Bezeichnungen für die Griechen

Bezeichnungen für die Griechen
Seit dem 8. Jh. v. Chr. entstanden in Magna Graecia zahlreiche griechische Städte. Durch den Kontakt der Italiker mit diesen Siedlern, vermutlich Hellenen aus Graea, den Graeci, etablierte sich im Westen die Bezeichnung Griechen.

Die Griechen der Neuzeit nennen sich selbst Hellenen (griechisch Έλληνες), jedoch hatten sie im Laufe der Geschichte zahlreiche unterschiedliche Bezeichnungen. So nannten sich die bei den Thermopylen gefallenen Soldaten Hellenen. Allerdings war diese Bezeichnung in den ersten Jahrhunderten des Christentums ein Synonym für Heidentum. In der Spätantike nannten die Griechen sich Romaioi (altgriechisch Ῥωμαῖοι – „Römer“). Unterschiedlichste geschichtliche Entwicklungen beeinflussten ihre Selbstbezeichnung. Diese variierenden Namen waren entweder völlig neu, oder bereits früher benutzt worden und in Vergessenheit geraten. Sie waren zu jeweils ihrer Zeit signifikant und können heute als austauschbar betrachtet werden, was bedeutet, dass für die Griechen die Vielnamigkeit (Polyonymie) gilt. Westeuropäer benutzten in verschiedenen Abwandlungen schon immer die Bezeichnung Griechen, während Perser, Türken und die Völker des Ostens auf die Bezeichnung Yunan zurückgriffen.

Inhaltsverzeichnis

Heutige Bezeichnungen der Griechen

In verschiedenen historischen Epochen erhielten die Griechen von unterschiedlicher Seite unterschiedliche Namen. Dabei wurde die jeweilige Bezeichnung nicht selten von anderen Völkern übernommen. So geht z. B. die türkische Bezeichnung auf die persische zurück oder die deutsche auf die lateinische. Auf diese Weise bildeten sich hauptsächlich drei Kategorien, denen jeweils eine gemeinsame Wurzel zugrunde liegt.

Wurzel „gr“

In den meisten europäischen Sprachen und jenen Sprachen, die deren Bezeichnungen übernommen haben, beginnt der Name für Griechenland mit den Buchstaben „gr“. Der Ursprung all dieser Bezeichnungen liegt im lateinischen Begriff Graecus, der die antike römische Bezeichnung für die Griechen war:

Wurzel „un“

In den meisten Sprachen des Ostens, bzw. des Nahen Ostens besteht die gemeinsame Wurzel in der Silbe „yun“. Diese geht vermutlich auf den Stamm der Ionier zurück, also auf jene Griechen, die in der Antike die westlichen Küsten Anatoliens bevölkerten:

Wurzel „hl“

Die dritte Wurzel ist „hl“, die weltweit in nur wenigen Sprachen benutzt wird, darunter die griechische:

Sonstige

Eine interessante und einzigartige Bezeichnung benutzen die Georgier: Zu antiken Zeiten wurden die Griechen von den Kolchern ბერძენი (berdzeni) genannt. Dieser Name lässt sich auf ბრძენი (georg. brdzeni = weise) zurückführen. Georgischen Historikern zufolge nimmt diese Bezeichnung Bezug darauf, dass die Philosophie ihren Ursprung im antiken griechischen Raum hat. Auch die Georgier der Neuzeit nennen die Griechen ბერძენი (berdzeni) und Griechenland საბერძნეთი (saberdznet'i), also 'Land der Griechen' oder wörtlich 'Land der Weisen'.

Achaier (Ἀχαιοί)

In Homers Ilias werden die alliierten Streitkräfte der Griechen mit drei verschiedenen Namen bezeichnet, die oft alternativ gebraucht werden: Argiver (gr. Ἀργεῖοι, taucht 29 Mal auf), Danaer (gr. Δαναοί, taucht 138 Mal auf) und Achaier (gr. Ἀχαιοί, taucht 598 Mal auf).[1]

Argiver ist eine politische Bezeichnung, die auf die Hauptstadt der Achaier zurückzuführen ist: Argos. Die Bezeichnung Danaer (nach dem mythischen Danaos, dem Stammvater des argivischen Herrschergeschlechts) bezieht sich auf den ersten griechischen Stamm, der die Peloponnes dominierte, wie auch eine Region in der Nähe von Argos. Achaier ist der Name des griechischen Stammes, der im Zuge der Dorischen Wanderung auf die Peloponnes (Achaia) zurückgedrängt wurde und hier prägend wurde.

Der Begriff Hellenen wurde von Homer als Sammelbezeichnung für die griechischen Stämme nicht verwendet.

Hellenen (Ἕλληνες/Έλληνες)

Zu Zeiten des Trojanischen Krieges bezeichnete der Begriff Hellenen einen verhältnismäßig kleinen, aber mächtigen Stamm aus der Gegend des thessalischen Phthia, der seine Wurzeln vermutlich im heutigen Epirus, im Nordwesten hatte. Wichtige Siedlungen dieses Stammes waren Alos, Alope, Trehine und Argos.[2] Zwar gibt es zahlreiche Versuche einer etymologischen Herleitung für das Wort Hellene, aber keine gilt als hinreichend akzeptiert. So suchen diese den Ursprung des Wortes beispielsweise in den Wortteilen Sal (beten), ell (gebirgig), oder sel (erleuchtet). Eine neuere Studie führt den Namen auf die Stadt Hellas nahe dem Fluss (arabisch „el-oued“) Spercheus zurück, die auch heute noch diesen Namen trägt.[3] Als sicher gilt, dass der Begriff Hellenen mit dem Wort Selloi (gr. Σελλοί) verbunden ist, den Priestern des epirotischen Dodona. Homer zufolge verehrte Achilles den dodonischen Zeus als Gott seiner Ahnen:

"Zeus, pelasgischer, weitab wohnender Herr von Dodona
Wo die Winter so rauh. Dort lagern am Boden die Selloi,
Deine Seher, um dich mit nie gewaschenen Füßen.."[4]

Ptolemäus nennt Epirus das „ursprüngliche Hellas“[5], und Aristoteles berichtet, dass eine Naturkatastrophe „im alten Hellas, zwischen Dodona und dem Fluss Acheloos, dem Land das von Selloi und Graekoi besiedelt war, die später als Hellenen bekannt wurden“[6], am schlimmsten gewütet hat. Daraus wird gefolgert, dass der Stamm der Hellenen seinen Ursprung in Epirus hatte und erst später nach Süden, in die Gegend des thessalischen Phthia umsiedelte. Die Verbreitung des dodonischen Zeuskultes (die Griechen neigten dazu, immer größere Gemeinschaften und Amphiktyonien zu bilden) und die zunehmende Popularität des delphischen Kultes führte schließlich dazu, dass die Bezeichnung Hellene über die gesamte Halbinsel Gebrauch fand, später über die Ägäis hinweg auch in Kleinasien, wie auch westwärts, in das heutige Süditalien und Sizilien, einer Region die auch als Magna Graecia bekannt ist.

