Theodor Brugsch

Theodor Brugsch
Theodor Brugsch auf einer DDR-Briefmarke
Grab von Theodor Brugsch auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.

Theodor Brugsch (* 11. Oktober 1878 in Graz; † 11. Juli 1963 in Berlin) war ein deutscher Mediziner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Theodor Brugsch, Sohn des Ägyptologen Heinrich Brugsch,[1] studierte nach dem Besuch des Köllnischen Gymnasiums von 1898 bis 1902 Medizin in Berlin. 1903 bis 1905 arbeitete er am Krankenhaus Hamburg-Altona und anschließend von 1906 bis 1909 an der Berliner Charité, dort 1909 Habilitation. Gegen Ende des 1. Weltkrieges war er Stabsarzt eines Kriegslazaretts in Rumänien, nach dem 1. Weltkrieg wieder an der Charité. Von 1927 bis 1935 war er Ordinarius an der Medizinischen Universitätsklinik Halle.

"Gegen die damaligen Zuständen in Halle war ich überempfindlich geworden, nachdem ich den Eindruck gewonnen hatte, daß nicht nur eine ganze Stadt den Nacken beugte, sondern auch die Professoren sich willig und widerspruchslos dem Nazismus fügten, dessen Prinzipien mir unfassbar erschienen."

Wegen seiner „jüdischen“ Ehefrau wurde er von den nationalsozialistischen Machthabern 1935 als Hochschullehrer entpflichtet. Obwohl er sich scheiden ließ, verschiedenen NS-Organisationen beitrat, wie dem NS-Kraftfahrkorps, der NSV und förderndes Mitglied der SS wurde, erhielt er keine neue Berufung auf einen Lehrstuhl.[1] Daraufhin praktizierte er in einer Privatpraxis in Berlin.

Von 1945 bis 1957 arbeitete Theodor Brugsch als Ordinarius für Innere Medizin an der Ost-Berliner Charité. 1945 bis 1946 war er auch Hauptabteilungsleiter der Deutschen Verwaltung für Volksbildung. 1953 wurde er in der DDR zum Hervorragenden Wissenschaftler des Volkes ernannt, 1954 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden und 1956 den Nationalpreis der DDR.[1]

1957 erfolgte seine Emeritierung. Anschließend war er Vizepräsident des Kulturbunds der DDR. Er starb 1963 in Berlin.

Nebenberufliche Tätigkeiten

  • 1946 Mitbegründer des Clubs der Kulturschaffenden in Berlin
  • 1947 Gründer und Präsident der Sozialhilfe Groß-Berlin
  • 1949-1954 Abgeordneter der Volkskammer
  • 1963 Ehrenpräsident des Kulturbunds der DDR

Auszeichnungen

  • 1954 Goethepreis
  • 1956 Nationalpreis der DDR
  • 1958 Vaterländischer Verdienstorden

Literatur

  • 1957: "Arzt seit fünf Jahrzehnten" (Rütten & Loening, Berlin)
  • Deutscher Wirtschaftsverlag, AG (Hg.): Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Band 1, Berlin, 1931

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 78.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Theodor Brugsch — (October 11, 1878 – 1963) was a German internist who was born in Graz. He attained professor extraordinary in 1910, and practiced medicine at the Charité Hospital in Berlin prior to, and after World War I. From 1927 1935 he was a professor at the …   Wikipedia

  • Brugsch — ist der Nachname folgender Personen: Emil Brugsch (genannt Emil Brugsch Bey, 1842–1930), deutscher Ägyptologe Heinrich Brugsch (genannt Heinrich Brugsch Pascha, 1827–1894), deutscher Ägyptologe Mohammed ibn Brugsch (1860–1929), deutscher Arabist… …   Deutsch Wikipedia

  • Brugsch — Brụgsch,   1) Heinrich Karl, Ägyptologe, * Berlin 18. 2. 1827, ✝ ebenda 9. 9. 1894, Vater von 2); Professor in Berlin, Göttingen und Kairo, 1870 vom Khediven zum Bei, 1881 zum Pascha ernannt; bedeutende Beiträge zur Ägyptologie, besonders zum… …   Universal-Lexikon

  • Heinrich Brugsch — Fotografie von Heinrich Brugsch kurz vor seinem Tode Heinrich Ferdinand Karl Brugsch (* 18. Februar 1827 in Berlin; † 9. September 1894 in Charlottenburg; auch Heinrich Brugsch Pascha genannt) war ein deutscher Ägyptologe. Inhaltsverze …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bru–Brz — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste berühmter Begräbnisstätten — Inhaltsverzeichnis 1 Ägypten 2 Argentinien 3 Australien 4 Belgien 5 Brasilien 6 Chile 7 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste berühmter Friedhöfe — Inhaltsverzeichnis 1 Ägypten 2 Argentinien 3 Australien 4 Belgien 5 Brasilien 6 Chile 7 …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung — Die Deutsche Verwaltung für Volksbildung (DVV) war seit 1945 eine Zentralbehörde in der SBZ und zuständig für das Bildungswesen in der SBZ. Sie ging 1949 im Ministerium für Volksbildung der DDR auf. Sitz war die Wilhelmstraße 68 in Berlin.… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Anton Kraus — Friedrich Kraus (* 31. Mai 1858 in Bodenbach/Böhmen; † 1. März 1936 in Berlin) war ein österreichischer Arzt, Internist und Pathologe. Biographische Daten Kraus studierte an der Deutschen Universität Prag, promovierte 1882 und trat in die dortige …   Deutsch Wikipedia

  • Köllnisches Gymnasium — Das Schulgebäude der Musikschule Mitte, ehemals Köllnisches Gymnasium Das Köllnische Gymnasium war das erste Berliner Realgymnasium. Das Gebäude der Schule wurde 1868 in der Berliner Vorstadt Neukölln am Wasser Insel /Ecke Wallstraße nach Plänen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”