Stevie Ray Vaughan

Stevie Ray Vaughan
Stevie Ray Vaughan

Stevie Ray Vaughan (auch bekannt unter dem Kürzel SRV) (* 3. Oktober 1954 in Dallas, Texas; † 27. August 1990 in East Troy, Wisconsin) war ein amerikanischer Blues- und Bluesrock-Musiker, der oft in einer Reihe mit Jimi Hendrix, Johnny Winter und Eric Clapton genannt wird, die schon gut 15 Jahre vor Vaughans kommerziellem Durchbruch das Genre des blueslastigen Rock geprägt hatten.

Inhaltsverzeichnis

Stil, musikalischer Werdegang, Tod

Sein Stil war geprägt durch Einflüsse schwarzer Bluesmusiker, z. B. der drei „Kings“ (besonders) Albert King, aber auch B. B. King und der ebenfalls wie Vaughan aus Texas stammende Freddie King. Der weiße Rockgitarrist Lonnie Mack, der in den 60er Jahren einige Instrumentalhits wie z. B. "Memphis" oder "Wham!" in den amerikanischen Hitparaden platzieren konnte und dessen Titel "Chicken Pickin'" Vaughan zu seinen eigenen "Scuttle-Buttin'" inspirierte, war ein frühes Idol für den jungen Stevie ebenso wie sein älterer Bruder Jimmie Vaughan. Doch am meisten wurde er von Jimi Hendrix geprägt, den Stevie Ray Vaughan selbst als seinen größten Einfluss bezeichnete.

Ende der 1970er gründete er die Band Double Trouble (Tommy Shannon - b, Chris Layton - dr) als Nachfolger von Triple Threat (u.a. mit Lou Ann Barton). 1982 spielte die Band bei einer privaten Party der Rolling Stones im Club Danceteria in New York. [1]. Vaughan wurde eingeladen, auf dem Jazz-Festival in Montreux 1982 zu spielen, wodurch er letztlich seinen ersten Durchbruch erreichte. Jerry Wexler war für diesen Schritt verantwortlich, der die Band in einem Club in Austin, Texas gehört hatte [2]. David Bowie hörte ihn in Montreux erstmalig und engagierte ihn für sein 1983er Album "Let's Dance" sowie für die Serious Moonlight-Tournee. Jedoch verließ Vaughan die Tourband schon während der Proben für die Tour, wohl um sich eigenen Projekten zu widmen.

Jackson Browne hatte Stevie ebenfalls in Montreux gehört und ihm angeboten, bei Gelegenheit sein Aufnahmestudio kostenlos nutzen zu dürfen. Dort nahmen Vaughan und Double Trouble im November 1982 in wenigen Tagen ihr erstes Album Texas Flood auf. John Hammond, der maßgeblich an der Entdeckung u.a. von Charlie Christian, Billie Holiday, Aretha Franklin und Bob Dylan beteiligt gewesen war, hörte Live-Aufnahmen der Band und verschaffte ihr den ersten Plattenvertrag bei Epic. Das Album Texas Flood verkaufte sich gut. Das zweite Album Couldn't Stand the Weather (1984) war sogar noch erfolgreicher [3]. 1985 kam Keyboardspieler Reese Wynans zum Lineup der Band hinzu, mit dem das dritte Album aufgenommen wurde, Soul To Soul. Vaughans Drogen- und Alkoholkonsum wurde mit seinem zunehmendem Erfolg immer exzessiver. 1986 musste eine Tournee nach einem Zusammenbruch Vaughans in Deutschland vorzeitig abgebrochen werden. Im selben Jahr erschien dennoch das Doppel-Live-Album Live Alive. Dem Entzug folgte das fünfte Album In Step, das Vaughans Aussagen zufolge das erste Album war, das ohne den Einfluss von Drogen zustande kam. Für In Step erhielt Vaughan einen Grammy. Mit "In Step" sind die Stufen (engl. Steps) gemeint, die nötig sind, um die Sucht zu überwinden. Die Veröffentlichung des Albums Family Style mit seinem Bruder Jimmie Vaughan erlebte er nicht mehr. Das Album The Sky Is Crying wurde von Jimmie Vaughan aus Aufnahmen verschiedener Perioden zusammengestellt.