Schriftlich ist der Begriff des Hellenen in diesem erweiterten Sinne erstmals in einer Beschreibung der 48. Olympischen Spiele durch Echembrotos (584 v. Chr.) überliefert.[7] Vermutlich wurde der Begriff mit den Olympischen Spielen im 8. Jahrhundert v. Chr. in dieser überregionalen Form eingeführt und hatte sich bis ins 5. Jahrhundert dauerhaft etabliert. Eine Inschrift in Delphi aus der Zeit nach den Perserkriegen, preist Pausanias als siegreichen Anführer der Hellenen.[8] Das Bewusstsein einer panhellenischen Einheit förderten insbesondere regelmäßige religiöse Festspiele, wie beispielsweise die Mysterien von Eleusis, deren Teilnehmer griechischsprachig sein mussten. Auch die vier Panhellenischen Spiele (darunter auch die Olympischen Spiele), bei denen die Stammeszugehörigkeit für die Teilnahme entscheidend war, förderten das Zusammengehörigkeitsgefühl der verschiedenen griechischen Stämme unter dem Begriff des Hellenen. An den Spielen durften weder Frauen noch Nichtgriechen teilnehmen. Später wurde diese Regelung unter der römischen Herrschaft Kaiser Neros gelockert.

Die lange nach der Südmigration der vier griechischen Hauptstämme entwickelten mythischen Abstammungsgeschichten, im Rahmen derer auf namhafte Gründerfiguren zurückgegriffen wurde, veranschaulicht das Identitätsgefühl diese Stämme. Der Legende nach war Hellen (Ἕλλην), Sohn des Deukalion und der Pyrrha, Stammvater der Hellenen. Seine mit der Nymphe Orseis gezeugten Söhne Aiolos, Doros und Xuthos, waren wiederum Gründerväter der griechischen Stämme der Äoler, Dorer, Achaier und Ionier. Die letzteren gehen auf die Söhne des Xuthos zurück: Achaios und Ion.

Epiroten, Molosser und Makedonen wurden während des Trojanischen Krieges begrifflich nicht zu den Hellenen gezählt, weil diese Bezeichnung zu jener Zeit nur auf den besagten thessalischen Stamm um Phthia bezogen wurde, zu dessen Mitgliedern auch Achilleus gehörte. Auch nachdem die Bezeichnung auf alle Stämme südlich des Olymps ausgedehnt wurde, zählte man diese drei Stämme nicht zu den Hellenen. Ein Grund dafür war vermutlich deren Weigerung, an den Perserkriegen teilzunehmen, welche damals zur lebenswichtigen Aufgabe des Hellenentums erklärt worden waren; allerdings nahmen diese Stämme bereits vor den persischen Kriegen an den Olympischen Spielen teil[9], wo sie sich mit anderen Hellenen im Wettkampf messen konnten (zur Teilnahme waren ausschließlich Hellenen zugelassen.). Thukydides bezeichnet die Akarnaner, Ätolier[10], Epiroten[11] und Makedonen[12] als Barbaren, tut dies aber in strikt linguistischem Sinne.

Der Athener Redner Demosthenes charakterisiert in seinen Philippikai die Makedonen gar als schlimmer als Barbaren. Allerdings stellen seine Reden unter Berücksichtigung des damals aktuellen politischen Geschehens einen einzigen Aufruf zum Widerstand gegen den makedonischen König Philipp II. dar, der zu dieser Zeit in für den Stadtstaat Athen gefährlichem Maße an Macht und Territorium gewann. Der Staatsmann aus dem demokratischen Athen akzeptierte den panhellenischen Führungsanspruch des undemokratischen Königreichs Makedonien nicht, sondern unterstützte weiterhin den Führungsanspruch Athens, worin er die ideale Form des Hellenentums sah. Nicht zuletzt deswegen liest sich seine Charakterisierung des makedonischen Königs auszugsweise sehr polemisch: „Weder Hellene, noch Verwandter der Hellenen, nicht einmal ein Barbar von irgendeinem ehrenhaften Orte, sondern ein abscheulicher Geselle aus Makedonien, woher man bisher nie einen anständigen Sklaven kaufen konnte.“ Eine fremde Herkunft der Makedonier behauptet er in seinen Philippischen Reden nicht, noch versucht er sie zu beweisen. Als barbarisch erachtet er vielmehr deren politisches System, vor allem aber die offene Infragestellung der Vormachtstellung Athens im hellenischen Raum.

Polybios dagegen betrachtet die Stämme des westlichen Hellas, die Epiroten und die Makedonen, in jeder Hinsicht als Hellenen.[13] Auch Strabon beschreibt Makedonien als Teil von Hellas.[14]

Hellenen und Barbaren

In den folgenden Jahrhunderten gewann der Begriff des Hellenen eine ausgedehntere Bedeutung und wurde, als Kontrast zum Barbaren, auf zivilisierte Völker allgemein angewendet.

Anfänglich hatte das Wort Barbar jedoch eine andere Bedeutung. Ursprünglich nannten die griechischen Stämme ihre nicht griechischsprachigen Nachbarn "βάρβαροι" (Barbaren), im Sinne von "Sprecher einer fremdem Sprache". Die Bezeichnung Barbar, so wird angenommen, findet ihren Ursprung im lautmalerischen bar-bar, was das Gestammel Fremdsprachiger beschreiben soll, deren Sprache sich in den Ohren der Griechen so angehört hat.[15] Laut Herodot nannten auch die Ägypter jeden, der eine andere Sprache als sie selbst sprach, einen Barbaren.[16] In späteren Zeiten gaben die Slawen den Deutschen die Bezeichnung nemec, was "stumm" bedeutet, während sie sich selbst slověnski nannten, also "Menschen des Wortes".[17]

Erst später sind die Griechen dazu übergegangen, die Bezeichnung barbarisch als verallgemeinernde, abfällige Beschreibung fremder Lebensweisen zu benutzen. Letztlich wurde das Wort durch den zunehmenden Negativgebrauch mit der Bedeutung "ungebildet" oder "unzivilisiert" belegt. Demnach galt: "ein ungebildeter Mann ist auch ein Barbar".[18] Nach Dionysios von Halikarnassos unterschied sich ein Hellene von einem Barbaren durch vier Merkmale: Sprache, Bildung, Religion und Rechtsstaatlichkeit.[19] Paulus von Tarsus dagegen predigte, dass "Hellenen und Barbaren, beide klug und töricht" seien.[20]

Die Abgrenzung zwischen Hellenen und Barbaren dauerte bis in das 4. Jahrhundert v. Chr. Euripides empfand es als natürlich, dass Hellenen über Barbaren herrschen sollten, da erstere seiner Meinung nach für die Freiheit und letzteren für die Sklaverei bestimmt waren.[21]. Aristoteles kam zu dem Schluss, dass "die Natur des Barbaren und des Sklaven eine und dieselbe ist".[22] Die rassische Abgrenzung begann erst mit den Lehren der Stoiker abzuklingen, die zwischen Natur und Konvention unterschieden und lehrten, dass alle Menschen vor Gott gleich seien und folglich nicht von Natur aus einander ungleich sein könnten.

