Staatsballett Berlin

Staatsballett Berlin
Staatsballett Berlin
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Gründer: 1.Berliner Ballett: Friedrich II, 1742
Gegründet: 2004
Heimatstadt: Berlin
Mitglieder: 88 Tänzer
Technik: klassisches Ballett
Intendant: Vladimir Malakhov
Spielstätten: Deutsche Oper Berlin

Staatsoper Unter den Linden Komische Oper Berlin

Das Staatsballett Berlin wurde in seiner heutigen Form am 1. Januar 2004 aus den Ensembles der Staatsoper Unter den Linden, der Deutsche Oper Berlin und der Komische Oper Berlin gegründet. Im März 2011 verlegte das Staatsballett Berlin seinen Sitz von der Staatsoper Unter den Linden in die Deutsche Oper Berlin. Dort wurden der ehemalige Malsaal und die Kaschierwerkstatt auf die Bedürfnisse der Arbeit einer klassischen Ballettcompagnie angepasst.

Es ist einer von vier künstlerischen Betrieben unter dem Dach der Stiftung Oper in Berlin, die vom Land Berlin ins Leben gerufen wurde. Mit ihr sollen für die drei institutionalisierten Berliner Musiktheater und das Ballett zeitgemäße Strukturen geschaffen werden.

Inhaltsverzeichnis

Ensemble

Intendant und Erster Solotänzer ist Vladimir Malakhov, ein auch als Tänzer renommierter Ballett-Künstler. Der Geschäftsführende Direktor ist Georg Vierthaler, die Stellvertretende Intendantin und Betriebsdirektorin ist Dr. Christiane Theobald. Die klassisch geschulte Compagnie, die sich aus 88 Tänzerinnen und Tänzern aus 25 Nationen zusammensetzt, ist gegenwärtig die größte Compagnie Deutschlands. Das Staatsballett Berlin präsentiert seine Vorstellungen an der Deutschen Oper Berlin, an der Staatsoper Unter den Linden und an der Komischen Oper Berlin.

Geschichte

Ballett der Berliner Staatsoper

Die erste Ballett-Compagnie in Berlin gründete Friedrich der Große 1742 an seiner Königlichen Hofoper. Er ließ internationale Künstler engagieren, verpflichtete den Choreografen Étienne Lauchery und bestellte bei ihm Choreografien, die fester Bestandteil der Opernaufführungen waren. Das Ballett war beliebt und löste sich allmählich von der Oper. Die erste abendfüllende Ballettaufführung fand 1794 statt. Neben den Metropolen Europas wurde Berlin alsbald zum Ballettzentrum im deutschsprachigen Raum. Schlüsselwerke der Ballettgeschichte kamen in der Biedermeierzeit zur Aufführung.

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zählte das Ballettensemble 140 Tänzerinnen und Tänzer. Unter anderem traten in Berlin auf: die Familie Taglioni (Marie und Paul Taglioni), Fanny Elßler, Isadora Duncan und Anna Pawlowna Pawlowa. Der institutionalisierte Bühnentanz in Berlin nahm Strömungen des deutschen Ausdruckstanzes in sich auf, kultivierte das klassisch-akademische Ballett und öffnete sich internationalen Stilrichtungen und Persönlichkeiten.

Ballett der Deutschen Oper Berlin

1956

Nicht so traditionsreich wie das Staatsopernballett, entwickelte sich auch an der Deutschen Oper schon seit den zwanziger Jahren ein renommiertes Ballettensemble. Publikum und Tänzer hatten in Berlin Identifikationsfiguren wie Harald Kreutzberg und Tatjana Gsovsky, die nach dem Zweiten Weltkrieg für das Ensemble prägend wurde. Tatjana Gsovsky war zunächst an der Berliner Staatsoper engagiert. Nachdem sie ihre eigene Compagnie, das »Berliner Ballett« gegründet hatte, verließ sie 1951 die Lindenoper. Ab 1953 arbeitet sie zunächst als Choreografin, dann als Ballettmeisterin und schließlich leitend an der Deutschen Oper im Westteil Berlins. Von 1966 an beschränkte sie sich auf die Leitung ihrer Ballettschule. Gsovsky brachte viele Klassiker-Inszenierungen aber auch Uraufführungen zu Kompositionen Boris Blachers, Hans Werner Henzes oder Luigi Nonos.

Tatjana Gsovsky folgte als künstlerischer Leiter drei Jahre Kenneth MacMillan (1966–1969), dessen Werke ebenfalls prägend waren. Überaus lange, von 1962 bis 1990 war Gert Reinholm, Schüler und Tänzer Gsovskys, Leiter des Balletts an der Deutschen Oper Berlin. 1972 wurde er förmlich zum Ballettdirektor ernannt.

