- Manfred Krug
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Manfred Krug (* 8. Februar 1937 in Duisburg) ist ein deutscher Schauspieler, Sänger und Schriftsteller. Als Pseudonyme verwendete er zu DDR-Zeiten Clemens Kerber (als Liedtexter) und Isa Karfunkelstein (als Interviewer seiner selbst).
Inhaltsverzeichnis
Leben
DDR
Nach der Scheidung seiner Eltern zog Manfred Krug mit seinem Vater, dem Eisenhütten-Ingenieur Rudolf Krug, 1949 aus dem westdeutschen Duisburg in die DDR. Er absolvierte eine Lehre zum Stahlschmelzer im Stahl- und Walzwerk in Brandenburg an der Havel, dem heutigen Industriemuseum. Ein Spritzer flüssigen Stahls verursachte die prägnante Narbe auf der Stirn. Während dieser Zeit erwarb er das Abitur an der Abendschule. Danach begann er ein Studium an der Staatlichen Schauspielschule Berlin, das er jedoch abbrechen musste, und trat am Berliner Ensemble auf.
In einer Wohngemeinschaft in der Ost-Berliner Cantianstraße lebte Krug zusammen mit dem Schriftsteller Jurek Becker, der zu einem seiner engsten Freunde wurde.
Ab 1957 trat Krug im Kino und Fernsehen der DDR auf. Im Jahr 1960 übernahm er eine Rolle in dem erfolgreichen Film Fünf Patronenhülsen von Frank Beyer. In weiteren Filmen trat er in der Rolle des sozialistischen Helden auf. Mit dem Film Spur der Steine unter der Regie von Frank Beyer erregte er den Unmut der Zensur. Der Film wurde nach drei Tagen aus den Kinos entfernt und durfte erst 1989 wieder in der DDR gezeigt werden. Krug gab in weiteren Rollen vor allem den starken Helden.
Manfred Krug war in der DDR auch als Jazz-Sänger bekannt. Im Jahr 1970 hatte ihn Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin als Sporting Life in George Gershwins Oper Porgy and Bess besetzt. Ab 1971 veröffentlichte Krug zusammen mit dem Komponisten Günther Fischer mehrere Langspielplatten, auf denen er anspruchsvolle, kunstvoll arrangierte Schlager sang. Die Texte schrieb er unter dem Pseudonym Clemens Kerber selbst. Außerdem erschien ein Album mit Jazz-Standards, Greens. Besonders populär war der Titel Es steht ein Haus in New Orleans. Noch heute sehr bekannt sind seine Auftritte bei den Veranstaltungen Lyrik – Jazz – Prosa, von denen mehrere Mitschnitte veröffentlicht wurden. Die beiden von Krug rezitierten Stücke Die Kuh im Propeller (von Michail Sostschenko) und Der Flaschenzug können aufgrund seiner Interpretation noch heute viele ehemalige Bürger der DDR auswendig. Krug trat auch in zahlreichen Fernsehsendungen auf und arbeitete als Synchronsprecher, beispielsweise im Film Eolomea.
Ende 1976 erhielt Krug ein Teilberufsverbot, weil er sich einem Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann[1] angeschlossen hatte.[2] Während einer von der Regierung initiierten Kampagne gegen Krug schlug Krug einen Mitarbeiter der Staatssicherheit nieder, nachdem dieser ihn öffentlich beschimpft und unterstellt hatte, Millionen Deutsche Mark beiseite geschafft zu haben.
Am 19. April 1977 stellte Manfred Krug nach sechsmonatiger Arbeitslosigkeit einen Ausreiseantrag,[3] der schließlich genehmigt wurde, so dass er Ost-Berlin am 20. Juni 1977 verließ. Er war bis zur Ausreise im privaten Umfeld von der Stasi beschattet worden.
Bundesrepublik Deutschland
Krug wohnte anschließend im Westteil der Stadt in Berlin-Schöneberg. Die Dokumentation der damaligen Geschehnisse veröffentlichte Krug 20 Jahre später in seinem Buch Abgehauen. Er zeichnet eine schonungslose Darstellung des Alltags nicht ganz linientreuer DDR-Bürger. Das Buch wurde 1998 unter der Regie von Frank Beyer unter demselben Titel verfilmt, Manfred Krug wurde von Peter Lohmeyer verkörpert.[4]
In der Bundesrepublik fand er, ersten Befürchtungen wegen seines Alters zum Trotz, gleich wieder Rollen (unter anderem in der Kindersendung Sesamstraße) und begann eine zweite Karriere. Als einer der beliebtesten deutschen Schauspieler verkörperte er parallel über lange Zeiträume hinweg verschiedene Charaktere in unterschiedlichen Fernsehserien. So war er von 1977 bis 1992 in der Rolle des abenteuernden LKW-Fahrers Franz Meersdonk in der Serie Auf Achse zu sehen.
