- Tolkewitzer Friedhof
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Der zweite Dresdner Johannisfriedhof befindet sich im Stadtteil Tolkewitz in der Wehlener Straße. Mit 24,6 Hektar war er bis zum Anlegen des Heidefriedhofs 1934 der größte Friedhof der Stadt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der alte Johanniskirchhof 1571–1858
Carl Wilhelm Arldt: Der alte Johanniskirchhof vor seiner Säkularisierung 1858Der erste Johannisfriedhof wurde 1571 als Johanniskirchhof der Begräbniskirche St. Johannis eingeweiht, nachdem der älteste Friedhof der Stadt um die Frauenkirche („Frauenkirchhof“) und der Friedhof am Bartholomäus-Hospital zu klein geworden war. Erweiterungen erfolgten 1633 und 1680, als zahlreiche Opfer der Pest ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof fanden. Im Jahr 1721 folgte eine erneute Erweiterung, der Friedhof fasste nun bereits rund 3000 Gräber[1], darunter die Ruhestätten von Johann Melchior Dinglinger, George Bähr, Gottfried Silbermann und Johann Christoph Knöffel. Im Jahr 1854 wurde der Friedhof geschlossen und verfiel in den folgenden Jahrzehnten immer mehr, bis die Stadt 1854 seine Säkularisierung beschloss. Bis 1858 wurde der Friedhof aufgelöst, einige wenige Gräber wurden auf den Trinitatis- und Eliasfriedhof umgesetzt. Die Gebeine George Bährs wurden in die Katakomben der Frauenkirche überführt, wo sie sich noch heute befinden. Die Gebeine des Malers Johann Eleazar Zeissig wurden auf den Friedhof seiner Heimatstadt Großschönau umgebettet und auch die Säule seines Grabes dort aufgestellt. An der Stelle des ersten Johannisfriedhofs und der Johanniskirche, die 1860 abgerissen wurde, befindet sich heute die Lingnerallee.
Der neue Johannisfriedhof 1881
Ein neuer Johannisfriedhof entstand erst rund 15 Jahre später. Im Jahr 1875 erwarb die evangelische Kirche bewaldetes Land im damals eigenständigen Tolkewitz, das eine Neuanlage des Friedhofs ermöglichte und Gemeindemitgliedern der Kreuzkirche und Frauenkirche als Begräbnisstätte diente. Bei seiner Einweihung 1881 war der Johannisfriedhof der größte der Stadt. Seine Anlage orientierte sich an anderen Großstadtfriedhöfen der Zeit, vor allem am 1874 eröffneten Wiener Zentralfriedhof.[2] Die erste Beerdigung fand am 16. Mai 1881 statt.
Paul Wallot schuf für den Friedhof eine monumentale Trauerhalle mit Kuppel im Stil der Neorenaissance, die 1894 errichtet wurde. In den nächsten Jahren folgten mit Pappeln bepflanzte Alleen, im Jahr 1909 errichtete man um den Friedhof eine Mauer aus Sandstein.
Gräber und Gedenkstätten
Auf dem Johannisfriedhof finden sich zahlreiche Gräber berühmter Persönlichkeiten. An den Eingängen informieren Friedhofspläne über die Lage der einzelnen Grabstellen bedeutender Personen. Zudem befinden sich auf dem Johannisfriedhof auch Gedenkstätten, so zum Beispiel ein Gedenkstein für die Opfer des Keglerheim-Überfalls am 25. Januar 1933. Eine zentrale Gedenkstätte erinnert an 176 tschechoslowakische und 95 polnische Widerstandskämpfer. Es fanden 22 Opfer des Kapp-Putsches ihre letzte Ruhestätte auf dem Johannisfriedhof, eine kleines Friedhofsteil ist den 3650 Opfern der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 gewidmet.
Gräber berühmter Persönlichkeiten
- Charlotte Basté, Schauspielerin
- Otto Beutler, ehemaliger Oberbürgermeister von Dresden
- Bernhard Blüher, ehemaliger Oberbürgermeister von Dresden
- Heinrich Epler, Bildhauer
- Hubert Georg Ermisch , Architekt
- Cornelius Gurlitt (Kunsthistoriker) Kunsthistoriker und Denkmalpfleger
- Pantaleon Hebenstreit, Tanzlehrer und Musiker
- Hermann Ilgen, Apotheker und Unternehmer, Sport- und Kunstmäzen
- Hugo Richard Jüngst, Chorleiter und Komponist
- Maximilian von Messmacher, Architekt und Künstler
- Christian Otto Mohr, Ingenieur
- Erich Müller, Chemiker
- Felix Martin Oberländer, Prof. Dr. med. und Begründer der modernen Urologie
- Friedrich Wilhelm Pfotenhauer, ehemaliger Oberbürgermeister von Dresden
- Eva Plaschke-von der Osten, Sängerin
- Karl Emil Scherz, Architekt und Ortschronist
- Rudolf Schilling, Architekt
- August Toepler, Chemiker, Entwickler der Schlierenfotografie
- Karl Woermann, Direktor der Gemäldegalerie
Literatur
- Marion Stein: Friedhöfe in Dresden. Verlag der Kunst, Dresden 2000.
- Christoph Pötzsch: Schicksale auf Dresdens Tolkewitzer Friedhof. Tauchaer Verlag, Taucha 2005.
- Norbert Landsberg: Künstlertouren durch Striesen und Blasewitz: Band 4 – Zwischen Ernemannturm, Seidelpark und Johannesfriedhof. Eigenverlag, Dresden 2005.
Weblinks
- Offizielle Webseite des Johannisfriedhofs
- Dresden und Sachsen, Tolkewitz
- Dresdner Stadtteile, Johannisfriedhof
- www.deutschefotothek.de – Suchbegriff „Johannisfriedhof Dresden“ (Cookies erforderlich)
Einzelnachweise
- ↑ Karl Christian Friedrich Krause (Hrsg.): Beschreibung der königlich-sächsischen Residenzstadt Dresden und der umliegenden Gegend: Für Fremde bearbeitet. Walther, Dresden 1807, S. 129.
- ↑ Stein, S. 121.
51.03664444444413.813288888889Koordinaten: 51° 2′ 11,9″ N, 13° 48′ 47,8″ O
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