Das Ballett der Deutschen Oper Berlin zeigte anfänglich noch den Weg des Nachkriegsballetts auf, vollzog dann aber langsam eine Öffnung für neue und neueste Strömungen und Persönlichkeiten. Die Truppe zeigte lange Jahre eine geradezu unübersichtliche Vielfalt von Stilen und Richtungen, in der Summe war sie dabei sicher die "modernste" und dem Tanz und nicht nur dem Ballett aufgeschlossene Compagnie Berlins. So gab man sowohl Ballette von Bournonville, Petipa und Balanchine als auch Choreografien von Hans van Manen, Kurt Jooss und Maurice Béjart. Bedeutende Tänzerpersönlichkeiten waren u. a. Eva Evdokimova, Peter Schaufuss und der Tänzer und Choreograf Gerhard Bohner, der zu einer der zentralen Figuren der “Anti-Establishment-Aktivitäten” in der Berliner Akademie der Künste wurde. Zahlreiche Uraufführungen kamen auf die Bühne der Deutschen Oper: darunter Tutuguri und Die Nacht aus Blei. Als Nachfolger Reinholms wurde 1990 Peter Schaufuss zum Ballettdirektor ernannt, ihm folgte 1994 Ray Barra, 1996 Richard Cragun, 1999-2004 leitete Sylviane Bayard das Ballett bis zur Bildung des Staatsballetts.

Ballett an der Komischen Oper

An der Komischen Oper gab es seit ihrer Gründung 1947 bis zur Spielzeit 2004 das bedeutendste Ballettensemble für modernen und klassischen Tanz Deutschlands. Das Ballett der Komischen Oper, 1966 von Tom Schilling als Tanztheater der Komischen Oper gegründet und fast 30 Jahre lang geleitet, zählte zu den auch international renommierten Compagnien. Zahlreiche Ur- und Erstaufführungen und die unterschiedlichen stilistischen Handschriften der Choreographen verliehen dem Ensemble ihr künstlerisches Profil. Der herausragendste und erfolgreichste Choreograph war Tom Schilling. Er führte das Tanztheater der Komischen Oper zu internationalen Ruhm und prägte einen völlig neuen, modernen Tanzstil.

Das Ensemble gastierte weltweit mit Inszenierungen, wie „La Mer“, „ Romeo und Julia“, „Undine“, „Schwarze Vögel“, „Ein neuer Sommernachtstraum“ bis zur sozialkritischen Inszenierung „Revue“.

Herausragende Tänzer waren z. B. Hannelore Bey, Jutta Deutschland, Arila Siegert, Roland Gawlik, Dieter Hülse, Thomas Kindt. Besonders zu erwähnen ist die Unterstützung des Tanztheaters durch 40 Laientänzer der „Gruppe Junger Tänzer“ unter der Leitung des gleichnamigen Tänzers, Choreographen und Widerstandskämpfers Jean Weidt.

1999 wurde das Tanztheater in „BerlinBallett – Komische Oper“ umbenannt. Nach Richard Wherlock, der das Ballett von 1999 bis 2001 leitete, war die Spanierin Blanca Li von 2001 und 2002 Chefchoreografin und künstlerische Leiterin der Compagnie. Danach war Adolphe Binder künstlerische Leiterin des Balletts und sorgte mit Produktionen wie Casa und Screensaver für eine Ausrichtung auf Erst- und Uraufführungen im Bereich des zeitgenössischen Tanztheaters.

Spielplan

Der größte Akzent der Spielplangestaltung liegt auf dem klassischen Repertoire, das durch Werke der klassischen Moderne ergänzt wird. Um den individuellen Stil des Ensembles zu entfalten, werden zeitgenössische Choreographen eingeladen, um persönlich mit der Compagnie zu arbeiten. Eine experimentelle Plattform finden choreographisch ambitionierte Mitglieder des Ensembles im Projekt „Shut up and dance!“, das alle zwei Jahre neu erarbeitet wird.

Ebenfalls im zweijährigen Rhythmus veranstaltet das Staatsballett Berlin eine Ballettwoche, den „International Dance Summit Berlin“. Dort begegnet das Staatsballett Berlin einer Gastcompagnie und macht den näheren Austausch mit dem Publikum möglich.

Education Programm

Der 2007 gegründete Verein Tanz ist KLASSE! ermöglicht die Interaktion zwischen dem Staatsballett Berlin und seinem Publikum. Der gemeinnützige Verein realisiert zusammen mit Tanzpädagogen der Compagnie das Education-Programm des Staatsballetts Berlin. Abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer werden zahlreiche Workshops sowie multimediale Angebote zum Programm des Staatsballetts Berlin verwirklicht. Im Vordergrund steht die Integration von Tanz und Ballett in den Schulalltag. Vor allem Kinder, welche keinen direkten Zugang zu diesen Kunstformen haben, werden angesprochen — der Name Tanz ist KLASSE! ist Programm. Eine nachhaltige Wirkung wird durch langfristig angelegte Patenschaften und Projekte erzielt.

Freundeskreis

Mit Gründung des Staatsballetts Berlin im Jahr 2004 wurde der Verein der Freunde und Förderer des Staatsballetts Berlin ins Leben gerufen. Durch sein Engagement werden neue Perspektiven für die Compagnie eröffnet. Neben der finanziellen Unterstützung konkreter Projekte funktioniert der Verein als zuverlässiges Netzwerk und vermittelt wertvolle Allianzen mit der Wirtschaft.

Weblinks


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