- Bahnstrecke Osterhagen–Nordhausen
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Helmetalbahn Streckenlänge: ~ 22 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) LegendeSüdharzstrecke von Herzberg am Harz Osterhagen 0,0 Abzweig des Talgleises ~ 0,75 Bogenbrücke Steingraben Abzweig des Berggleises Südharzstrecke nach Walkenried Verbindungsgleis zum Lager Tettenborn ~ 2,0 Verbindungsgleis zwischen Tal- und Bergseite Innerdeutsche Grenze; Grenze Niedersachsen/Thüringen ~ 5,2 ~ 6,5 Mackenrode genauer Streckenverlauf mir unbekannt bitte ergänzen Halle-Kasseler Eisenbahn von Leinefelde Südharzstrecke von Walkenried Nordhausen (Übergang zu den Harzer Schmalspurbahnen) Halle-Kasseler Eisenbahn nach Sangerhausen Die Helmetalbahn von Osterhagen nach Nordhausen war eine von KZ-Häftlingen 1944/45 erbaute zweigleisige Umgehungsbahn für die Südharzbahn. Bis auf kleinere Restarbeiten wurde die Strecke zunächst eingleisig fertiggestellt, mit dem Kriegsende im Mai 1945 aber nicht mehr in Betrieb genommen. Aufgrund ihrer Lage an der Zonengrenze wurde die Strecke bis 1947 vollständig abgebaut.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Erste Planungen für eine Eisenbahnstrecke südlich des Harzes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch das Königreich Hannover und Preußen sahen bereits eine Streckenführung entlang des Helmetal vor. Doch der der Einspruch Braunschweigs und der industriereicheren Orte um Wieda, Walkenried und Ellrich führten zu einer nördlicheren, näher am Harz gelegenen Streckenführung des am 1. August 1869 eröffneten Teilstückes der Südharzbahn zwischen Nordhausen und Herzberg am Harz.
Weitere Versuche um 1900 zur besseren Erschließung des oberen Helmetals scheiterten ebenfalls.
Am 17/18. August 1943 zerstörten britische Bomber Teile der Heeresversuchsanstalt Peenemünde, wo verschiedene Raketen (V1 und V2) geplant und hergestellt wurden. Nach den Bombenangriffen sollte die Produktion unterirdisch fortgeführt werden. Ausgewählt wurde hierfür die Region um Nordhausen, wo bereits einige Stollen zur Verfügung standen. Am 28. August 1943 wurde hierfür das KZ Dora-Mittelbau gegründet, das bald zahlreiche Außenstellen aufwies.
Die Südharzstrecke zwischen Walkenried und Nordhausen, die in den letzten Kriegsjahren zu den dichtbefahrensten Strecken Deutschlands gehörte, war mit den damit gestiegenen Verkehrsleistungen recht bald überfordert. Mithilfe einer Umgehungsbahn sollte der (zivile und überregionale) Verkehr den Produktionsstandort und die Konzentrationslager umfahren. Die Planungen für die neuzubauende Strecke, die Helmetalbahn, stützten sich dabei auch auf noch vorhandene Entwürfe aus dem Bauzeitraum der Südharzstrecke, denn ursprünglich sollte diese ja durch das Helmetal führen.
Bau
Durchführung
1944 waren die Planungen soweit abgeschlossen, das mit den Bauarbeiten zu der zweigleisig auszuführenden Bahnstrecke Osterhagen-Nordhausen begonnen werden konnte.
Zunächst entstanden im Sommer 1944 weitere (Bau-)Außenlager des KZ Dora-Mittelbau (unter anderem die Lager Osterhagen und Nüxei). Auch wurden zwei SS-Baubrigaden, die den Bau durchführen sollten, aus dem Ruhrgebiet in den Südharz verlegt.
Im Mai 1944 wurde mit den Vorarbeiten begonnen; der für den Bau nötige Grundbesitz wurde enteignet. Den Landeigentümern wurden lediglich finanzielle Entschädigungen nach dem siegreichen Ende des Krieges zugesichert. Zunächst wurde auf der zweispurigen Strecke aber nur ein Gleis verlegt. Das dafür benötigte Schienenmaterial (inklusive Nebengleisen waren im Frühjahr 1945 bereits rund 50 Kilometer Gleis verlegt) wurde zum großen Teil durch den Rückbau anderer Strecken gewonnen, andere Bezugsmöglichkeiten standen in den letzten zwei Kriegsjahren nicht mehr zur Verfügung.
Der Bau wurde in einem hohen Tempo mit sehr einfachen Mitteln (Näheres siehe Arbeitsbedingungen) durchgeführt. Geplante Fertigstellung der 22 Kilometer langen Neubaustrecke war der Sommer 1945, doch mit dem Vorrücken der Alliierten Streitkräfte wurden sämtliche Arbeiten im März 1945 eingestellt. Bis dahin lag zwischen Osterhausen und Mackenrode ein Gleis; auf dem Abschnitt Mackenrode-Nordhausen war die Strecke bereits zweispurig ausgebaut. Trotz der Zweigleisigkeit verlief die Strecke auf zwei Trassen (einer „Talseite“ und einer „Bergseite“). Lediglich kleinere Restarbeiten und einige Brückenbauten hätten bis zur Eröffnung im Sommer 1945 noch durchgeführt werden müssen.
