St. Remigius (Borken)

St. Remigius (Borken)
St. Remigius

Die Propsteikirche St. Remigius ist die älteste Borkener Kirche. Sie befindet sich im Stadtzentrum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Gründer des Kollegiatstifts an St. Remigius, Johannes Walling, stammte selbst aus Borken. Sein Vater Heinemann Peters gen. Walling hatte vom Grafen von Kleve das Gut Lepping zu Hoxfeld als Lehen erhalten. Heinemann verpfändete dieses wiederum und finanzierte mit dem Geld seinem Sohn Johannes Walling ein Studium in Rom. Johannes promovierte dort zum Doctor decretalium, er wurde anschließend zum Auditor am Apostolischen Gericht ernannt, später päpstlicher Kaplan Eugens IV. Es war naheliegend, dass dieser Papst die Pfarrkirche in Borken auf Bitten Wallings am 16. April 1433 zur Kollegiatkirche erhob. Dietrich Franzois, Domdechant zu Münster und Archidiakon zu Borken, stellte am 27. Oktober 1433 eine Urkunde aus, in der Walling zum ersten Dechanten des neuen Stifts ernannt wurde. Johannes Walling stiftete aus seinem Familienvermögen eine Präbende. Durch weitere Stiftungen entstanden schließlich zehn Kanonikate.

Das Stift entging zweimal der unmittelbaren Aufhebung. Bis zum Tode des letzten Dechanten im Jahre 1912 hatte das Kapitel noch kirchenrechtlich Bestand.

Propstei/Kleriker

Am Ostersonntag, dem 1. April 1934, erhob Bischof Clemens August Graf von Galen die Pfarrkirche St. Remigius zur Propsteikirche (ecclesia praeposita, als Hauptkirche einer Stadt bzw. Region).

Vorsteher der Propsteigemeinde ist der Propst. Propst ist ein Titel innerhalb der christlichen Kirchen, in der katholischen Kirche ist er der Titel des Pfarrers einer zentralen katholischen Gemeinde, die zur Propstei erhoben wurde. Solche Erhebungen fanden überwiegend erst im 20. Jahrhundert statt.

Der Propst ist Leiter der äußeren Angelegenheiten der Propstei und Vorsteher des Propsteikapitels. Neben dem Propst gehören dem Kapitel mehrere Kanoniker an. Die Kanoniker der Propsteigemeinde St. Remigius sind überwiegend Kapläne, d.h. Priester in den ersten Jahren nach ihrer Weihe.

Filialkirche ist die nahe gelegene Johanneskirche.

Ausstattung

Am 21. September 2008 wurde eine Reliquie von Clemens August Graf von Galen durch den Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner in die Kirche eingesetzt.[1]

Orgeln

Die Remigiuskirche verfügt über eine dreimanualige Hauptorgel auf der Orgelempore an der Westwand der Kirche, sowie eine zweimanualige Chororgel, von der auch die Hauptorgel angespielt werden kann.

Nachdem die historische Orgel im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört worden war, erhielt St. Remigius bereits 1952 eine neue Orgel, die von Franz Breil (Dorsten) erbaut worden war. Sie hatte Schleifladen, eine elektrisch gesteuerte Spiel- und Registertraktur und war für 42 Register auf drei Manualen vorbereitet. Realisiert wurden allerdings (zunächst) nur 17 Register. Der Weiterbau wurde angesichts der technischen und künstlerischen Ausführung dieser Orgel und vor allem angesichts der (nachkriegsbedingt) schlechten Qualität des verwendeten Materials immer wieder verschoben. In den 1980er Jahren beschloss man, ein neues Instrument anzuschaffen. Die Orgel von 1952 wurde abgebaut und einer Kirche in Südkorea zur Verfügung gestellt.

Die neue Hauptorgel wurde 1986–1989 von Siegfried Sauer (Höxter) erbaut. Das Instrument hat Schleifladen. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch. Die Orgel wurde mit 52 Registern erbaut, verteilt auf das Rückpositiv in der Brüstung, das Schwellwerk (über dem Spieltisch), das darüber liegende Hauptwerk und die seitlichen Pedaltürme. Im Schwellwerk befindet sich ein Schalenglockenspiel, und im Hauptwerk ein Zimbelstern. Eine Besonderheit ist die Clarinette 8′ im Hauptwerk, die in einem eigenen Schwellkasten untergebracht ist.

