Städtisches Krankenhaus am Friedrichshain

Städtisches Krankenhaus am Friedrichshain
Historisches Eingangstor zum Krankenhaus mit den Jahreszahlen 1870 und 1874 an den gusseisernen Torflügeln

Das Städtische Krankenhaus am Friedrichshain war das erste städtische Krankenhaus Berlins. Es befindet sich in Berlin-Friedrichshain, an der Landsberger Allee im Volkspark Friedrichshain. Seit 2001 gehört es als Klinikum im Friedrichshain zu den Vivantes-Kliniken. Die Anlage ist ein denkmalgeschütztes Bauensemble.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Die Gründung des Krankenhauses erfolgte auf Initiative von Heinrich Kochhann und Rudolf Virchow und dank eines befristeten Legats des Kaufmanns Jean Jacques Fasquel über 50.000 Thaler, was mit der Anbringung einer Tafel zur Schenkung am Eingangstor gewürdigt wurde.

Gedenkplatte für die Schenkung
Ehemaliges Direktorenhaus neben dem alten Eingang

Der Bau entstand 1868 bis 1874 nach Entwürfen von Martin Gropius und Heino Schmieden unter wesentlicher fachlicher Mitarbeit von Rudolf Virchow auf dem Gelände des Volksparks Friedrichshain, der ein paar Jahre später als Ausgleich für den Flächenverlust durch den Krankenhausbau nach Osten hin erweitert wurde. Die ersten Patienten konnten 1874 zur Behandlung aufgenommen werden, bis dahin stand in Berlin als Krankenhaus nur die Charité zur Verfügung. Von den gleichen Architekten erfolgten 1876, 1882 und 1887 Ergänzungsbauten. Die Gesamtanlage, für die etwa ein Fünftel der früheren Parkfläche abgetrennt werden musste, war Ende des 19. Jahrhundert beispielhaft für Krankenanstalten im aus hygienischen Gründen bevorzugten Pavillon-Stil. Als Vorbild diente die Backsteingotik, die allerdings nun aus Mauerwerk und Verblendklinkern gestaltet wurde. Für öffentliche Bauten in Berlin hatte man damals rote Backsteine mit gelben Ziegelstreifen abgesetzt, glasierte Schmuckbänder und einige historisierende Details als Terrakotta-Fassade lockerten die Bauten auf.

Bis in die 1920er und 1930er Jahre folgten weitere Umbauten und Erweiterungen, so das Röntgenhaus und die Frauenklinik nach Entwürfen des städtischen Baurates Meurer.

Eingangsbereich mit Poliklinik im Jahr 1953

Nach starken Zerstörungen durch Luftangriffe und andere Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg wurden von 1950 bis 1955 nach Plänen des Bauateliers Kamps eine sechsgeschossige Mehrflügel-Anlage als Bettenhaus und Operationstrakt, die einige der früheren Einzelhäuser U-förmig zusammenfasste, ein neuer Eingangsbereich mit Poliklinik und weitere Gebäude errichtet. 1968 wurde die Zentrale Rettungs- und Intensivtherapieabteilung (ZRI) eröffnet, in der Fachärzte Tag und Nacht über alle Möglichkeiten der Sofortdiagnostik und -therapie verfügten.

Bis September 2002 wurde der in den 1950er Jahren nicht ausgeführte vierte Flügel in Backsteinoptik mit einem neuen Empfangsbereich nach Entwürfen von Stephan Höhne fertiggestellt, dem die ehemalige Poliklinik weichen musste. Frühere Gebäudeteile wurden saniert oder teilrekonstruiert.

Medizinische Bedeutung

Das Krankenhaus im Friedrichshain gehört seit seiner Gründung zu den führenden Krankenhäusern Berlins. Hier waren bedeutende Mediziner tätig, unter anderem Franz Büchner, Alexander von Domarus, Carl Friedländer, Paul Fürbringer, Hans Christian Gram, Moritz Katzenstein, Moritz Mebel, Ludwig Pick, Willibald Pschyrembel, Max Schede, Fritz Schiff, Friedrich Trendelenburg, Hans Wildegans und Alfred Wolff-Eisner. Bereits 1897 wurde ein Röntgen-Kabinett eingerichtet, 1969 das erste Nierentransplantationszentrum der DDR.