Die Eroberungszüge Alexander des Großen festigten den griechischen Einfluss im Osten, indem durch sie die griechische Kultur nach Asien gebracht wurde, welche dort Bildung und Gesellschaft dauerhaft veränderte. Isokrates erklärte in seiner Panegyrik, dass die Schüler Athens nun zu Lehrern der Welt geworden seien, durch die der Name Hellas nicht länger eine Rasse, sondern den Intellekt bezeichne und der Begriff Hellene nicht mehr für gemeinsame Herkunft, sondern für gemeinsame Bildung und Werte stehe.[23] So bedeutete der Hellenismus die Entwicklung von der klassischen griechischen Kultur zu einer Zivilisation mit globalen Dimensionen, die nunmehr jedem offen stand. Entsprechend entwickelte sich der Begriff des "Hellenen" von der Bedeutung des ethnischen Griechen hin zu einem kulturellen Begriff, der diejenigen einschloss, die ihr Leben griechischen Wertvorstellungen unterwarfen.

Griechen (Γραικοί), Yunani (Ἴωνες), und Yavan (יָוָן)

Soleto ist eine der neun griechischsprachigen Städte Apuliens in Italien. Die Einwohner sind Nachkommen griechischer Siedler, die seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. Kolonien in Italien und Sizilien gründeten. Sie sprechen Griko, einen Dialekt, der aus dem Dorischen Griechischen hervorgegangen ist, welches sich aber unabhängig vom Hellenistischen Griechischen entwickelte. Die Einwohner der Stadt nennen sich Grekos, abgeleitet vom lateinischen Graecus, und betrachten sich als Hellenen.

Der im Deutschen gebräuchliche Begriff des Griechen entspringt dem lateinischen Graecus welcher seinerseits im griechischen Γραικός (Graikos) seinen Ursprung hat, dem Namen eines böotischen Stammes, der sich im 8. Jahrhundert v. Chr. in Italien ansiedelte und unter dessen Namen die Hellenen im Westen bekannt wurden. Homer erwähnt in der Ilias die böotische Stadt Graea[24] und Pausanias zufolge war Graea der antike Name von Tanagra.[25] Cumae, eine Stadt südlich von Rom und westlich von Neapolis (heute Neapel) wurde von Griechen aus den Städten Chalkis und Graea gegründet. Durch den Kontakt letzterer mit den Römern könnte der Begriff Graeci als Sammelbezeichnung für alle Hellenen entstanden sein.
Laut Aristoteles, der die älteste schriftliche Quelle für die Stadt Graea liefert, erschütterte eine Naturkatastrophe den zentralen Epirus, eine Gegend deren Bewohner als Γραικοί (Graeci) bekannt waren und später Hellenen (Ἕλληνες) genannt wurden.[26]
Die am meisten dominierende Theorie über die griechische Kolonisierung Italiens besagt, dass ein Teil des epirotischen Stammes nach der Naturkatastrophe nach Phthia übersiedelte, wo dessen Mitglieder sich später Hellenen nannten, welche Achilles nach Troja führte. Die im Epirus zurückgebliebenen Graeci vermischten sich mit anderen Stämmen, behielten aber ihren Stammesnamen. Im 8. Jahrhundert v. Chr. schließlich bildeten sie im italienischen Süden und in Sizilien (Magna Graecia) die erste Kolonistenwelle.
In der Mythologie war Graecus ein Bruder des Latinus und Neffe des Hellen, des Urvaters der Hellenen.

Eine vollkommen andere Bezeichnung für die Griechen entwickelte sich dagegen im Osten. Die antiken Völker des Nahen Ostens bezeichneten die Griechen als Yunan, was dem persischen Yauna entspringt, welches wiederum dem griechischen Ιωνία (Ionia) entlehnt ist, der Westküste Anatoliens. Namensgeber war hier der griechische Stamm der Ionier, die im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Persern erobert wurden und deren Name, ähnlich wie der Name der Graeci im Westen, auf die Gesamtheit der Hellenen bezogen wurde.[27] Alle Völker, die unter persischem Einfluss gestanden haben, übernahmen diese Bezeichnung. Hier findet auch die Sanskrit-Bezeichnung Yavana ihre Herkunft, welche in alten Sanskrit-Quellen überliefert ist. Erstmals taucht dieser Begriff in Paninis Grammatik auf. Später etabliert sich Yonaka (Yona in Pali) als Bezeichnung für die Indo-Griechen.
Der Begriff Yunan findet heute in folgenden modernen Sprachen Gebrauch: Fārsi, Arabisch (يوناني), Türkisch, Hindi (युनान), malaiisch und indonesisch.

Der verwandte Begriff Yavan bzw. Javan (יָוָן) wurde in frühen biblischen Zeiten als Bezeichnung für die Griechen des östlichen Mittelmeeres benutzt. Entsprechend wird die Gestalt des Jawan, Sohn Jafets, als Urvater der Griechen in der Genesis 10:2 erwähnt.

Christliche Verzerrung und Bedeutungswandel des Begriffs "Hellene"

Im Laufe der ersten christlichen Jahrhunderte wurde der Begriff Hellene mit der Bedeutung "Heide" belegt und behielt diese Bedeutung bis zum Ende des ersten christlichen Jahrtausends. In diesem ersten Jahrtausend spielte die frühe christliche Kirche im Bedeutungswandel des Wortes eine tragende Rolle. Dabei war der Kontakt mit den Juden entscheidend, da er zum christlichen Gebrauch des Begriffs Hellene als Mittel zur religiösen Unterscheidung führte: Die Juden unterschieden, wie die Griechen, zwischen sich und Fremden, jedoch unterschieden sie, anders als die Griechen, aufgrund allein religiöser und weniger aufgrund sonstiger kultureller Merkmale. In der Weise, wie die Griechen alle unzivilisierten Menschen Barbaren nannten, betrachteten die Juden alle Nichtjuden als Gojim, was wörtlich „Nationen“ bedeutet. Die frühen Christen, selbst aus dem Judentum hervorgegangen, übernahmen diese Form der religiösen Unterscheidung, wodurch nun der vorher kulturell besetzte Begriff des Hellenen im christlichen Sprachgebrauch auf seinen religiösen Inhalt reduziert wurde, der die ursprüngliche Bedeutung letztendlich vollständig verdrängte. In der Folge waren sämtliche Nichtchristen in den Augen der Christen Hellenen.

