- Taxila
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Taxila (griechische Form des Namens; eigentlich Sanskrit, तक्षशिला, f. Takṣaśilā, Takshashila; wörtl: „Hügel des Taksha“, Pali: Takkasilā) war die historische Hauptstadt des Reiches Gandhara, das sich über die östlichen Gebiete des heutigen Afghanistan und den Nordwesten Pakistans erstreckte. Taxila erlebte seine Blütezeit vom fünften vorchristlichen bis zum fünften Jahrhundert unserer Zeit. Am Schnittpunkt dreier wichtiger Handelsstraßen gelegen, war der Ort von erheblicher wirtschaftlicher und strategischer Bedeutung. Die Überreste der Stadt, ein reichhaltiger Fundort für archäologische Forschungen, liegen etwa 35 km nordwestlich von Islamabad in der pakistanischen Provinz Punjab nahe der Grenze zur Nordwestprovinz und an der sogenannten Grand Trunk Road. Seit 1980 werden die archäologischen Stätten des früheren Taxila von der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Im indischen Epos Ramayana wird erzählt, dass die Gründung Taxilas auf Bharata, den Bruder Ramas, zurückgeht. Auch im zweiten großen Epos Indiens, dem Mahabharata, und in den Jatakas („Geburtsgeschichten“ Buddhas, die von seinen früheren Inkarnationen erzählen) wird die Stadt genannt. Takshashila, der eigentliche Name der Stadt, leitet sich demgemäß von Taksha, dem ältesten Sohn Bharatas und ersten Herrscher, her und bedeutet „Hügel des Taksha“. Die heute gebräuchliche Form als Taxila entstammt der späteren griechischen Geschichtsschreibung.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. war Taxila die Hauptstadt des Reiches Gandhara, seit der Eroberung durch den Achämeniden Darius I. im Jahr 516 v. Chr. die östlichste Satrapie des Perserreiches. Schon zu jener Zeit bestanden offenbar Handelsbeziehungen zu China, denn in der Sprache der Achämeniden gab es bereits ein Wort für Seide. Diese Handelswege sollten sich in späteren Jahrhunderten zu einem Netz von Routen entwickeln die als „Seidenstraße“ bekannt wurden, mit denen Taxila über den Kunjirap Pass verbunden war. Neben Waren aus dem westlich gelegenen Perserreich und dem Mittelmeerraum, aus China im Osten und Indien im Süden trafen hier auch Philosophien, Religionen und Wissenschaften aus diesen bedeutenden Kulturräumen aufeinander, wodurch die Stadt bald zu einem Zentrum der Lehre und des Austauschs wurde und eine große Universität entstand. Panini, ein indischer Gelehrter (5./4. Jh. v. Chr.), schrieb an der Universität von Taxila das „Ashtadhyayi“, die für lange Zeit bedeutendste Zusammenfassung der Grammatik des Sanskrit. Kautilya (4./3. Jh. v. Chr.) verfasste hier das „Arthashastra“ („Die Lehre vom materiellen Gewinn“).
Im 4. Jahrhundert v. Chr. wurden die Länder der Perser von Alexander dem Großen erobert. 326 v. Chr. erreichte er Taxila, nahm die Stadt kampflos ein, da sich der dort herrschende Fürst Taxiles der Übermacht ergab, und stationierte dort eine Garnison von Makedoniern. Zwar endete die Herrschaft der Griechen schon 317 v. Chr., doch der hellenistische Einfluss blieb vor allem in der Kunst noch lange danach erhalten.
