St. Maria (Hohenrechberg)

St. Maria (Hohenrechberg)
Ansicht der Kirche von Süden
Ansicht der Kirche von Norden

Die barocke Wallfahrts- und Pfarrkirche St. Maria auf dem Hohenrechberg bei Schwäbisch Gmünd war die Wallfahrtsstätte der Grafen von Rechberg und ist bis heute Pfarrkirche von Rechberg und beliebtes Ziel von Wallfahrten. Von der ehemaligen Stammburg der Rechberger bis zur Kirche wird der Weg durch einen Kreuzweg von 1891 flankiert.

Schon seit dem 15. Jahrhundert ist auf dem Berg eine Wallfahrtsstätte nachgewiesen. Zusammen mit der Ruine Hohenrechberg und den drei Kaiserbergen bildet sie ein Wahrzeichen der Region.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgängerkirchen

Vor dem heutigen Kirchenbau standen auf dem Hohenrechberg schon zwei weitere der Maria geweihte Kapellen. Der erste Bau war eine Holzkapelle deren Entstehungsalter unbekannt ist. Die früheste gesicherte Erwähnung dieser Kapelle war 1424.

Ritter Ulrich II. von Rechberg ließ 1488 eine neue steinerne Kapelle an der Stelle des heutigen Pfarrhauses errichten. Dieser Bau, der parallel zur Holzkapelle bestand, besaß ein Rippengewölbe, dessen Schlussstein heute am Südgiebel der neuen Kirche prangt, und das Wappen der Grafen von Rechberg zeigt. Wie genau aber die Kapelle aussah ist heute nicht mehr zu sagen. Dieser Kapellenbau wird ab 1687 mit Erlaubnis des Konstanzer Bischofs abgetragen, und das dadurch entstandene Baumaterial zum Bau der neuen Kirche verwendet.

Barocke Wallfahrtskirche

Am 9. Juli 1686 wird, aufgrund der steigenden Wallfahrerzahlen, durch Bernhard Bero von Rechberg zu Donzdorf, der Grundstein der neuen Kirche gelegt, die um die alte Holzkapelle herum errichtet wird, damit der Hochaltar an derselben Stelle bleiben kann, da dieser Platz nach einer Sage göttlich ausgewählt sei, denn Engel haben das Marienbild immer wieder aus der Steinkapelle in die Holzkapelle an seinen angestammten Platz zurückgebracht. Durch Valerian Brenner wird von 1686 bis 1688 die Kirche, als Ableger der Vorarlberger Schule, erbaut, wobei anstatt des heutigen Turmes ein Holzturm stand. Am 16. Juni 1767 wurde die Wallfahrtskirche St. Maria von einer Kaplanei zu einer Pfarrei erhoben, was zu einem Rechtsstreit führt, weshalb die letztendliche Umsetzung dieses Vorgangs erst 1772 erfolgte. Bis dahin war Rechberg offizieller Teil der Pfarrei Waldstetten. Am 27. Juli 1774 brannte der Holzturm nach einem Blitzschlag vollkommen ab, weshalb an dieser Stelle ein Steinturm erbaut wurde. 1870/1871 kam es zur ersten Sanierung der Kirche bei der auch die Fenster erneuert wurden. 1928, 1942, 1961–63 und 1985 kam es zu weiteren Sanierungen der Kirche.

Ausstattung

Äußeres

Der kreuzförmige Saalbau, der einen nach drei Seiten schließenden Chor besitzt, ist in drei Abschnitte gegliedert, nämlich Portalachse, Querarm und Chor, der südlich von der Sakristei und nördlich vom Turm flankiert wird. Das Dach war bis 1871 ein Plattendach, dass nach einem schweren Sturm durch ein Schieferplattendach ersetzt wurde. Nur die Westfassade, die gegenüberliegende Portale und der Quadersockel sind steinsichtig, die restliche Kirche ist verputzt, wobei die Gliederung graubraun abgesetzt ist. Am Chorscheitel befindet sich anstatt eines Fensters eine große Figurenische, in der in Holz gerahmt eine Terracotta Maria von Prospero Brennos steht,die in Haltung und Ausdruck für Schwaben ungewöhnlich ist. 1884 wurde bei ihrer Restaurierung der Gesichtsausdruck verändert.

Der Turm ist ein quadratisches, siebengeschossiges Gebäude, dass die ersten fünf Geschosse nur Lichtschlitze besitzt und im sechsten und siebten Geschoss rundbogige Fenster. Das siebte Geschoss ist das Läutgeschoss, das gelängt achteckig ist. Zurückgesetzt hinter einem großen Traufgesims liegt die achteckige Kuppel aus Steinquadern, deren Besonderheit in den konkaven Flächen besteht.