Der Apostel Paulus benutzte in seinen Briefen die Bezeichnung Hellene fast immer in Verbindung mit Hebräer, damals vermutlich noch mit dem Ziel der Repräsentierung beider Religionsgemeinschaften. Mit neuer, rein religiöser Bedeutung taucht der Begriff Hellene erstmals im Neuen Testament auf. So kniet laut dem Evangelium nach Markus 7:26 eine Frau vor Jesus und bittet um die Heilung ihrer Tochter.

Im altgriechischen Original heißt es:
"ἡ δὲ γυνὴ ἦν ῾Ελληνίς, Συροφοινίκισσα τῷ γένει· καὶ ἠρώτα αὐτὸν ἵνα τὸ δαιμόνιον ἐκβάλῃ ἐκ τῆς θυγατρὸς αὐτῆς" [28]

Übersetzung in der King-James-Bibel:
"The woman was a Greek, a Syrophenician by nation; and she besought him that he would cast forth the devil out of her daughter. "

Heutige deutschsprachige Übersetzung:
"Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben."

Da die Frau von Geburt Syrophönizierin war, was ihre ethnische Zugehörigkeit festlegt, muss der Begriff ῾Ελληνίς (Hellenin) in diesem Zusammenhang folglich für ihre Religion stehen. Zwar wurde er in der King-James-Bibel aus dem 17. Jahrhundert als Greek übersetzt, in Wulfilas gotischer Bibelübersetzung allerdings bereits viel früher als haiþno ("Heide"). In der Wycliff-Übersetzung wird, wie in der heute gängigen deutschsprachigen Übersetzung, ebenso auf den Begriff Heide zurückgegriffen.

Die Entwicklung des Begriffs Hellene hin zu seiner neuen, rein religiösen Bedeutung vollzog sich nur langsam und war vermutlich erst im 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. abgeschlossen. Aelius Aristides wählte Hellenen, Chaldäer und Ägypter als repräsentativ für sämtliche heidnischen Völker.[29] Clemens von Alexandria berichtete später von einem unbekannten christlichen Schreiber, der die erwähnten Völker als Hellenen zusammenfasst und von zwei alten und einer neuen Nation spricht: der christlichen Nation.[30]

Zahlreiche Schriften dieser Zeit dokumentieren den semantischen Wandel des Begriffs. Deren erste ist die Oratio ad Graecos Tatians, die 170 n. Chr. fertiggestellt wurde. Hierin widerlegt Tatian die heidnischen Religionen zugunsten des Christentums. Die wichtigste der späteren Arbeiten war Gegen die Hellenen von Athanasius, nach anderen Quellen ursprünglich Gegen die Heiden. Der Name wurde von einem künftigen Autor geändert, in einer Zeit, als Hellene seine antike Bedeutung vollends verloren hatte. Fortan hatte Hellene nicht mehr die Bedeutung des ethnischen Griechen oder desjenigen, der die griechische Kultur angenommen hatte, sondern wurde zu einem Sammelbegriff für die Heiden, vollkommen gleich welcher Abstammung. Der gescheiterte Versuch Kaiser Julians das Dodekatheon wieder aufleben zu lassen, brachte ihm von Seiten der Kirche den Beinamen Apostata (griechisch ‚Abtrünniger‘) ein, während Gregor von Nazianz konstatierte, dass die „Dinge zugunsten des Christentums verliefen und die Lage der Hellenen sich sehr verschlimmert habe“.[31] Ein halbes Jahrhundert später erhoben sich Christen gegen den Eparchen von Alexandria, den sie des Hellenentums anklagten.[32] Zwar war es Theodosius I., der die ersten Gesetze gegen das Heidentum veranlasste, die Massenverfolgungen der Heiden wurden jedoch letztlich durch die Reformen Justinians ermöglicht: Das Corpus Iuris Civilis enthielt Gesetze, welche die vollständige Vernichtung des Hellenentums verordneten, welche im öffentlichen Leben von Männern in hohen Positionen eifrig vorangetrieben wurde. Die offizielle Verfolgung des Heidentums erklärte Nichtchristen zu einer allgemeinen Bedrohung, was die Bedeutung von Hellene nur noch weiter beeinträchtigte. Paradoxerweise war Tribonian, Iustinians Leiter der Kommission zur Überarbeitung der bisherigen Rechtstraditionen, der Suda zufolge selbst Hellene (Heide).[33]

Römer/Rhomäer (Ῥωμαῖοι) und Romioi (Ῥωμιοί)

Hieronymus Wolf war ein deutscher Historiker des 16. Jahrhunderts. Er begründete die byzantinische Geschichtsschreibung um zwischen der mittelalterlichen griechischen und der antiken römischen Geschichte zu unterscheiden.

Römer (Roméi, Ῥωμαῖοι, daraus neugriechisch Romií, Ῥωμιοί und türkisch Rum, vgl. Rumelien) ist die Bezeichnung, die sich für die Griechen der Spätantike und des Mittelalters etablierte. Dieser Name bezeichnete ursprünglich die Einwohner der Stadt Rom in Italien, verlor aber den ausschließlichen Bezug zu den Latinern allmählich mit der Einbeziehung anderer Völker, darunter auch die Griechen, in das Römische Reich. Im Jahre 212 n. Chr. gewährte die Constitutio Antoniniana Kaiser Caracallas allen freien Bürgern des Reichs das römische Bürgerrecht. Die neue Bezeichnung repräsentierte die religiöse Zugehörigkeit der Griechen zum Christentum. Durch die, christlich vorangetriebene, semantische Negativbelegung des Begriffs Hellene (was nun Heide bedeutete), war ein Rückgriff auf diese Bezeichnung zu jener Zeit unmöglich. Das Wort Romios wurde zur allgemeinen Bezeichnung für die Griechen des Oströmischen Reichs. Auch heute noch findet dieser Begriff in Griechenland Verwendung und ist, nach Hellene, die gängigste Selbstbezeichnung der Griechen.

