Tafil

Tafil
Strukturformel
Allgemeines
Freiname Alprazolam
Andere Namen

8-Chloro-1-methyl-6-phenyl -4H-[1,2,4]-triazolo[4,3-α] [1,4]benzodiazepin

Summenformel C17H13ClN4
CAS-Nummer 28981-97-7
PubChem 2118
ATC-Code

N05BA12

DrugBank DB00404
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Benzodiazepin

Fertigpräparate
  • Alprazolam® (div. Hersteller, D)
  • Alplax®
  • Cassadan® (D)
  • Tafil® (D)
  • Xanax® (CH)
Verschreibungspflichtig: Ja
Eigenschaften
Molare Masse 308,76 g·mol–1
Aggregatzustand

Feststoff

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung [1]

Xn
Gesundheits-
schädlich
R- und S-Sätze R: 22
S: 36
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
LD50

1220 mg·kg−1 (Ratte p.o.) [1]

WGK 3 (stark wassergefährdend) [1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Alprazolam (Handelsname u. a. Tafil®) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Benzodiazepine mit mittlerer Wirkungsdauer, der zur kurzzeitigen Behandlung von Angst- und Panikstörungen eingesetzt wird.

Inhaltsverzeichnis

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Alprazolam hat unter den Benzodiazepinen eine mittlere Halbwertszeit zwischen 12 und 15 Stunden. Alprazolam wirkt beruhigend, entspannend und angstlösend. Es wird zur kurzzeitigen symptomatischen Behandlung von Angst- und Panikstörungen eingesetzt, sofern diese schwerwiegend sind und den Patienten stark belasten. Bei der Behandlung von Angstzuständen mit Depressionen gilt Alprazolam aber nicht als Behandlung erster Wahl.[2] Es ist eine Behandlung innerhalb der ersten Wochen nach Beginn einer Therapie mit SSRI möglich, um deren anfängliche Nebenwirkungen zu bekämpfen. Die Anwendung als Schlafmittel ist zwar häufig, allerdings ist Alprazolam für diese Indikation als Medikament der zweiten Wahl anzusehen.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die Anwendungsdauer sollte so kurz wie möglich sein (Suchtgefahr!). Die Gesamtbehandlungsdauer mit Benzodiazepinen sollte bei der Anwendung als Hypnotikum maximal 4 Wochen betragen. Eine längere Behandlung ist nur bei bestimmten Patienten (zum Beispiel Patienten mit Panikzuständen) indiziert und der Nutzen im Vergleich zu den Risiken weniger klar. Ob eine Weiterführung der Behandlung notwendig ist, sollte in regelmäßigen Abständen überprüft werden.[2]

Die Dosierung richtet sich nach der Schwere der Symptomatik und dem Ansprechen des Patienten. Beim Auftreten von Nebenwirkungen sollte die Dosis reduziert werden. Beim Absetzen von Alprazolam muss die Dosis langsam reduziert werden, um Entzugserscheinungen zu vermeiden.

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

Alprazolam darf nicht angewendet werden bei Patienten, die unter Myasthenia gravis, schwerer Störung der Leber- oder Lungenfunktion oder Schlafapnoe leiden. Alprazolam ist nicht geeignet zur alleinigen Behandlung von Psychosen.

Die Anwendung von Alprazolam bei schweren Depressionen, bei bipolaren Störungen oder endogener Depression wurde bislang nicht untersucht.[2]

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Da Alprazolam in der Leber verstoffwechselt wird, unter anderem durch das Cytochrom P450, kann es zu vielfältigen Interaktionen und gegenseitiger Wirkungsbeeinflussung mit anderen Medikamenten kommen. Insbesondere wird die gleichzeitige Behandlung mit Antimykotika wie Ketoconazol oder Itraconazol nicht empfohlen.

