Spartak Timofejewitsch Beljajew

Spartak Timofejewitsch Beljajew

Spartak Timofejewitsch Beljajew (russisch Спартак Тимофеевич Беляев, englische Transliteration Spartak Timofeevich Belyaev, * 27. Oktober 1923 in Moskau) ist ein russischer theoretischer Physiker, der sich mit Vielteilchentheorie beschäftigt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Nach dem Wehrdienst als Freiwilliger im Zweiten Weltkrieg 1941 bis 1946 (man bot ihm sogar nach dem Krieg Karriereaussichten in der Roten Armee an) studierte er an der Lomonossow-Universität in Moskau bei Gersch Izkowitsch Budker, bei dem er über Plasmaphysik arbeitete (relativistische kinetische Gleichung der Plasmaphysik). Ab 1947 arbeitete er am Labor Nr.2, dem späteren Kurtschatow-Institut. 1949 schloss er sich der Theorie-Gruppe von Arkadi Migdal an. Ab 1952 war er am Kurtschatow-Institut. 1962 machte er seinen russischen Doktor (Habilitation). In dieser Zeit leistete er fundamentale Beiträge zur Quantenfeldtheorie kondensierter Materie und wurde deshalb auch 1957/8 ans Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen eingeladen und hielt 1958 Les Houches Lectures. 1962 ging er nach Nowosibirsk, wo er am Budker Institut für Kernphysik eine einflussreiche Theoriegruppe aufbaute. Zeitweise war er auch Rektor der Universität Nowosibirsk. Ab 1979 war er wieder am Kurtschatow-Institut in Moskau, wo er schließlich Direktor des Instituts für Allgemeine Physik und Kernphysik wurde und in den 1990er Jahren maßgeblich beteiligt war, das hohe Ansehen des Instituts durch die Pflege internationaler Kontakte auszubauen. Er war auch Direktor des Instituts für Naturwissenschaft und Ökologie und Professor am Moskauer Institut für Physik und Technologie. Ende der 1980er Jahre war er an der Aufklärung des Reaktorunfalls in Tschernobyl beteiligt als Vorsitzender einer Untersuchungskommission.

Beljajew ist bekannt für die Entwicklung quantenfeldtheoretischer Methoden in der Festkörperphysik, wofür in Russland zuvor Nikolai Nikolajewitsch Bogoljubow Grundlagen legte. Er wandte sie (speziell die von ihm entwickelte Technik „anomaler Propagatoren“) auf verdünnte Bose-Einstein-Gase (Supraflüssigkeiten) an und später in der Kernphysik (Pairing in Kernmaterie und endlichen Kernen)[1], während gleichzeitig in den 1950er Jahren Lew Petrowitsch Gorkow damit die Theorie der Supraleitung ausbaute und Arkadi Migdal und Wiktor Galitski Fermi-Flüssigkeiten behandelten. Beljajews Theorien fanden in den 1990er Jahren mit der weltweiten experimentellen Untersuchung von Bose-Einstein-Kondensaten neuen Auftrieb. In den 1990er Jahren war Beljajev am Heidelberg-Moskauer Experiment zum Doppelten Betazerfall (HMBB) in der Neutrino-Physik beteiligt.

Seit 1964 ist er korrespondierendes Mitglied und seit 1968 Vollmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften. 1998 erhielt er die Landau Goldmedaille und 2004 mit Lew Gorkow den Feenberg Preis.

Zu seinen Schülern zählt Edward Shuryak.

Literatur

  • Vladimir Zelevinsky über Belyaev in Joseph Carlson, Gerardo Ortiz (Herausgeber) „Recent progress in many body theory“, World Scientific, 2004, auch International Journal of Modern Physics, B 20, 2006, S.2574
  • Belyaev Collective excitations in nuclei, Gordon and Breach, 1968
  • Belyaev Effect of pairing force correlations on nuclear properties, Kgl. Danske Videnskab. Selskab, Mat.fys.medd., Bd.31, 1959, Nr.11
  • Belyaev, JETP, Bd.34, 1958, S.417, 433 (Soviet Phys. JETP, Bd.7, 1958, S.286, 299) (Bose-Gas)

Weblinks

Anmerkungen

  1. nach ersten Ansätzen von Aage Bohr, Ben Mottelson, David Pines. Gleichzeitig in Russland Wadim Solowiew und auch von Arkadi Migdal untersucht

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