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Stadttaube Stadttaube (Columba livia f. domestica)
Systematik Klasse: Vögel (Aves) Ordnung: Taubenvögel (Columbiformes) Familie: Tauben (Columbidae) Gattung: Feldtauben (Columba) Art: Felsentaube (Columba livia) Form: Stadttaube Wissenschaftlicher Name Columba livia f. domestica Die Stadttaube oder Straßentaube (Columba livia forma domestica) ist ein Vogel aus der Familie der Tauben (Columbidae). Sie stammt von der Felsentaube (Columba livia) ab, die als Haustaube in Gefangenschaft gehalten und gezüchtet wird und dann wieder verwildert ist. Sie ist in Städten in weiten Teilen der Welt verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Stadttaube hat eine Körperlänge von 31 bis 34 cm. Sie ist kleiner als die Ringeltaube und hat einen kürzeren Schwanz. Das Federkleid ist sehr variabel. Ihre Gestalt ähnelt oft der Felsentaube, manche der zahlreichen Gefiedervariationen sehen der Felsentaube sehr ähnlich. Ansonsten treten auch weißgrau gemusterte, einheitlich dunkelgraue, rotgraue oder dunkel gescheckte Farbvarianten auf. Die Iris ist rot.
Stimme und Balzverhalten
Das von beiden Geschlechtern geäußerte Gurren ist sehr variabel und klingt etwa wie „gúrr“ oder „guu-ru-gu.“ Das Männchen balzt mit einem tiefen, kollerndem „gang-grrru-guruú-u“, das mitunter gleichförmig aneinandergereiht wird. Beim ersten Teil dieses Motivs verbeugt er sich, beim letzten richtet er sich wieder auf. Während des Balzfluges wird mehrmals schnell mit den Flügeln geklatscht, was auch der Reviermarkierung dient. Am Nest wird ein langgezogener Ruf geäußert, etwa wie „ruh“. Der Warnruf ist ein kurzes, einsilbiges „ru“.
Verbreitung und Lebensraum
Der Lebensraum der Stadttauben sind die Städte auf der ganzen Welt. Stadttauben kommen aber auch außerhalb von Städten vor, vor allem in vom Menschen veränderten Gebieten.
Ernährung
Stadttauben ernähren sich von Körnern und allem, was sie an Abfällen finden und für fressbar halten.
Fortpflanzung und Lebenserwartung
Weibchen können sich schon im Alter von fünf Monaten verpaaren. Die erste Brut ist bereits im Alter von sechs Monaten möglich. Der größte Teil der Stadttauben brütet im zweiten Kalenderjahr. Meistens leben die Partner in lebenslanger Monogamie.
Die Brutpaare halten sich das ganze Jahr über im Brutgebiet auf. Die Männchen besetzen ein Nestrevier, das mehrere Nistplätze beinhalten kann und meist lebenslang behalten wird. Er lockt das Weibchen rufend zum Nistplatz auf Simsen, im Inneren von Höhlen, Löchern in Felswänden oder vergleichbaren Stellen an Gebäuden, mitunter auch in geschlossenen Räumen, die durch Fenster und dergleichen erreicht werden.
Das Nest wird von beiden Geschlechtern gebaut, wobei das Männchen das Nistmaterial einträgt, und besteht meist aus einer dünnen Schicht aus Zweigen, Wurzeln, Halmen, Federn, Papier- und Kunststofffetzen, seltener auch aus Draht oder ähnlichem. Oft werden die Eier auch ohne Unterlage auf den nackten Boden des Brutplatzes gelegt. Ältere Brutplätze sind mit einer dicken Kotschicht bedeckt.
Die Brutzeit dauert durchschnittlich etwa 17 - 18 Tage. Die Hauptbrutzeit liegt in Mitteleuropa meist in der Zeit vom März bis August oder bis in den Oktober, jedoch sind Bruten im Herbst und Winter nicht ungewöhnlich. Diese sind in Großbritannien häufig und kommen auch in Norwegen und Finnland vor.
Das Gelege besteht nahezu immer aus zwei Eiern, mitunter aus einem, sehr selten aus dreien. Die Eier sind spindelförmig, oval, weiß und leicht glänzend. Sie sind 34,2-41,8 mm lang und 26,6-30,4 mm breit (Durchschnitt ermittelt aus 113 Eiern aus der Schweiz). Sie werden im Abstand von 48 Stunden gelegt und 17 bis 18 Tage lang von beiden Partnern bebrütet, beginnend ab dem ersten Ei.
Nach dem Schlupf werden die Nestlinge anfänglich ständig gehudert und von beiden Partnern gefüttert. Mit 23 bis 25 Tagen Alter verlassen sie das Nest. Sie bleiben jedoch in dessen Nähe. Mit 30 bis 35 Tagen sind sie voll flugfähig und unabhängig.
In der Innenstadt beträgt die Lebenserwartung der meisten Jungtauben nur ein Jahr, z. B. in Basel sterben mehr als 95 % der Jungtauben im ersten Lebensjahr.[1] Die überlebenden Stadttauben haben eine Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren.[2] Im Vergleich dazu leben Felsentauben 10 - 15 Jahre, dafür brüten Stadttauben häufiger.[2][3]
Im Normalfall finden zwei bis vier Bruten pro Jahr statt, bis zu sechs vollständige Bruten können vorkommen. In Großbritannien werden von sieben bis neun Gelegen nur drei bis sechs vollendet. Bei Verlust des Geleges kann in 10 bis 14 Tagen ein Nachgelege erzeugt werden.
