- Sozio-oekonomisches Panel
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Leitung: Gert G. Wagner (beurlaubt/DIW Vorstand)[1] Jürgen Schupp und Joachim R.Frick[2] Gründungsjahr: 1983 Institutionalisierung: 2003 Ort: Berlin (am DIW Berlin) Anschrift: Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)
DIW Berlin
Mohrenstraße 58.
10117 BerlinWebsite: www.diw.de/de/soep Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung von über 12.000 Privathaushalten in Deutschland. Die Befragung wird im jährlichen Rhythmus seit 1984 bei denselben Personen und Familien (= stets demselben Panel) durchgeführt. Der Wissenschaftsrat stufte 2008 die Forschungsqualität des SOEP als exzellent ein.[3]
Inhaltsverzeichnis
Die SOEP-Daten
Auf dem Gebiet der mikroanalytischen Forschung zu sozioökonomischen Fragen nimmt das Sozio-oekonomische Panel in Deutschland und im internationalen Vergleich eine herausragende Stellung ein.[4] [5]
Mit Hilfe des SOEP können politische und gesellschaftliche Veränderungen in Deutschland beobachtet und analysiert werden. Die Daten helfen, soziologische, ökonomische, psychologische, demographische, gesundheitswissenschaftliche und geographische Fragestellungen zu beantworten.
Sie werden zur Auswertung als elektronischer Datensatz an Forscher und wissenschaftliche Forschungsgruppen weitergegeben, wenn Voraussetzungen vorliegen, die die Einhaltung der Bestimmungen des deutschen Datenschutzes gewährleisten.
Befragung
Die Stichprobe umfasste im Erhebungsjahr 2007 etwa 12.000 Haushalte mit mehr als 20.000 Befragungspersonen (und über 6.000 Kindern, die in den Haushalten leben). Themenschwerpunkte sind unter anderem Haushaltszusammensetzung, Erwerbs- und Familienbiographie, Erwerbsbeteiligung und berufliche Mobilität, Einkommensverläufe, Gesundheit und Lebenszufriedenheit.
SOEP Teilstichproben ((Sub-)Samples) 2009[6] Sample Start-Jahr Haushalte Personen Beschreibung A West-Deutsche 1984 n=4.528 n=12.245 Haushaltsvorstand ist entweder Deutscher (BRD) oder anderer Nationalität als in Sample B B Ausländer 1984 n=1,393 Haushaltsvorstand ist türkischer, italienischer, spanischer, griechischer oder (ehemals) jugoslawischer Nationalität Deutsche Wiedervereinigung C Ost-Deutsche 1990 n=2.179 n=4.453 Haushaltsvorstand war Bürger der DDR D Aussiedler 1994/1995 n=522 n=1.078 Mind. ein HH-Mitglied ist nach 1989 nach Deutschland zugewandert. E Refreshment 1998 n=1.067 n=1.923 Zufallsstichprobe; Erweiterung aller Teil-Samples F Innovation 2000 n=6.052 n=10.890 Zufallsstichprobe; Erweiterung aller Teil-Samples G Hocheinkommen 2002 n=1.224 n=2.671 Monatl. HH-Einkommen ist größer als 4.500 Euro (7.500 DM) H Refreshment 2006 n=1.506 n=2.616 Zufallsstichprobe; Erweiterung aller Teil-Samples I Incentive/Refreshment 2009 n=1.531 n=2.509 Zufallsstichprobe; Erweiterung aller Teil-Samples
Die Befragung selbst, also die Feldarbeit und die Interviews in den Haushalten, führt das Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung (München) für das Sozio-oekonomischen Panel durch. Der Feldname der Befragung lautet „Leben in Deutschland“.Analysemöglichkeiten
Die Stärken des SOEP bestehen vor allem in seinen besonderen Analysemöglichkeiten durch
- das Längsschnittdesign (Panelcharakter);
- den Haushaltskontext (Befragung aller erwachsenen Haushaltsmitglieder);
- die Möglichkeit innerdeutscher Vergleiche und tiefgegliederter geographischer Klassifikationen;
- eine überproportionale Ausländerstichprobe; gegenwärtig ist dies die größte Wiederholungsbefragung bei Ausländern in der Bundesrepublik Deutschland; die Stichprobe umfasst Haushalte mit einem Haushalts-Vorstand türkischer, spanischer, italienischer, griechischer oder ehemals jugoslawischer Nationalität;
- die Erhebung von Zuwanderung (gegenwärtig die einzige methodisch zuverlässige Stichprobe von Zuwanderern, die von 1984 bis 1995 nach Westdeutschland gekommen sind).