Eine Beeinträchtigung der Wirkung der Antibabypille ist möglich.[3]

Andere im Gehirn wirksame Arzneistoffe wie Neuroleptika, Antihistaminika und Antidepressiva können in ihrer Wirkung verstärkt werden, bzw. ihrerseits die Wirkung von Alprazolam verstärken. Alkohol verstärkt ebenfalls die Wirkung von Alprazolam. Dies hat Auswirkungungen auf die Verkehrstüchtigkeit.

Alprazolam soll zusammen mit Fluoxetin, Dextropropoxyphen, Diltiazem oder Makrolid-Antibiotika wie Erythromycin, Clarithromycin oder Troleandomycin mit Vorsicht angewendet werden.[2]

Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit

Für die Anwendung in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Daten zur Sicherheit für den Fötus vor, Alprazolam kann jedoch über die Plazenta in den kindlichen Blutkreislauf übertreten. Des Weiteren existieren Hinweise auf eine mögliche Schädigung des ungeborenen Lebens, insbesondere im letzten Trimenon der Schwangerschaft. Das Medikament sollte daher nur unter strenger Indikationsstellung verwendet werden. In den USA fällt Alprazolam unter die Kategorie PRC D.

In der Stillzeit darf Alprazolam nicht angewendet werden, da es über die Muttermilch auf den Säugling übertragen werden kann und schwere Nebenwirkungen und körperliche Abhängigkeit auslösen kann.

Anwendung bei Kindern und Jugendlichen

Die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Alprazolam bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurde nicht untersucht.[2]

Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)

Alprazolam beeinflusst die Wachheit und kann daher zu Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, einem herabgesetzten Reaktionsvermögen (keine Teilnahme am Straßenverkehr!), Sinnestäuschungen und gedämpften Emotionen führen. Des Weiteren kann eine anterograde Amnesie auftreten. Bei Patienten mit Depressionen kann die depressive Symptomatik verstärkt werden.

Es können in seltenen Fällen paradoxe Reaktionen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Verwirrtheit, Halluzinationen, Stimulation oder andere unerwünschte Verhaltensreaktionen, wie Reizbarkeit, Agitation, Wutausbrüche, aggressives und feindseliges Verhalten, auftreten. Bei vielen Berichten über solche Verhaltensstörungen erhielten die Patienten gleichzeitig andere ZNS-wirksame Substanzen und/oder hatten zugrundeliegende psychiatrische Erkrankungen. In einzelnen Berichten mit kleinen Patientenzahlen wird vermutet, dass ein gewisses Risiko für solche Nebenwirkungen bei Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen, einer Vorgeschichte von gewalttätigem oder aggressivem Verhalten, oder Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch besteht.[2]

Während des Absetzens der Therapie mit Alprazolam traten bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung Reizbarkeit, Feindseligkeit und Zwangsgedanken auf.[2]

Durch die Wirkungen auf das vegetative Nervensystem kann es unter anderem zu Appetitstörungen, Harnverhaltung oder unfreiwilligem Harnabgang (Harninkontinenz) kommen.

Wirkung auf die Fahrtüchtigkeit und auf das Bedienen von Maschinen

Es wird Patienten, die Alprazolam einnehmen, nicht empfohlen, Auto zu fahren, komplexe Maschinen zu bedienen oder andere potenziell gefährliche Tätigkeiten auszuführen, solange nicht bekannt ist, ob die Fähigkeit zur Ausübung solcher Tätigkeiten beeinträchtigt wird.[2]

Abhängigkeit und Toleranzentwicklung

Mit der Dauer der Einnahme von Alprazolam über mehrere Wochen kann es durch eine Toleranzentwicklung zum Nachlassen der Wirkung kommen.

