Staatliche Münzsammlung München

Staatliche Münzsammlung München
Der Museumseingang in der Residenz

Die Staatliche Münzsammlung München in der Münchner Residenz beherbergt über 300.000 Münzen, Geldscheine, Geldzeichen und Medaillen von der Antike bis heute.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die vom bayerischen Herzog Albrecht V. gegründete Kunstkammer besaß bereits Ende des 16. Jahrhunderts mehr als 7.000 Münzen. Sein Sohn Herzog Wilhelm V. führte die Sammlung fort. Die Kunstkammer war damals im alten Marstallgebäude am Münchener Hofgraben untergebracht.

Während des Dreißigjährigen Krieges fiel ein Teil der inzwischen kurfürstlichen Sammlung als Kriegsbeute an die Schweden. Der Rest bildete den Grundstock einer neuen kurbayerischen Münzsammlung.

Durch die Thronbesteigung des wittelsbacherischen Pfälzers Karl Theodor wurden die kurpfälzische und die kurbayerische Sammlung vereinigt. Durch die Säkularisation während der napoleonischen Zeit kamen viele klösterliche Münzsammlungen an den bayerischen Staat. Das meiste wurde eingeschmolzen, jedoch hatte der Konservator des Münzkabinetts ein Vorgriffsrecht und erweiterte dadurch die Sammlung. Zusätzlich wurden in jener Zeit von St. Emmeran in Regensburg und St. Peter in Salzburg zwei komplette Sammlungen durch Kauf erworben.

Im Jahr 1807 wurde das „Königliche Münzcabinet“ aus der Hofverwaltung herausgelöst und der Akademie der Wissenschaften unterstellt. Der Kronprinz und spätere König Ludwig I. hatte durch seine Begeisterung für die griechische Antike reges Interesse an der Münzsammlung und verbrachte viel Zeit dort. Als Teil seiner Kunstpolitik gab Ludwig I. regelmäßig kursfähige Gedenkmünzen für bemerkenswerte Ereignisse oder verdiente Personen der Gegenwart heraus.

Durch weitere Zukäufe wurde die Sammlung im gesamten 19. Jahrhundert stark erweitert. Vor allem die Bereiche Mittelalter und Neuzeit wurden ausgebaut, da bis dahin der Schwerpunkt auf antiken Münzen gelegen hatte.

Außerdem wuchs Anfang des 19. Jahrhunderts das Bewusstsein für den kulturellen und historischen Wert archäologischer Funde in Bayern. Im Jahr 1808 wurde die Bayerische Verordnung zum Schutze aufgefundener Münzen und anderer Altertümer erlassen. Dies führte dazu, dass im 19. Jahrhundert über 330 Funde dem Münzkabinett gemeldet wurden. Zu Beginn wurden aus den Funden nur fehlende Stücke zur Ergänzung der Sammlung ausgewählt. Allmählich setzte sich jedoch die Erkenntnis durch, dass auch die kompletten Funde wichtig für die Geschichtsforschung sind. Diese Verordnung gilt für den Freistaat Bayern prinzipiell noch heute: Die eine Hälfte eines Funde gehört dem Finder, die andere dem Grundstückseigentümer (privat oder staatlich).

In den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurden durch den Konservator Georg Habich das Münzkabinett vor allem um Renaissance-Medaillen und -Plaketten erweitert. 1961 kam die Rechenpfennig-Sammlung von Arthur Koenig hinzu, die sehr viele Stücke aus dem Raum Nürnberg beinhaltete. Später folgte die Sammlung von Paul Arndt mit dem Schwerpunkt antike Steinschneidekunst.

Während des zweiten Weltkriegs wurde der Sitz der Sammlung, das Akademiegebäude in der Neuhauser Straße, zerstört. Da die umfangreiche numismatische Fachbibliothek ausgelagert war, überstand sie den Krieg unbeschadet. 1963 wurden die heutigen Ausstellungsräume in der Münchner Residenz eröffnet.

Leitung: Bernhard Overbeck von 1991 bis 2006; Dietrich O. A. Klose seit 2006.

Sammlung

In der Staatliche Münzsammlung München sind Münzen, Medaillen, Banknoten, Wertpapiere und geschnittenen Steine vertreten. Die Sammlung umfasst momentan einen Bestand von circa 300.000 Objekten. Die ältesten Gegenstände stammen aus dem 3. Jahrtausend vor Christus. Die heutigen Schwerpunkte des Münzkabinetts sind Renaissance-Medaillen und der bayerische Geschichtstaler.

Münzen

Ein wichtiger Bereich der Münzsammlung sind, neben Münzen aus aller Welt, die Prägungen der bayerischen und pfälzischen Wittelsbacher. Dazu gehören auch die in Bayern aufgegangenen ehemals unabhängigen Territorien (z. B. Franken) und Städte (z. B. Nürnberg).