- die überproportionale Berücksichtigung einkommensstarker Haushalte (seit 2002)
Besonderheiten
Subjektive Daten
Die Befragten werden nicht nur zu objektiven Merkmalen wie beispielsweise ihrem Einkommen oder den Merkmalen ihrer Wohnung, sondern auch zu subjektiven Merkmalen, so z. B. über Sorgen und ihre Lebenszufriedenheit befragt.
Freiwilligkeit
Die Personen nehmen freiwillig an der Befragung teil; im Gegensatz etwa zum amtlichen Mikrozensus.
Datenschutz
Die Daten des Sozio-oekonomischen Panels unterliegen den Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG). Das heißt die im Interview erhobenen Daten werden im SOEP anonymisiert, so dass einzelne Befragte nicht mehr erkennbar sind, und die Daten als "statistische Mikrodaten" an wissenschaftliche Forschungsgruppen zur Analyse weitergegeben werden können. Dafür ist der Abschluss eines Datenweitergabevertrages mit dem DIW Berlin notwendig.
Datennutzer und -innen
Zurzeit werden die SOEP-Daten von über 400 Nutzungsgruppen weltweit ausgewertet. Etwa 250 Nutzer analysieren die Daten in deutschen Forschungseinrichtungen (darunter in allen Universitäten und in 22 Fachhochschulen). Etwa 100 Nutzer arbeiten im Ausland, darunter etwa 50 in den USA. Prominenteste Nutzer sind die Nobelpreisträger James Heckman (University of Chicago) und Daniel Kahneman (Princeton University).
Das SOEP als forschungsbasierte Infrastruktureinrichtung
Die Infrastruktureinrichtung
Die Durchführung und Entwicklung des SOEP erfolgt als forschungsbasierte Infrastruktureinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft (WGL)[7] am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
Leiter des SOEP ist seit 1989 Gert G. Wagner (TU Berlin). Er war auch Gründungs-Vorsitzender des Rats für Sozial- und Wirtschaftsdaten (2004 - 2007). Dem Leitungsteam des SOEP gehören weiterhin der Survey-Manager Jürgen Schupp sowie der Leiter des SOEP-Forschungsdatenzentrums (FDZ) Joachim Frick an. Im Februar 2011 hat Gert G. Wagner für eine Interimsperiode bis Ende des Jahres 2012 den Vorstandsvorsitz des DIW Berlin übernommen. Für diesen Zeitraum übernehmen Joachim R. Frick sowie Jürgen Schupp gemeinsam die Leitung der Infrastruktureinrichtung.
Finanzierung
Seit Anfang 2003 wird das SOEP als "Serviceeinrichtung" zu zwei Dritteln vom Bund (Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF) und zu einem Drittel vom Land Berlin (Senatsverwaltung für Kultur und Wissenschaft) finanziert. Von 1984 bis 2002 erfolgte die Förderung als Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auf Basis von Sondermitteln des Bundes und der Länder.
Forschungsschwerpunkte
- Verbesserung der Repräsentativität und der Erhebungsinstrumente
- Statistische Analyse der Datenqualität
- Verbesserung von Gewichtung und Imputation
- Einkommensungleichheit und Armutsforschung
- Einwanderung und Wohnen
- Intergenerationale Übertragung von Einkommen, Erwerbschancen und sozialem Kapital
Kooperationen
Das SOEP ist Bestandteil vieler international vergleichender Datensammlungen und internationaler wissenschaftlicher Projekte.
Datenbasen
- Wellen 1994-2001 des Europäischen Haushaltspanels ECHP.
- Luxembourg Income Study (LIS)[8], seit 1985.
- Cross-National Equivalent File (CNEF), seit 1990.
Projekte
- European Panel Analysis Group (EPAG), seit 1990.
- Dynamics of Social Change (DynSoc), 2000–2003.
- Euro-Panel Users Network (EPUNet), 2002-2005.
- Consortium of Household Panels for European Socio-economic Research (CHER).