Heute ist das „Klinikum im Friedrichshain“ eine der wichtigsten und größten Klinika der Vivantes GmbH. 18 Kliniken, zwei Zentren und ein Institut sind im Klinikum im Friedrichshain integriert. Dazu gehören unter anderem die operativen Kliniken für Neurochirurgie, HNO, Visceralchirurgie, Unfallchirurgie, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Orthopädie, Dermatologie, Urologie, Gynäkologie und Geburtsmedizin, die Kliniken für Innere Medizin: Angiologie, Gastroenterologie, Kardiologie, Nephrologie sowie die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, die Klinik für Anästhesie und die Klinik für Neurologie. Im Klinikum befindet sich ein Zentrum für Gefäßmedizin sowie eine Ambulanz für Gerinnungsstörungen. Des Weiteren gibt es hier die einzige Sauerstoffüberdruckkammer Berlins, die der Behandlung von Patienten mit bestimmten schwer therapierbaren Krankheitsbildern wie zum Beispiel Tauchunfällen, Rauch- und Gasvergiftungen dient.

Im Jahr 2007 eröffnete auf dem Klinikgelände eine psychiatrische Tagesklinik, 2008 wurde die bauliche und technische Erneuerung der Frauenklinik abgeschlossen.[1]

Das Klinikum ist Unfall-Schwerpunkt-Klinikum für den Versorgungsbereich Berlin-Mitte, weswegen es auf dem Klinikgelände einen eigenen Landeplatz für Rettungshubschrauber gibt und ein Notarzteinsatzfahrzeug der Berliner Feuerwehr stationiert ist.

Statistik

  • Bettenkapazität: 600 (1874), 1010 (1914), 680 (2004), 668 (2006)
  • Anzahl der Behandlungen: 24.111 (2004), 29.954 (2006)
  • Anzahl der Ärzte: 247 (2004), 233 (2006), 266 (2008)
  • Anzahl der Pflegekräfte: 548 (2004), 408 (2006)
  • Anzahl der Mitarbeiter gesamt: 1.022 (2008)
  • stationäre Behandlungen pro Jahr: 29.505
  • ambulante Behandlungen pro Jahr: 48.678 (2006)[2]

Kunst im Klinikum und im Park des Klinikums

Beim Spaziergang kann man im gepflegten Park und im Inneren der Gebäude einige Kunstwerke ganz unterschiedlicher Art betrachten. Unter „Kunst im Haupthaus“ befindet sich die Darstellung „Orbit I“ von Bernhard Heiliger als Leihgabe aus der Berlinischen Galerie, Jahr 2008. Die folgende Galerie vermittelt einen kleinen Eindruck, eine Fotosammlung der ausgestellten Werke steht unter Commons. Weitere Metallskulpturen stammen von den Künstlern Achim Pahle und Hartmut Sy.[3]

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbericht Vivantes für das Jahr 2007; PDF; abgerufen am 6. März 2009
  2. (Online-)Qualitätsbericht des Vivantes Klinikums Friedrichshain per 31. 12. 2006
  3. Homepage von Hartmut Sy mit Darstellung seiner Werke

Literatur

  • Meyers Konversations-Lexikon. Vierte Auflage. Zehnter Band. Verlag des Bibliografischen Instituts, Leipzig 1888, S. 150 ff.
  • Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR, Hauptstadt Berlin I. Henschelverlag, Berlin 1984
  • Jan Feustel: Spaziergänge in Friedrichshain. Haude und Spener, Berlin 1994, ISBN 3-7759-0357-7, S. 22 ff.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler / Berlin. 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, München 2000, ISBN 3-422-03071-9, S. 199.

Weblinks

52.52496113.4390377Koordinaten: 52° 31′ 30″ N, 13° 26′ 21″ O


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