Große Popularität erlangte Krug in der Rolle des eigenwilligen Rechtsanwalts Robert Liebling in der Fernsehserie Liebling Kreuzberg. Das Drehbuch zu den ersten drei Staffeln und der fünften Staffel schrieb sein Freund Jurek Becker. Beliebt war er auch als Kommissar Paul Stoever an der Seite von Charles Brauer als Peter Brockmöller im Tatort des NDR. Diesen verkörperte er von 1984 bis 2001 41 Mal, womit Krug zwischenzeitlich der „dienstälteste“ Tatortkommissar war und 2008 nach Götz George in einer Umfrage zusammen mit Brauer zum zweitbeliebtesten[5] gewählt wurde.
Privates
Manfred Krug ist seit 1963 mit Ottilie Krug verheiratet. Gemeinsam haben sie drei Kinder, darunter die Sängerin Fanny Krug. 2002 wurde bekannt, dass Manfred Krug ein uneheliches Kind hat.[6] Krug lebt in Berlin-Charlottenburg.[7]
Werbekampagnen
Krug nahm auch Aufträge in der Werbung an, unter anderem in einer Kampagne der Deutschen Telekom, die den Börsengang der „T-Aktien” im Jahr 1996 vorbereitete. Nach einer Interviewbemerkung, in der er sich für die Verluste entschuldigte, die die Telekom-Aktionäre erlitten hatten, trennte sich die Telekom von Krug. Über zehn Jahre später bezeichnete er die Werbespots als seinen „größten beruflichen Fehler”. Krug erklärte gegenüber dem Magazin Stern im Januar 2007:[8]
„Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen bei allen Mitmenschen, die eine von mir empfohlene Aktie gekauft haben und enttäuscht worden sind.“
In der Kampagne einer Rechtsschutzversicherung erschien er als Rechtsanwalt, womit auf seine Rolle als „Anwalt Liebling“ angespielt wurde („Advocard ist Anwalts Liebling!“).
2010 erscheint Krug in einer Anzeigenkampagne der Mercedes-Benz Bank, deren Motiv auf die Serie Auf Achse Bezug nimmt.
Sonstige Aktivitäten
Im „Westen“ zunächst wenig bekannt war Manfred Krug als Sänger. Im Jahr 1979 erschien dort seine LP Da bist du ja. Erst in späteren Tatort-Folgen wurde es zum Ritual, dass Stoever und Brockmöller eine Gesangseinlage darboten. Es erschienen nunmehr auch einige CDs als Wiederveröffentlichungen von LPs, die er in der DDR zusammen mit Günther Fischer aufgenommen hatte, und neue, auf denen er gemeinsam mit seiner Tochter Fanny Krug singt. Seit 2008 widmet sich das Putensen Beat Ensemble des norddeutschen Schauspielers und Musikers Thomas Putensen dem Werk Manfred Krugs aus den 1970er Jahren mit regelmäßigen Konzerten.
Als Sprecher liest Krug zudem einige selbstverfasste Texte, die nur auf CD, nicht aber als Buch verlegt worden sind.
Manfred Krug behauptet von sich als Schauspieler, er könne im Grunde immer nur sich selbst spielen. Und so sind sich seine Figuren tatsächlich sehr ähnlich: direkte und ehrliche Charaktere mit einem Hang zur Selbstgerechtigkeit, selten aufbrausend, bärbeißig, scharfsinnig, mit subtilem Witz und einiger Bauernschläue.
Manfred Krug hat auch in einigen Hörspielen des Rundfunks mitgewirkt sowie als Synchronsprecher gearbeitet.
Seine Biografien Abgehauen (1996) und Mein schönes Leben (2005) wurden zu Bestsellern. 2008 erschien der Erzählband Schweinegezadder.
