- Steinerne Bibel (Schöngrabern)
-
Bei der sogenannten Steinernen Bibel handelt es sich um außergewöhnliche romanische Reliefdarstellungen an der Apsis der Pfarrkirche im niederösterreichischen Schöngrabern. Die Kirche stammt aus den Jahren 1210-30 und wurde im 14./15. Jahrhundert noch um das nördliche Chorquadrat erweitert. Die Reliefs stellen ein einzigartiges Denkmal dar. Der reiche plastische Schmuck ist in Österreich ohne Parallele. Vergleichbare figürliche Dekorationen aus romanischer Zeit gibt es nur in Frankreich und Italien. Eine neuere Hypothese, wonach die Reliefs um 1580 vor einem spätreformatorisch-flacianischen Hintergrund entstanden seien, wurde inzwischen widerlegt.
Beschreibung
Die halbrunde Apsis wird durch Halbsäulen und ein Kordongesims in sechs Rechteckfelder geteilt. Die in den Feldern befindlichen Reliefs versinnbildlichen den Kampf zwischen Gut und Böse, Tugend und Laster im weitesten Sinn und greifen dabei auf das Alte und Neue Testamt zurück.
Die einzelnen Felder im Detail:
- Süden / oben: Gottvater, flankiert links von Heiliggeisttaube und den Krügen von Kana sowie rechts von thronender Maria mit Kind. Links davon Jüngstes Gericht mit heiligem Michael als Seelenwäger. Rechts Verdammung der Eitelkeit (?).
- Süden / unten: Sündenfall.
- Osten / oben: Nonne und Mönch im Kampf mit dem Teufel. Links Wolf und Kranich, rechts Samson mit dem Löwen.
- Osten / unten: die Opfer Kains und Abels und Brudermord.
- Norden / oben: Versuchung des Mannes (?). Links "Menschen hängen am Guten" (?), rechts Kampf gegen den Bären.
- Norden / unten: Kampf Davids (?) mit dem Löwen.
Bilder
Literatur
- Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Eva Maria Vancsa-Tironiek, Wolfgang Vogg: Niederösterreich nördlich der Donau. In: Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio-Handbuch Die Kunstdenkmäler Österreichs. Anton Schroll & Co, Wien 1990, ISBN 3-7031-0652-2, S. 1051–1053.
- Martina Pippal:Die Pfarrkirche von Schöngrabern: Eine ikonologische Untersuchung ihrer Apsisreliefs, (Schriftenreihe der Kommission für Kunstgeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1; Hermann Fillitz Hrsg.), Wien (Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) 1991, 2. Auflage 1996, ISBN 3-7001-1911-9.
- Rupert Feuchtmüller: Schöngrabern - Die steinerne Bibel, Verlag Herold Wien, München 1979, 2. Auflage 1980, ISBN 3-7008-0167-X.
Kategorien:- Romanisches Bauwerk in Niederösterreich
- Grabern
Wikimedia Foundation.