialistischen Deutschland international informierten. Die Berichte erschienen von April/Mai 1934 bis Dezember 1936 unter dem Titel Deutschland-Bericht der Sopade, vom Januar 1937 bis April 1940 unter dem Titel Deutschlandberichte der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (Sopade), im Auftrag des Exilvorstandes der SPD, herausgegeben von Erich Rinner, bis März 1939 in Prag, ab Mai 1939 in Paris.

Unter dem Druck der innerparteilichen Oppositionsgruppen Neu Beginnen und Revolutionäre Sozialisten Deutschlands veröffentlichte die Sopade 1934 das von Rudolf Hilferding verfasste Prager Manifest, das zum revolutionären Umsturz des Hitler-Regimes aufrief.

Nach der Besetzung der nach dem Münchner Abkommen verbliebenen Gebiete der Tschechoslowakei musste die Exilführung zunächst nach Paris umziehen. Als die Wehrmacht ein Jahr später auch Frankreich besetzte, wich man bis zum Kriegsende nach London aus. Ab 1940 gab es keine direkte Widerstandstätigkeit mehr.

Einzelnachweise

  1. Peter Longerich: „Davon haben wir nichts gewusst!“, München 2006, S. 29

Literatur

  • Rainer Behring: Demokratische Außenpolitik für Deutschland. Die außenpolitischen Vorstellungen deutscher Sozialdemokraten im Exil 1933-1945. (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 117.) Droste Verlag, Düsseldorf, 1999.
  • Deutschland-Berichte der Sopade. Nach dem Exemplar im „Archiv der sozialen Demokratie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung neu herausgegeben und mit einem Register versehen von Klaus Behnken im Verlag Petra Netelbeck, Salzhausen und Zweitausendeins, Frankfurt am Main, 1980, (7 Bände).

Weblinks


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