Timm Thaler (1979)

Timm Thaler (1979)
Seriendaten
Deutscher Titel Timm Thaler
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Produktionsjahr(e) 1979
Länge 25 Minuten
Episoden 13 in 1 Staffel
Genre Kinder- und Jugendserie
Titellied Timm's Theme
Musik Christian Bruhn
Deutschsprachige
Erstausstrahlung
25. Dezember 1979 auf ZDF
Besetzung

Timm Thaler ist eine deutsche Fernsehserie, die 1979 als erste Weihnachtsserie im ZDF unter der Regie von Sigi Rothemund entstand. Die 13-teilige Serie basiert auf dem Roman Timm Thaler von James Krüss, weicht aber inhaltlich von der Vorlage ab. Das Drehbuch der Serie stammt von Justus Pfaue und Peter M. Thouet, die Musik lieferte Erfolgskomponist Christian Bruhn. Die Serie avancierte mit der Erstausstrahlung 1979 zu einem wahren Straßenfeger[1] und machte Thomas Ohrner, der in der Rolle des Timm Thaler debütierte, zum Kinderstar.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der dreizehnjährige Timm Thaler besitzt ein unwiderstehliches Lachen und ist bei allen beliebt. Der geheimnisvolle Baron de Lefouet (in der Romanvorlage Lefuet, ein Ananym für „Teufel“), ein griesgrämiger Geschäftsmann, der stets eine schwarze Nelke im Knopfloch trägt, versucht zunächst vergeblich, Timm dieses Lachen abzukaufen. Timms Vater ist Fluglehrer und kommt während eines Auftragfluges für den Baron ums Leben. Der Baron hatte bei diesem Absturz seine Finger im Spiel. Dadurch, dass Timm sein Liebstes verloren hat, ist er nun leicht durch den Baron manipulierbar.

Um seiner Stiefmutter finanziell unter die Arme greifen zu können, widersetzt sich Timm nicht länger den Forderungen des Barons und verkauft ihm schließlich sein Lachen. Im Gegenzug sichert der Baron Timm zu, künftig jede Wette zu gewinnen, sei sie noch so absurd und abwegig. Der Pakt hat für beide Seiten Gültigkeit, solange beide Stillschweigen darüber bewahren. Bricht nur ein Partner das Schweigen, so verliert nur er die Rechte aus dem Vertrag. Der Baron und sein Diener Anatol nutzen die neue Gabe ausgiebig und haben erste geschäftliche Erfolge. Timm dagegen wird immer unglücklicher. Er beschließt, sich sein Lachen zurückzuholen. Er versucht allerlei Tricks, um schließlich festzustellen, dass er es nur durch eine Wette zurückerhalten kann.