Um 321 v. Chr. hatte der indische Maurya-König Chandragupta das erste indische Großreich, das weite Teile des indischen Subkontinents umfasste, begründet. Das Reich erfuhr seine größte Ausdehnung während der Regentschaft seines Enkels Ashoka, der selbst, bevor er zum Kaiser wurde, Statthalter seines Vaters in Taxila war. 272 v. Chr. wurde Ashoka zum Herrscher des Großreiches und konvertierte nach einer Reihe blutiger Kriegszüge und Schlachten zum Buddhismus. In der Folge wurde er zu einem großen Förderer der Lehre des Buddha, dem Dharma, und ließ neben Edikt-Säulen auch tausende Stupas errichten. Auch in Taxila, das damals bereits seit längerem ein bedeutendes Zentrum des Buddhismus war, das Lernbegierige aus der gesamten buddhistischen Welt anzog, entstand zu jener Zeit der „Dharmarajika-Stupa“ (auch Chir Tope), der damit der vermutlich älteste Stupa im heutigen Pakistan ist. Die ursprüngliche Konstruktion dieses zentralen Sakralbaus der Stadt hatte einen Durchmesser von 50 Metern, war halbkugelförmig und ähnelte wohl dem bekannteren Stupa von Sanchi. Das Bauwerk wurde bei einem Erdbeben im Jahr 30 weitgehend zerstört und danach in noch größerer Form wieder aufgebaut.
Nach Ashokas Tod setzte bald der Zerfall des Reiches ein und 185 v. Chr. wurde Gandhara schließlich von den baktrischen Griechen erobert. Mit Sirkap gründeten sie eine eigene griechische Stadt in unmittelbarer Nähe Taxilas und herrschten dort bis etwa 90 v. Chr.. Danach wechselte die Herrschaft in schneller Folge zu den Saken (ein Stamm der Skythen, etwa 90 v. Chr.) und danach den persischen Parthern (etwa 19 n. Chr.). Deren König Gondophares soll der Überlieferung gemäß den Apostel Thomas und Apollonius von Tyana an seinem Hof zu Gast gehabt haben.
Wenig später, um das Jahr 78, wurden die Parther ihrerseits von den Kuschanen, einem Zweig der Yüe-tschi, besiegt. Vima Kadphises, der zweite König von Kuschan, gründete die dritte Stadt auf dem Gebiet Taxilas, Sirsukh. Unter den Kuschanen erlebte der Buddhismus eine erneute Blüte in der Region, insbesondere gefördert von König Kanishka. Dessen Leibarzt Charaka gilt als Verfasser des „Charaka Samhita“, des ältesten und bedeutendsten klassischen Werkes zur indischen Heilkunst, dem Ayurveda. Auch Nagarjuna, der bedeutende buddhistische Gelehrte und Begründer der Shûnyavâda-Schule des Mahâyâna-Buddhismus, lehrte in jener Zeit in Taxila. Während der Regentschaft Kanishkas wurde auch die Dharmarajika-Stupa ein weiteres mal ausgebaut. Die heute noch sichtbaren Überreste dieses bedeutendsten religiösen Bauwerks Taxilas gehen auf diese Zeit zurück. Im 1. Jahrhundert entstanden in Gandhara, gleichzeitig mit der zentralindischen Region Mathura, die ältesten Bildnisse des Buddha in menschlicher Gestalt, nachdem er zuvor nur durch Symbole repräsentiert worden war. Deutlich waren in diesen Darstellungen die, seit den Eroberungen Alexander des Großen verbreiteten, hellenistischen und auch provinzialrömischen Einflüsse zu erkennen („Graeco-Buddhismus“). Ausgehend von Gandhara wurde dieser Stil prägend für die buddhistische Kunst nicht nur dieser Region, sondern auch der Ländern entlang der Seidenstraße; von Zentralasien über China und die Mongolei bis Korea und Japan.
Münzfunde weisen darauf hin, dass Taxila im 4. Jahrhundert von den Sassaniden eingenommen wurde. Ein letzter Bericht über die Stadt und insbesondere deren buddhistische Kultur stammt von dem chinesischen Pilgermönch Fa-Xian, der sie im Jahr 403 besuchte. Um das Jahr 455 wurde die Region schließlich von den Hephthaliten („Weiße Hunnen“) erobert. Sie zerstörten die Stadt und auch die buddhistischen Klöster des Umlandes und beendeten damit die rund 1000 Jahre währende Geschichte Taxilas. Der chinesische Pilgermönch Xuanzang, von dem neben anderem ein Bericht über die ebenfalls in Gandhara errichteten Buddha-Statuen von Bamiyan stammt, besuchte das frühere Taxila im 7. Jahrhundert und beschrieb es als Ruinenstadt.