Der bayerischen Geschichtstaler sollte ursprünglich als Zahlungsmittel zirkulieren. Die Erinnerung an herausragende bayerische Persönlichkeiten und Ereignisse sollte in der Bevölkerung wach gehalten werden, indem man sie auf im Umlauf befindlichen Münzen verewigte. Die Ursprungsidee stammte vom damaligen Konservator Franz Ignaz von Streber. Ludwig I. griff nach seinem Regierungsantritt die Idee auf und ließ eine lange Reihe prägen, die auch noch von seinen Nachfolgern fortgesetzt wurde.

Medaillen

Zu den Schwerpunkten dieser Sammlung zählen die deutschen Renaissancemedaillen aus dem 16. Jahrhundert und die dazugehörigen Formmodelle aus Hartholz oder aus weichem Stein. Dieser Bereich wurde durch den Konservator Georg Habich, einem Spezialisten auf dem Gebiet der deutschen Renaissancemedaillen, in den ersten 30 Jahren des 20. Jahrhunderts aufgebaut. Er hatte auch großen Einfluss auf die Gestaltung von deutschen Medaillen in dieser Zeit.

Breiten Raum nimmt auch die neuere und moderne Medaillenkunst ein. Diese blühte vor allem in Frankreich und Deutschland seit dem Ende des 19. Jahrhunderts neu auf. Der von der Staatlichen Münzsammlung München mitbegründete Künstlerkreis der Medailleure steht in regem Kontakt zur Sammlung.

Papiergeld

In diesem Teil der Sammlung wird Papiergeld aus der gesamten Welt und aus allen Epochen gezeigt, so beispielsweise

Geschnittene Steine

Eine der größten Erwerbungen in diesem Bereich des Museums war die Sammlung antiker Gemmen und Kameen von Paul Arndt.

Münzschränke

Hier werden die Schränke gesammelt, in denen bis 1960 die Bestände des Münzkabinetts untergebracht waren. Der Münzschrank mit Einlegearbeiten in Holz und Metall in der Technik von André-Charles Boulle ist ein schönes Beispiel französischer Hofkunst. Aus dem Salzburger Kloster St. Peter stammen die beiden Münzschränkchen mit Rokokodekor. Herausragend sind die vorwiegend japanischen Lackschränke. Diese eventuell von Kurfürst Max Emmanuel erworbenen Möbelstücke wurden erst Anfang des 19. Jahrhunderts zu Münzschränken für die Sammlung umgearbeitet.

Bibliothek

Die Staatliche Münzsammlung München besitzt die größte öffentliche numismatische Bibliothek in Deutschland. Sie enthält über 26.000 Bände zur Numismatik, zur Wirtschaftsgeschichte und der allgemeinen Geschichte von der Antike bis zur Neuzeit. Dazu kommen 60 Fachzeitschriften, 100 Münzmandate, 50 Handschriften, diverse Konvolute (z. B. Nachlass Buchenau) und Fundakten. Es ist eine Präsenzbibliothek mit Lesesaal und Fotokopiermöglichkeiten.

Ausstellungen

Kelten, Britannien, Stater, Gold, 1. Jh. n. Chr., stilisiertes Pferd

Vom 9. November 2010 bis zum 13. November 2011 wird die Ausstellung Keltengeld. Die Münzen der Kelten vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer gezeigt.

Der keltische Kulturkreis erstreckte sich ab dem 4. Jahrhundert v. Chr. von Spanien über das heutige Frankreich, Britannien, Süddeutschland, den Alpenraum und große Teile des Balkans bis zum Schwarzen Meer. Die vom 3. vorchristlichen bis zum ersten nachchristlichen Jahrhundert geprägten Münzen gehen auf griechische und römische Vorbilder zurück, wandeln diese jedoch ihrem eigenen Stilempfinden gemäß immer stärker um. Die Münzkunst der Kelten zeichnet sich durch einen zum Ornamentalen neigenden, heutzutage modern anmutenden Primitivismus aus. Faszinierend sind die wachsende Abstraktion, die manchmal sogar an moderne Kunst wie an Arbeiten von J. Dubuffet oder A. R. Penck denken lässt. Innovative keltische Münzkünstler gab es auch im süddeutschen Raum, wo zwischen ca. 150 und 100/50 v. Chr. die berühmten Regenbogenschüsselchen mit Drachentieren, Vogel- und Hirschköpfen geprägt wurden. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Sonstiges

Seit 1988 gibt es einen Künstlerkreis der Medailleure München, der, in Zusammenarbeit mit der Münzsammlung, Medaillen zu aktuellen Themen gestaltet.

Weblinks

 Commons: Staatliche Münzsammlung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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