Wie alle Benzodiazepine kann auch Alprazolam schon nach kurzer Einnahmedauer zu einer seelischen und körperlichen Abhängigkeit führen. Das Risiko für eine Sucht steigt mit der Höhe der Dosierung und der Länge der Medikamenteneinnahme. Patienten mit bekannten Tablettenabhängigkeit, Drogen- oder Alkoholsucht in der Vorgeschichte haben ein erhöhtes Risiko der Suchtentwicklung. Alprazolam besitzt jedoch im Gegensatz zu Lorazepam zumindest einen wirksamen Metaboliten, wodurch der Benutzer die Beendigung der Wirkdauer des Wirkstoffes als weniger unangenehm empfindet und damit die Koppelung zwischen Medikament und Patient weniger stark ausgeprägt ist. Dies führt zu einer geringeren Wahrscheinlichkeit von psychischer Abhängigkeit. (vgl. Lorazepam)

Wenn es zu einer körperlichen Suchtentwicklung gekommen ist, können beim Absetzen der Medikation schwere Entzugserscheinungen wie Schmerzen, Angstzustände bis hin zu Halluzinationen und epileptischen Anfällen auftreten.

Pharmakologische Eigenschaften

Wirkungsmechanismus (Pharmakodynamik)

Alprazolam bindet im Gehirn an Benzodiazepinrezeptoren, die ihrerseits GABA-Rezeptoren beeinflussen, und erhöht die inhibitorischen Effekte des Neurotransmitters GABA.

Pharmakokinetik der Retard-Tablette

Die verzögerte Wirkstofffreisetzung der Retard-Tablette beeinflusst die Distribution, den Metabolismus und die Elimination von Alprazolam nicht. Die Serumspitzenkonzentrationen werden fünf bis elf Stunden nach der Gabe einer Retard-Tablette erreicht.

Toxikologie

Eine Überdosierung von Alprazolam führt zu einer allgemeinen zentralnervösen Dämpfung, die von Benommenheit bis hin zum Koma reichen kann. Durch die alleinige Einnahme von Alprazolam besteht im allgemeinen keine Lebensgefahr, es sei denn in Kombination mit anderen zentral wirksamen Substanzen oder Alkohol; hierdurch kann es zum Atemstillstand kommen und eine Unterstützung der Vitalfunktionen nötig werden.

Zur Entgiftung kann bei bewusstseinsklaren Patienten Erbrechen herbeigeführt werden bzw. nach Intubation eine Magenspülung und Behandlung mit Aktivkohle durchgeführt werden. Die Behandlung mit Flumazenil als Antidot kann in Erwägung gezogen werden. Eine forcierte Diurese oder Dialysebehandlung sind dagegen wirkungslos.

Sonstige Informationen

Chemische Informationen

Alprazolam ist ein Triazolobenzodiazepin, also ein Benzodiazepin mit einem Triazol-Ring. Der chemische Name lautet 8-Chloro-1-methyl-6-phenyl-4H-[1,2,4]-triazolo[4,3-α][1,4]benzodiazepin.

Alprazolam ist ein weißes, kristallines Pulver. Es ist praktisch unlösbar in Wasser, aber gut löslich in Alkohol.

Geschichtliches

Alprazolam wurde durch die Firma Upjohn (später von Pfizer übernommen) entwickelt und 1984 unter dem Namen Tafil auf den deutschen Markt gebracht[4]. Sein Patentschutz endete im Jahre 1993.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c Datenblatt für Alprazolam – Sigma-Aldrich 30. April 2008
  2. a b c d e f g h Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Xanax, Stand: Dezember 2004
  3. Anke Rohde, Christof Schaefer: Schwangerschaft, Stillzeit und psychische Störungen Stand: 21.4.2008
  4. espsy.de: Psychopharmaka (Zeittafel) Stand: 21.4.2008

Literatur

  • Rote Liste® Service GmbH (Herausgeber): ROTE LISTE® 2006, Umfang: 2208 Seiten, ISBN 3-939192-00-7
  • Andreas Ruß, Stefan Endres (Herausgeber): Arzneimittel Pocket Plus, Böhm Bruckmeier Verlag (2006), 2. Auflage, ISBN 3-89862-256-8

Weblinks

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