Zu einer Zeit, in der digitale Synthesizer und Drummachines in, längere Gitarrensoli dagegen out waren, bedeutete Vaughans Musikstil eine Rückkehr zum Ursprung, zum Blues. Damit wurde Vaughan zum Initiator des Blues-Revivals der 80er Jahre [4]. Ganze Generationen von Gitarristen haben sich in seiner Folge wieder bluesorientierten Spielweisen und Sounds zugewendet (u.a. Kenny Wayne Shepherd, John Mayer).

Vaughan arbeitete fast ausschließlich mit traditionellem Rock'n'Roll-Instrumentarium der 50er und frühen 60er Jahre, erweitert um die 'psychedelischen' (analogen) Effekte der Hendrix-Ära. Sein unverwechselbarer Sound war geprägt von übersteuerten alten Fender-Röhrenverstärkern und Gitarren mit Single Coil Tonabnehmern. Im Zusammenhang mit den starken Saitenstärken, die er auf seine Gitarre aufzog, ermöglichte ihm dies ein extrem dynamisches, ausdrucksstarkes Spiel, das bei allen Graden der Verzerrung immer noch 'akustische' Qualitäten hatte. Er spielte mit seiner (bis auf reine Solopassagen) eher wenig verzerrten Gitarre einen hart angeschlagenen Mix aus Solo und Rhythmus, kombinierte durchgeschlagene Akkorde mit komplexen, technisch anspruchsvollen Läufen, wechselte manchmal taktweise zwischen beiden hin und her. Charakteristisch für sein Solospiel sind an B.B. und vor allem an Albert King orientierte starke bendings (aus der ursprünglichen Stimmung gezogene Saiten), die mit teils minimalen, fein abgestuften Tonhöhenverschiebungen eigenwillige und hochemotionale Effekte erzielen. Aus einem begrenzten Vokabular an Bluesphrasierungen schuf er spontan scheinbar beliebig lange und viele Variationen, fast immer mit höchster Intensität. Das brachte ihm die Anerkennung und Bewunderung zahlreicher gerade auch afroamerikanischer Bluesgrößen ein, auf deren Urteil und Anerkennung er besonders viel Wert legte. Er selbst nannte seine Musik lieber Rhythm&Blues als Bluesrock, war stets um einen "schwarzen" Sound und Musikstil bemüht und bekannte sich stets auch ausdrücklich zu seinen schwarzen Vorbildern.

Am 27. August 1990 kam Stevie Ray Vaughan um 0:40 Uhr bei einem Hubschrauberabsturz auf dem Weg nach Chicago ums Leben. Nach einem gemeinsamen Konzert mit Jimmie Vaughan, Robert Cray, Buddy Guy und Eric Clapton im Alpine Valley Music Theatre in East Troy, Wisconsin, bestieg er kurz entschlossen den Hubschrauber, in dem noch ein Platz frei war. Dieser stürzte wenige Sekunden nach dem Start in Folge des dichten Nebels ab. Neben Vaughan starben bei diesem tragischen Unglück auch der Pilot und drei Crewmitglieder von Clapton. Vier Jahre zuvor am gleichen Tag war sein Vater verstorben.[5]

Vaughan wurde 2000 in die Blues Hall of Fame aufgenommen.

