Sylvester Stadler

Sylvester Stadler
Sylvester Stadler (1943)
Von links: Sylvester Stadler, Hans Weiß, Christian Tychsen, Otto Kumm, Vinzenz Kaiser und Karl-Heinz Worthmann in der Sowjetunion (April 1943); Aufnahme einer SS-Propagandakompanie

Sylvester Stadler (* 30. Dezember 1910 in Fohnsdorf in Österreich; † 23. August 1995 in Königsbrunn) war Kommandeur der 9. SS-Panzer-Division „Hohenstaufen“ der Waffen-SS sowie Befehlshaber jenes SS-Regiments, welches für das Massaker von Oradour-sur-Glane verantwortlich ist. Zu Kriegsende nur 34 Jahre alt, trug er den Rang eines SS-Brigadeführers und Generalmajors der Waffen-SS.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines steirischen Bergmanns erlernte nach Volks- und Landesbürgerschule den Beruf eines Elektrotechnikers.

Am 31. Juli 1933 kam er nach Deutschland, wo er sich einige Monate später als Freiwilliger zur SS-Verfügungstruppe meldete.

Nach Abschluss der Junkerschule in Bad Tölz (von April 1935 bis März 1936) zum Untersturmführer befördert, kämpfte er 1940 mit der SS-Verfügungsdivision in Frankreich, wo er bei Arras verwundet wurde. Nach einer weiteren Verwundung in der Schlacht um Moskau im Jahre 1941, wurde er für kurze Zeit als Taktiklehrer an der Junkerschule Tölz eingesetzt.

Ab 1. März 1942 kommandierte er das II. Bataillon des zur 2. SS-Panzerdivision Das Reich gehörenden Panzergrenadier-Regiments „Der Führer“. Im Mai 1943 wurde er zum Kommandeur des gesamten Regiments „Der Führer“ ernannt, mit dem er in Rußland kämpfte. Für die Zurückschlagung eines Einbruchs der Roten Armee bei Charkow wurde ihm am 16. September 1943 das Eichenlaub zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen.

Zur Auffrischung wurde das in Rußland stark dezimierte Regiment „Der Führer“ Anfang 1944 - ebenso wie die übrige 2. SS-Panzerdivision Das Reich - nach Frankreich in den Raum Toulouse verlegt. Am 10. Juni 1944 brannten Angehörige des Regiments „Der Führer“ den Ort Oradour-sur-Glane nieder und ermordeten 642 Männer, Frauen, Greise, Kinder und Babys. Verantwortlich waren Soldaten der 3. Kompanie des 1. Bataillons unter dem Bataillonskommandanten SS-Sturmbannführer Adolf Diekmann. Stadler legte dagegen „Protest“ ein und strebte kriegsgerichtliche Ermittlungen gegen Diekmann an. Dieser fiel jedoch kurz nach dem Massaker in den Kämpfen nach der alliierten Landung in der Normandie. Stadler bereitete sich damals auf die Übernahme eines neuen Kommandos vor, sodaß er am 14. Juni 1944 das Kommando über das Regiment „Der Führer“ an Otto Weidinger abgab[1]. Ab dem 10. Juli 1944 war Stadler dann Kommandeur der 9. SS-Panzer-Division Hohenstaufen. Mit dieser Einheit nahm er an den Kämpfen in der Normandie teil, ehe er sich, unterbrochen von einer neuerlichen Verwundung, Anfang Mai in Steyr (Österreich) mit den Resten seiner Division den Amerikanern ergab.

Zur Rechtfertigung der Handlungsweise seines ehemaligen Regiments erklärte Stadler nach dem Krieg bei seiner Vernehmung vor einem Staatsanwalt bezüglich des Massakers von Oradour, er habe am Morgen des 10. Juni 1944 über Informationen verfügt, wonach sich in Oradour ein Partisanenstab befand und für den Nachmittag die öffentliche Verbrennung des entführten Obersturmbannführers Helmut Kämpfe geplant gewesen sei.

Weiter behauptete Stadler, am Morgen des 9. Juni seinen Ordonnanzoffizier Gerlach beauftragt zu haben, für Teile des Regiments in Nieul ein Quartier zu suchen. Dieser sei dann aber während der Fahrt dorthin von Partisanen überfallen worden und in den Ort Oradour-sur-Glane verbracht worden, wo er eine rege Partisanentätigkeit wahrgenommen hätte und sogar bewaffnete Frauen gesehen haben will. Gerlachs Fahrer sei übrigens von den Partisanen getötet worden, weshalb Gerlach dann selbst die Flucht gelungen sei und Stadler davon Bericht erstatten konnte.

Die späteren Zeugenaussagen der Überlebenden des Massakers von Oradour und insbesondere der Angeklagten selbst bei den Prozessen in Bordeaux 1953 und in Berlin, widerlegten Stadlers Aussagen bald eindeutig.

Tatsächlich wollte Stadler mit solchen Aussagen nicht nur sich selbst entlasten, sondern die Mordaktion im nachhinein als „legal“ darstellen. Und nicht zuletzt ging es ihm wohl auch darum, den Mythos von der „sauberen“ Waffen-SS zu bilden bzw. zu erhalten. Insgesamt verbrachte Sylvester Stadler nur wenige Jahre in Haft.

Einzelnachweise

  1. http://www.oradour.info/appendix/dasorder.htm Aufstellung der Einheiten der SS-Division Das Reich im Juni 1944

Literatur

  • Bernd Wegner: Hitlers Politische Soldaten. Die Waffen-SS 1933-1945., 6. Auflage, Schöningh, Paderborn 1999.
  • Smelser, Syring (Hrsg.): Die SS. Elite unter dem Totenkopf. Schöningh, Paderborn 2000.
  • Peter Przybylski und Horst Busse: Mörder von Oradour. Militärverlag DDR, Berlin 1984.

Weblinks

 Commons: Sylvester Stadler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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