Tadeus Reichstein

Tadeus Reichstein
Tadeus Reichstein
Tadeus Reichstein

Tadeus Reichstein Quarles van Ufford (* 20. Juli 1897 in Włocławek, Leslau, Kongresspolen, als Tadeusz Reichstein; † 1. August 1996 in Basel, Schweiz) war ein Schweizer Chemiker und Botaniker polnisch-jüdischer Herkunft.

Inhaltsverzeichnis

Schule, Studium und Tätigkeiten

Tadeus Reichstein verbrachte seine frühe Kindheit in Kiew, ging zunächst in Jena zur Schule und kam mit acht Jahren in die Schweiz. Nach dem Besuch der Oberrealschule studierte er Chemie an der ETH Zürich und promovierte 1921 bei Professor Hermann Staudinger über das Thema Über das offenkettige Tropin und einige seiner Homologen. Im Jahre 1929 erfolgte seine Habilitation über Die Zusammensetzung der Aromastoffe der gerösteten Cichorie und Arbeiten in der heterocyclischen Reihe im Bereich der organischen Chemie.[1]

Im Jahre 1931 wurde er Assistent von Prof. Leopold Ružička, und im Jahre 1937 wurde er zum außerordentlichen Professor der speziellen organischen und physiologischen Chemie an der ETH Zürich ernannt. Ab 1938 übernahm er die Leitung des Pharmazeutischen Instituts der Universität Basel und 1946 zusätzlich den Lehrstuhl für Organische Chemie. Von 1960 bis 1967 war er Direktor des Instituts für Organische Chemie an der Universität Basel.

Entdeckungen, Entwicklungen und Nobelpreis

Für die Entdeckungen bei den Hormonen der Nebennierenrinde, ihrer Struktur und ihrer biologischen Wirkungen erhielt er 1950 gemeinsam mit Edward Calvin Kendall und Philip S. Hench den Nobelpreis für Medizin. Er war Mitglied der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften.

Reichstein isolierte die Hormone der Nebennierenrinde, klärte unter anderem die molekulare Struktur des lebenswichtigen Aldosterons auf und erkannte die therapeutische Wirksamkeit des Cortisons zur Behandlung rheumatischer Krankheiten. 1932 stellte Tadeusz Reichstein das Vitamin C auf einem Weg der Synthese her, der sich zur industriellen Produktion eignete. Nach seinem Verfahren produzierte die Pharmafirma Hoffmann-La Roche bereits 1934 über 50 Kilogramm Vitamin C. Auf Reichstein geht die 1934 eingeführte Reichstein-Synthese der Ascorbinsäure (Vitamin C) zurück.

Im Jahre 1935 entwickelte Reichstein den Wirkstoff Desoxycorticosteronacetat (DOCA). DOCA konnte auch noch in sehr schweren Fällen der Addinsonschen Krankheit Heilerfolge zeigen.

Nach seiner Emeritierung 1967 widmete er sich ganz dem Studium der Farne. Sein botanisches Autorenkürzel lautet Reichst.[2]

Reichstein war der erste Nobelpreisträger, welcher das 99. Lebensjahr vollendete.

Schriften (Auswahl)

  • Eine wirksame kristallinische Substanz aus der Rinde der Nebenniere, Corticosteron. Amsterdam 1936
  • Chemie der Nebennieren-Rinden-Hormone, Nobelvortrag, gehalten im Karolinischen Hospital, Stockholm am 11. Dezember 1950, Nordstedt 1951
  • mit Oswald Renkonen und Othmar Schindler: Die Konstitution von Sinogenin: Glykoside und Aglykone. Zagreb 1957
  • Die Zucker der herzaktiven Glykoside. Tagungsband, London 1958
  • mit Bernhard Lang und M. Maturova: Isolierung der Substanzen aus „Gloriosa superba Levin“. Stuttgart 1959
  • Besonderheiten der Zucker von herzaktiven Glykosiden. Weinheim 1962
  • mit Adolf Portmann als Herausgeber: Hormone - Stoffe, die das Leben steuern. Basel 1967

Literatur

Weblinks

 Commons: Tadeus Reichstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dietrich von Engelhardt: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Naturwissenschaftler. Band 2, München 2003, S. 722
  2. Reichstein, Tadeus bei cartage.org.lb

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tadeus Reichstein — (Włocławek (Polonia), 20 de julio de 1897 1 de agosto de 1996) nació en el seno de una familia judía en Polonia. Estudió Medicina en la Universidad de Zúrich. Posteriormente se tras …   Wikipedia Español

  • Tadeus Reichstein — Tadeus Reichstein, nació en Wlocawek (Polonia) en 1947. Estudió Medicina en la Universidad de Zurich. Posteriormente se trasladó a Basilea en cuya universidad ejerció de profesor Realizó trabajos sobre los glucósidos que ejercen acción… …   Enciclopedia Universal

  • Tadeus Reichstein — Infobox Scientist name = PAGENAME box width = image width =150px birth date = July 20, 1897 birth place = Włocławek, Congress Poland death date = death date and age|1996|8|1|1897|7|20 death place = Basel, Switzerland residence = citizenship =… …   Wikipedia

  • Tadeus Reichstein — noun a Swiss chemist born in Poland; studied the hormones of the adrenal cortex • Syn: ↑Reichstein • Instance Hypernyms: ↑chemist …   Useful english dictionary

  • Medizinnobelpreis 1950: Philip Showalter Hench — Edward Calvin Kendall — Tadeus Reichstein —   Die drei Biochemiker aus den USA und der Schweiz erhielten den Nobelpreis für ihre Entdeckungen des Aufbaus und der physiologischen Wirkungen der Hormone der Nebennierenrinde.    Biografien   Philip Showalter Hench, * Pittsburgh (Pennsylvania)… …   Universal-Lexikon

  • Reichstein — ist der Familienname folgender Personen: Herbert Reichstein, Autor (Numerologie) und Ariosoph Manfred Reichstein (* 1928), deutscher Geologe Tadeus Reichstein (1897–1996), Schweizer Chemiker (Nobelpreis für Medizin 1950) und Botaniker Thomas… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichstein-Synthese — Die Reichstein Synthese ist ein kombiniertes chemisch mikrobiologisches Verfahren zur Herstellung von Ascorbinsäure aus D Glucose, das in mehreren Schritten abläuft. Sie wurde vom Nobelpreisträger Tadeus Reichstein und seinem Kollegen Grüssner… …   Deutsch Wikipedia

  • Reichstein — noun a Swiss chemist born in Poland; studied the hormones of the adrenal cortex • Syn: ↑Tadeus Reichstein • Instance Hypernyms: ↑chemist * * * /ruyk stuyn /; Ger. /rdduykh shtuyn /, n. Tadeus /tah day oos/, born 1897, Swiss chemist, born in… …   Useful english dictionary

  • REICHSTEIN, TADEUS — (1897–1996), Swiss organic chemist, endocrinologist, and 1950 Nobel laureate. Reichstein was born in Wloclawek, Poland, and his family moved to Zurich in 1908. He became professor of organic chemistry at Zurich in 1934 and in 1938 joined Basle… …   Encyclopedia of Judaism

  • Reichstein — Tadeus …   Scientists

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”