Filmografie
- 1957: Die Schönste (nur Zensurfassung)
- 1957: Mazurka der Liebe
- 1957: Vergeßt mir meine Traudel nicht
- 1957: Ein Mädchen von 16 1/2
- 1959: Ware für Katalonien
- 1959: Reportage 57
- 1959: Bevor der Blitz einschlägt
- 1960: Leute mit Flügeln
- 1960: Was wäre, wenn…?
- 1960: Fünf Patronenhülsen
- 1961: Professor Mamlock
- 1961: Guten Tag, lieber Tag
- 1961: Drei Kapitel Glück
- 1961: Auf der Sonnenseite
- 1962: Königskinder
- 1962: Revue um Mitternacht
- 1962: Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück
- 1962: Der Kinnhaken (auch Drehbuch)
- 1963: Beschreibung eines Sommers
- 1963: Nebel
- 1963: Der Boxer und der Tod (Boxer a smrt)
- 1963: Der Andere neben dir (TV)
- 1963: Sommer in Heidkau (TV)
- 1964: Das Stacheltier: Engel, Sünden und Verkehr, 1. Schutzengel
- 1964: Mir nach, Canaillen!
- 1964: Das Märchen von Jens und dem Kasper (Sprechrolle)
- 1965: Die antike Münze
- 1965: König Drosselbart
- 1965: Wenn du groß bist, lieber Adam
- 1966: Spur der Steine
- 1966: Fräulein Schmetterling
- 1967: Frau Venus und ihr Teufel
- 1967: Die Fahne von Kriwoj Rog
- 1967: Turlis Abenteuer (Sprechrolle u. Gesang)
- 1968: Wege übers Land (TV-Miniserie)
- 1968: Abschied
- 1969: Käuzchenkuhle
- 1969: Mit mir nicht, Madam!
- 1969: Hauptmann Florian von der Mühle
- 1969: Weite Straßen, stille Liebe
- 1970: Meine Stunde Null
- 1970: Junge Frau von 1914
- 1970: Netzwerk
- 1971: Zwischen Freitag und morgen (TV, Sprechrolle)
- 1971: Husaren in Berlin
- 1971: Die Verschworenen (TV-Miniserie)
- 1972: Die gestohlene Schlacht
- 1973: Stülpner-Legende (TV-Serie)
- 1973: Wie füttert man einen Esel
- 1974: Kit & Co
- 1976: Daniel Druskat (TV-Miniserie)
- 1978: Paul kommt zurück (TV)
- 1978: Die Faust in der Tasche
- 1978: Das Versteck
- 1978–1995: Auf Achse (TV-Serie)
- 1979: Abschied vom Frieden (TV-Miniserie)
- 1979: Feuer unter Deck
- 1979: Phantasten (TV)
- 1980: Ein Mann fürs Leben (TV)
- 1981: Flächenbrand (TV)
- 1981: Das Traumschiff: Die erste Reise: Karibik (TV-Reihe)
- 1982: Jakob und Adele - Vorstufe zur Toleranz (TV-Serie)
- 1982: Der Fischer von Moorhövd (TV-Serie)
- 1982: Väter (TV)
- 1982–1983: Sesamstraße (TV-Serie)
- 1983: Rendevous der Damen (TV)
- 1983: Wer raucht die letzte? (TV)
- 1983: Konsul Möllers Erben (TV-Serie)
- 1983: Das Traumschiff: Marokko (TV-Reihe)
- 1984–2001: Tatort (TV-Reihe)
- 1985: Ein Heim für Tiere, Folge: Caesar (TV-Serie)
- 1986: Whopper Punch 777
- 1986–1987: Detektivbüro Roth (TV-Serie)
- 1986–1998: Liebling Kreuzberg (TV-Serie)
- 1988: Krimistunde, Folge: Lauter schlechte Nachrichten (TV-Serie)
- 1990: Rosamunde
- 1990: Neuner
- 1994: Der Blaue
- 1994–1995: Wir sind auch nur ein Volk (TV-Serie)
Diskografie
- 1962: Auf der Sonnenseite
- 1964: Jazz und Lyrik
- 1965: Manfred Krug und die Modern Jazz Big Band
- 1966: Lyrik – Jazz – Prosa (zusammen mit Eberhard Esche, Gerd E. Schäfer, Annekathrin Bürger und anderen, in verschiedenen Ausgaben und unter verschiedenen Namensvarianten als Schallplatte und CD)
- 1968: Fredmanns Episteln an diese und jene aber hauptsächlich an Ulla Winblad (Nach Carl Michael Bellman)
- 1969: Onkel Toms Hütte (Hörbuch, Krug singt zwei Spirituals)