Die Stadtanlage(n)
Das Ruinenfeld von Taxila besteht eigentlich aus drei oder sogar vier Stadtanlagen. Im Westen liegt die älteste Stadt (heute als Bhir Mound bezeichnet). In ihr ist bisher nur wenig gegraben worden, doch zeigen die untersuchten Reste, dass es sich um eine ungeplante Stadtanlage mit kleinen Häusern und engen Gassen handelte. Hier residierte Ashoka als Statthalter.
In griechischer Zeit, vielleicht unter seleukidischer oder baktrischer Herrschaft wurde westlich davon eine zweite Stadt (Sirkap) errichtet. Sie zeigt einen regelmäßigen, schachbrettartigen Stadtplan, wie er typisch für hellenistische Städte ist. In der Mitte der Stadt befindet sich die breite Hauptstraße, von der kleinere Seitenstraßen abgingen. An der Hauptstraße befanden sich Läden, meist aus nur einem Raum bestehend. Dahinter lagen die größeren Wohnbauten. Es fanden sich Stupas, Tempel und ein Palast. Der Palast ist nicht sehr groß und zeichnet sich durch die Kleinteiligkeit der Räume aus. Im Plan steht er Palastbauten aus Mesopotamien nahe. Im fünften Block findet sich die Pagode mit dem doppelköpfigen Adler. Ihre Basis ist durch Nischen dekoriert, die durch Säulen begrenzt werden. Dazwischen finden sich kleinere Portale, die von Tieren gekrönt werden, darunter eben auch ein doppelköpfigen Adler. Neben dieser Pagode stand ein größeres Haus, in dem eventuell Besucher oder Mönche untergebracht waren. Hier fand sich eine aramäische Inschrift, die Asoka erwähnt, aber wahrscheinlich älter als die Pagode ist. Im siebenten Häuserblock und ihn ganz einnehmend stand der sogenannte Apsis-Tempel.
Die Stadt der Kushana (Sirsukh) ist nordwestlich errichtet worden. Sie ist bisher kaum erforscht. Ca. 1,5 km davon entfernt befindet sich schließlich eine etwa zeitgleiche Stadtanlage. Diese einzelnen Städte, oder Stadtteile scheinen meist auch gleichzeitig, und nicht nur nacheinander, bewohnt gewesen zu sein. Zwischen diesen ummauerten Stadtanlagen standen verschiedene Tempel und Klöster.
Archäologie
Wiederentdeckt wurden die Ruinen von Taxila Mitte des 19. Jahrhunderts von dem britischen Archäologen Alexander Cunningham. Sein Landsmann Sir John Marshall nahm ab 1913 über einen Zeitraum von zwanzig Jahren erste detaillierte Ausgrabungen vor.
Literatur
- Sir John Marshall: A Guide to Taxila. Department of Archaeology in Pakistan, Sani Communications, Karachi, 1960
- Martin Brandtner: Taxila. Geschichte und Deutungen einer Stadt am indischen Ausläufer der Seidenstraßen. In: Ulrich Hübner u.a. (Hrsg.): Die Seidenstraße. Handel und Kulturaustausch in einem eurasiatischen Wegenetz, Asien und Afrika 3, Hamburg 2005, S. 35-63, ISBN 3-930826-63-1
Weblinks
Commons: Taxila – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Fotos aus Taxila
- Taxila aus Livius.org mit Karte der Region (engl.)
- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
Buddhistische Ruinen von Takht-i-Bahi | Festung und Shalimar-Gärten in Lahore | Festung Rohtas | Ruinenstadt Mohenjo-Daro | Ruinenstadt Sehri-Bahlol | Ruinenstadt Taxila | Ruinen und Totenstadt Thatta
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