Inneres

Hohenrechberg von Süden

Der Innenraum ist in drei Joche geteilt. Das letzte Joch wird fast ganz von der Orgelempore von 1690 ausgefüllt, auf der sich ein modernes zweigeteiltes Orgelprospekt befindet. Das Gewölbe und die Wände sind, der strengen Architekturgliederung folgend, reich stuckiert. Die Wand- und Deckenmalerei vom Gmünder Johann Georg Heberle wurde 1870 durch Münchener Künstler übermalt. Im Chor und im Gewölbe des Schiffes zeigten sie Ausschnitte des Lebens der Maria. Diese Malereien existieren heute nicht mehr.

Der Hochaltar wurde ebenfalls von Prospero Brenno 1688/89 erstellt, und zeigt in der Mitte das gotische Gnadenbild, oben ein Engelskonzert. Ebenfalls von den Vorgängern wurden die zwei Figuren an den Seiten des Altars übernommen. Er gilt als eine fottschrittliche Lösung und wird oft mit italienischen Altären in eine Reihe gestellt. Der Tabernakel wurde häufig gewechselt, heute besitzt der Altar ein Tabernakel von 1963. Auch die Rückseite des Hochaltars ist reich gestaltet. Das Herzstück des Hochaltars ist eine sitzende Marienfigur, die aus dem frühen 14. Jahrhundert stammt, und die im 15. und 19. Jahrhundert verändert wurde. Das Jesuskind sitzt segnend auf ihr, sie hat ein großes Zepter in der Hand.

Die Seitenaltäre stammen von 1690: In diesem Jahr wurden auch die ersten Altarbilder von Johann Eustachius Kendelbacher aus München eingesetzt. Heute zieren die Altärebilder von Alois Schenk von 1928. Ein Seitenaltar ist dem Hl. Bernhard geweiht, denn die Bernhardus-Wallfahrt wurde auf Betreiben von Maximilian Emanuel von Rechberg 1806 zur finanziellen Absicherung der noch jungen, aufgrund der Napoleonischen Kriege massiv vom Ruin bedrohten Pfarrei Rechberg vom Bernhardus bei Weiler in den Bergen auf den Rechberg verlegt. Im Oktober 1806 wurde die Statue des Heiligen Bernhard an ihren neuen Bestimmungsort gebracht. Nach der Verlegung wurden die große Barockkirche, sowie das Gasthaus und zwei Wohnhäuser auf dem Bernhardus abgebrochen.

Die Kanzel stammt von 1689 und wurde vermutlich vom Sohn Prospero Brennos Iulius Franciscus Brenno gebaut. Der Korb wurde in fünf von sechs Seiten in Tulpenform gestaltet und besitzt Früchtegehänge. An den Ecken sitzen die Evangelisten als Ganzfiguren. Der Schalldeckel wurde um 1730 hinzugefügt, und 1895 mit der Heiliggeisttaube vervollständigt.

Noch von Bedeutung ist das gotische Kruzifix, das an der nördlichen Querarmwand hängt. Es wurde von Michel Erhart um 1490 geschaffen, und stammt vermutlich von der Vorgängerkirche.

Glocken

Heute befinden sich vier neue Glocken aus der Glockengießerei Bachert aus Heilbronn von 1991 im neuen Holzglockenstuhl im Glockenturm. 1775 stifteten die Grafen von Rechberg vier Glocken, die von Joseph Arnold aus Dinkelsbühl gegossen werden. Es gab zu dieser Zeit eine Marienglocke, eine Evangelistenglocke, eine Schutzengelglocke und eine kleine Glocke. 1917 werden diese Glocken eingeschmolzen. Erst 1919 werden aus Bochum drei neue Glocken geliefert, die dann 1991 ersetzt wurden. Diese Glocken waren die Marienglocke, Bernhardusglocke und eine Johannesglocke.

Literatur

  • Richard Strobel, Landesdenkmalamt Baden Württemberg: Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd. Band 4, Kirchen und Profanbauten außerhalb der Altstadt, Ortsteile; Deutscher Kunstverlag, München 2003; ISBN 3-422-06381-1.
  • Gabriele von Trauchburg, Die Herrschaft Hohenrechberg in der Frühen Neuzeit (1494-1808), in: Rechberg. Ein Heimatbuch, hrsg. v. Ortschaftsverwaltung Rechberg/Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd/Karl Weber/Dr. K.J. Herrmann, Schwäbisch Gmünd 2004, S. 51-89, hier: S. 69-71; ISBN 3-936373-16-7.
  • Ingo Gabor, Geschichte der Wallfahrtskapelle zur Schönen Maria auf dem Hohenrechberg, in: Rechberg. Ein Heimatbuch, hrsg. v. Ortschaftsverwaltung Rechberg/Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd/Karl Weber/Dr. K.J. Herrmann, Schwäbisch Gmünd 2004, S. 297-318; ISBN 3-936373-16-7.

Weblinks

 Commons: St. Maria (Hohenrechberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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