Nackt unter Wölfen (Film)

Nackt unter Wölfen (Film)
Filmdaten
Originaltitel Nackt unter Wölfen
Produktionsland DDR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1963
Länge 116 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Frank Beyer
Drehbuch Bruno Apitz,
Frank Beyer
Produktion DEFA
Musik Joachim Werzlau
Kamera Günter Marczinkowsky
Schnitt Hildegard Conrad
Besetzung

Nackt unter Wölfen ist ein antifaschistischer DDR-Spielfilm von Regisseur Frank Beyer aus dem Jahr 1963. Die Inszenierung des DEFA-Studio für Spielfilme, künstlerische Arbeitsgruppe (KAG) „Roter Kreis“, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Bruno Apitz, der 1958 beim Mitteldeutschen Verlag erschienen ist. Die literarische Vorlage erfuhr bereits 1960 durch Georg Leopold eine Filmadaption für das DDR-Fernsehen.

Die Uraufführung fand am 10. April 1963 im Berliner Colosseum statt. Zwei Tage später lief die Literaturverfilmung in den Kinos der DDR an.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Regisseur Frank Beyer, Schauspieler Herbert Köfer und Autor Bruno Apitz bei den Dreharbeiten zum Film, 1962

Der Roman spielt im Zeitraum Februar bis April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald. Ein polnischer Häftling schmuggelt ein etwa dreijähriges Kind ins Lager. Das illegale Internationale Lagerkomitee (ILK), eine aus Kommunisten verschiedener Nationalitäten bestehende Widerstandsgruppe, beschließt, das Kind mit einem Transport in ein anderes Lager gehen zu lassen. Die Häftlinge Höfel und Kropinski, die in der Effektenkammer arbeiten, führen diesen Beschluss jedoch nicht aus und verstecken das Kind. Seine Entdeckung durch die SS hätte unweigerlich die Ermordung des Kindes zur Folge. Erst wird es in der Kleiderkammer, dann in einer Krankenbaracke versteckt. Später wird es in einem Schweinekoben untergebracht. Durch das Kind gerät die gesamte Widerstandsbewegung in Gefahr. Dennoch nehmen mehrere Häftlinge große persönliche Risiken auf sich, um das Kind zu retten. Höfel und Kropinski werden wochenlang schwer gefoltert, ohne das Kind und ihre Kameraden zu verraten. Auch der Häftling Pippig schweigt. Er stirbt an schwerer Folter durch die Gestapo. Der Häftling Rose wird aus Angst zum Verräter, der Häftling Wurach lässt sich von der SS zu Spitzeldiensten missbrauchen. Daneben werden die Charaktere der SS-Wächter dargestellt: der Lagerführer Schwahl will alle Häftlinge auf einen Todesmarsch nach Dachau schicken und die Spuren der Verbrechen im Lager verwischen, Klutig will alle Häftlinge töten lassen, Reineboth will untertauchen und sich den neuen politischen Gegebenheiten anpassen, Mandrach, genannt Mandrill, ein brutaler Folterer, will vor dem Ende noch seine im Block eingesperrten Gefangenen töten, und Zweiling schwankt zwischen der Furcht vor der Rache der Häftlinge und vor seinen eigenen Kameraden. Als der Informant Wurach eine Todesliste mit 46 Namen zusammenstellt, die angeblich die geheime Widerstandsorganisation leiten, beschließt das ILK, die Gesuchten zu verstecken. Der Lagerälteste Krämer ist einer der Köpfe des ILK. Durch seine Persönlichkeit wird er von vielen Häftlingen respektiert. Im Unklaren über die Nähe der Front muss das ILK immer wieder abwägen zwischen einander widersprechenden Pflichten, dem Schutz des Einzelnen und der Verantwortung für die Gesamtheit der 50.000 Häftlinge. Die ersten Todesmärsche können nicht verhindert werden. Als die Front nahe ist, befreien die Häftlinge das Lager selbst mit Waffen, die sie gebaut oder ins Lager geschmuggelt haben. Sie holen Höfel und Kropinski aus dem Bunker. Auch das Kind wird aus seinem Versteck geholt. Die Romanfiguren, die im Buch von Apitz erscheinen, tragen teilweise die Namen von ehemaligen Mitgefangenen von Bruno Apitz, die der Autor auf diese Weise ehren möchte. Mit der Wahl der Namen verdeutlicht Apitz auch den Charakter der jeweiligen Person (beispielsweise Hauptscharführer Zweiling). Bei dem im Roman beschriebenen Jungen handelt es sich um Stefan Jerzy Zweig, der mit drei Jahren nach Buchenwald gebracht wurde.

Kritik

„Der Autor Bruno Apitz war selbst acht Jahre in Buchenwald. Das war eine gute Voraussetzung für realistische Wirklichkeitsnähe, die der Film fast durchgehend erreicht. Nur gelegentlich stört ein gewisses Pathos, das die Guten allzu gut erscheinen läßt. Den Eindruck des Dokumentarischen verstärkt auch die Mitwirkung von Schauspielern verschiedener Nationalität, die im Film alle ihre Muttersprache sprechen.“

Reclams Filmführer: [1]

„Beyer ging hier mit Schlichtheit und Zurückhaltung ans Werk: es kam ihm weniger auf die konkrete Beschreibung der Zustände im KZ-Lager Buchenwald an, sondern auf den grundsätzlichen Konflikt zwischen menschlichem Mitgefühl und politischem Verstand ...“

Gregor, Ulrich: Geschichte des Films: [2]

Auszeichnungen

Internationales Filmfestival Moskau
  • 1963: Sonder-Silberpreis in der Kategorie Beste Regie: Frank Beyer
Nationalpreis der DDR
  • 1963: Nationalpreis I. Klasse für Kunst und Literatur für das Schöpferkollektiv: Frank Beyer, Bruno Apitz, Günter Marczinkowsky und Alfred Hirschmeier
Heinrich-Greif-Preis
  • 1964: Heinrich-Greif-Preis I. Klasse für das Schauspielerkollektiv: Gerry Wolff, Herbert Köfer, Erik S. Klein und Wolfram Handel
sonstige
  • Prädikat: Besonders wertvoll
  • 1965: Ehrendiplom der Cineparade Melbourne

Literatur

  • Bill Niven: Das Buchenwaldkind. Wahrheit, Fiktion und Propaganda Aus dem Englischen von Florian Bergmeier, Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale), 2008, ISBN 978-3-89812-566-6
  • Zacharias Zweig: Mein Vater, was machst du hier …? Zwischen Buchenwald und Auschwitz. Der Bericht des Zacharias Zweig dipa-Verlag, Frankfurt a.M., 1987, ISBN 3-7638-0471-4 (Bericht des Vaters von Stefan Jerzy Zweig)
  • Eva Reißland: Bruno Apitz in: Hans Jürgen Geerdts (Hrsg.): Literatur der Deutschen Demokratischen Republik. Einzeldarstellungen. Band 1 Volk und Wissen, Berlin 1976

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reclams Filmführer, 2.A. 1973, ISBN 3-15-010205-7
  2. Gregor, Ulrich: Geschichte des Films, 1968, ISBN 3-570-00816-9

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