Forschungsergebnisse auf Basis der SOEP-Daten
Die anonymisierten Mikrodaten des SOEP werden gegen Erstattung der geringen Kosten der Datenweitergabe Forscherinnen und Forschern für eigene Analysen zur Verfügung gestellt. Aus diesen Analysen liegen bisher über 2500 Publikationen vor, deren Angaben in einer eigenen, online zugänglichen Datenbank gesammelt werden, und – sofern im Internet erhältlich – verlinkt werden.
Das SOEP ist mit 34 Beiträgen bis dato der mit Abstand wichtigste Mikrodatensatz für quantitativ ausgerichtete Beiträge in der Zeitschrift für Soziologie.[9]
Aktuelle Ergebnisse stellt das DIW Berlin in Form von Pressemitteilungen vor.[10]
Schreibweise SOEP
Aufgrund der weltweiten Nutzung der Daten fällt die Schreibweise "Sozio-oekonomisches Panel" etwas aus dem Rahmen: im Begriff "ökonomisch" wird der Umlaut ö durch "oe" ersetzt, damit die Abkürzung international verständlich ist und gleichzeitig zum deutschen Namen passt.
Literatur
- Bundesministerium für Bildung und Forschung: 25 Jahre Leben in Deutschland – 25 Jahre Sozio-oekonomisches Panel, BMBF – Bonn/Berlin 2008 (PDF; 1,84MB)
- Hans-Jürgen Krupp: Die Anfänge: Zur Entstehungsgeschichte des SOEP. In Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung. Heft 3, 77. Jahrgang (2008)., 3, S. 15–26, Verlag Duncker & Humblot, ISBN 978-3-428-12894-5, (PDF; 127kB)
- Ute Hanefeld und Jürgen Schupp: Die ersten sechs Wellen des SOEP: das Panelprojekt in den ersten Jahren 1983-1989. In Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung. Heft 3, 77. Jahrgang (2008)., 3, S. 27–42, Verlag Duncker & Humblot, ISBN 978-3-428-12894-5, ([1])
Weblinks
- SOEP-Homepage
- Leben in Deutschland
- Graphische Darstellung der Ergebnisse der SOEP-Umfragen (Online-Portal Statista)
- Wissenschaftsrat: Exzellente Bewertung der Forschungsqualität (S. 99) (10. April 2008; PDF-Datei; 364 kB)
- Deutschlandfunk: Eine Goldgrube für die Wissenschaft (17. Juli 2008)
- Telepolis: Rache ist teuer (31. März 2009)
- Bild der Wissenschaft: Klinken putzen für die Wissenschaft (1/2011, S. 64-69)
Datensätze mit SOEP-Beteiligung
(alle Seiten auf englisch)
- Cornell University User Package for the Cross-National Equivalent File (CNEF)
- CNEF-Homepage: CNEF
- Cross National Equivalent File in der englischsprachigen Wikipedia
- Luxembourg Income Study (a cross-national Data Archive) -LIS
- EuroPanel Users' Network (University of Essex) – EPUNet
Einzelnachweise
- ↑ Kuratorium Beruft neue Vorstandsmitglieder DIW Pressemitteilung vom 11. Februar 2011
- ↑ DIW Information vom 11. Februar 2011
- ↑ http://idw-online.de/pages/de/news256373
- ↑ Starke Soziologie in der Leibniz-Gemeinschaft -- IDW-Pressemitteilung 18. April 2008
- ↑ Wissenschaftsrat stuft Forschungsqualität des SOEP als "exzellent" ein -- IDW-Pressemitteilung 2. April 2008
- ↑ SOEP Introduction, Joachim R. Frick (TU-Berlin / DIW); Seminar Folien Seite 22 (Februar 2009)
- ↑ WGL: Interdisziplinärer Verbund der Infrastruktureinrichtungen (IVI)
- ↑ The Luxembourg Income Study
- ↑ Jürgen Schupp: Twenty-Five Years of the German Socio-Economic Panel – An Infrastructure Project for Empirical Social and Economic Research in Germany. Jg. 38, Heft 5, Oktober 2009 / Vol. 38, Nr. 5, Oct. 2009.
- ↑ Pressemitteilungen des DIW Berlin zum SOEP
52.51222222222213.3887Koordinaten: 52° 30′ 44″ N, 13° 23′ 19″ OKategorien:- Empirische Wirtschaftsforschung
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