Probleme für den Menschen
Stadttauben gelten als Schädlinge im Sinne des Tierschutzgesetzes, wenn sie in hohen Populationsdichten auftreten[4] und können verschiedene Probleme bereiten.
Schäden an Gebäuden
Der Taubenkot ist zwar pH-neutral, jedoch ein Nährboden für Pilze, die Säure abscheiden, welche zum Beispiel Fassaden angreifen kann.[5] Die Beseitigung des Taubenkots von Fassaden und Dachstühlen erfordert erheblichen materiellen Aufwand. In einer Stadt wie München schätzt man die Zahl der Stadttauben auf 40.000 und rechnet mit einer Kotmenge von jährlich 480 Tonnen.[6]
Übertragung von Krankheitserregern
Der Kot kann für den Menschen gefährliche Pilze und Bakterien, z. B. EHEC, enthalten.[5] Frischer Kot wird dabei als ansteckender eingestuft als bereits ausgetrockneter und von der Sonne gebleichter Kot. Die pathogenen Mikroorganismen können auch am Gefieder anhaften und beim Fliegen durch die Luft übertragen werden.[7] Bei der Beseitung des Taubenkots können hohe Konzentrationen von Mikroorganismen in der Luft vorkommen.[8] Infektionskrankheiten beim Menschen durch Tauben (Zoonosen) treten offensichtlich nur selten auf.[9][10] Meist sind Personen mit geschwächtem Immunsystem betroffen. Infektionsquelle ist beinahe immer das Einatmen von infiziertem Taubenkot. Tauben sind einer Veröffentlichung des Robert-Koch-Instituts zufolge für das hochaggressive Influenzavirus vom Typ H5N1 nicht empfänglich. Sie können zwar Träger des Virus sein, scheiden es jedoch nur in geringen Mengen aus und verenden nur mit geringer Wahrscheinlichkeit.
Taubenabwehr
In vielen Städten wird großer Aufwand zur Vogelabwehr betrieben, um die Zahl der Tauben gering und die Gebäude taubenfrei zu halten. Dies reicht von Fütterungsverbot, Einrichtung von Netzen, Anflugsperren wie Nadeln, stromdurchflossenen Drähten, Abschießen, Bejagen mit Falknern, Verbreiten von Giftködern oder Futterdragees mit integrierter Anti-Baby-Pille bis zur Einrichtung von Taubenhäusern, in denen die Tauben betreut und die Eier brütender Tauben durch Attrappen ersetzt werden.
Die Probleme der Stadttauben ergeben sich aus der Taubenbekämpfung wie auch dem gefährlichen Lebensraum der Städte. Durch Stachelmanschetten an Gebäuden erleiden viele Tauben erhebliche Verletzungen an Rumpf und Füßen, die oftmals zu schweren Verstümmelungen und Tod führen. Da sich Tauben überwiegend vom Müll der Menschen ernähren, kommt es häufig vor, dass sie ihre Beine durch Fäden einschnüren, welche dann auf schmerzhafte Weise absterben. Auch Streusalz in Wintermonaten führt zu erheblichen Verletzungen, da es schon bei kleinen Wunden das Gewebe weiter schädigen und die Heilung so erschweren kann.
Bildergalerie
Einzelnachweise
- ↑ Haag, D.: Ein Beitrag zur Ökologie der Stadttaube. Dissertation, Phil. Nat. Fakultät der Universität Basel. Verlag Medizinische Biologie, Basel 1984, S. 260.
- ↑ a b Professionelle Taubenabwehr, Biebl & Söhne Bautenschutz GmbH vom Juni 2009, abgerufen am 4. Februar 2010.
- ↑ Felsentaube, Zoo Duisburg, abgerufen am 4. Februar 2010.
- ↑ Urteil VGH Hessen Aktenzeichen 8 A 396/10 vom 1. September 2011
- ↑ a b "Nicht der Taubenkot ist aggressiv, sondern ein Pilz", nano, 3sat.de vom 25. Mai 2007, abgerufen am 20. Januar 2010.
- ↑ DIE WELT vom 1. September 2011, abgerufen am 1. September 2011
- ↑ "BGI 892 - Gesundheitsgefährdungen durch Taubenkot", Berufsgenossenschaftliche Informationen für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (BGI), umwelt-online.de von Mai 2004, abgerufen am 20. Januar 2010.
- ↑ "Gesundheitsgefährdung durch Taubenkot", Tiefbau-Berufsgenossenschaft, bgbau.de von Februar 2003, abgerufen am 20. Januar 2010.
- ↑ World Health Organisation (WHO). Regional Office for Europe 2008: Public health significance of urban pests http://www.euro.who.int/document/e91435.pdf
- ↑ Haag-Wackernagel, D. & Moch; H. 2004 Health hazards posed by feral pigeons. Journal of Infection 48(4) ,307 - 313
Siehe auch
Literatur
- H.-G. Bauer, E. Bezzel, W. Fiedler: Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas – Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 1: Nonpasseriformes – Nichtsperlingsvögel. 2. vollst. überarb. Aufl., AULA-Verlag Wiebelsheim, 2005, ISBN 3-89104-647-2
- L. Svensson, P. J. Grant, K. Mullarney, D. Zetterström: Der neue Kosmos-Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co., Stuttgart 1999, ISBN 3-440-07720-9
Weblinks
Commons: Columba livia – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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