Till Behrens

Till Behrens

Till Behrens (* 2. Oktober 1931 in Berlin-Wannsee) ist ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Industriedesigner. Er ist der Sohn des Ingenieurs und Erfinders Josef Behrens und Enkel des Architekten Peter Behrens.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Till Behrens plante und errichtete Industrie-, Verwaltungs-, Wohn-und Sakralbauten. Dem sozialen Wohnungsbau setzte Behrens ein Maisonette-Bausystem für flexibles Wohnen gegenüber, bei dem sich je nach Bedarf Wohnungen in allen für die jeweiligen Lebensabschnitte nötigen Größen herausschneiden lassen, die ein Nebeneinander- oder Zusammenleben verschiedener Generationen einer Familie ermöglichen sollen. Die Wohnungen können geteilt, erweitert, verändert und später nach Bedarf wieder anders zusammengesetzt werden, ohne dass dabei Erschließungen durch Wohnräume erfolgen müssen (wie z. B. bei Le Corbusiers Grundrissen für die Unité d'Habitation).

Bekannt wurde Till Behrens durch seine ökologischen Skelettbauten aus Holz mit integrierter Verglasung. Seine zu einem inneren Freiraum geöffnete, die Natur in den Innenraum einbeziehende Kirche mit Gemeindezentrum in Villa General Belgrano bei Cordoba in Argentinien dient als Beispiel.

Stadt- und Landschaftsplanung

Behrens erkannte in den 1960er Jahren, dass die Fehler im Nachkriegs-Wiederaufbau der Städte behoben werden müssten. Daraus resultierend entwickelte er eine Zuordnung von urbaner Bebauung zu Freiraum, in der dieser als Katalysator fungiert. Seine Konzeption eines postindustriellen Kulturraums übertrug er mit Hilfe von Frankfurter Bürgern, die sich gegen Bauvorhaben der Stadt wehrten, auf seine Stadtentwicklungskonzeption “Grüngürtel mit Mainquerspange, Museumsufer, Randbebauungen und Verkehrsbündelungen”. Die Museumsufer-Konzeption von 1980 der Stadt Frankfurt am Main hält Behrens für ein Plagiat seiner Ideen. Goswin schrieb damals dazu in der Bauwelt 29/1982: “Till Behrens denkt laut und öffentlich nach und wenn der Magistrat seine Gedanken für die eigenen hält macht Speerplan einen Bombenentwurf daraus”. Auch die Grüngürtelkonzeption der Stadt von 1989 wertet er als Plagiat an seiner Grüngürtelkonzeption. Die FH Wiesbaden publizierte eine Stellungnahme zu diesem Streitfall in dem Buch “Eine Innovation wird geplündert” mit Presseberichten und Zeitdokumenten. 1991 zeichnete die hessische Landesregierung Behrens' Konzeption als “Rahmengebendes Gesamtkonzept und überzeugende Synthese zwischen den Belangen Wohnen, Verkehr, Erholung/Freizeit, Schutz von Natur und Landschaft” aus.

Till Behrens legt seinem Konzept einer „Wiederbewohnbarmachung der Stadt“ Gutachten der “Lufthygienisch-meteorologischen Modelluntersuchungen in der Region Untermain” zu Grunde. Sie wurden im Auftrag der NATO außer für Ankara und St. Louis auch für die Rhein-Main-Region durchgeführt.

Stadtplanungstheorie

Behrens will Frankfurt wieder einen hohen klimatischen Wohnwert verleihen. Sein Ziel ist es, Wohnsitutationen zu schaffen, die denen des Umlandes nicht nur vergleichbar, sondern durch bessere kommunale Verkehrsanbindungen seiner Meinung nach überlegen sind. Er will den Pendelverkehr und die zunehmende Segregation beenden. Nach seiner Theorie soll die Rückkehr und Neuansiedlung gut ausgebildeter und gut verdienender Bürger den Einkommensabfluss aus Frankfurt beenden und den Steuer-Etat der hoch verschuldeten Stadt wieder stabilisieren. Zu Till Behrens' wiederbewohnbarer Stadt gehört sein Vorschlag „Bündelung der verlegbaren Abflugrouten mit den nicht verlegbaren Autobahnlärmbändern“. Diese Konzeption reduziere zwei Lärmbänder zu einem und verlagere dieses dorthin, wo Lebensraum ohnehin unbewohnbar ist, auf die Autobahn.

Eine im Februar 2009 vom Büro AS + P vorgestellte Bestandsaufnahme “Frankfurt für alle” wiederholt in weiten Teilen Till Behrens' 40 Jahre alte Vorschläge. Im Gegensatz zu Behrens, der seine Konzeptionen in den 1970er Jahren ehrenamtlich mit Bürgern von unten nach oben erarbeitete, schlug Albert Speer jun. sie von oben nach unten vor und verlangte eine Bürgerbeteiligung.

Industriedesign

Anfang der 1960er Jahre entwickelte Till Behrens die ersten sicher zu bedienenden Sprühkappen für Aerosol-Flaschen. Er entwickelte ferner den Kreuzschwinger, ein Sitz- und Liegemöbel, das ohne Mechanik gleichmäßig nach vorne und hinten schwingen kann und sich jeder Haltungsänderung anpassen. Die Freischwinger der 1920er Jahre konnten nicht schwingen, da sie einseitig starr sind und sich nicht absenken können. Kreuzschwinger dagegen senken sich je nach Belastung nach vorne und hinten ab. Sie wurden vielfach ausgezeichnet, in zahlreiche in- und ausländische Museen aufgenommen und erhielten als erstes Sitzmöbel in der Geschichte den weitreichenden Urheberschutz „Angewandte Kunst" gerichtlich zugesprochen. Der Kreuzschwinger ist auf dem Rücken des Kompendiums 1000 Chairs des Taschen-Verlages abgebildet.

Lehr-, Sachverständigen- und Jurorentätigkeittätigkeit

Till Behrens lehrte an der Universität Stuttgart, der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, der Universität Kassel und der University of Applied Sciences FH Wiesbaden Entwurf, Baukonstruktion, Architekturtheorie, Stadt- und Landschaftsplanung, Produktdesign und Gestaltung. Der hessische Minister des Inneren berief Behrens in den Sachverständigen-Ausschuss der Architektenkammer Hessen, dem er 10 Jahre diente. Seit ungefähr 45 Jahren ist Behrens in den Bereichen Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung und Produktdesign Juror (Fachpreisrichter) in Wettbewerben

Literatur und Quellen

Weblinks


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