Strobel-Mühle

Strobel-Mühle
Die Strobel-Mühle von Südosten gesehen

Die Strobel-Mühle in Pockau im Erzgebirge ist eine ehemaliges Industrieunternehmen der Papierverarbeitung, das durch ein eigenes Wasserkraftwerk die elektrische Energie für seine Holzschleiferei selbst erzeugte. Seit 1997 befindet sich im Gebäude ein christliches Jugendbegegnungszentrum und Freizeitheim des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM), der auch gleichzeitig der Rechtsträger der Einrichtung ist.

Inhaltsverzeichnis

Technikgeschichte

Die Mühle wurde zwischen 1900 und 1906 von dem Unternehmer Wilhelm Max Strobel als sogenannte Holzschleiferei in einer aufwendigen Industriearchitektur mit Turm, erbaut, zur Erzeugung von Holzschliff für die Papierherstellung. Die Versorgung der Maschinen mit elektrischer Energie erfolgte mittels einer Turbine im Fabrikgebäude, die durch ein 800 Meter langes Leitungssystem, das teilweise als Stollen ausgeführt wurde, mit dem Wasser der Schwarzen Pockau gespeist wurde. Der Betrieb war zeitweise Sachsens ertragsreichstes Wasserkraftwerk. Von einem Wehr in Niederlauterstein floss das Wasser in ein sogenanntes Wasserschloss oberhalb der Strobel-Mühle und dann durch Rohre mit zwei Metern Innendurchmesser in einem Winkel von 45° und einer Wassersäule von 17 Metern zur Turbine im Gebäude. Heute sind nur noch Reste der Anlage zu sehen, die in den 1960er Jahren aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen stillgelegt wurde.

Produktionsprozess

Die Baumstämme für die Produktion wurden über die Flöhatalbahn angeliefert, geschält, geschnitten und dann durch drei Holzschleifer zu Holzschliff (einem Rohmaterial für die Papierfabrikation) mit rotierenden Sandsteinen verarbeitet. Im weiteren Produktionsverlauf wurden die mit Wasserdruck angepressten Holzklötze zu Holzfasern, die mit Wasser vermischt durch Kanäle zu den Raffineuren, dann weiter über Filze zu den drei Walzenmaschinen liefen, wo der Holzschliff in Schichten auflief und dann mit einem Holzmesser getrennt abgenommen und als Holzpack auf Loren verladen wurde. Besonders weißer Holzstoff wurde vorher auf den Sieben noch mit einem Zusatz gebleicht. In 24 Stunden wurden 9.000 kg Holzschliff hergestellt.

Kletterhalle neben der Strobel-Mühle

weitere Entwicklung

  • 1918 übernimmt die Firma C.G. Schönherr aus Floßmühle den Betrieb.
  • 1952 übernimmt durch die Papierfabrik Grünhainichen die Anlagen, die sie aber bereits 1954 stilllegen.
  • 1954 wird das volkseigene Objekte an die Gemeinde Pockau übergeben, 1956 Weitergabe an den Rat des Kreises Marienberg.
  • 1957 erwirbt der VEB Bau- und Montagekombinat Halle die Strobel-Mühle als Ferienobjekt für die Betriebsangehörigen und betreibt es als Kinderferienlager „Anne Frank“. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde das Ferienlager für die Vormilitärischen Ausbildung in der DDR genutzt.
  • 1988/89 trifft die Stasi Vorbereitungen, um die Strobel-Mühle als Internierungslager für politische Gegner zu nutzen.
  • 1993 wird die damalige Hallesche Mitteldeutsche Bau AG aus Halle von der Treuhandanstalt privatisiert und ist als Nachfolgebetrieb neuer Eigentümer des Ferienobjektes.
  • 1997 wird der Verein CVJM Strobel-Mühle Pockautal e. V. ins Leben gerufen, übernimmt das Objekt und baut es zum Jugendbegegnungszentrum aus. Die Eröffnung fand am 16. Mai 1998 statt.
  • 2006 kauft der CVJM die Strobel-Mühle.
Hochseilgarten neben der Strobel-Mühle

Veranstaltungen

Durch den CVJM organisiert finden hier jährlich zahlreiche christliche Veranstaltungen, vor allem für Jugendliche statt. Höhepunkt ist das jährlich in den Sommerferien stattfindende MissioCamp, ein einwöchiges Zeltcamp für 14- bis 24-jährige.

Verkehrsanbindung

Die Strobel-Mühle ist über die Staatsstraße 224 (Rittersberg-Pockau) und mit der Erzgebirgsbahn, Haltepunkt Strobelmühle, erreichbar.

Weblinks

50.6802260913.21140289

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