Diese fremdsprachige Bezeichnung war anfänglich von rein politischer und nicht ethnischer Bedeutung, gründete sie doch auf dem römischen Anspruch, sämtliche Völker der Welt unter dem einen, wahren Gott zu vereinen. Bis in das frühe 7. Jahrhundert, als das Reich sich noch über weite Gebiete und viele Völker erstreckte, galt die Bezeichnung Römer (Rhomäer) als Hinweis auf die Staatsangehörigkeit, nicht auf die Herkunft. Um zwischen Staatsangehörigkeit und Abstammung zu unterscheiden, konnten die verschiedenen Völker zusätzlich die eigenen Ethnonyme oder Toponyme benutzen. Dies ist der Grund dafür, weshalb der Historiker Prokopios von Caesarea die Byzantiner Hellenisierte Römer nannte,[34] während andere Schreiber Bezeichnungen wie Romhellenen oder Graekoromanen verwendeten [35]. Ziel solcher Bezeichnungen war, gleichzeitig Staatsangehörigkeit und Herkunft auszudrücken.
Die Invasionen der Langobarden und Araber im gleichen Jahrhundert führte zum Verlust der meisten Provinzen, einschließlich die italischen und asiatischen, mit Ausnahme Anatoliens. Die übriggebliebenen Gebiete waren überwiegend griechisch, wodurch sich die Bevölkerung des Reichs nun als stärker zusammenhängende Einheit verstand, letzten Endes eine bewusste Identität entwickelte. Anders als in schriftlichen Quellen der Jahrhunderte zuvor ist in byzantinischen Dokumenten gegen Ende des ersten Jahrtausends deutlicher Nationalismus erkennbar.

Das Scheitern der Byzantiner, dem Papst Schutz vor den Langobarden zu gewährleisten, zwang ihn dazu, sich anderweitige Hilfe zu suchen. Der Mann, der seinem Ruf folgte war Pippin der Mittlere, dem er den Titel Patrizier verlieh, was einen folgenreichen Konflikt auslöste. 772 beendete man in Rom das Gedenken an Kaiser Konstantin, der die Hauptstadt von Rom nach Konstantinopel verlegt hatte. Im Jahre 800 krönte Papst Leo III. Karl den Großen zum römischen Kaiser, womit er die den oströmischen Kaiser nun offiziell nicht mehr als römischen Kaiser anerkannte. Nach Ansicht der Franken transferierte das Papsttum die römisch-kaiserliche Autorität in legitimer Weise von den Griechen zu den Deutschen.[36] Dies entfachte einen Namenskrieg zwischen dem bereits bestehenden Oströmischen und dem durch die Franken neu gegründeten Römischen Reich im Westen. Da bereits ein Kaiser in Konstantinopel existierte, erkannte man ihm im Westen von nun an die römische Nachfolge schlicht mit der Begründung ab, dass die Griechen angeblich nichts mit dem römischen Vermächtnis gemein hätten. So heißt es in einer Botschaft von Papst Nikolaus I. an den oströmischen Kaiser Michael III., dass er nicht mehr 'Kaiser der Römer' genannt werde, weil die Römer, deren Kaiser er sein wolle, doch faktisch Barbaren für ihn seien.[37]

Fortan nannten die Franken den Kaiser im Osten Kaiser der Griechen und dessen Land Griechisches Reich, um auf diese Weise beide römische Titel dem fränkischen König vorzubehalten. Die in diesem Namensstreit gegensätzlichen Parteien verfolgten jedoch nur nominale Interessen, es wurden keine gegenseitigen Gebietsansprüche erhoben. Dennoch veranschaulicht die Beleidigung, die dieser Streit für die griechischen Oströmer bedeutete, wie wichtig ihnen in der Zwischenzeit der römische Name (ρωμαίος) geworden war. So wurde der fränkische Delegierte Bischof Liutprand in Konstantinopel für kurze Zeit eingekerkert, weil er den römischen Kaiser nicht mit korrektem Titel ansprach.[38] Seine Einkerkerung stellte ebenso eine Vergeltungsmaßnahme für die Bildung des Heiligen Römischen Reichs unter dem Kaiser Otto I. dar.

Byzantiner (Βυζαντινοί)

Der Untergang des Weströmischen Reichs im Jahre 476 verstärkte bei den Völkern des Oströmischen Reichs die Verbundenheit zum Christentum und, mehr als je zu vor, zum Römertum. Obwohl sie ihre Regierung nun nicht mehr mochten als vorher, so wurde sie zumindest von den Griechen unter ihnen nicht mehr als fremd angesehen, da sie endgültig nicht mehr in Händen der italischen Latiner war. Der Begriff Hellene allerdings war im Zuge der Christianisierung des Römischen Reichs bereits mit einer neuen Bedeutung (Heide) belegt worden und deshalb auf eine Person griechischer Herkunft oder Kultur nicht mehr ohne Weiteres anwendbar. Stattdessen etablierte sich nach und nach der Name Romioi (Ρωμιοί) als Bezeichnung für die Griechen, den sie für sich in der Form anwendeten, wie heute der später im Westen erschaffene Begriff Byzantiner auf sie angewendet wird.

Der Terminus Byzantinisches Reich wurde im Jahre 1557, also ein Jahrhundert nach Untergang des oströmischen Reiches, vom deutschen Historiker Hieronymus Wolf erschaffen. Damit begründete er in seinem Werk Corpus Historiae Byzantinae eine byzantinische Geschichtsschreibung, um zwischen der antiken römischen und der mittelalterlichen griechischen Geschichte zu unterscheiden, ohne dabei die antiken Vorfahren der Griechen zu berücksichtigen. Viele zeitgenössische Schreiber übernahmen seine Begriffsgebung, blieben aber größtenteils unbekannt, womit der Begriff Byzantinisches Reich zu jener Zeit noch nicht die historiographische Dominanz erlangte, die er heute innehat.
Als später das historische Interesse an diesem Teil der Geschichte wuchs, wurden zunächst verschiedene Begriffe für das griechisch geprägte Oströmische Reich verwendet: Englische Historiker bevorzugten den Begriff Römisches Reich (Edward Gibbon benutzte diesen Begriff in eher herabsetzender Weise) während französische Historiker es griechisch nannten.[39] Der Begriff des Byzantinischen Reichs tauchte erst Mitte des 19. Jahrhunderts wieder auf und dominiert seither die gesamte Geschichtsschreibung. Sogar in Griechenland wurde der Name übernommen, trotz der Einwände Konstantinos Paparregopoulos’ (Gibbons einflussreicher griechischer Gegenpart), es müsse Griechisches Reich genannt werden. Einige griechische Gelehrte folgten Paparregopoulos zwar, was aber lediglich zur kurzzeitigen Popularität des Begriffs im Griechenland im 20. Jahrhundert führte.[40] Allerdings ist aber auch dort die Bezeichnung Byzantinisches Reich in der Geschichtswissenschaft, wie im Volksmund, etabliert.

Wiederbelebung der Bedeutung von „Hellene“

Die Einnahme von Konstantinopel, von Eugène Delacroix, 1840. Die Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzritter im Jahre 1204 rief erbitterten griechischen Nationalismus und Verachtung den Lateinern gegenüber hervor, wie zeitgenössischen Dokumenten zu entnehmen ist. Niketas Choniates zeichnet in seinen Chroniken ein genaues Bild der Plünderung, wie auch deren Nachwirkungen.

