- Teuchel (Wasserleitung)
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Der Teuchel oder Deichel (auch Deuchel oder Tüchel (Schweiz)) ist eine aufgebohrte Holzröhre aus einem Baumstamm, wie sie zur Verlegung von Wasserrohrleitungen in vorindustrieller Zeit besonders in wald- und wasserreichen Gegenden Mitteleuropas allgemein üblich war. Ernst Ochs, Herausgeber des Badischen Wörterbuchs, führt den Begriff auf das lateinische Wort ductile zurück.[1] In Sachsen wird sie auch als Röhrfahrt bezeichnet.
Die Herstellung einer solchen Holzröhre verlangte von den Handwerkern großes Geschick, weshalb Deichelbohrer oder auch Röhrmeister ein anerkannter Beruf war. Nach diesem Beruf, der wegen des Holzbedarfs in der Nähe großer Waldgebiete ausgeübt wurde, sind z. B. das "Bohrertal" und der "Bohrerbach" am Schauinsland in Horben bei Freiburg im Breisgau benannt.
In vorindustrieller Zeit war es noch nicht möglich, mehr als zwei Meter lange Eisenstangen mit durchlaufendem Bohrgewinde herzustellen. Bei modernen Bohrmaschinen sorgen das durchgehende Gewinde und die Drehgeschwindigkeit dafür, dass die Bohrspäne automatisch aus dem Loch nach außen gedrückt werden. Ein kurzes Bohrgewinde für eine tiefe Bohrung bedeutete, dass der Bohrvorgang jeweils nach wenigen Umdrehungen unterbrochen werden musste, um den Bohrer hinter den sich stauenden Spänen wieder herauszuziehen. Der Bohrer wurde exakt waagrecht geführt und der Baumstamm dabei auf einem Holzwägelchen über hölzerne Schienen bewegt.
Vor dem Aufbohren wurden die im Saft geschlagenen Holzstämme, in der Regel Nadelhölzer, mit ihrem geraden Schaft in Teichen und Weihern (Deichelweihern) gelagert. Davon zeugen noch viele Bezeichnungen kleinerer Gewässer, wie der Teuchelweiher in Winterthur oder der Deicheleweiher in Freiburg im Breisgau. So konnten frische Stämme luftdicht und unabhängig von Feuchtigkeitsschwankungen bis zum Bedarf „auf Lager” gehalten werden.
Um eine Holzröhre von drei bis vier Metern Länge herzustellen, musste der Holzstamm von beiden Seiten aufgebohrt werden, was eine besondere Präzision verlangte. Trotzdem kam es immer wieder vor, dass etwa auf Grund von Verwachsungen, beide Bohrungen nicht genau aufeinandertrafen, sondern sich nur seitlich berührten. Zur Prüfung der Funktionsfähigkeit wurde eine sogenannte Deichelmaus verwendet. Es handelte sich dabei vermutlich um ein Gerät mit mausartigem Kopfteil und einem dünnen Stiel, der länger war als der verwendete Bohrer.
Die hohlen Baumstämme wurden anschließend mit beiderseits in das Stirnholz eingeschlagenen Metallringen (so genannten Deichelringen) verbunden und bei Undichtheit nachträglich mit Pech oder Asphalt abgedichtet. Nötigenfalls wurden Rohre oder Rohrverbindungen zusätzlich mit außen angebrachten Eisenringen abgedichtet. Die fertigen Rohrstücke für den Rohraustausch wurden zur Vermeidung von Trockenrissen ebenfalls unter Wasser in den Deichelweihern gelagert.
Verwendet wurden Deicheln nicht nur als Trinkwasserleitungen, sondern unter anderem auch zum Bau der Bad Reichenhaller Soleleitungen. In manchen abgelegenen Waldgebieten Deutschlands wurden Deichelleitungen bis zum Ende des 20. Jahrhunderts betrieben. Sogar in Städten waren nach dem Zweiten Weltkrieg derartige Holzrohre vereinzelt noch in Gebrauch. In der Stadt Salzburg etwa war die letzte hölzerne Deichelleitung, die historische Sternweiherbrunnenleitung, noch bis 1976 in Betrieb. Selbiges gilt für die Wasserleitung, die dem Freudenstädter Teuchelwald seinen Namen gab. Sie war 1952 auch noch in Betrieb.[1]
Einzelnachweise
- ↑ a b Gerhard Endriss: Die künstliche Bewässerung des Schwarzwaldes und der angrenzenden Gebiete. In: Berichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau. Band 42, Heft 1, 1952, S. 103
Siehe auch
Weblinks
Commons: Teucheln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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