Dennoch konnte der Bau der 22 Kilometer langen Eisenbahnstrecke in einem logistischen Kraftakt in der kurzen Zeit von neun Monaten unter Ausbeutung zahlreicher Häftlinge fast erreicht werden.
Arbeitsbedingungen
Die Bedingungen für die für den Bau zuständigen Häftlinge, insgesamt etwa 2600, waren äußerst schlecht. Neben den katastrophalen Bedingungen in den zahlreichen Außenlagern um Nordhausen, die für den Bau der Strecke errichtet worden waren, standen nur wenige Maschinen zur Verfügung. Lediglich einige Feldbahnen, zwei Lokomotiven und vier Dampfbagger waren vorhanden. Diese konnten aber aufgrund von Kohlemangel oft nicht eingesetzt werden.
Die umfangreichen Erdbewegungen wurden fast ausschließlich mit Schubkarren und Schaufeln vollzogen. Die für den Bau notwendigen Dammschüttungen und Waldrodungen erfolgten in Handarbeit.
Opfer
Zu den Opferzahlen liegen keine genauen Zahlen vor. Beispielsweise verloren zwischen Sommer 1944 und dem Kriegsende im Mai 1945 etwa die Hälfte der KZ-Insassen der 3. SS-Baubrigade ihr Leben. Darunter fallen aber auch die Opfer, die auf den Todesmärschen quer durch den Harz bei der Flucht vor den Alliierten im Frühjahr 1945 liegenblieben und erschossen wurden.
Direkt oder indirekt (etwa für die Versorgung) am Bau beteiligt waren etwa 2600 KZ-Häftlinge (andere Quellen sprechen von mindestens 3000 direkt Beteiligten KZ-Häftlingen). Knapp die Hälfte davon starben während des Baus der Helmetalbahn, wurden auf den Todesmärschen erschossen oder verhungerten. Zahlreiche weitere KZ-Häftlinge wurden bei Gardelegen durch Wachmannschaften bei lebendigem Leib verbrannt.
Nutzung und Abbau
Obwohl die Strecke im Frühjahr 1945 größtenteils fertiggestellt war, ist auf ihr niemals ein Zug gefahren. Das Kriegsende und die anschließende Lage im Grenzgebiet zwischen späterer Bundesrepublik Deutschland und DDR verhinderten die Fertigstellung. Auch wäre durch die bereits vorhandene, nicht einmal zehn Kilometer nördlich gelegene Südharzstrecke ein rentabler Betrieb nahezu unmöglich gewesen. 1946/47 wurden die bereits fertiggestellten Gleise wieder abgebaut. Auch die für den Bau errichteten Lager wurden nach dem Krieg wieder abgerissen. Bis heute zeugen nur noch die zahlreichen Bahndämme und Brückenwiderlager von der mit einem hohen Blutzoll errichteten Bahnstrecke.
Die Strecke
Die Strecke war zwar zweigleisig ausgeführt, jedoch verlief der Großteil der Strecke auf zwei einzelnen Trassen (dem Talgleis und dem Berggleis). Diese aufwendige Trassenführung war im Höhenunterschied von 138 Metern begründet, den die Strecke auf einer Länge von 22 Kilometern überwinden musste. Insbesondere der Abschnitt Osterhagen-Mackenrode wies ein großes Gefälle auf.
- Das Talgleis verließ die Trasse der Südharzbahn kurz nach dem Bahnhof Osterhagen, überquerte auf einer Bogenbrücke den Steingraben und traf etwa bei Kilometer Zwei auf das Verbindungsgleis zur Bergseite/Lager Tettenborn. Etwa ab Streckenkilometer 5,1 nutzen dann sowohl das Berg- als auch das Talgleis dieselbe Trasse.
- Das Bergleis hingegen, so war es zumindest projektiert, folgte der Südharzstrecke noch einen weiteren Kilometer, verlief dann zunächst Richtung Norden und unterquerte nach einem Bogen die Südharzbahn. Kurz traf die Strecke auf das Verbindungsgleis zum Lager Tettenborn/Talseite. Dann näherte sich das Berggleis langsam wieder dem Talgleis, bevor beide vor dem Bahnhof Mackenrode wieder parallel zueinander verliefen.
- Durch die geschlungene Gleisführung war das Berggleis einige Kilometer länger; dies war aber so absichtigt, damit die Lokomotiven aufgrund der geringeren Steigung größere Züge ziehen konnten.
Nach dem Bahnhof Mackenrode folgte die Bahn weiter dem Ichte- und Helmetal bis Nordhausen. Dort wurde die Strecke in die Halle-Kasseler Eisenbahn eingebunden.
Mahnmale
Nach dem Zweiten Weltkrieg schienen der Bahnbau und die damit verbundenen Opfer zunächst in Vergessenheit zu geraten. Erst nach 1990 erfolgte eine langsame Aufarbeitung der Geschichte der Helmetalbahn. 1995 wurde schließlich auf dem Gelände des ehemaligen Lagers Mackenrode ein Gedenkstein für die Opfer des Konzentrationslagers errichtet. Zwei weitere folgten schließlich 1999 in Nüxei und Osterhagen.
Literatur
- Firouz Vladi: Der Bau der Helmetalbahn. Mecke-Druck, Duderstadt 2000, ISBN 3-932752-55-4
Weblinks
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