Der säkulare Gebrauch von Hellene erfuhr im 9. Jahrhundert eine Wiederentdeckung, nachdem das Heidentum faktisch ausgemerzt worden war und keine Gefahr mehr für die christliche Dominanz darstellte. Dabei folgte die Wiederentdeckung der alten Bedeutung denselben Weg zurück, den der Begriff in seinem Bedeutungswandel gegangen war. In der Antike ursprünglich ein ethnischer Begriff, war Hellene in der hellenistischen Epoche ein kultureller, und im Christentum schließlich ein religiöser. Mit dem Verschwinden des Heidentums und der Wiederentdeckung der Wissenschaften gewann der Begriff zunächst seine kulturelle Bedeutung und schließlich, im 11. Jahrhundert, seine antiken Bedeutung zurück. Hellene stand fortan, neben dem bereits gebräuchlichen Römer (Romios, Ῥωμιός), für den ethnischen Griechen.

Zeugnisse aus der Zeit zwischen dem 11. und dem 15. Jahrhundert und der Folgezeit (Anna Komnena, Michael Psellos, Johannes III. Vatatzes, Georgios Gemistos Plethon u. v. a.) belegen die Wiederbelebung der Bezeichnung Hellene als potenziellen Ersatz für ethnische Bezeichnungen wie Graikos oder Romios. Beispielsweise bezeichnete Anna Komnena ihre Landsleute als Hellenen, benutzte die Bezeichnung aber nicht im Sinne von Heide. Außerdem rühmte sie sich ihrer hellenischen klassischen Bildung, wobei sie griechische Muttersprachlerin war und griechisch nicht erst als Fremdsprache erlernen musste.

Die erneute Gründung der Universität von Konstantinopel förderte ein Interesse insbesondere an den griechischen Studien. Patriarch Photios I. reagierte gereizt auf die Bevorzugung hellenischer Studien gegenüber anderen geistigen Arbeiten. Michael Psellos empfand es als Kompliment, als Kaiser Romanos III. ihn seiner hellenischen Bildung lobte, während er es als Schwäche empfand, dass der Nachfolger, Michael IV., nicht im Mindesten eine solche gehabt hatte.[41] Anna Komnena behauptete von sich, sie habe die hellenischen Studien in höchstmöglichem Ausmaß betrieben.[42] Darüber hinaus berichtet sie in Bezug auf das von ihrem Vater gegründete Waisenhaus, dass dort „ein Skythe hellenisch lerne, ein Römer hellenische Texte bearbeite und ein ungebildeter Hellene korrekt hellenisch“ spreche.[43] Diese Fälle veranschaulichen, dass ein Punkt erreicht ist, an dem die griechischen Byzantiner sich auf einer politischen Ebene als Römer verstehen, sich ihrer Herkunft nach aber strikt als hellenisch definieren. Eustathios von Thessalonike differenziert zwischen diesen Bedeutungen in seinem Bericht vom Fall Konstantinopels im Jahre 1204, indem er die Invasoren als Lateiner bezeichnet, und damit all jene zusammenfasst, die der Römisch-Katholischen Kirche angehörig waren, während er mit Hellenen die überwiegend griechische Bevölkerung des Oströmischen Reiches meinte.[44]

Die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzritter verstärkte das griechische Nationalgefühl im Reich. Niketas Choniates bestand auf die Benutzung der Bezeichnung Hellenen und betonte die Verbrechen der Lateiner gegen die Hellenen auf dem Peloponnes und dass der Fluss Alpheios die Neuigkeiten zu den Barbaren nach Sizilien tragen würde, den Normannen.[45] Nikephoros Blemmydes bezeichnete die Byzantinischen Kaiser als Hellenen[46] und Theodor Alanias schrieb in einem Brief an seinen Bruder, dass „die Heimat vielleicht erobert wurde, Hellas aber dennoch in jedem weisen Manne weiterlebt“.[47] Kaiser Johannes III. schrieb aus dem Exil in einem Brief an Papst Gregor IX. über die Weisheit, die „auf die hellenische Nation herabregnet“. Er behauptete, dass die Übertragung der kaiserlichen Macht von Rom nach Konstantinopel national gewesen sei, nicht nur geografisch und es den Lateinern nicht zustehe, Konstantinopel zu besetzen: Das Erbe Konstantins, so argumentierte er, wurde an die Hellenen weitergegeben und sie allein seien dessen Erben und Nachfolger.[48] Sein Sohn, Theodor II. Laskaris bietet weitere Zeugnisse des aufgekeimten hellenischen Nationalgefühls als er schreibt, dass die hellenische Sprache über allem anderen stehe. Außerdem schreibt er, dass „jede Form der Philosophie und des Wissens auf Entdeckungen der Hellenen zurückgehen... Was hast du, O Italiker, vorzuweisen?“[49] Äußerungen wie diese veranschaulichen in deutlicher Weise die Steigerung griechischen Nationalismus als Folge des 4. Kreuzzugs. Außerdem dokumentieren sie die semantische Rückkehr der Bezeichnung Hellene zu einem Begriff der ethnischen Zugehörigkeit.

Die Entwicklung dieser Bezeichnung vollzog sich langsam, ersetzte aber die Selbstbezeichnung Romios (Ῥωμιός) nie vollständig. Entsprechend nannte Nikephoros Gregoras sein Werk Römische Geschichte.[50] Kaiser Johannes VI., ein großer Befürworter der hellenischen Bildung, bezeichnete in seinen Erinnerungen die "Byzantiner" als Römer.[51] Dennoch wurde er in einem Schreiben vom Sultan Ägyptens, Nasser Hassan Bin Mohammed, als „Kaiser der Hellenen, Bulgaren, Asanen, Walachen, Russen, Alanen“ angesprochen, nicht aber der Römer.[52] Im 15. Jahrhundert betonte Georgios Gemistos Plethon Kaiser Konstantin Palaiologos gegenüber, dass das Volk das er führte hellenisch sei, wie deren „Rasse, Sprache und Bildung“ beweise[53], während Laonikos Chalkokondyles sich dafür aussprach, den Begriff Römer vollständig mit Hellenen zu ersetzen.[54] Kaiser Konstantin Palaiologos selbst nannte Konstantinopel einen „Zufluchtsort der Christen, Freude und Hoffnung aller Hellenen“.[55]

Hellenische Kontinuität und byzantinisches Bewusstsein

Tatsächlich war sich die überwältigende Mehrheit der „Byzantiner“ ihrer ununterbrochenen Kontinuität zur Antike sehr bewusst. Trotz der Tatsache, dass die alten Griechen keine Christen waren, betrachteten die „Byzantiner“ sie dennoch als ihre Vorfahren. Eine weitere Bezeichnung für Romios war neben Hellene der Begriff Graekos (Γραικός). Auch dieser Begriff wurde von den „Byzantinern“ (in Verbindung mit Romios) oft zur ethnischen Selbstbezeichnung benutzt (z. B. Graekoromanen von Prokop[35] Belege für die Benutzung des Begriffs Graekos durch die „Byzantiner“ gehen auf die Arbeiten von Priskos zurück, einem Historiker aus dem 5. Jahrhundert. Darin berichtet er, während eines Gastmahls am Hofe Attilas jemanden getroffen zu haben, der wie ein Skythe gekleidet war, aber griechisch sprach. Als Priskos ihn fragte, wo er die Sprache gelernt habe, entgegnete ihm dieser, er sei als Graikos geboren.