Das Instrument wurde nachträglich um drei Register auf nun 55 Register erweitert: 1995 wurden im Rückpositiv zwei leise Stimmen eingefügt (Nr. 32a und 36a), im Jahr 2009 wurde im Schwellwerk eine Voix Humaine 8′ eingebaut. Auch die Suboktavkoppeln wurden erst nachträglich eingebaut.

Die Nummerierung der Register entspricht der am Spieltisch, der im Stile von Spielanlagen des französischen Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll in ergonomischer Form gebaut ist.

Pedalwerk C–f1
1. Bordun 32′
2. Prinzipal 16′
3. Subbass 16′
4. Oktavbass 8′
5. Gedacktbass 8′
6. Choralbass 4′
7. Nachthorn 2′
8. Hintersatz IV 22/3
9. Posaune 16′
10. Trompete 8′
11. Hautbois 4′
I Hauptwerk C–a3
15. Prinzipal 16′
16. Prinzipal 8′
17. Doppelflöte 8′
18. Spitzflöte 8′
19. Oktave 4′
20. Rohrföte 4′
21. Quinte 22/3
22. Oktave 2′
23. Cornett V 8′
24. Mixtur V 2′
25. Scharff III 1′
26. Trompete 16′
27. Trompete 8′
28. Clarinette 8′
29. Tremulant
Zimbelstern
II Rückpositiv C–a3
32. Holzgedeckt 8′
33. Quintade 8′
33a. Salicional 8′
34. Prinzipal 4′
35. Koppelflöte 4′
36. Oktave 2′
36a. Flachflöte 2′
37. Quinte 11/3
38. Sifflet 1′
39. Sesquialtera II 22/3
40. Zimbel III 1/2
41. Krummhorn 8′
42. Tremulant
III Schwellwerk C–a3
44. Rohrbordun 16′
45. Holzprinzipal 8′
46. Bleigedackt 8′
47. Gamba 8′
48. Vox coelestis 8′
49. Prinzipal 4′
50. Traversflöte 4′
51. Nasat 22/3
52. Piccolo 2′
53. Terz 13/5
54. Septime 11/7
55. Fourniture V 22/3
56. Basson 16′
57. Trompete harmonique 8′
58. Hautbois 8′
58a. Voix Humaine 8′
59. Clairon 4′
60. Tremulant
Glockenspiel

Die Chororgel wurde 1983 von Franz Breil (Dorsten) erbaut. Die Spielanlage ist dreimanualig, so dass die Hauptorgel von der Chororgel angespielt werden kann.

I Hauptwerk C–a3
1. Rohrflöte 8′
2. Prinzipal 4′
3. Waldflöte 2′
4. Mixtur III 11/3
5. Trompete 8′
II Brustwerk C–a3
6. Gedackt 8′
7. Gedackt 4′
8. Prinzipal 2′
9. Quinte 11/3
Tremulant
Pedal C–f1
10. Subbass 16′
  • Koppeln: II/I, I/P, II/P.
  • Spieltisch ausgelegt wie Hauptorgel, mit Schwelltritt (Hauptorgel).
  • Registertafel (Hauptorgel).

Glocken

Der Turm beherbergt ein fünfstimmiges Bronzegeläut.

Nr. Name Gussjahr Gießer Ø (cm) Masse (kg) Nominal Inschrift
1 Remigius 173 3.350 h0
2 Pius 146 1.950 d1
3 Ludgerus 130 1.350 e1
4 Marien 116 980 fis1
5 Christophorus 109 810 g1

Literatur

  • Westfälisches Klosterbuch, Band 1, S. 119–123.
  • Horst Kerst (Hg.): 1200 Jahre St. Remigius in Borken. Borken 1983.
  • Ulrich Reinke und Ursula Brebaum: Kath. Propsteikirche St. Remigius Borken (Westfälische Kunststätten, Heft 107). Münster 2008

Einzelnachweise

  1. Webauftritt der Kirchengemeinde vom 21. September 2008: Gemeindejubiläum: Reliquie eingesetzt

Weblinks

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