Equipment

Stevie Ray Vaughan Signature Stratocaster von Fender

Wie sein Stil widersprach auch Vaughans Equipment dem in den frühen 1980er Jahren üblichen Trend: Seine Standardgitarre war eine abgenutzte Fender Stratocaster, genannt Number One. Stevie sah die Gitarre 1973 im "Heart Of Texas Music Shop" in Austin, Texas und kaufte sie sofort, ohne sie Probe zu spielen. In Vaughans Setup hatte diese Gitarre sehr dicke Saiten, einen fetten Hals, sogenannte Jumbo-Frets und eine hohe Saitenlage. Laut Fender Custom Shop ist der Hals von 1962 und der Body von 1963. Die Pickups sind demnach von 1959. Deshalb gab Stevie in einem Interview mit Bill Ramsey in Berlin auch an, es handele sich um eine 1959 Fender Stratocaster. Die einzige Modifikation bestand in der Installation eines Linkshändervibratos, obwohl Vaughan rechtshändig spielte, sowie später einer zuschaltbaren Luftspule (dummy coil), die dazu diente, das für Single Coil Tonabnehmer typische Einstreubrummen zu unterdrücken. "Number One" war nach etlichen Reparaturen sowie einem Unfall infolge eines herabstürzenden Bühnenteils kurz vor Vaughans Tod im Juli 1990 auf seine Bitte noch einmal von Rene Martinez mit einem neuen Hals versehen worden [6]. Die Gitarre befindet sich jetzt (wieder mit dem ursprünglichen Hals) im Besitz seines Bruders, Jimmy Vaughan. Seit 1992 wird von der Firma Fender eine an 'Number One' angelehnte Signature-Stratocaster produziert (s. Abbildung), deren Prototyp Stevie Ray Vaughan selbst 1989 noch gespielt hat (aber nicht besonders gelungen fand - er hat sie danach kaum mehr gespielt). Dieses Gitarrenmodell gehört zu den gut verkauften Fender-Modellen innerhalb der Signature-Reihe.[7]

Stevie spielte in der Frühzeit von Double Trouble meist über zwei Fender Vibroverbs mit jeweils einem 15-Zoll-Lautsprecher; später zusätzlich über Fender Super Reverbs mit jeweils vier 10-Zoll-Lautsprechern. In seinem späteren Bühnensetup liefen die Vibroverbs über rotierende Lautsprecher nach Art eines Leslie (Fender Vibratone). Für das Album Texas Flood nutzte Vaughan allerdings vornehmlich den Dumble-Amp von Jackson Browne, in dessen Studio diese LP aufgenommen wurde. Später gehörte neben den Super Reverbs und Vibroverbs auch ein solcher Amp sowie diverse Marshall Stacks zu seinem Live-Equipment. Kurz vor seinem Tod stand er laut der Zeitschrift Guitar Player mit Michael Soldano in Verbindung, um auf einen Soldano SLO-100 Amp umzusteigen.

Vor den Verstärkern schleifte er ein Jim Dunlop Cry Baby Wahwahpedal, zwei Ibanez Tubescreamer TS808 und ein Univox Uni-Vibe mit angeschlossenem Expression Pedal ein. Dazu ein interessanter Auszug aus dem Ibanez-Buch: During the researches for this book, (Ibanez artist relations man) Rob Nishida remembered a magazine article about SRV's effects rig. "Everyone 'knows' that SRV made the TS808 famous," said Nishida, "but right there in the picture of his rig was a TS10. So I called SRV's tech, Rene Martinez, who told me that he was only familiar with the TS10 in Vaughan's rig - he said he didn't remember Stevie Ray ever using a TS808."
(Während der Recherchen für das Buch erinnerte sich Rob Nishida (Ibanez-Verantwortlicher für Kontakte zu den Musikern) an einen Artikel über SRVs (Stevie Ray Vaughans) Effekte-Rig. "Jeder weiß, dass SRV den TS808 berühmt gemacht hat", sagte Nishida, "aber auf dem Bild war ein TS10 zu sehen. Also rief ich SRVs Techniker an, Rene Martinez, der mir sagte, dass er nur den TS10 in SRVs Effekte-Rig kennen würde - er sagte, er könne sich nicht erinnern, dass Stevie Ray je einen TS808 benutzt hätte.") Die Erklärung dafür ist, dass Vaughan in der Regel das jeweils aktuelle Modell des Ibanez Tubescreamers gespielt hat, also in den frühen Jahren mit Double Trouble den TS808, dann ab ca. 1982 den TS9, und ca. 1986 (also etwa nach dem ersten Jahr mit Rene Martinez, der ihn seit 1985 auf Tour begleitete) wird er dieses Modell gegen den TS10 getauscht haben. [8] [9]