Auch andere „byzantinische“ Schreiber bezeichnen das Staatsvolk als Griechen (Graekoi) bzw. Hellenen, wie Konstantinos Porphyrogennitos im 10. Jahrhundert. Dieser berichtet unter anderem von einer slawischen Revolte bei Patras auf dem Peloponnes, im Zuge derer Häuser von Griechen (ton Graikon) geplündert wurden.

Insgesamt ist die Kontinuität der hellenischen Antike über den gesamten Zeitraum des Oströmischen Reiches nachweisbar, bis hin in das 15. Jahrhundert. Die griechischen „Byzantiner“ erwiesen sich als fähig, ihre Identität zu wahren und sich dabei den notwendigen Änderungen anzupassen, welche die Geschichte mit sich brachte.

Wettbewerb zwischen den Bezeichnungen Hellenen, Römer und Griechen

Nach dem Fall des Byzantinischen Reiches und während der osmanischen Besatzung entstand ein heftiger ideologischer Streit um die drei rivalisierenden nationalen Bezeichnungen der Griechen. Die Heftigkeit dieses Namensstreits nahm zwar nach Beendigung der griechischen Unabhängigkeitskriegs ab, jedoch löste sich die Frage erst mit dem Verlust der kleinasiatischen Küste an die Türken im 20. Jahrhundert endgültig.

Dieser Streit reflektiert die divergierenden Ansichten über die Geschichte von Klassizisten einerseits und Medievalisten andererseits, die ohne die Existenz eines Byzantinischen Staates versuchten, die griechische Nationalität zu definieren. Der Begriff des Hellenen im Sinne einer Person griechischer Herkunft hatte sich seit seiner Wiedergeburt im Mittelalter etabliert, jedoch dominiert in großen Teilen der Bevölkerung, insbesondere der Landbevölkerung, noch die Selbstbezeichnung Römer (Romioi, Ῥωμιοί), welche die Herkunft aus dem Byzantinischen Reich signalisieren sollte. Entsprechend hatte auch der griechische Gelehrte Rigas Feraios noch im späten 18. Jahrhundert „Bulgaren, Arvaniten, Armenier und Römer“ dazu aufgerufen, die Waffen gegen die Osmanen zu erheben.[53] In seinen Memoiren benutzte auch Ioannis Makrygiannis, General der griechischen Revolutionäre, die Bezeichnung Römer, wenn er von seinen Landsleuten sprach.[56]

Griechen (Γραικός) war der am wenigsten populäre der drei Namen, genoss dafür aber in Gelehrtenkreisen weit größere Achtung. Adamantios Korais, ein namhafter griechischer Klassizist, rechtfertigte diese Bezeichnung in Dialog zwischen zwei Griechen:

„Unsere Vorfahren nannten sich ‚Griechen’, nahmen später aber den Namen ‚Hellenen’ an, nach einem Griechen, der sich Hellen nannte. Eine dieser beiden Bezeichnungen ist folglich unser korrekter Name. Ich befürworte ‚Griechenland’, denn so nennen uns sämtliche aufgeklärten Nationen Europas.“ [57]

Da nach 1453 kein byzantinischer Staat mit der Hauptstadt Konstantinopel mehr existierte, verlor Römer nach und nach an Bedeutung, womit Hellenen sich wieder als ethnische Bezeichnung durchsetzen konnte. Dionysios Pyrros fordert in Cheiragogy die ausschließliche Nutzung von Hellenen, da es doch schließlich die antiken italischen Römer gewesen seien, die Hellas unterjocht und vernichtet hätten.[58] In einer 1806 im italienischen Pavia veröffentlichten Kampfschrift heißt es: „Die Zeit ist gekommen, O Hellenen, unsere Heimat zu befreien.“[59] Der Führer des griechischen Unabhängigkeitskampfes begann seine Erklärung mit einem ähnlichen Satz: „Die Zeit ist gekommen, O Männer, Hellenen.“[60] Nachdem diese Bezeichnung von geistlicher wie weltlicher Führung der Griechen akzeptiert worden war, setzte sie sich auch in der Bevölkerung durch.

Mit dem Ausbruch des Unabhängigkeitskampfes im Jahre 1821 wurde ein weiterer semantischer Wandel erkennbar. Die meist ungebildete griechischen Rebellen etablierten eine obskure Differenzierung zwischen „untätigen Römern“ und „aufständischen Hellenen“.[61] Damit übernahm der Begriff Römertum zu jener Zeit zunehmend die Bedeutung der osmanischen Unterjochung. Der griechische General Theodoros Kolokotronis legte besonderen Wert darauf, dass seine Truppen als Hellenen bezeichnet wurden. Sein Helm war einem antiken griechischen Helm nachempfunden. General Makrygiannes berichtet in seinen Memoiren von einem Priester, der vor den Römern (Zivilisten) seine Pflicht erledigte, insgeheim aber die Hellenen (Kämpfer) ausspionierte. Römer wurde mit Passivität und Versklavung assoziiert, während Hellene für die Erinnerung an die glorreiche antike Zeit stand und für den Freiheitskampf.

Die Einwohner des neu entstandenen, unabhängigen Staates nannten sich Hellenen, was die Verbindung mit dem antiken Griechenland verdeutlicht. Das wiederum förderte die Fixierung auf das Altertum und die Nachlässigkeit gegenüber anderen Perioden der Geschichte, insbesondere des byzantinischen Jahrtausends, welches Erblasser unterschiedlicher und in vielen Fällen bedeutenderer Hinterlassenschaften war.

