- Spur der Steine
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Spur der Steine ist ein Roman von Erik Neutsch, der in Erstauflage 1964 im Mitteldeutschen Verlag Halle erschien.
Inhaltsverzeichnis
Roman
Der Roman handelt vom Aufbau der fiktiven sozialistischen Großprojekte Schkona und Leupau. Aus dieser Namensgebung ist unschwer zu erraten, dass der Autor Erik Neutsch hier die beiden Großprojekte der DDR, Schkopau und Leuna, die Anfang der 1960er Jahre ausgebaut wurden, zum Vorbild genommen hat.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der Zimmermann und Brigadier (Vorarbeiter) Hannes Balla, der sich vom traditionell denkenden, auf seinen eigenen Vorteil bedachten Arbeiter zum bewusst sozialistisch denkenden Menschen wandelt - eine Wunschvorstellung der SED-Führung. Insofern unterscheidet sich der Roman nicht von anderen Werken der DDR-Literatur dieser Zeit. Das Besondere an dem Buch ist jedoch die offene und ehrliche Darstellung des sozialistischen Alltags der DDR, die weit von dem von der SED propagierten Bild abweicht. Da gibt es den Parteisekretär, der eine junge Genossin schwängert und sich nachher nicht dazu bekennen will, weil er Angst um seine Karriere hat, es gibt den Bauleiter, der einige krumme Geschäfte macht und ein bisschen korrupt ist, und den Volkspolizisten, der von der Brigade Balla baden geschickt wird. Am Wochenende wird gesoffen und sich geprügelt.
Das Buch avancierte mit einer Auflage von über 500.000 Exemplaren zu einem DDR-Bestseller und genoss die Gunst der SED-Obrigkeit, dies änderte sich aber mit der Verfilmung des Stoffes.
Verfilmung
- siehe Spur der Steine (Film)
Im Jahre 1965 wurde der Roman von dem Regisseur Frank Beyer (Nackt unter Wölfen) verfilmt und kam 1966 in die Kinos. Offensichtlich erreichte der Film, nicht zuletzt wegen seiner populären Besetzung (u. a. Manfred Krug als Hannes Balla), eine breitere Öffentlichkeit als das Buch. Der große Zuspruch, den der Film fand - erkannten die Menschen doch zum ersten Mal ihren eigenen Alltag in ungeschönter Form wieder - machte die SED-Führung stutzig. Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, ob einzelne Szenen oder die Handlung an sich zum Verbot des Films geführt haben, jedenfalls war dieser nach drei Tagen aus den Kinos verschwunden und erlangte dadurch Kultstatus. Die Wiederausstrahlung des Films 1989 nach dem Zusammenbruch der DDR erzielte Rekordzuschauerzahlen.
Es ist Ironie der Geschichte, dass Erik Neutsch und Frank Beyer weder Kritik am Aufbau des Sozialismus üben noch die Richtigkeit des von der SED eingeschlagenen Weges in Zweifel ziehen wollten. Beide sind bis heute bzw. waren bis zu ihrem Tod überzeugte Anhänger des Kommunismus. Sie haben lediglich zwei realistische Kunstwerke geschaffen, auf die die Parteioberen der DDR gern verzichtet hätten.
Erstausgabe
Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 1964, ISBN 3354001054
Verlagsausgaben
- Verlag Faber & Faber; kommentiert von Klaus Walther, 1996, ISBN 3-928660-59-4
- Verlag dtv; 2004, ISBN 3-423-13251-5
Kategorien:- Literarisches Werk
- Literatur (Deutsch)
- DDR-Literatur
- Roman, Epik
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