Diskographie

  • Texas Flood (1983)
  • Couldn't Stand the Weather (1984, Deluxe Edition 2010)
  • Soul to Soul (1985)
  • Live Alive (1986)
  • In Step (1989) (Grammy 1990 Best Contemporary Blues Album)
  • Family Style (mit Jimmie Vaughan) (1990) (Grammy 1991 Best Contemporary Blues Album)
  • Pride And Joy (8 Videoclips) (1990)
  • The Sky is Crying (1991) (Grammy 1993 Best Contemporary Blues Album)
  • In The Beginning, Broadcast Live from Austin, TX, April 1, 1980 (1992)
  • Greatest Hits (1995)
  • Live At Carnegie Hall (1997)
  • Sugar Coated Love (1998, Wiederveröffentlichung - mit Lou Ann Barton u.a.)
  • Live At The El Mocambo (1999)
  • The Real Deal: Greatest Hits Volume 2 (1999)
  • Blues at Sunrise (2000)
  • Stevie Ray Vaughan And Double Trouble - The Boxed Set (3CDs und 1 DVD) (2000)
  • Tin Pan Alley - Guitar Heroes Vol. 3 (2000) (Best Of 1983-91, Label: Zounds, alle Titel digital remastered)
  • The Essential (2002)
  • Live At Montreux 1982 & 1985 (2004)
  • Stevie Ray Vaughan & Friends - Solos, Sessions And Encores (2007)

Mit anderen

  • A New Hi - Cast of Thousands (1971)
  • Texas Twister - Johnny Copeland (1983)
  • Soulful Dress - Marcia Ball (1983)
  • Let´s Dance - David Bowie (1983)
  • Strike like lightening - Lonnie Mack (1985)
  • Twilight Time - Bennie Wallace (1985)
  • Living For A Song - Roy Head (1985)
  • Heartbeat - Don Johnson (1986)
  • Gravity - James Brown (1986)
  • Famous Blue Raincoat - Jennifer Warnes (1986)
  • Emerald City - Teena Marie (1986)
  • I'm In The Wrong Business - A.C. Reed (1987)
  • Characters - Stevie Wonder (1987)
  • Loaded Dice - Bill Carter (1988)
  • Distant Drums - Brian Slawson (1988)
  • Madre Dolcissima - Zucchero (1989)
  • Under The Red Sky - Bob Dylan (1990)
  • Bird Nest On The Ground - Doyle Bramhall (1994)
  • In Session - Albert King (2003)

Einzelnachweise

  1. Stone, Calen; Manheim, James (2005.): Stevie Ray Vaughan, Guitarist. encyclopedia.com. Abgerufen am 16. Februar 2011.
  2. Before the Flood. Guitar world (Sept. 1983). Abgerufen am 16. Februar 2011.
  3. http://www.vh1.com/artists/az/vaughan_stevie_ray/bio.jhtml Stevie Ray Vaughan]
  4. Stephen Thomas Erlewine (2010): Stevie Ray Vaughan Biography. allmusic.com. Abgerufen am 16. Februar 2011.
  5. Deutschlandfunk, 31. August 2010: Beitrag von Tim Hannes Schauen zum 20. Todestag von SRV. Enthält Interview mit Jimmie Vaughan.
  6. Stevie Ray Vaughan's Guitar called "Number One". Abgerufen am 16. Februar 2011.
  7. The Fender S.R.V. Signature Series Stratocaster. Abgerufen am 16. Februar 2011.
  8. Stevie Ray's King Tone. Abgerufen am 16. Februar 2011.
  9. Ibanez Tube Screamers History. Abgerufen am 16. Februar 2011.

Literatur

Anmerkungen

Weblinks


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