Abweichungen von der literarischen Vorlage

Die Geschichte wurde inhaltlich so verändert, dass die den Roman als wesentliches Motiv durchziehende Sozial- bzw. Kapitalismuskritik de facto gar nicht mehr vorkommt. Statt dessen wird durch das Ersetzen einiger Protagonisten durch katholische Geistliche der Erzählung ein pseudoreligiöser Anstrich verliehen. Timm hat nach dem Unfalltod seines Vaters keinen ihn triezenden Stiefbruder, sondern nur noch seine Stiefmutter, die anders als im Buch aber nicht negativ gezeichnet, sondern als liebevoll und fürsorglich dargestellt ist. Beruflich hatte sein Vater mit Sportflugzeugen zu tun (Pferderennen stellen für Timms Vater nur ein verlustreiches Hobby dar), folglich lernt Timm den Baron auch nicht auf der Pferderennbahn, sondern auf dem Familienfest des örtlichen Flugplatzes kennen. An Stelle des dämonischen, gleichwohl höflichen und weltgewandten Genuesen Signor Grandizzi tritt nunmehr der finstere Privatsekretär Anatol, der dem Baron praktisch nicht von der Seite weicht, ebenfalls über besondere Fähigkeiten verfügt und somit ebenso erfolgreich als Spitzel und Handlanger des Barons zum Einsatz kommt. Des Weiteren ist Herr Rickert in der Serie nicht Reederei-Direktor, sondern lediglich kleiner Angestellter und erstes Opfer der rabiaten Einkaufspolitik des Barons. Statt Kreschimir nimmt sich die resolute Nonne Schwester Agatha Timms auf dem Schiff an, das hier auch nicht Delphin, sondern Livorno heißt. Unterstützt wird sie dabei von dem etwas einfältigen Schiffskoch Heinrich, der den Part des patenten Steuermanns Jonny im Buch übernimmt. Namentlich unverändert taucht der Ureinwohner des Landes, Selek Bei, auf. Er fungiert in der Verfilmung allerdings nicht wie im Buch als Doppelagent, sondern als ehemaliger Geschäftspartner des Barons, der mit diesem gebrochen hat. Er lebt als einfacher Hirte in den Bergen und steht Timm mit weisen Ratschlägen zur Seite. Weitere Abweichungen vom Original finden sich beispielsweise in dem neu zu vermarktenden Produkt (Wasser statt Margarine), dem Vordringen Agathas bis zum Hauptsitz des Barons (Kreschimir war im Buch nie bis Mesopotamien gelangt), dem Auftreten weiterer Helfershelfer auf beiden Seiten (1. Offizier Voges und der Poststelleninhaber für den Baron sowie der Abbé und der Bischof für Agatha) und insbesondere in der Dauer von Timms Irrfahrt, die von über vier Jahren im Buch auf wenige Wochen oder Monate verkürzt wurde, um nicht mehrere Schauspieler für den älter werdenden Timm einsetzen zu müssen.

Sonstiges

Einer der zentralen Drehorte für die Fernsehserie war Mirador del Río sowie der Jameos del Agua auf der spanischen Insel Lanzarote; ein Aussichtspunkt, gestaltet von dem Künstler César Manrique. Im Film beherbergt der Mirador del Río das Hauptquartier des von Horst Frank gespielten Bösewichts Baron de Lefouet. Die Poolszenen sowie Teile des Gartens wurden im Jameos del Agua gedreht. Zudem erkennt man das Restaurant „La Era” in Yaiza, Jameos del Agua, Arrecife und den Nationalpark Timanfaya.

Der Baron tritt in mehreren Folgen mit einer schwarzen Limousine vom Typ Lincoln Continental Town Car auf, welches in dieser Form mit einem 6,6l bzw. 7,5l V8 Motor zwischen 1977 und 1979 gebaut wurde.

Die Stadtszenen wurden in Hamburg gedreht. So drehte man die Skateboardszene, am Anfang des Filmes, in der Straße Eichholz neben den Landungsbrücken, die Szene mit der Auto-Tombola entstand Mönckebergstraße / Spitalerstraße am Gerhart-Hauptmann-Platz. Die Szene in der U-Bahn bzw. auf dem Bahnsteig wurde in der U- und S-Bahn-Station „Landungsbrücken” am Hamburger Hafen gedreht. Die Szenen am Flugplatz wurden auf dem Flugplatz Hartenholm, 50 km nördlich von Hamburg, gedreht. Timm Thaler besucht im Film das „Christianeum” (am Schul-T-Shirt zu erkennen, das er während des Sportunterrichts trägt), was auch in Wirklichkeit ein bekanntes staatliches Gymnasium in Hamburg ist. Das Treffen der vom Baron gekauften Geschäftsleute in Hamburg wurde in der Lobby des Hotels „Vier Jahreszeiten” (Kaminzimmer) gedreht (seit den Dreharbeiten unverändert). Als Firmenzentrale des Barons in Hamburg wurde das damalige Gebäude der Hamburgischen Elektrizitäts-Werke genutzt, 1970–1971 erbaut mit einer komplett schwarzverglasten Fassade (heute Vattenfall-Firmensitz).

Die finalen Teile spielen im Radisson-SAS-Hotel am Congress-Centrum Hamburg (CCH). Das Hotel-Hochhaus wurde allerdings 1999 komplett umgebaut, so dass seitdem nichts mehr an die Dreharbeiten dort erinnert. Die letzte Szene, bei der Timm Thaler sein Lachen durch eine Wette zurückerhält, wurde an der Wasserkunst vor dem Amtsgericht Hamburg und dem heutigen Brahmsplatz (damals Karl-Muck-Platz) gedreht. Dieser Ort hat sich seit den Dreharbeiten nicht verändert.