- 1971: Das war nur ein Moment
- 1973: Ein Hauch von Frühling
- 1974: Greens
- 1976: Du bist heute wie neu
- 1979: Da bist Du ja
- 1995: Jazz-Lyrik-Prosa
- 1997: Anthologie
- 1998: Abgehauen ,die Musik um Film
- 2000: Tatort – die Songs (Zusammen mit Charles Brauer)
- 2000: Evergreens – Das Beste von Manfred Krug – 1962–1977
- 2000: Deutsche Schlager
- 2000: Schlafstörung
- 2001: Manfred Krug Live mit Fanny (Zusammen mit Fanny Krug)
- 2002: Leben bis Männer (Hörbuch; von Thomas Brussig)
- 2002: Der Weihnachtskrug
- 2003: Sweet Nothings (Zusammen mit Decebal Badila, Fanny Krug)
- 2005: Geschichten Vom Herrn K. (Hörbuch; von Bertolt Brecht)
- 2005: Lust des Beginnens (Hörbuch; von Bertolt Brecht)
- 2005: Neuigkeiten an Manfred Krug und Otti (Hörbuch; von Jurek Becker)
Werke als Schriftsteller
- 1996: Abgehauen, ISBN 3548750419
- 1999: 66 Gedichte, was soll das?, ISBN 3430157285
- 2003: Jurek Beckers Neuigkeiten an Manfred Krug und Otti, mit Jurek Becker, ISBN 3548365981
- 2003: Mein schönes Leben, ISBN 3430157331
- 2008: Schweinegezadder, ISBN 3550087314
Auszeichnungen
- 1962: Heinrich-Greif-Preis I. Klasse für Auf der Sonnenseite im Kollektiv
- 1963: Erich-Weinert-Medaille für Beschreibung eines Sommers mit Christel Bodenstein
- 1968: Nationalpreis der DDR I. Klasse für Wege übers Land im Kollektiv
- 1971: Nationalpreis der DDR II. Klasse
- 1972: Ehrende Anerkennung beim Filmfestival der Werktätigen der ČSSR für Die gestohlene Schlacht
- 1973: Verdienstmedaille der DDR
- 1979: Goldene Europa der Europawelle Saar
- 1984: Goldener Bambi
- 1986: Goldener Gong für Liebling Kreuzberg
- 1990: Goldene Kamera
- 1990: Bayerischer Fernsehpreis für die Fernsehserie Liebling Kreuzberg (SFB/NDR/WDR), zusammen mit Jurek Becker und Werner Masten
- 2001: Goldene Kamera (Leserwahl zum beliebtesten Tatort-Kommissar), zusammen mit Charles Brauer, Götz George und Eberhard Feik
- 2006: Platin-Romy für das Lebenswerk
- 2010: Goldener Ochse beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern
Einzelnachweise
- ↑ Protestbrief der DDR-Prominenz vom 17. November 1976
- ↑ Manfred Krug 1976
- ↑ Manfred Krug schildert in Abgehauen: Ein Mitschnitt und Ein Tagebuch. [Düsseldorf 1996 (4. Auflage)] auf den Seiten 115 bis 121, wie er den Antrag persönlich im Rathaus Berlin-Pankow abgibt; auf den folgenden Seiten folgt dann der Wortlaut – Auszug der Seiten 122 bis 125 bei germanhistorydocs.ghi-dc.org
- ↑ http://www.moviepilot.de/movies/abgehauen
- ↑ http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,553917,00.html
- ↑ http://www.stern.de/kultur/film/manfred-krug-liebling-in-rente-582145.html
- ↑ berlinonline.de: Der Olle war ich. Abgerufen am 25. Dezember 2010
- ↑ vgl. stern.de
Weblinks
Wikiquote: Manfred Krug – ZitateCommons: Manfred Krug – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Werke von und über Manfred Krug im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Manfred Krug in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Manfred Krugs DEFA-Filme auf progress-film.de
- Manfred Krug bei filmportal.de
- DEFA-Sternstunden
- Management von Manfred Krug
Kategorien:- Schauspieler
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