Diese klassizistische Haltung wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Aussicht auf die Befreiung der griechisch bevölkerten Teile der kleinasiatischen Küste und Konstantinopels abgeschwächt und von der Vision der Wiederherstellung des Byzantinischen Reiches aller Griechen abgelöst (vgl. Große Idee). Das zwiespältige Verhältnis der Griechen zu diesen beiden bedeutenden Epochen ihrer Geschichte äußert sich in einer 1844 vor dem Parlament gehaltenen Rede des griechischen Außenministers: „Das Königreich Griechenland ist nicht Griechenland; es ist nur ein kleiner, schwacher Teil Griechenlands... Es gibt zwei Zentren des Hellenismus. Athen ist die Hauptstadt des Königreichs. Konstantinopel ist die große Hauptstadt, die Stadt, Traum und Hoffnung aller Hellenen.“[62]

Literatur

  • Panagiotis Christou: The Adventures of the National Names of the Greeks. Thessaloniki 1964.
  • Antonios Hatzis: Elle, Hellas, Hellene. Athen 1935–1936.
  • Julius Jüthner: Hellenen und Barbaren. Aus der Geschichte des Nationalbewußtseins. Dieterich, Leipzig 1923.
  • Ioannis Kakrides: Ancient Greeks and Greeks of 1821. Athen 1956.
  • Basso Mustakidou: The words Hellene, Greek, Roman, Byzantine, Ottoman, Turk. Tybigge 1920.
  • A. Rambeau: L'empire Grecque au X. siecle.
  • John Romanides: Romanity, Romania, Rum. Thessaloniki 1974.
  • Steven Runciman: Byzantine and Hellene in the 14th century.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Homer: Ilias Buch 2, 494–760 (mit Ausnahme des νεων κατολογος)
  2. Homer: Ilias Buch 2, S. 681-685
  3. Antonis Hatzis: Helle, Hellas, Hellene S.128-161, Athen, 1935
  4. Homer: Ilias Buch 16, S. 233-235
  5. Ptolemäus: Geographia 3, 15
  6. Aristoteles: Meteorologika I, 352b
  7. Pausanias: Periégesis tes Hellados 10, 7, 3 (Beschreibung Griechenlands)
  8. Thukydides: Histories I, 132
  9. Beispielsweise König Alkon und König Tharypas von Mollosus, König Alexander I. sowie Archelaos von Makedonien und Theagenes von Thassos
  10. Thukydides: History II, 68, 5 and III, 97, 5
  11. Thukydides: History II, 68, 9 and II, 80, 5 and I, 47, 3
  12. Thukydides: History II, 80, 5
  13. J. Juthner: Hellenen und Barbaren. Leipzig, 1928, S.4
  14. Strabon: Geographika 7, 9, 11
  15. Oxford English Dictionary, 2nd Edition, 1989, "barbarous" (Eintrag)
  16. Polybios: Historien 9, 38, 5; siehe auch Strabon, "Geographika", 7, 7, 4; siehe auch Herodot, "Historien", Buch I, 56 and Buch VI, 127 and Buch VIII, 43
  17. Herodot: Histories Buch II, 158
  18. Aristophanes: Die Wolken S. 492
  19. Dionysios von Halikarnassos: Ῥωμαική ἀρχαιολογία (Rhōmaikē arkhaiologia) 1, 89, 4
  20. Paulus von Tarsus: Brief des Paulus an die Römer 1, 14
  21. Euripides: Iphigenie in Aulis S. 1400
  22. Aristoteles: Republic I, 5
  23. Isokrates: Panegyrika S. 50
  24. Homer: Ilias II, S. 498
  25. Pausanias: Böoter und Phokäer Buch 5, S. 136
  26. Aristoteles: Meteorologika I, S. 352a
  27. Hilmar Klinkott: Yauna – Die Griechen aus persischer Sicht? In: Hilmar Klinkott (Hrsg): Anatoloien im Lichte kultureller Wechselwirkungen. S. 107-148. Attempo, Tübingen 2001. ISBN 3-89308-333-2.
  28. Paulus von Tarsus: Acts of the Apostles 13, 48 & 15, 3 & 7, 12
  29. Neues Testament: Evangelium nach Markus 7, 26
  30. Aristides: Apology
  31. Clement of Alexandria: Miscellanies 6, 5, 41
  32. Gregor von Nazianz: Gegen Julian 1, 88
  33. Sokrates: Ecclesiastical History 7, 14
  34. Suda Lexikon: Eintrag τ (t)
  35. a b Prokopios von Caesarea: Gotenkrieg 3, 1 & Vandalenkrieg, 1, 21
  36. Lambru: Palaeologeia and Peloponnesiaka 3, 152
  37. Papst Innozenzt: Decretalium "Romanorum imperium in persona magnifici Caroli a Grecis transtuli in Germanos."
  38. Epistola 86, of year 865, PL 119, 926
  39. Warren Treadgold: History of the Byzantine State and Society Stanford 1997, S. 136
  40. Edward Gibbon: Verfall und Untergang des römischen Imperiums, Alexandre Rambeau, L'empire Grecque au X'siecle
  41. Ρωμαίος (Römer) blieb weiterhin eine weitreichend gebräuchliche Selbstbezeichnung, selbst nach der Gründung des modernen Griechenlands im Jahre 1829. Anastasius Eftaliotes, published his history of Greece series in 1901 under the title "History of Romanity", reflecting how well rooted Roman heritage was in Greeks, as late as the 20th century.
  42. Romanos III: Towards the son of Romanus himself, S. 49
  43. Anna Komnena: Alexiade prologue 1
  44. Anna Komnena: Alexiade 15, 7
  45. Espugnazione di Thessalonica, S. 32, Palermo 1961
  46. Niketas Choniates: The Sack of Constantinople 9 ’¦Å, Bonn, S .806
  47. Nikephoros Blemmydes: Pertial narration 1, 4
  48. Theodor Alanias: PG 140, 414
  49. Johannes Vatatzes: Unpublished Letters of Emperor John Vatatzes Athens I, S. 369–378, (1872)
  50. Theodor Laskaris: Christian Theology 7,7 & 8
  51. Nikephoros Gregoras: Roman History
  52. John Catacuzenus: History 4, 14
  53. a b Similar texts were composited by the scribes of the Kings in the north, e.g. of Russia, Poland, Lithuania...
  54. Georgios Gemistos Plethon: Paleologeia and Peloponessiaka" S. 247
  55. Laonikos Chalkondyles: History I 6 ’¦Å’¦Å
  56. Rigas Feraios: Thurios Zeile 45
  57. General Makrygiannis: Memoiren Buch 1, S. 117, Athens 1849
  58. Adamantios Korais: Dialogue between two Greeks Venice 1805, S. 37
  59. Dionysius Pyrrhus: Cheiragogy (Χειραγωγία) Venedig 1810
  60. Hellenic Prefecture: Athens 1948, S. 191
  61. Ioannou Philemonus: Essay Buch 2, S. 79
  62. Ioannis Kakrides: Ancient Greeks and Greeks of 1821 Thessalonike, 1956

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