Timm Thaler wurde während der Weihnachtszeit erstmals im ZDF bis zum 5. Januar 1980 ausgestrahlt und später mehrfach als Sechsteiler in einstündigen Folgen wiederholt. Mit dieser Serie begann das ZDF die Reihe der erfolgreichen Weihnachtsmehrteiler, die die Adventsvierteiler ablösten. Die Geschichte des Timm Thaler wurde im deutschsprachigen Raum von einem Millionenpublikum verfolgt und später auch in synchronisierter Fassung unter dem Titel The Legend Of Tim Tyler vom britischen BBC ausgestrahlt.[1] Im Jahr 2002 entstand zudem eine auf dem Roman beruhende 26-teilige Animationsserie.

Veröffentlichungen

Zur Serie existiert ein Hörspiel, das auf den Original-Tonspuren des Filmes basiert (jeweils drei LPs bzw. drei MCs). Im Jahre 2003 veröffentlichte die Music und Media GmbH & Co. KG die Serie auf DVD.

Einzelnachweise

  1. a b vgl. Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier in Das Fernsehlexikon, November 2005, ISBN 978-3442301249

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Timm Thaler (Begriffsklärung) — Timm Thaler beschreibt: Timm Thaler, den Roman von James Krüss (1926 1997) Timm Thaler (Zeichentrickserie), eine Zeichentrickserie aus dem Jahre 2002 Timm Thaler (1979), den Realfilm von Timm Thaler von 1979 …   Deutsch Wikipedia

  • Timm Thaler — oder Das verkaufte Lachen ist ein 1962 erschienener Roman des deutschen Autors James Krüss. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1.1 Rahmenhandlung 1.2 Timm Thalers Geschichte 2 Hin …   Deutsch Wikipedia

  • Timm — ist der Familienname folgender Personen: Andreas Timm (* 1974), deutscher Fußballspieler Angelika Timm (geb. Heyn; * 1949), deutsche Historikerin, Nahostwissenschaftlerin und Hochschullehrerin Bruce Timm (* 1961), US amerikanischer Regisseur und… …   Deutsch Wikipedia

  • Tim Thaler — Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen ist ein 1962 erschienener Roman des deutschen Autors James Krüss. Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1.1 Rahmenhandlung 1.2 Timm Thalers Geschichte 2 Hintergrund 3 Verfilmungen …   Deutsch Wikipedia

  • James Kruess — James Jacob Hinrich Krüss (* 31. Mai 1926 auf Helgoland; † 2. August 1997 auf Gran Canaria) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nachwirkung 3 Auszeichn …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Lippert — Gerhart Lippert (* 14. März 1937 in Pietzing am Simssee) ist ein bayerischer Volksschauspieler. Leben Sein Vater war Kunstmaler, seine Mutter Pianistin. Nach einer Ausbildung an der Otto Falckenberg Schule arbeitete der in Tirol nahe Kufstein… …   Deutsch Wikipedia

  • Horst Frank (Schauspieler) — Horst Frank – fotografiert von Stuart Mentiply …   Deutsch Wikipedia

  • Tommi Ohrner — Thomas „Tommi“ Ohrner (* 3. Juni 1965 in München) ist ein deutscher Moderator und Schauspieler. Ohrner ist der Sohn des Wirtschaftsberaters Claus Peter Ohrner und der Schauspielerin Evelin Bey Ohrner. Er hat eine um drei Jahre ältere… …   Deutsch Wikipedia

  • Denes Törzs — Dénes Törzs (* 1934), gesprochen [ deːnɛʃ tœrʒ], ist ein deutscher Schauspieler, Programmsprecher und Moderator slowakisch ungarischer Abstammung. Törzs kam 1944 mit seiner Mutter nach Deutschland. Nach dem Abitur besuchte er die Schauspielschule …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Heinz Mannchen — (né en 1923 à Berlin; mort en 1996 à Madrid) était un scénariste et producteur de cinéma allemand, qui faisait occasionnellement des apparitions dans les films qu il produisait. En raison de son ascendance juive, il fuit l Allemagne nazi très… …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”