Susanne von Paczensky

Susanne von Paczensky

Susanne von Paczensky (Geburtsname Czapski) (* 22. Januar 1923 in Augsburg; † 15. Mai 2010 in Hamburg) war eine deutsche Journalistin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Susanne von Paczensky wuchs in Berlin auf. Ihr Vater war ein hoher preußischer Beamter mit sozialdemokratischer Tradition. Obwohl getaufter Protestant, wurde er in der Zeit des Nationalsozialismus zum Juden und Susanne zum „Mischling“ erklärt. Nach dem Abitur absolvierte sie 1945 eine Ausbildung zur Nachrichtenredakteurin bei der von amerikanischen Besatzungsoffizieren gegründeten Nachrichtenagentur DANA. Für diese berichtete sie 1945 über die Nürnberger Prozesse. Sie war eine der wenigen Frauen, die dort zugelassen waren.

Von 1947 bis 1949 war sie Redakteurin der von den britischen Besatzungsmacht gegründeten Tageszeitung „WELT” in Hamburg. Sie heiratete den Journalisten Gert von Paczensky, und beide wurden politische Korrespondenten der WELT. Von 1949 bis 1957 war sie Auslandskorrespondentin in London und Paris. Von 1958 an lebte sie als freie Journalistin in Hamburg.

Im Jahre 1969 wurde ihre Ehe mit Gert von Paczensky geschieden. Die westdeutsche Studentenbewegung entstand und die Frauenbewegung blühte auf. Ihr frauenpolitisches Engagement begann. Gemeinsam mit ihren Mitstreiterinnen gründete sie die Hamburger Gruppe F.R.A.U. sowie später die Fraueninitiative 6. Oktober, die sich für eine aktive Gleichstellungspolitik einsetzten. Sie schrieb über die Pille, über den Prozess „EMMA” gegen „STERN”, über Reformen im Strafvollzug und den § 218. Dieser war auch ein zentrales Thema ihrer Buchreihe „Frauen aktuell“, die sie von 1977 bis 1983 im Rowohlt-Verlag herausgab. Jedes Jahr erschienen sechs Bände als rororo-Taschenbücher zu Themen wie Gewalt in der Ehe, Frauen im Parlament, Türkinnen in der BRD, Väter als Täter, Mütterfeindlichkeit, Frauen als Komplizinnen.

1982 gründete sie das Hamburger Familienplanungszentrum Hamburg e. V., das Beratung zu Themen wie Sexualität, Empfängnisverhütung, Schwangerschaft und Sexualpädagogik anbietet und mit Pro Familia (Deutschland) und der Arbeiterwohlfahrt kooperiert. 2003 wurde sie Ehrenvorsitzende des Vereins.

Zu einem Zeitpunkt im Leben, an dem andere sich auf den Ruhestand vorbereiten , begann von Paczensky noch einmal etwas Neues und promovierte in Soziologie.

Von 1991 bis 2001 war sie Auslandskorrespondentin in San Franzisko und kehrte 2003 nach Hamburg zurück. Der Wiedervereinigung und damit einhergehendem Aufleben patriotischer Stimmungen begegnete sie mit großer Skepsis. Ein „Großdeutsches Reich“, wie sie es nannte, wollte sie nicht noch einmal erleben. Eine politisch engagierte Zeitgenossin blieb sie – auch in Berkeley. Sie schrieb für die ZEIT, für die Brigitte und für die Süddeutsche Zeitung. Nun waren es der Strafvollzug in den USA und die Todesstrafe, gegen die sie sich einsetzte. Hauptpunkt ihrer Kritik war, dass die Bürgerrechte, auf die die US-Amerikaner so stolz seien, für den Verurteilten nicht gelten sollten.

Sie war über 30 Jahre lang SPD-Mitglied.

Ihr Sohn ist der ehemalige taz-Fotograf Ali Paczensky, Geschäftsführer der Agentur Fotofinder in Berlin.[1] Ihre Tochter ist die ehemalige Pressesprecherin des Bundesverfassungsgerichts und jetzige Staatsrätin der Hamburger Justizbehörde, Carola von Paczensky (* 1958).

Preise

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Website von Fotofinder.

Weblinks


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